Vom Gottes-Dienst zur Gottes-Flucht

- Was meint Ihr dazu? -
Ich finde in Deinen Beitrag durchaus die Eindrücke meiner Kindheit wieder. Was mich schon früh gestört hat, war dieser weinerliche, knechtische, kriecherische Unterton, regelrecht jämmerlich. O.k., was Wunder bei einer Religion, deren Angehörige sich als Schafe verstehen...

Na ja, ist Geschichte... Letztlich war der Ruf der Geister stärker... Heute weigere ich mich, eine christliche Einrichtung auch nur zu betreten. Ich fühle mich dort extrem unwohl...

Black Wolf
 
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Diese Distanz meint man durch Kleinhaltung seiner selbst gegenüber einem machtvollen Wesen zu überwinden, ähnlich wie Knecht und Herr.

Für die kath. Kirche kann ich jetzt nicht sprechen, was ich jedoch weiss, ist, dass in evangelisch/protestantischen Kirchen öfters Joh. 15,15 zitiert wird, wo Jesus seinen Nachfolgern mitteilt:
"Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan."
Damit diese Suggestion möglichst nicht passiert, halte ich die Verwendung des "Göttlichen" günstiger als "Gott".
Auch eine gute Lösung :)
 
Hallo zusammen,

wie soll ein spiritueller Augenblick entstehen

- wenn der Ort der Sachlichkeit und Nüchternheit geopfert wird
- der Priester sein liturgisches Programm ohne die Gläubigen abspult
- die Gläubigen nicht bereit sind, sich zu öffnen und erfüllen zu lassen?

Der Ort, der Priester, die Gläubigen und Liturgie sind zwar vorhanden, aber meist wird es nicht zu etwas Ganzes verwoben. Ein kleines Beispiel, wie ein gemeinsames Erfahren entstehen kann:



Merlin
 
nur wenns ein "Religionsvakuum" oder sowas ähnliches gibt, wird sich der religionsfreie Raum irgendwie füllen, habe ich den Eindruck, mit irgendeiner anderen Ideologie.
 
Vielleicht ist der Begriff "Gottesdienst" überhaupt irreführend und bringt es deshalb zu falschen Vorstellungen hiervon. Denn entspräche er einem Dienst an Gott, dann erwiese dieser Dienst sich als eine dem Menschen aufgezwungene Handlung - womit Gott dem Menschen genau dasjenige Werde-Ziel aberkennen würde, welches er uns durch Christus verheißen hat: Die individuelle Freiheit. - Und meinte diese Handlung umgekehrt einen Dienst Gottes an uns: Woher sollen wir dann wissen und woran erkennen, wann und in welcher Form Gott uns seinen Dienst erweist bzw. erweisen möchte? Sind wir es dann selber, die dies bestimmen und Gott Zeit und Ort "vorschreiben"? - Das kann ja wohl nicht sein! -

Ich meine, dass jegliches Denken, Fühlen und Handeln, das nach der Gottes- und der Nächstenliebe ausgerichtet ist, einen wirklicher Gottes- und Menschheitsdienst darstellt. Dass wir Gott damit "gefallen", sieht er hierbei allemal und hat es darum nicht nötig, sich unsere Geneigtheit ihm gegenüber durch symbolische Handlungen bestätigen zu lassen. -

Die anthroposophisch orientierte Liturgie, wie sie die Christengemeinschaft pflegt, bezeichnet die rituelle frei-willige und innerlich real vollzogene Hinwendung zu Gott und dem Christus-Mysterium als Weihehandlung oder Menschen-Weihehandlung. Auch sie vollzieht sich, wie der katholische Ritus, auf den vier Stufen der Evangeliumsverkündigung, der Opferung, der Wandlung und der Kommunion. Auf der höchsten Stufe, der Kommunion - der Vereinigung mit Christus - begegnen sich Gott und Mensch auf gleicher Ebene, wodurch beide, gleichermaßen opferwillig, einander entgegenkommen. -

Damit erweist sich dieser Ritus als dasjenige, was er in der Tat ist: Als eine Handlung, die dem Christus-Mysterium gewidmet - geweiht - ist und durch welche Christus den Liebes-Treuebund zwischen sich und dem Menschen bekräftigen kann: Als Menschen-Weihehandlung.
Und wenn man es vom Standpunkt der Kommunion, wie Du sie beschreibst betrachtet hat man die Erkenntnis, dass das Leben/der Mensch gar nicht anders kann, als Gottesdienst zu sein, ob er will oder nicht, ob es ihm bewusst ist oder nicht. Es ist nur die eigene Haltung, die dem Menschen den Eindruck hinterlässt, näher am Schweinetrog des verlorenen (nichts kann verloren sein) Sohnes wähnt oder daheim bei Gott.
Um es weiter auf die Spitze zu treiben:
Gott und Mensch sind nur Hilfsbegriffe, es gibt weder die Eigenständigkeit des einen, noch des anderen.
 
