Wie Überlieferungen interpretieren?

S

Solis

Guest
Immer wieder beobachte ich, dass meines Erachtens mit religiösen Überlieferungen - so auch der Bibel - nicht angemessen umgegangen wird, woraus Interpretationen entstehen, die unerkannt verzerrt sind.

Das wirft die Frage auf, was die rechte religiöse Herangehens- oder Interpretationsweise eigentlich ist und was sie ausmacht. Dies möchte ich nun zur Diskussion stellen.
 
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Was widerum die Frage aufwirft, was denn ein "angemessener Umgang" mit der Bibel sei?

Die Interpretation "religiöser" oder "theologischer" Schichten scheint mir hingegen
derartig Individuell zu sein, das es m.E. eher schwierig werden könnte, hier einen
Konsens zu finden.

Vielleicht wäre es ja hilfreich, im Voraus mal zu klären, wo wir die Grenze zwischen
"Theologie" und "Religion" ziehen wollen, um folgende Missverständnisse im
Voraus zu unterbinden?

Gruß Ischariot​
 
solis
als erstes möchte ich auch wie Ischariot den Begriff "angemessen" definiert wissen, oder darüber diskutieren. Wer definiert denn von welchem Standpunkt aus die Angemessenheit? Oder ist es gar Vermessenheit sich als den Vermesser dieser Masseinheit zu betrachten?

LGInti
 
solis
als erstes möchte ich auch wie Ischariot den Begriff "angemessen" definiert wissen, oder darüber diskutieren. Wer definiert denn von welchem Standpunkt aus die Angemessenheit? Oder ist es gar Vermessenheit sich als den Vermesser dieser Masseinheit zu betrachten?

LGInti
Ich pflichte meinen Zitatvorgängern voll bei. Erst mal den Begriff klären, dann können wir diskutieren.
 
zufällig bin ich auf eine Deutung der ´ biblischen ´ Altersangaben gestoßen, die mir die Augen geöffnet hat.
Demnach ist wesentlich weniger wörtlich zu verstehen, als z B die Altersangaben für bare Münze zu nehmen.
Dahinter verstecken wohl Übersetzungen eher metaphorische Anspielungen.

Demnach bräuchte man nur eine vertrauenswürdige Quelle ( oder ein paar mehr ),
die einem das individuelle Arbeiten mit zuverlässigen Quellen ermöglicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
zufällig bin ich auf eine Deutung der ´ biblischen ´ Altersangaben gestoßen, die mir die Augen geöffnet hat.
Demnach ist wesentlich weniger wörtlich zu verstehen, als z B die Altersangaben für bare Münze zu nehmen.
Dahinter verstecken wohl Übersetzungen eher metaphorischer Anspielungen.

Demnach bräuchte man nur eine vertrauenswürdige Quelle ( oder ein paar mehr ),
die einem das individuelle Arbeiten mit zuverlässigen Quellen ermöglicht.
Da ist was drann, ja. Manche Datierungen kann man für bare Münze nehmen, anderes ist reine Zahlensymbolik. Genauso wenn es heißt 40 Männner, 400 oder 4 000. Diese Zahlenangaben sollte man nicht wörtlich nehmen.
 
Immer wieder beobachte ich, dass meines Erachtens mit religiösen Überlieferungen - so auch der Bibel - nicht angemessen umgegangen wird, woraus Interpretationen entstehen, die unerkannt verzerrt sind.

allgemein würde ich sagen, dass wenn man zu tief in den Schriften sucht, hat man vielleicht etwas verloren........was man im Buchstaben vielleicht nicht wieder finden kann.
 
Die Bibel insgesamt ist ein riesiges Buch. Schon allein eine Untersuchung, wann alles Stück für Stück in welchem geschichtlichen vorchristlichen Abschnitt und von wie vielen verschiedenen Autoren verfasst worden ist, das würde ein ebenso dickes Buch ergeben, wie die Bibel dick ist.

Und wenn man noch dazu alle metaphorischen Bilder nach verschiedenen Gesichtspunkten untersuchen und ebenso verschieden ausdeuten würde, dann kämen wohl noch zwei weitere dicke Wälzer hinzu.

Und wozu das alles? Nur damit mir oder dir der Kopf raucht?

Ich sage: Gescheit und wohltuend für den Glauben ist es, sich mit wenigen Aussagen zu begnügen, die aber für das eigene Bedürfnis ganz ganz wesentlich sind.

Z.B. ist mir persönlich sehr wesentlich: "Ich und der Vater sind eins" - "Wer mich sieht, sieht den Vater" ... oder: "Noch heute wirst du bei mir im Paradies sein."

