Das wärs! So wäre diese Welt noch zu retten!
Streiten ist aber nichts Schlechtes, man sollte nur versuchen einen konstuktiven Weg zu finden. Gerade im Streit zeigt es sich, ob man "das Werkzeug" für die gewaltfreie Kommunikation hat.
LG
das kann ich so zunächst mal nicht erkennen. Denn: der Streit existiert ja gar nicht zwischen den Gesprächspartnern im Hier und Jetzt, sondern er entsteht durch die Unterschiedlichkeit der aufgenommenen Informationen des einzelnen Gesprächspartners und seiner Art, aus Gelerntem Schlüsse zu ziehen. Der Streit reflektiert also sozusagen aus der gemachten Lernerfahrung in der Vergangenheit in die Jetzt-Zeit mit ihrer Gesprächssituation hinein. Im Hier und Jetzt kann daher nie Streit zu finden sein, denn hier ist uns bewußt, daß wir alle gleich sind, jedoch im Leben unterschiedliche kulturelle, religiöse und wissensinhaltliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt also im Grunde keinerlei logischen Anlaß für Streit. Es gibt immer nur Anlaß dafür, den anderen zu "erkennen" und ihn uneingeschränkt als gesamtes Individuum in seiner Meinung, Haltung und Äusserung wertzuschätzen und dann einen pfleglichen Austausch zu beginnen.
Und wenn man erlebt, daß jemand streiten will, weil er/sie etwas anders sieht und ergo die eigene Meinung/Erfahrung nicht wertschätzt, dann kann man ja zum Beispiel sagen: "wir können uns gerne darüber unterhalten, was ich zu diesem Thema weiß, erfahren habe und empfinde und was Du darüber weißt, erfahren hast und empfindest. Aber mit dieser Emotionalität, die mir von Dir entgegenkommt, bin ich nicht gewohnt zu kommunizieren." Das geht und es ist erstaunlich, daß ganz andere Gespräche möglich sind, themenzentrierte und nicht persönlichkeitszentrierte, wenn man das authentisch und ehrlich betroffen von der Emotionalität des Anderen sagt und nicht aus besserwisserischer Koketterie heraus. So lassen im Gespräch auch Lösungen erreichen, der Grund für den Streit ist dann +puff+ weg. Über kurz oder lang ordnen sich die Kreise im Leben aber dann sowieso dergestalt an, daß die Nörgler und Streitmacher gar nicht mehr auftreten.
Ein gutes Beispiel ist ja der beliebte "Widerspruch". Der eine sagt B und der andere will partout A. Wenn man mal verstanden hat, daß Blickwinkel sich immer nur ergänzen, dann kann man den Widerspruch zu formulieren lassen und kann einfach eine Ergänzung des Blickwinkels des anderen formulieren. Und so kann sich ein gutartiges Gespräch rundheraus entwickeln, themenzentriert, indem nie ein "
ich sehe das anders" oder ein "
Du siehst das falsch" formuliert wurde.
Widerspruchsgespräche sind immer persönlichkeitszentriert, da geht es darum, wer nun Recht hat. Das ist logisch gesehen eine unnötige Beschäftigung, denn Recht ist von Mode abhängig, ebenso wie Richtigsein vom Stand der Information abhängig ist, die überhaupt zur Zeit zu einem Thema zur Verfügung steht. Und kaum einer kennt sich in einer Materie so gut aus, daß er wirklich fundiert Auskunft geben kann darüber, was nun wirklich in einem Thema "richtig" ist.
Wenn man sich wirklich in einem einzelnen Fachgebiet auskennt, dann weiß man, daß letztlich alle Gebiete des Wissens und alle Meinungen ineinander aufgehen. Und das ohne jede Probleme durch der Gleichheit der Dinge. Das ermöglicht dann auch innendrin eine gewaltfreie Kommunikation mit sich selber, in der man seine Gedankenemotionen pfleglich behandelt und so mit und mit lernt, seine Gedanken gefühlvoll statt emotionsgesteuert zu äussern.
Wenn man so ist, wie man ist, dann ist das eben so und dann ist ja die Frage: wo kommt eigentlich diese ständige Neigung zum Widerspruch her? Nun, es sind neurologische Verknüpfungen in unserem Gehirn, die uns antrainiert worden sind. In anderen Kulturen gibt die Sprache allein schon die dem Deutschen eigene Streitkultur gar nicht her, weil kein Ich formuliert wird. Den Aspekt "Ich" gibt es in manchen Sprachen überhaupt nicht, von daher kann da auch kein Ich beginnen zu streiten oder etwas anders sehen. "Es" kann dann immer nur durch Begegnungen lernen und daher gibt es auch Länder, wo einen die Menschen auf der Straße anlächeln. In Deutschland ist das eine Seltenheit-- das liegt an der Kultur, wie man sich abgrenzt und wie man miteinander in Kontakt geht. Letztlich ist die Sache also durch die Sprache bereits "veranlagt" (deutsch ist die "Wissenschaftssprache" der Welt). Die Lösung für das Problem der Gewaltfreiheit kann also auch nur im "anderen" Gebrauch der Sprache liegen. Das betrifft z.B. zu Beginn mal einen bewußten Umgang mit den Worten "kann nicht", "will nicht", "ich", "Du, "Aber", "Nein", "über-", "nie", "nicht" etc.. Und das bereits im eigenen Denken, denn da fängt die Wortbildung ja an.