Reisender schrieb:
Hallo Condemn, nun, dazu gehört wirklich ein sehr starker Glaube.
Du mußt dann auch daran glauben, daß die Opfer von Hiroshima sich dieses Sterben aus freiem Willen gewählt haben. Du mußt dann auch daran glauben, daß der Versuch, eine Gesellschaft mit höherer Menschlichkeit zu schaffen, völlig sinnlos ist, weil wir ja auf einer höheren Ebene unser Leid selbst wollen.
Auch das ist ein Denken, das in den Nihilismus führen kann.
Aus meiner Sicht ist solch ein Glaube ziemlich problematisch, weil er postuliert, wir können hier, im irdischen Jammertal, nicht das geringste tun.
Das scheint nur so. In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Zumindest meiner Meinung nach. Es geht darum zu erkennen warum geschieht was geschieht... Die Bombe von Hiroshima. Warum fiel sie? Gerade weil dieses Thema, wo ich ja sage: Jeder erschafft seine eigene Realität so persönlich ist, ist es schwer in Bereichen zu denken, die ganze Kulturen betreffen.
Aber schauen wir uns mal beide Seiten an:
Ein Japaner von vielen lebt sein Leben und ist an dem Tag des Bomenabwurfs in der Stadt Hiroshima. Eine Frage die es wert wäre zu stellen, die aber umso seltener im Westen gestellt wird ist: Wollte er diese Existenz als Mensch?
Man weiß es erst einmal nicht, aber man hat da ja 2 Möglichkeiten.
1. Ja, er entschloss sich, als vielleicht formloses Bewusstsein, zu einer menschlichen Existenz. Entschloss sich die ersten Jahre sowie alles "vor" seinem menschlichen Leben zu vergessen.
2. Nein, er hatte vor der menschlichen Existenz keinerlei Existenz und keinerlei Einfluss DAS er Mensch geschweige denn darauf wo er geboren wird, welche Eltern er hat, welche Genetik etc.
Zweiteres zuerst: Jemand wird geboren ohne Einfluss auf nur irgendetwas. Er hat eine bestimmte Genetik, er hat bestimmte Eltern usw.
Worauf hat er dann überhaupt Einfluss? Ich will damit sagen: Für diesen jemand ist ALLES vorherbestimmt und ausserhalb seiner eigenen Macht. Jede Entscheidung die er mit 30 vielleicht trifft, mag sie noch so profan sein, gründet sich auf Erfahrungen die er machte, auf seine Genetik, seine Erziehung usw, und seine Erfharungen gründen sich ja auch wieder darauf, bis zu dem Ausgangspunkt seiner Zeugung. Er hat faktisch weder eine Wahl noch einen Willen der mehr ist als Automation basierend auf Verhaltensmustern und Glaubenssätzen. Stellen wir uns mal vor es wäre so, die Existenz wäre so. Dann betrifft das nicht nur unseren Japaner, sondern jeden. Mit welchem Recht kann man dann über was auch immer urteilen? Folgt daraus nicht nur eine eigene Machtlosigkeit sondern auch die eines jeden anderen? Dann muss man sagen: Das Leben ist vorherbestimmt, auch wenn ich es nicht so empfinde. Wille ist Illusion. Wenn man das konsequent so sieht werden Urteile über andere wie sich selbst Sinnlos. Niemand kann etwas für irgendetwas.
Das betrifft aber auch die Urteile selbst... Man braucht Menschen nicht verurteilen DIE URTEILEN, denn sie können diese Wahrheit eben gar nicht erkannt haben. Man braucht über sich nicht urteilen wenn man urteilt, denn man kann nichts dafür. Was ich sagen will ist, das am Ende dieser Überlegung die Konsequenz steht: Man kann es akzeptieren wie es ist. Mir gefällt vieles nicht, aber selbst DAS kann ich akzeptieren. Ich kann vieles nicht, aber auch das akzeptiere ich, denn ich trage dafür keine Schuld. Diese vollkommene Akzeptanz ist faktisch Erleuchtung. Man bringt sich selbst mit dem in Übereinstimmung WAS IST.
Jetzt zu ersterem:
Angenommen dieser Japaner hatte Einfluss darauf DAS er als Mensch geboren wird, aber auf nichts anderes gilt wieder das andere Beispiel. Ab dem Punkt seiner Zeugung hat er keinerlei Verantwortung oder gar Schuld. Anders könnte man es sehen, wenn man sagt: Er hatte Einfluss darauf DAS er geboren wird, mit welchen Anlagen, in welche Familie usw. Dann kann man sagen: Es war sein erklärter Wille diese Erfahrung als Mensch zu machen und es auch in gewisser Weise welche Erfahrungen, denn wenn er Einfluss darauf hat mit welchen Anlagen etc. dann wäre es ja leicht sich das Beste vom Besten herauszusuchen. Aber selbst ein normal intelligenter Mensch kann sich mal fragen wie so etwas aussieht... Man braucht einen Gegensatz um überhaupt Freude empfinden zu können. Die Geburt im Paradies ist genauso beschissen wie auf einer Müllkippe wenn man nichts anderes kennt. Das wir das jetzt anders sehen kommt daher WEIL wir die Polarität kennen und von beidem eine Vorstellung haben. Fakt ist: Man braucht Polarität. Eine Atombombe stellt eine Seite dar. Sie ist extrem, fast oder ebenso extrem wie der Holocaust. Was wäre wenn beides nie stattgefunden hätte? Dann würden wir mit demselben Grauen von dem nächstschlimmsten sprechen, was dann das Grauenhafteste darstellen würde. Was ich sagen will ist: Alles macht erst im Kontext Sinn. Ich meine emotionalen Sinn. Und wenn sich ein Bewusstsein entschließen sollte Erfahrungen zu machen BRAUCHT es den Kontext sowie die Polarität und wenn es sie nicht gäbe, wäre es notwendig sie zu erschaffen.
