Heute saß ich oben auf dem Berg und blickte in das Tal. In die Täler um
genau zu sein sind es drei, in die man blicken kann. Ich bin häufig dort oben,
es ist mein Kraftort, könnte man sagen. Der Kraftort meines Herzens, denn
ich liebe diesen Ausblick auf die Täler von dort oben sehr. Die Ausläufer der
Ardennen und der Eifel treffen sich hier bei mir auf dem Hügel in dem Parc, in
dem ich wohne. Der Hügel gehört mir sogar mit, es ist also "mein" Hügel.
Oben stehen drei Tische und drei Bänke - einfache, durchgesägte
Baumstämme, die zusammengeschraubt wurden. Die drei Tische und Bänke
sind so aufgestellt, daß man jeweils von jedem Tisch in eines der Täler blickt,
sie stehen also etwa 10 Meter voneinander entfernt in einem Halbrund und
säumen die Hügelnaht.
Heute habe ich mich rechts gesetzt, mit dem Blick auf das belgische
Ardennen-Tal mit seinen Baumonumenten: die Bleiberger Eisenbahnbrücke
zuallererst, in etwa in 2 km Luftlinie-Entfernung.
Ich dachte, mich auf die Bank zu setzen, entschied mich dann aber für den
Tisch als Sitz. Es ist ja nur ein Holzstamm, etwa 30 cm breit, halbiert, so daß
man ihn als Tisch verwenden kann. Man sollte eigentlich etwas mitnehmen,
um den Vogeldreck zu entfernen - nun, es gab eine Stelle, wo ich mich
setzen konnte.
Ich saß eine Weile da, da kam ein Hund von hinten angehechelt, der mich
bestürmen wollte. Er wurde aber von seinem Herrchen zurückgerufen, der
mich auf französisch grüsste und sich auf die Bank neben mir setze. Also
nicht auf die Bank, die an meinem Tisch stand, sondern auf die Bank in etwa
10 Meter Entfernung. Er blickte in's Tal. Er war so alt wie ich, hatte Locken -
sah sehr nett aus. Und der Hund hatte ein Halstuch an, ein blaues. Ich fand
die beiden sehr sympathisch.
Der Mann saß auf seiner Bank. Ich saß auf meinem Tisch. Der Hund stöberte
im hohen Gras herum, und wir blickten beide in das Tal herab - ich in meins
und er in seins. Ich nahm ihn nicht weiter wahr.
Da stand der Mann auf und setzte sich auf seinen Tisch. Er hatte wohl bei mir
gesehen, daß es sich von dort aus besser guckte. Und dann saßen wir da so -
etwa 10 Minuten, würde ich sagen. Ganz still - ich kerzengerade und er mit
den Armen aufgestützt, den Hals hängenlassend - eher in Glotzposition - aber
entspannt. Ich schaute einmal rüber, daher weiß ich das.
Als wir da so saßen dachte ich: der ist nett. Eigentlich würdest Du gerne mit
ihm reden. Und ich bin jetzt echt nicht der Typ, der dann nicht aufsteht und
wildfremde Leute nicht anspricht, wenn er das will - ich habe da wirklich eher
zu wenige Hemmungen als zuviele.
Aber ich dachte auch: was holst Du dir da wohl in den Tag, willst Du wirklich
aufhören hier zu sitzen und ein Gespräch beginnen? Ein anderer Teil von mir
wollte nämlich im Wald spazieren gehen. Und so entschied ich mich für's
Sitzenbleiben. Und der Mann ging dann wieder, mit ihm sein Hund mit dem
blauen Halstuch. Beide waren wirklich sehr nett, ja, glaube schon.
(Danach kam übrigens eine kleine blonde Frau mit 4 kleinen Hunden an 4
kleinen Leinen. Danach hab ich mich vom Acker gemacht - aber morgen gehe
ich wieder auf meinen Berg.)