Das alles ist tief in mein Herz gegangen.
 
zufällig bin ich auf eine Deutung der ´ biblischen ´ Altersangaben gestoßen, die mir die Augen geöffnet hat.
Demnach ist wesentlich weniger wörtlich zu verstehen, als z B die Altersangaben für bare Münze zu nehmen.
Dahinter verstecken wohl Übersetzungen eher metaphorische Anspielungen.
die einem das individuelle Arbeiten mit zuverlässigen Quellen ermöglicht.
Die Zahlen in der Bibel haben immer eine Bedeutung. So hat z.B. jeder Buchstabe im Hebräischen einen Zahlenwert, und so auch jedes Wort, jeder Satz. Es beginnt bei der 1 Aleph und geht bis zur 400, Tav.
Da sind wir dann auch bei dem hier:
Da ist was drann, ja. Manche Datierungen kann man für bare Münze nehmen, anderes ist reine Zahlensymbolik. Genauso wenn es heißt 40 Männner, 400 oder 4 000. Diese Zahlenangaben sollte man nicht wörtlich nehmen.
Es gibt keine Datierungen in der Bibel. Es gibt kein Vorher und Nachher in der Bibel. Alle Zahlen bedeuten etwas.
Aus den Zahlen 1,2,3,4 entstehen alle anderen Zahlen. 1+2+3+4=10.
Und daraus ergibt sich dann auch der Rest der Zahlen.
Ich möchte hier mal einen Abschnitt aus Weinrebs Buch "Zahl Zeichen Wort - Das symbolische Universum der Bibelsprache" aufschreiben, weil ich es selbst nicht so gut erklären könnte, wie er. Es ist allerdings viel besser, diese ganzen Dinge im Gesamtzusammenhang zu lesen, trotzdem will ich es doch mal tun, um einen Eindruck zu geben, wie das alles funktioniert:

"Die 4 Hunderter-Zahlen gehen bis zur 400, denn ihre Summe bildet die Zahl 1000. Und diese ist im Hebräischen elef und wird genauso geschrieben wie das Zeichen für die 1, Alef. Die Vierheit enthält immer schon die 10, die 1 auf anderer Ebene.
Die 22 Zeichen sind die Bewohner des Kerns, des Wesentlichen. Aus ihnen bauen sich alle existierenden Wörter der Ursprache. Mit ihnen macht Gott, wie es heißt, die Welt. Es ist also eine Bedingung, dass man die Bedeutung eines jeden dieser Zeichen kennt, ehe man sich mit der Sprache oder mit den Erscheinungen in den verschiedenen Formen des Lebens beschäftigt. Nur über das Wesentliche kann man die Erscheinungen verstehen.
Die Welt der Erscheinungen entsteht durch die Kombinationen der 22 Urmöglichkeiten.
Das letzte Zeichen dieser 22 ist das Taw, also der absolute Wert von 400. Das will sagen, dass es im Absoluten keinen höheren Wert in der Reihe gibt als eben diese 400. Höheres findet keine Ausdrucksmöglichkeit mehr. Bis dorthin lässt Gott die Welt der Schöpfung sich entwickeln. Deshalb ist für diese Welt die absolute Zahl 400 das Unendliche, ist sie die äußerste Grenze des Alls, in Raum und Zeit. Wenn also die Bibel von 400 spricht, dann ist das immer die absolute 400 - die Bibel ist eben eine Mitteilung aus dem Absoluten -, und es bedeutet dann die ganze Schöpfung und die ganze Zeit.
Wenn erzählt wird, dass das Land Israel 400 Einheiten (Parasangen, aber es könnte auch jede andere Maßeinheit sein) lang und breit ist, dann will das sagen, dass für Gott diese Schöpfung das Land Israel ist. Wenn gesagt wird, dass die Knechtschaft in Ägypten 400 Jahre dauert, dann bedeutet es, dass sie so lange dauert wie diese Welt.
Und so sind die 4 und auch die 40 Hinweise auf eine "ganze" Zeit. Denn, wie schon gesagt, mit der 4 entsteht die 10 (als 4+3+2+1), und mit der 40 die 100. Mit der 4 reicht es immer bis in die andere Ebene, jedenfalls bis zur neuen Manifestation der "I".
Das ist der Grund, warum die Bibel so oft, wenn sie Zeitmaße nennt, von 40 und 400 spricht. Und deshalb bedeutet die 500, wofür also Gott kein Zeichen für diese Schöpfung gegeben hat, eine Welt außerhalb dieser Schöpfung. Es ist die Welt, wo Gott, nachdem er dieser Welt hier Raum und Zeit gegeben hat, in seiner Transzendenz wohnt, während er in der Welt der 400 in seiner Immanenz anwesend ist.
So sagt die Überlieferung dann auch, dass Himmel und Erde 500 Jahre voneinander entfernt sind. Tatsächlich, 500, jene hier nicht existierende Form, das hier nicht existierende Zeichen. Und so bezeichnet sie den Baum des Lebens ebenfalls mit 500 Ellen (oder auch Jahren). Denn diese Welt hat mit dem Nehmen vom Baum der Erkenntnis eben "nur" das Maß 400 behalten. Die restlichen 100 sind ihr verborgen, sind hier nicht zu finden. Jetzt nur noch über den Tod, der diese 400 durchbricht."
usw.
 
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Solis
In der Überschrift geht es nur um Überlieferungen - im Eingangstext schreibst du dann von religiösen Überlieferungen und speziell meinst du wohl die Bibel.

Ausgangspunkt war ein post von dir in einem anderen threat, wo du die "albern-sentimentale Hingabe" kritisierst.

Dies scheint also für dich kein "angemessener Umgang" mit religiösen Texten zu sein, aber vielleicht ist es ja ein angemessener Ausdruck religiöser Gefühle?

LGInti
 
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