Elin schrieb:Wird man nicht auch oft zu einem Standpunkt gedrängt,
abgestempelt und deswegen missverstanden?
hm... ich nehm an, das ist eine rethorische Frage weil sowas geschieht ja auch Tag-Täglich.
Aber wenn dir jemand nicht richtig zuhört und seine Schiene
von Vorutreilen fährt,
wenn man sich beispielsweise über ein Thema unterhält,
bei dem es gerade wichtig ist, genau hinzuhören und wahrzunhemen
und nicht auf grund eigener Erfahrungen
den anderen abzustemplen,
weil er dies oder das sagte, was sich so ungefähr in die Richtung deuten lässt,
gegen die man selber was hat und dann verbal schön zu hauen kann,
um möglicherweise das Gegenüber schön als Ventil missbrauchen zu können...
auch das... und ich bin sogar so selbstkritisch einzusehen, dass ich das auch hin und wieder selber tue. Okay, weniger wenns ums wirklich persönliche geht, mehr wenns um Weltbilder und vorallem etwas dogmatische Weltsichten geht, aber nichts desto trotz. (asche auf mein Haupt).
Aber wenns um persönliches oder gar um Schmerzen und Leiden geht (wie z.b. in diesem Forum erst vor Kurzem geschehen bei einem Vater der sein Kind betrauerte und dann in der von dir beschriebenen Art als "agressionsmülleimer" missbraucht wurde) ist es schlicht ein Fehlen von Pietät, oder eben, der Gerinschätzung des Gegenübers.
Das Problem dabei ist u.a., das solche "Theorien" geschaffen werden,
um Bestand zu haben. Wenn dieser Standpunkt (da ham wann wieda)
nicht außreichend verteidigt werden kann, dann findet er keine Aufmerksamkeit, keine Anhänger,
keine Verbreitung
hm. ich denk, diejenigen die Solche Theorien in die Welt setzen wollen ihr Ego über ihren eigenen Tod hinaus ausdehnen. Ich mein, wenn man sich mit einer Theorie idendifiziert, dann "lebt" man ja in dieser Theorie weiter, selbst wenn man Tod ist. Von daher ist es nur normal, dass solche Theorien auch "überleben" weil da ja das Ego ihrer Schöpfer und Anhänger mit drann hängt.
Allerdings stirbt der Kritische Geist nicht aus, weil er ja keine Überlieferung braucht sondern immer wieder neu geboren wird in jedem Menschen der durch irgend ein Ereigniss oder irgend ein Zufall oder sonst wie beginnt fragen zu stellen.
Das sowas auch mächtig aufhalten kann, ist generell das Problem von vielen Wissenschaftsbereichen. Grad auch was Pädagogik oder Psychologie anbelangt.
Die Verfechter der alten Theorien stellen denen ein Bein,
die sich Neues erdenken, was meistens eine Weiterentwickling bedeutet.
Aber die Alteingesessenen, die schon immer sich an die alten Theorien gehalten haben,
haben Angst, sie würden als unbrauchbar, als fehl am Platze erscheinen...eben überholt. Jahrzehnte haben sie nach den alten Theorien gearbeitet und geforscht,
die müssen einfach gut sein...
das ist das gleiche Problem, dass sich ergiebt, wenn ein Krieg zu weit fortgeschritten ist, und alle einsehen, dass es nichts bringt, den Krieg weiterzuführen, aber trotzdem alle weiter Kriegsbetreibungen unternehmen, weil eine Aufgabe des Krieges, eine Kapitulation, einen in Unrecht setzen würde. Darum kämpft man lieber bis zum bitteren Ende und opferts sich und wenn es sein Muss die ganze Welt anstatt sich einzugestehen, dass man sich geirrt hat.
Meinst du, "alles ist eins"?
hehe, ja das mein ich... damn, manchmal frag ich mich, was ich eigentlich schreibe
Wäre es überhaupt gut, sich immer in so einem Zustand zu bewegen?
nein, das denk ich nicht. Weil, um auf das Bild vom "wir" durch Du und ich zu kommen. Um Gemeinschaft, kommunikation, oder auch Gegensätze zu anderen Menschen zu erleben braucht es auch den Standpunkt des Ichs, man braucht auch das Gefühl des Einzeln sein, des Isoliert sein hin und wieder, selbst des Unverstanden seins. Denn das gehört ja zu einer Grunderfahrung des Menschen, und will man den Nächsten als solchen Anerkennen und vieleicht mit ihm in eine Kommunikation treten, kann die Einsicht dass der Nächste eben der Nächste und Einzeln und eventuell Isoliert ist ja nur aus der erkenntniss kommen, weil man das selber erlebt.
Ich denk, es braucht da beides. Den Dionysischen Rausch der Ichauflösung ebenso, wie die augenblicke des reinen Ich-Seins. Weil der Nächste kann mit uns ja auch nur dann in Kommunikation treten, wenn wir wirklich da sind und können ihn ja auch nur durch uns selber schätzen.
