Hallo Omrean!
Omrean schrieb:
Ein paar Beispiele, um zu zeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt:
(...)
Die Realität von Condemn ist nämlich auch zu berücksichtigen....
Wenn man davon ausginge alles sei Bewusstsein, wie ich es tue, und jede Realität sozusagen Vorstellung dieses Bewusstseins, so ist auch alles Vorstellbare möglich. Meiner Meinung nach geschieht alles. Ich als Aufmerksamkeitsspanne wähle nur in jedem Moment unter Ausschluss vieler anderer Möglichkeiten das was ich erlebe aus.
Omrean schrieb:
Es geschieht beides! Die Erkenntnis das das System nicht verändert werden kann und "ich trage die Verantwortung"! Beides sind unbefriedigende Antworten, stellen nicht wirklich eine Lösung dar - Machtlosigkeit ist keine Lösung - Verantwortung kann ich nur ausführen, wenn das Umfeld, welches darauf reagieren sollte in unserem Apparat, auch tatsächlich dagegen etwas unternimmt.
Ja, es geschieht wirklich beides und es bedingt sich gegenseitig. Die Erkenntnis dass das System nicht verändert werden kann, die eigene Machtlosigkeit führt nämlich nicht dazu, das Du sagst: "Ok, ich kann es nicht ändern ich muss es akzeptieren." Wenn das so wäre würdest Du Deine Werturteile relativieren und "damit leben". Warum geschieht es nicht, oder nur begrenzt? Weil das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit eine Illusion insofern ist, das sie "VORGESTELLT" ist. Es ist gewissermaßen ein Zeitproblem, denn Machtlosigkeit und Angst ist eine Sache der Zukunft. Wie sieht das Jetzt aus? Wir folgen unserem Willen. Das ist einfach eine Tatsache. Wir folgen unserem Willen. Das muss man jetzt mal ohne die Bewertungen in gut und schlecht sehen. Es geht immer um die Situation die man JETZT erlebt. Wenn jemand mit einer Waffe vor mir steht und mich zu irgendwas zwingen will, so kann ich sagen das ich diese Situation nicht will. Dennoch tue ich auch in dieser Situation WAS ICH WILL. Wenn jetzt jemand sagt: "Ich will eigentlich weglaufen und tue es nicht..." Es muss das Ganze gesehen werden. Man läuft nicht weg, weil man nicht erschossen werden möchte. Aber wieder ist das eine Vorstellung, eine Projektion in die Zukunft.
Machtlosigkeit auf der einen Seite ist ein Gefühl und man wird oft sagen es wurde bestätigt, denn es tritt immer mal wieder ein wovor man sich fürchtete, aber dennoch folgte man auf dem Weg dorthin IMMER NUR SEINEM eigenen Willen. Ich betone noch mal: Das muss man immer für den Moment sehen. Der Moment bedeutet: Wahl und Wille. Zu sagen das der Moment eingeschränkt ist, weil ich eben z.B. nicht aus meiner Gefängniszelle ausbrechen kann, so ist doch dieser Moment die Folge aller anderen Momente in denen ich meinen Willen umsetzte. Diese Situationen und Momente mögen immer eingeschränkt gewesen sein. Man hatte vielleicht immer das Gefühl nicht zu können was man wollte, aber dieses Gefühl ist nur berechtigt, wenn der "Anfang" selbst ungewollt ist. Der Ausgangspunkt der Existenz... Ist er etwas Ungewolltes und man macht ab dann das Beste daraus, eingeschränkt in allem was man tut, da alles die Folge dieses Ausgangspunktes ist? Oder ist dieser vermeintliche Ausgangspunkt vielleicht auch nur eine gewollte Entscheidung die man "vorher" traf? Wir wissen es nicht, aber wir wissen, das in alle Richtungen die Unendlichkeit vorherrscht. Warum nicht auch in der Existenz?
Ein Beispiel, versuche es so kurz und neutral wie nur überhaupt möglich zu schildern.
(...)
a) Es kann nicht sein, dass ich "diese Realität" erschaffen habe, ..... die Realität des Reitlehrer!?
Nach meiner Meinung ist es meinerseits ein erfassen der "Ursache"/Tat/seiner Realität und folge dessen der Wirkung gewesen!?
Natürlich ist es nicht Deine "Schöpfung" in dem Sinne das DU sagtest: Ich will dass und das erleben... So sei es. Aber versuch mal alles zu sehen:
Du sagst: Die Ursache dieser Realität, dieser Situation ist die "Realität des Reitlehrers". Seine ureigensten Wünsche resultierend aus seiner Persönlichkeit, resultierend aus seiner Vergangenheit, hat die Realität anderer Menschen geprägt. Sieh die Sache vollkommen von Dir aus... Tatsache ist: Du kannst es anders sehen. Du könntest potentiell die Meinung haben, der Reitlehrer hätte gar nicht anders handeln können. Er sei selbst nur das Resultat einer Vergangenheit die von anderen geprägt wurde, vielleicht ist er mit gewissen psychischen Problemen geboren worden etc.
