Hi
Das, was du beschreibst, seh ich eher dann so, wenn man paar Monate zusammen ist und nicht in den ersten Wochen, wo man doch normalerweise viel Zeit mit dem anderen verbringt. Mein Hormonpegel ist derzeit halt nicht auf Normalmaß, seiner war wahrscheinlich nie irgendwie höher. Obwohl die Leute, die uns zusammen gesehen haben, meinten, dass er auch nur am Strahlen war und glücklich mit mir ausgesehen hat. Passt ja auch alles wieder nicht damit zusammen, dass er mir gestern gesagt hat, dass er offenbar nicht so viel wie ich empfindet.
Ach ich steh echt aufm Schlauch...
Aha, du gehst also davon aus, was Du als "normal" ansiehst, haben alle anderen Menschen auch so zu sehen?
Sollte eine Begegnung zwischen Menschen nicht viel lieber authentisch verlaufen als nach einer künstlich aufgestellten Norm? Ich finde, viele Menschen machen sich selbst total unglücklich, weil sie eben irgendeiner aufgestellten Norm gerecht werden wollen, oder das der Partner dem gerecht zu werden hat. In der Folge trauen sich solche Paarbeziehungen nicht mehr, offen und ehrlich zueinander zu sein.
Und dann beginnen fast schon zwangsläufig Heimlichkeiten und Lügen, die ganz oft darin enden, einander Vorhaltungen zu machen, weil man nicht der Mensch sein darf, der man wirklich ist. Und weil man sich nicht verletzen will, sich immer mehr Tabuthemen etablieren, auch Ablehung befürchtet wird, finden sich solche Paar in Situationen wie diesen wieder: ein Jahr zusammen, sie gehen essen und schweigen sich zwei Stunden lang an, weil es nirht mehr gibt, über das sich gefahrlos ausgetauscht werden darf.
Musst mal drauf achten, frisch Verliebte halten Händchen und haben sich ganz viel zu sagen, sobald die Verliebtheit geht wid sich immer mehr angeschwiegen, sich arrangiert. Für mich ist das keine Be-Ziehung, sondern Tot-sein, wo sich jeder selbst eingesperrt hat in Normen und im Schilderwald von selbst erschaffenen Tabus, hinter denen Verlustangst steht und sich selbst nicht genug sein zu können.
Ist es das, was Du willst? Nach Normen leben, die Du aufgestellt hast ein Leben voller Tabus, wo niemand der Mensch sein kann, der er wirklich ist?
Im Grunde genommen, wenn Du das, was für dich "normal" ist, beiseite lassen kannst und dann neu schaust, kann sich erst zeigen, was aus euch werden wird. Denn Liebe bedeutet meinem Verständnis nach auch, die Bedürfnisse des Partners zu akzeptieren, auch sich verletzen zu lassen, uneins zu sein.
Das geht imho dann sehr gut, wenn ein Mensch in sich selbst Halt findet, nicht abhängig oder angewiesen ist auf die Reaktionen, den Meinungen und der Bedürfnisse und Bestätigungen des Partners.
Und wenn dies deine erste Beziehung ist, da ist viel zu lernen, denn wir werden nicht mit dem Wissen geboren, wie Liebe und Beziehung zueinander funktionieren. Das alles will entdeckt werden, erlebt, erfahren und gelernt.
LG
Any