Und ich will mal versuchen zu beschreiben wie die Polarität meiner Meinung nach aufgebaut ist, was sie ausmacht. Viele sagen: Alles ist Liebe. Manche sagen Liebe und Angst. Andere sagen Annahme und Ablehnung.
Alle haben recht meiner Meinung nach. Angenommen man würde sagen: Alles ist Liebe, dann kann man sagen: Alles IST einfach. Ohne jede Bewertung. Es ist und WEIL es ist hat es wie alles andere Gültigkeit und Berechtigung zu sein. Jetzt kann man selbst, rein persönlich aber doch bewerten. Man kann sagen: Das gefällt mir und das nicht. Dann wird diese Liebe, dieses Sein sozusagen durch die eigene Bewertung zu Angst verzerrt. (Übrigens ist meiner Meinung nach nicht Hass sondern Angst die Polarität zu Liebe. Hass ist ein Ausdruck der Angst). Das die eigene Bewertung mit denen anderer nicht übereinstimmen muss ist hinreichend bekannt. Das kann man einfach akzeptieren oder man kann es wieder bewerten und sich fragen: Wie können die nur? Was auch immer man tut, ob man akzeptiert oder nicht ist die eigene Wahl. Wenn es die eigene Wahl ist, ist es auch die eines jeden anderen.
Vielleicht ist es eben auch nicht eigene Wahl, aber wenn es so wäre, was bliebe dann ausser zu sagen: "Es bringt nichts zu urteilen"?
Und wenn man sich Hiroshima anschaut, den Holocaust anschaut... Das sind alles Ausdruck von Angst, Ausdruck von Ablehnung und Urteilen. Und wenn man jetzt sagt: "Die eines Seite ist Täter und verantwortlich" tappt man wieder in dieselbe Falle. Es hört nie auf. Und entweder sagt man dann: "Es ist einfach nicht möglich da einen Schlussstrich zu ziehen", dann kann man sagen: OK ich akzeptiere das es nicht möglich ist. Oder man zieht ihn. Zu sagen das es potentiell möglich ist, aber eben kein anderer mitmacht ist wieder bloss verurteilen. Zu sagen es sei potentiell möglich aber "Ich kann es eben jetzt nicht" darf man akzeptieren, denn es ist dann eben nicht möglich. Wie man es dreht und wendet man kann annehmen was ist. Man kann aufhören zu urteilen. Man kann damit anfangen sich selbst nicht mehr zu verurteilen WEIL MAN URTEILT. Man sollte keine bessere Welt planen indem man anderen erzählt was sie falsch machen. Sie machen nichts falsch. Es ist nur die eigene Sicht und arrogant anzunehmen das man selbst wisse was denn nun richtig sei. Das Leid nicht richtig sei... Wie gesagt, die Polarität ist nötig und wenn nicht gewollt und existent, so wäre sie doch erwünscht.
Man kann immer bei sich selbst anfangen. Und das meine ich ausdrücklich NICHT MORALISCH. Es geht darum anzunehmen WAS IST. Und wenn man das tut kommt das moralische automatisch und dann ist es auch nicht mehr bloss Ausdruck der Angst, z.B. durch Strafe, sondern es ist die eigene Wahl.
Und letztendlich schafft man das Aussen, und zwar jeder, als Ausdruck sozusagen als eine Art Kunstwerk des eigenen Inneren. All das was man sich wünscht existiert. Es gibt nicht bloss eine Welt, eine Realität, eine Zukunft, sondern aus eines jeden Sicht ist nach vorne alles möglich und es ist jeder vollkommen selbst verantwortlich was davon denn nun für ihn geschieht. Man muss dann nicht denken: Für meinen Nachbarn geschieht das und für mich das. Ab morgen ist er verschwunden denn er hat eine andere Realität gewählt. Das Bewusstsein in uns allen ist dasselbe und es verwirklicht sich auf jede erdenkliche Art. Und es hört sich verrückt an, aber das bringt eben mit sich, das man selbst auch in den Realitäten existiert die man selbst befürchtet oder herbeisehnt. Selbst die Quantenphysik kommt zu diesem Schluss.
Viele Grüße,
C.