Du willst das aber nicht so sehen (und ich sage übrigens nicht das man es so sehen sollte, bitte nicht falsch verstehen. Ich versuche das Ganze mal unabhängig von dem darzustellen was ich empfinde und nur basierend auf dem was ich glaube wie es sein könnte). Warum willst Du es nicht so sehen?
Du stellst die Frage:
Habe ich tatsächlich hierfür eine Entsprechung?
Wenn also jemand Kinder missbraucht, sollte es was in mir verursachen? Warum verursacht, oder besser gesagt, bin dann ich der einzige, der was unternimmt? Was geschieht in den anderen Personen?
Du bist da emotional natürlich stark verhaftet. Es geht um Deine Tochter, es geht um Dich. Du selbst bist betroffen. Diese starken Gefühle der Ablehnung einer solchen Situation waren auch schon vorher da. Wann immer Du so eine Situation in Gedanken vorwegnahmst, vielleicht weil Du von einer ähnlichen Situation gelesen hast, hast Du auch die Ablehnung gefühlt. Und zwar weil Du damit emotional identifiziert bist. Du dachtest vielleicht auch da schon an Deine Tochter. Dachtest vielleicht an Erlebnisse in Deiner Kindheit wo etwas in dieselbe Richtung ging, hast Dir vorgestellt wie Du selbst als Kind unter so etwas leiden würdest usw. Bitte wieder keine Wertung oder ein Urteil darin sehen was ich schreibe. Das Thema ist etwas heikel...
Was ich sagen will: Dieses Thema hat natürlich in Dir eine Entsprechung, weil es heftige Emotionen auslöst. Es geht nicht darum zu sagen: Ich habe dieses und jenes "erschaffen", aber ich sehe nicht den Willen dahinter. Ich habe dafür keine Entsprechung. Es geht darum zu sehen, das die Entsprechung die Ablehnung ist. Es ist eine Identifikation in dem Sinne das Du eine solche Vorstellung damit verbindest, das Du selbst vollkommen davon betroffen bist. Klar: Deine Tochter ist die eigentlich Betroffene, aber das meine ich nicht. Ich meine nicht nur die Tat, sondern alles was sie auslöst an Gefühlen, an neuen Situation, wie Deine Klage. Du selbst bist betroffen und hast eine Entsprechung dafür.
Das siehst Du einfach daran, das Du nicht sagen kannst: Es IST. Denk an wen auch immer der/die irgendwo in Amerika gerade von einem Auto angefahren wird. Wahrscheinlich passiert sowas im Moment. Da kannst Du sagen: Es IST. Du siehst das neutral. Du machst nicht alles Leid der Welt zu Deinem eigenen, denn Du sagst: Das ist nicht meine Sache und ich kann das nicht ändern. Es ist so. Klar kann man es schlimm finden, aber machen wir uns nichts vor. Wir hören täglich von schlimmen Dingen, aber sie berühren uns nicht wirklich, zumindest meistens. Und die Bewertungen sind sehr persönlich verteilt. Wenn der Papst stirbt hat das für viele Menschen eine unglaubliche Bedeutung und sie trauern. Es ist für sie aufwühlender als die vielen Menschen die in irgendeinem Krisengebiet sterben. Und das liegt an der persönlichen Entsprechung. Man hat in dem Fall über Bezüge zum Papst gesammelt, selbst wenn diese negativer Natur sind.
Und das ist das Prinzip: Die Entsprechung in einem ist das persönliche Verhaftetsein durch Bewertung, durch Urteil. In dem Moment wo man nicht sagen kann: ES IST SO, sondern die Ablehnung sehr stark fühlt, ist man betroffen und was auch immer man ablehnt, und man spürt die Intensität, schiebt sich immer wieder in die eigene Aufmerksamkeit. Erst nur in Gedanken und VOrstellungen die Angst verursachen und dann möglicherweise in der Realität in der wir sagen: "Es ist getrennt und ausserhalb von mir geschehen. Ich wollte es nicht." Und dennoch ist es persönlich.