Natürlich kann ich den Anderen nur so schätzen,
wenn ich weiß, wie er wirklich ist.
hm... ich denk nicht, dass es notwendig ist, den Nächsten wirklich zu kennen (weil: können wir überhaupt je jemanden bis aufs innerste kennen?) - ich denk, es reicht die annerkennung des Nächsten als Individuum und den (wirklichen) Versuch ihn kennen zu lernen - Dadurch tritt man ja in eine Komunikation, man hört zu, man ist interessiert - und gerade dadurch zeigt sich doch auch das Schätzen. A
Aber nichts desto trotz teilen wir die gleiche Ansicht in den wesentlichen Punkten
"Alles ist eins", ""wir sind Brüder und Schwestern"
hilft zwar über schlechte Momente hinweg, tröstet vielleicht,
aber es beleidigt gleichzeitig auch,
weil so viele Menschen - ihr wahres Wesen - verkannt wird...
eben. Vorallem ist diese Verbrüderung und Vereinigung immer dann beleidigend, wenn sie vor der erkenntis des Nächsten als jemand Einzigartigem, Individuellem geschieht, weil man damit ja auch impliziert: ich kenne dich, ich muss mich nicht mehr mit dir auseinandersetzen - wodurch Vorurteile, Abstempfelungen usw. schon vorprogramiert sind.
Anders is es ja, wenn man sich mit einem (oder Mehreren) Menschen längere Zeit auseinandersetzt, da kann ja dann schon das Gefühl entstehen dass man sich irgendwie Verwandt fühlt - aber dann beruht es ja auf Gegenseitigkeit und vorallem auf Erkenntis.
Was nützt es schon sich erläuchtet zu wähnen,
sich aber in einer Rolle zu bewegen,
durch die das Leben an sich nicht mehr aus dem eigenen Naturell heraus gelebt werden kann?
ganz zynisch gesprochen: es nützt sehr viel, man merkt dann nämlich nicht, dass man nichts weiter ist als ein Rädchen im Getriebe und man merkt auch die Kette der eigenen Unfreiheit nicht. Das ist so wie mit dem Alten Witz über die Ehe - also dass man in der Ehe Probleme löst die man ohne sie gar nicht hätte
Ick mein, guck dir an wie all die Werbeversprechen auf dem Weltanschauungsmarkt funktionieren: da wird einem immer zuerst eingeredet, das man dies und das und jenes und sowieso alles Falsch macht, dass man gefangen, Unfrei, belastet ist und droht mit Qualen in alle Ewigkeit (Karma) Gottes Zorn oder oder oder... und bietet dann natürlich die Lösung an für dieses selbst induzierte Problem.
Selbst angelegte Ketten.....mich erinnerts im Ansatz grad an das
Märchen "Des Kaisers neue Kleider"....
hm... hat was. Man verkauft nichts und sagt dann allen die das nichts als nichts erkennen, sie "seien noch nicht so weit"
Klar, alles was man denkt und äußert,
kann keinen absoluten Wahrheitsanspruch haben,
aber deswegen
kann man sich ja auch austauschen
und abtasten.
Bedenke dass du sterblich bist (in dem Zusammenhang ist es eigentlich interessant, das fast alle Dogmatischen Weltsichten auf irgend eine Art unsterblichkeit versprechen oder Sugestieren.)
aber eigentlich: sobald man akzeptiert, dass es eine Welt da draussen (also ausserhalb meiner paar Kubikzentimeter Schädelinhalt) gibt wird es offensichtlich, dass man selber gar nie etwas endgültig und absolut wissen kann: man kann eigentlich nur gegenüber der Grösse des Seins kapitulieren und akzeptieren dass alles Wissen und jede Erkenntniss die man hat immer nur Stückwerk bleiben muss.
Diese Einsicht mag vieleicht dem Egoismus einen kleinen Knacks geben, aber im grunde genommen ist es doch viel interessanter so - man kann dann vom Leben noch überrascht werden, man ist nicht eingeschlossen in ein Hermetisch abgeschlossenes Weltbild in dem alles Festgefügt und starr ist, sondern in eine Welt integriert, die Lebendig ist, sich wandelt, einen fordert und ungemein zur Kreativität anregt
Die Herangehensweisen an Themen sind so unterschiedlich wie gleichzeitig auch spannend, solange man dafür empfänglich ist und das Gegenüber
wegen seiner Meinung nicht bewertet und verurteilt.
hm... ick denk schon, dass man Meinungen bewerten darf, allerdings nur vom Persönlichen Standpunkt aus und diesen auch versucht zu erklähren - solange man deswegen nicht den Menschen hinter der meinung generell bewertet. Also genau so wenig wie man sich selber mit einer Weltsicht idendifiziert sollte man den gegenüber mit seiner Meinung idendifizieren und nicht, weil man die Meinung des Gegenübers ablehnt, gleich den Menschen als gesammtes ablehnt.
Ick denk, das macht den Unterscheid zwischen jemandem der eine Meinung hat uns sie auch vertritt und jemandem der eine Meinung hat uns sie mit biegen und Brechen auch über Leichen hinweg durchsetzen will.