Dann kam eine Phase, wo ich alle möglichen christlichen "Sekten" besuchte
Diese Phase kenne ich auch, finde dass Jede/r das tun sollte, denn nur so können Verallgemeinerungen wie "die Kirche sagt" vermieden werden. Ich mag es lieber präziser, so wie "die kath. Kirche sagt", "die Lutheraner sagen", "die Mennoniten sagen" etc.

Punkto spiritueller Erfahrung hatte ich in einem GD der kath. charismatischen Bewegung ein Erlebnis, das mich eher abgeschreckt denn angezogen hat. Zu welchen Zeitpunkt der Messe kann ich nicht mehr genau sagen, ist schon viele Jahre her. Auf jeden Fall spielte gerade Orgelmusik. Tatsache ist, dass es auf einmal heller in der Kirche wurde u. ich spürte dass Geistwesen durch die Menge huschten. Ich sage Geistwesen, denn es fühlte sich nicht nach "freundlichen" Engeln an, od. der Präsenz Gottes. Eher nach Wesen, die sich an der Energie der Menge berauschten. Alle meine Körperhaare sträubten sich. Da ich der Meinung bin, dass nur Gott u. Christus Ehre u. Anbetung gebührt, bin ich nie wieder da hin gegangen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Phase kenne ich auch, finde dass Jede/r das tun sollte, denn nur so können Verallgemeinerungen wie "die Kirche sagt" vermieden werden. Ich mag es lieber präziser, so wie "die kath. Kirche sagt", "die Lutheraner sagen", "die Mennoniten sagen" etc.

Punkto spiritueller Erfahrung hatte ich in einem GD der kath. charismatischen Bewegung ein Erlebnis, das mich eher abgeschreckt denn angezogen hat. Zu welchen Zeitpunkt der Messe kann ich nicht mehr genau sagen, ist schon viele Jahre her. Auf jeden Fall spielte gerade Orgelmusik. Tatsache ist, dass es auf einmal heller in der Kirche wurde u. ich spürte dass Geistwesen durch die Menge huschten. Ich sage Geistwesen, denn es fühlte sich nicht nach "freundlichen" Engeln an, od. der Präsenz Gottes. Eher nach Wesen, die sich an der Energie der Menge berauschten. Da ich der Meinung bin, dass nur Gott u. Christus Ehre u. Anbetung gebührt, bin ich nie wieder da hin gegangen.
Ich tippe eher auf Deine Angst, wenn Gott sich tatsächlich erfahrbar macht über das übliche hinaus.
Mich hatte das als Teenager mal geärgert, das Gott nicht mehr so fantastisch auftritt, wie er es teils in der Bibel tat. Ich machte nachts mein Fenster auf und fing an, gedanklich zu schimpfen. Wo bist Du denn, he? Wo sind Deine Wunder heute, ich seh nix davon.
Ich legte mich wieder ins Bett.
Plötzlich erschien in der Zimmerecke ein Licht, was immer heller wurde. Ich bekam Panik, machte das elektrische Licht an und sagte ihm, das wir es langsamer angehen können:D

Seitdem kann ich nach und nach außergewöhnliches zulassen.
Es liegt immer an uns selbst.
 
Ich denke, man muss hier unterscheiden.

Die Rituale der Kirche nachzuspringen hat nichts mit Religiosität zu tun, sondern nur mit einer Vereinszugehörigkeit. Und ich sehe ein, dass sich die meisten Menschen von der Vorgehensweise der Kirchenadministration "im Namen Christi" abgestoßen fühlen, weil sie einfach nicht mehr dem Denken der Menschen entspricht. Und der Gottesdient ist ... neben seinem überkommenen Zweck der noch aus dem Mittelalter stammt ... letztendlich ein Ritual des Vereins.

Was aber so überhaupt nichts mit dem Gottesdienst = Dienst am Gott zu tun hat, der in der Realität sehr individuell ist, und selbst innerhalb der katholischen Kirche in unterschiedlichen Orden unterschiedlich gehandhabt wird.
 
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Ich denke, man muss hier unterscheiden.

Die Rituale der Kirche nachzuspringen hat nichts mit Religiosität zu tun, sondern nur mit einer Vereinszugehörigkeit. Und ich sehe ein, dass sich die meisten Menschen von der Vorgehensweise der Kirchenadministration "im Namen Christi" abgestoßen fühlen, weil sie einfach nicht mehr dem Denken der Menschen entspricht. Und der Gottesdient ist ... neben seinem überkommenen Zweck der noch aus dem Mittelalter stammt ... letztendlich ein Ritual des Vereins.

Was aber so überhaupt nichts mit dem Gottesdienst = Dienst am Gott zu tun hat, der in der Realität sehr individuell ist, und selbst innerhalb der katholischen Kirche in unterschiedlichen Orden unterschiedlich gehandhabt wird.
Und trotzdem findest Du in diesem „Verein“ archetypische Strukturen, welche die Seele berühren können, wenn sie mit dem Heiligen Geist ausgeführt werden.
Auch die Reibung als aktives Mitglied im „Verein“ formt, wenn auch schmerzhaft. Christus selbst hat es vorgemacht und wir sollten es nachmachen, Kreuzigung im übertragenen Sinne inklusive.
 
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