Und man kann das eben immer nur aus dem eigenen Blickwinkel sehen, denn alles was man erlebt hat eben eine innere Entsprechung. Du siehst z.B. die anderen Eltern nur von aussen. Auch das gehört dazu. Schau Dir an, wie Du ablehnst wie sie reagieren oder eben nicht reagieren. Frag Dich ob Du durch diese Situation in Deinem Glauben bestätigt wirst. Frag Dich was schon bevor diese Situation und alles was dadurch folgte geschehen ist, an Gedanken und Emotionen in Dir war, die anzeigten das Du dazu einen persönlichen Bezug hattest. Wie gesagt: Damit meine ich nicht, das Du willst was geschieht, sondern nur DAS ein Bezug da ist, weil eine Identifikation da ist. Bei einem solchen Thema ist das "normal". Sie wird bei jedem da sein der/die ein Kind hat, aber die Intensität ist sehr unterschiedlich und je stärker die Intensität der Ablehnung desto möglicher wird diese potentielle Realität Eine die man erlebt. Und man wird erst frei sein, wenn man sagen kann: "ES IST SO", ohne jede Wertung. Und bei vielen Themen wird man diese Freiheit wohl nicht erreichen. Dieses Thema könnte eines sein. Aber bei vielen Themen, Krisen, leidvollen Erfahrungen sagen die Menschen auch: Ich habe dadurch gelernt und bin daran gewachsen. Dann ist die Ablehnung aufgehoben. Man leidet nicht mehr darunter.
b) Auch wenn ich es nachvollziehen kann, dass die Eltern nur noch ihre Kinder schützen wollen,.... wie können sie damit Leben, das sie ihre Kinder zwar schützen, aber einfach gehen und genau wissen, dass dieser Prozess einfach weiter geht? Wie kann ich damit Leben, mein Kind zu schützen, aber gleichzeitig zulassen, das andere Kinder nun die Erfahrung machen?
Diese Fragen sind insofern "sinnlos" als das es für Dich eher darum geht anzuschauen was Du empfindest wenn Du Dir diese Situation anschaust und was Du in Deinem Denken, in Deinem Glauben bestätigt bekommst.
c) Das ich, aufgrund dessen, das ich die Einzige war, welche eine Anzeige erstattet hat, zum Erfeind Nr. 1 für ihn wurde - ist mir klar. Dafür habe ich genug getan, kann also so betrachtet als "meine erschaffene Realtität" angesehen werden, jedoch ist es nicht die Ursache nach meiner Meinung. Liegt doch alles im erkennen seiner Tat, seiner Realtität!
Natürlich ist das so. Du wirkst nicht nur nach aussen sondern reagierst auch auf das Aussen. Du fühlst Dich vom Aussen möglicherweise gezwungen zu reagieren, hast keine Wahl anders zu reagieren und damit ist das alles ausserhalb Deiner Macht. Aber erkenne eben dass alles eine Folge des vorherigen ist, alles eine Folge dessen wie Deine Identifikation mit gewissen Situationen aussieht die Du erlebest/erleben musst. Folgendes nicht falsch verstehen, sondern nur mal theoretisch durchdenken: Wäre diese Identifikation nicht da, wirklich gar nicht da, hättest Du die Wahl. Du könntest gar nichts tun, Du könntest mit einem Gewehr zu ihm gehen und es ihm heimzahlen usw. Du wählst einen Weg den Du gewisserweise gehen musst. Du erschießt ihn nicht, weil das vielleicht Deinen moralischen Grundsätzen entspricht, die persönlich sind. Vielleicht würdest Du das aber auch gerne tun, aber tust es nicht, weil Du befürchtest ins Gefängniss zu kommen. Das fürchtest Du, weil Du eine Tochter hast und allgemein die Freiheit schätzt etc. Was ich sagen will ist: Überall ist man persönlich identifiziert und so trifft man Entscheidungen. Die meisten Entscheidungen werden aus Angst getroffen. Jede Entscheidung in der man sich Machtlos fühlt, glaubt keine Wahl zu haben wird aus Angst getroffen. Es ist eine emotionale Sache die durch Urteilen und Bewerten entsteht.
Wenn ich jetzt sage: "Man hat die Wahl über eine solche Situation nicht zu urteilen." kann man sich mal seine Reaktion auf einen solchen Satz anschauen. Sie wird wieder aus Urteilen bestehen. Man wird sagen: Das kann man nicht. Das ist herzlos und kalt. Was steht dahinter? Wieder Emotionen der Ablehnung, persönliche Identifikation, angesammelt durch die Urteile der Vergangenheit. Erst wenn man alles in seiner Gesamtheit sehen kann, kann man sich gleichzeitig befreien und behalten was man zu behalten wünscht. Ich will damit sagen: Das heißt nicht das man dann herzlos ist, aber es heißt das man Mitgefühl statt Mitleid hat. Mitleid ist eine persönliche Sache. Man selbst leidet. Mitgefühl hat vielmehr mit dem anderen zu tun. Es ist viel mehr verstehen des/der anderen, weil man eben nicht mit den eigenen Identifikationen beschäftigt ist.
d) Warum, z.B. sehen andere diese Realität nicht, oder besser gesagt, sehen sie, aber wollen nicht sehen?
Das ist ja etwas was Du ALS DEINE REALITÄT wahrnimmst. Wirklich, man muss/sollte alles auf sich selbst beziehen. Andere sind kein Maßstab da sie ein Spiegel sind.