S
Solis
Guest
Ich füge ein Zitat von mir selbst aus einem anderen Thread hier ein, weil es zum Thema gut passt. Es geht darum, warum ich der Ansicht bin, dass der heutige Mensch die frühere Religion und deren Überlieferungen weltweit nicht mehr versteht und auch nicht mehr verstehen kann:
Eure Fragen sind natürlich ganz berechtigt. Die Antwort darauf ist einerseits leicht, doch sie nachvollziehen zu können, ist umso schwerer.
Ich versuche es so zu erklären: Das Denken der Menschheit verwandelt sich stets. Heute haben wir ein technologisches und materialistisches Zeitalter. Der Materialismus ist (unerkannt) in unser Denken als Zeitgeist eingetreten, womit alles, was von früher uns heute begegnet, materialistisch uminterpretiert wird. Dabei muss man sich immer vor Augen halten, sich dessen nicht bewusst zu sein.
Ein anderes Wort für den Materialismus ist im religiösen Sinne die Profanation. Sie zerrt Göttlich-Geistiges ins Irdische bzw. Profane. Eine Folge davon ist, dass z. B. die (scheinbaren) Gewaltakte in den Überlieferungen wie die des Alten Testaments wörtlich genommen werden.
Die Profanation dürfte sich über eine sehr lange Zeit bis heute entwickelt haben, so dass es durchaus sein kann, dass z. B. Steinigungen allmählich physisch vorgenommen wurden, statt sie als einen geistigen Akt zu sehen.
Das materialistische bzw. profane Denken hat meiner Beobachtung nach den ganzen Globus durchzogen. So versteht auch der Hindu den eigentlich tiefen geistigen Gehalt der Veden nicht mehr. Damit ist er sowenig Hindu wie der, der sich Christ nennt, ein Christ ist, da letzterer die Bibel unerkannt profan interpretiert, aber starrköpfig vermeint, dies sei die rechte Interpretation.
Solches nachzuvollziehen, ist eine Sache der kritischen und langandauernden Beobachtung. Es erfordert auch die Fähigkeit, sich von den Dingen distanzieren zu können, die sich so gerne aufdrängen wollen, um so den Überblick und Durchblick zu finden.