Sitzen

Hallo Malve,

Ja, ganz bestimmt. Ich werde da mal deutlich mehr drauf achten, wie ich die Schwerkraft wahrnehme. Das Problem wird sein, daß der Schulterbereich sich der Schwerkraft viele Jahre widersetzt hat - bzw. war ich tatsächlich innerlich so krumm, daß ich umgefallen wäre, hätte ich nicht muskulär gegengearbeitet. Das gibt dann, wenn man Taichi macht, auf Dauer Muskeln, die man nicht hatte, und diese ziehen dann den Körper gerade. Wenn er dann gerade ist, dann kann ich die Schwerkraft auch im Stehen eigentlich ganz gut spüren.

Ach ja, und ich mache Chigong-Übungen, wo man steht - so ähnlich wie er hier http://www.youtube.com/watch?v=yFZ8GjEWaWk&feature=related, nur stehe ich viel länger still in einer Position, Minuten, bis es mir langweilig wird. Die Hände sind dabei mal vor den Augen, mal unten - das übt man über Jahre. Heuer muß ich das aber nicht mehr üben, mache es aber manchmal noch, weil es soviel Ruhe bringt - bei diesen Übungen gerät man vermutlich in Kontakt mit der Schwerkraft auf diesem Lernweg. Nur benennen wir es nicht so, es ist halt eine Yin-Übung, das Stand-Chigong.


Um genau zu sein kann ich mich blitzschnell auch mit einem Kracks entknoten. Das sind dann in etwa 40 bis 50 Gelenke, die dann in mir knacken- ich weiß es nicht genau. Im Taichi lernt man, sich von jetzt auf gleich weich zu entfalten. Man kann das dann aber auch schnell ausführen, dann knackt es aber viel mehr. Im Sitzen mache ich es halt gaaaaanz langsam, bewege ich mich dabei geht es etwas schneller. Das sind so ein zwei Bewegungen im Taichi, ein, zwei Figuren, und dann bin ich "drin". Aber so richtig weich und entfaltet bin ich dann erst, wenn ich die lange Yang-Form mit den 108 Figuren gemacht habe. Ich würde mal behaupten, daß das diejenige Form ist, die einen am meisten quält. Deshalb machen ihn wahrscheinlich auch die meisten... hat eben eine sehr angenehme Wirkung.


Ja, ich tue das seit 10 Jahren im Liegen, im Sitzen, im Stehen, im Gehen und sogar beim Autofahren und eigentlich ununterbrochen. Ich schlafe keinen Tag ein, ohne mich um meine Aufrichtung zu kümmern und wache keinen Tag auf, ohne es als Erstes zu tun. Und ich bekomme oft von Menschen gesagt, daß sie niemanden kennen, der so gerade ist, wie ich. Und um ehrlich zu sein kenne ich auch niemanden. Meine Yoga-Lehrerin lacht mich aus, wenn ich komme, und fragt mich, was ich von ihr will.

Das Problem ist halt nur der Christian, der mit 7 Jahren nach dem Tod des Vaters vornüber gekippt ist. Ich kann es ja auf den Fotos sehen, wie es mir über die Jahre dann ergangen ist. Da ist natürlich eine Menge zu heilen gewesen auf der energetischen Ebene, aber laut hochherrschaftlichem ärztlichem Attest bin ich energetisch nicht zu therapieren, weil bei mir sowieso alles fließt.

Es braucht halt Jahre, bis sich der Körper umbaut. Ich bin geduldig, mache das täglich mit und übe und sehe den Effekt im Spiegel. Innendrin ist aber immer noch der kleine Junge, auch der fühlt sich noch, und der fühlt eben das, was ist. Ich mache ihm nichts vor: es tut weh, sich aufzurichten. Ja. Körperliche Haltungsarbeit ist eines der schwierigsten Unterfangen.


Ja, ich müßte zum Beispiel mehr den Kopf hängen lassen, also inkulsive Oberkörper, vornüber. Mache ich das zwischendurch, dann geht's deutlich besser, weil meine Nacken- und Halsmuskulatur dann entspannt. Aber ich schaffe es eben leider so selten, diesen Dingen wirklich Priorität einzuräumen, wenn ich im Alltag unterwegs bin. Schlicht aus Arbeitsgründen, denke ich mal so. Wenn ich nicht arbeite und den ganzen Tag meinen Körper pfleglich behandeln kann, dann habe ich auch keine Schmerzen. Ich suche noch nach Wegen, das zu verändern, daß ich im Alltag körperbewußter bleiben kann. Nur fordert mich die Umgebung leider immer geistig auf einem sehr hohen Niveau, so daß ich dann doch meist eher geistig "bin".


Daher schreib ich jetzt noch was zum Sitzen, weil ich heute wieder bemerkt habe, wie gut mir das tut.

lg


Guten morgen Trixi Maus,

Ja, das ist leider für viele Menschen so, dass die senso-motorische Wahrnehmung im beruflichen Alltag zu kurz kommt, um es mal auf den Körper bezogen auszudrücken. Letztendlich ist es ja eigentlich Ausdruck dafür, dass sich das Leben für die meisten irgendwie aufgespalten abspielt. Im Beruf hat man zu funktionieren, leider, es ist, als müsste die Seele zuhause bleiben und der Körper kann meist nur konditioniert funktionieren. Da bleibt auch einfachstes auf den Sitzbeinhöckern-Balancieren irgendwann auf der Strecke...


Aber du tust ja viel... und wenn ich ehrlich bin, die Assoziation mit der Feldenkrais-Matte war eine ganz Bestimmte. Mich als Behandelnde würde jedenfalls Deine Passivität interessieren.

:)
 
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Im Beruf hat man zu funktionieren, leider, es ist, als müsste die Seele zuhause bleiben und der Körper kann meist nur konditioniert funktionieren. Da bleibt auch einfachstes auf den Sitzbeinhöckern-Balancieren irgendwann auf der Strecke...
es ist traurig, dass es oftmals so ist. Das ist die Struktur, in die wir zumeist hineinsozialisiert werden.
Die Frage ist dann, ob ein Mensch liebevolle Verantwortung entwickelt und diese Strukturen transformiert, so dass die Seele auch lebendigen Ausdruck erhält. Das ist nicht nur ein Ideal, sondern wird durchaus auch realisiert.
Und das Sitzen kann Moment dieser Entwicklung sein.
 
Guten morgen Trixi Maus,

Ja, das ist leider für viele Menschen so, dass die senso-motorische Wahrnehmung im beruflichen Alltag zu kurz kommt, um es mal auf den Körper bezogen auszudrücken. Letztendlich ist es ja eigentlich Ausdruck dafür, dass sich das Leben für die meisten irgendwie aufgespalten abspielt. Im Beruf hat man zu funktionieren, leider, es ist, als müsste die Seele zuhause bleiben und der Körper kann meist nur konditioniert funktionieren. Da bleibt auch einfachstes auf den Sitzbeinhöckern-Balancieren irgendwann auf der Strecke...

Aber du tust ja viel... und wenn ich ehrlich bin, die Assoziation mit der Feldenkrais-Matte war eine ganz Bestimmte. Mich als Behandelnde würde jedenfalls Deine Passivität interessieren.
Erzähl mehr. :) Passivität? Was ist mit meiner Passivität? (Wie kommst Du drauf?)

lg


:)[/QUOTE]
 
Erzähl mehr. :) Passivität? Was ist mit meiner Passivität? (Wie kommst Du drauf?)

lg


:)


Also...:)
Meine Assoziation war die einer FI (Funktionale Integration). Es gibt in der Feldenkraismethode zwei Unterrichtsformen, die eine findet in Kursen statt (Anleitung zur Bewegung), das andere ist Funktionale Integration, da lässt Du Dich bewegen. Bei diesem Geschehen-Lassen werden die unwillkürlichen kompensatorischen Bewegungen aufgespürt, welche unsere natürlichen, organischen Bewegungsmöglichkeiten sozusagen überlagern. Es ist wie ein Heranführen an die "Muttersprache der Bewegung", so hat es Jeremey Krauss genannt... und besser kann man es fast nicht sagen. :zauberer1

In diesem Prozess sind alle grundlegenden menschlichen Funktionen wie Empfinden (Sinnes- Empfindung), Fühlen, Denken und Handeln (Bewegen) betroffen.

Spannend, gell? :)
 
es ist traurig, dass es oftmals so ist. Das ist die Struktur, in die wir zumeist hineinsozialisiert werden. Die Frage ist dann, ob ein Mensch liebevolle Verantwortung entwickelt und diese Strukturen transformiert, so dass die Seele auch lebendigen Ausdruck erhält. Das ist nicht nur ein Ideal, sondern wird durchaus auch realisiert.
Und das Sitzen kann Moment dieser Entwicklung sein.



Genau. Und wenn ich schon bei Moshé bin...;)

Feldenkrais hat davon viel gesprochen. Und er nannte die Fähigkeit zur Transformation dieser behindernden, verinnerlichten Strukturen Selbstkompetenz.
Eine schöne Vision, eine Gesellschaft selbstkompetenter, lebendiger Menschen...

:)
 
Kam ein Zen-Meister nach Sittensen.
Fragte: "Gibt's hier schon die Sitte Zen?"

Bürgermeisterte es aus der Ecke:
"Hier wär' nicht Sittensen, wenn ich's nicht hätte."

:blume:
 
Im Affenhaus

Saß ein Koala-Bär im Baum und hielt mit seinen Klau'n den Ast fest.
Stand ein Kind im Raum und spielte mit seinem Clown ein Spaßfest.
War ein Gitter dazwischen und ein Haus drumherum: ein Laufstall.
Zum Drinsitzenbleiben.
 
Sitze im Freien, das Auto, die Gegend, das Grün, das Blau, das Flugzeug, die Biene, die Amsel, Drossel, der Falke, der Wanderer, der Hund, das Gras, die Sonne, die Wolken, der Wind, das Wiegen erreichen meine Sinne. Aber innendrin das stille Geräusch meines Atems.

hhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
 
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Mal setzen.

Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knirsch. Knirsch. Brizzel. Zimp. Zongg. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. Knack. *dreh* *rotier* Flitsch. Knirsch, Knack - aaaaaaaahhhhhhhhhhhhh. *sinkaufricht*
 
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