Sitzen

Um geistbetont zu meditieren lohnt sich auch das Schreiben. Schreiben ist seit altersher einer der Künste, die Menschen immer mehr dazu bewegt haben zu bemerken, daß sie Wort haben. Die Rede ist eine ebensolche Kunst, in der Stille der Meditation kann man sie ebenfalls kultivieren, die Worte.

Reibende Worte schreiben. Das ist a bisserl oft das, was man hier so liest. Die Leute schreiben reibende Worte. Sie reiben sich - an meinen Worten, an den Worten anderer Leute - nur oft nicht an ihren eigenen Worten. Dazu haben sie, wie es scheint, manchmal sogar wenig Bezug. Ihnen ist die Quelle vielleicht nicht so bewußt, aus der das Denken ersprießt.

Ich finde es in vielen östlichen Beschreibungen sehr schön - vom Yoga bis zum Zen - wie dort der Geist "zerlegt" wird in seine elementaren Bestandteile. Es macht soviel Spaß, das bei sich selbst zu beobachten, was die alten Meister da beschreiben, das man danach süchtig werden könnte. Es ist nämlich absolut faszinierend.

Das Denken wurde in einem Buch, das ich gelesen habe, als eine im Geist gelegene Drüse beschrieben. Das fand ich so treffend. Ich beobachte es beim Schreiben, jetzt gerade hier, daß es so ist. Ich tippe lediglich die Absonderungen einer Drüse ein und bin dabei soviel beteiligt, wie ich will. Ich kann auch vollkommen weghören, mich überhaupt nicht damit beshcäftigen, daß ich hier tippe, mein Körper tippt weiter. Er tippt schneller als ich es mit dem Geist steuern könnte, ier macht ein paar Fehler mehr als wenn ich es mit dem Geist kontrolliere, abe rich wunder ich mich dann imer wiede,r wie schnell Mumpitz vo rmeinen AUgen entstehen kann.

Nur will das dann keiner lesen. :D


Mein Körper kann also schreiben, wie er will. Man nennt das, glaube ich, automatisches Schreiben - da bin ich mir aber nicht sicher. Ich selber würde es so bezeichnen. Es führt zu einigermaßen interessanten Inhalten - aber auch gerade die Tippfehler sind interessant, wenn man sich mit den Meridianen auskennt. Sie verraten die Spannung in den Meridian-Endpunkten und legen durch ihr Auftreten den energetischen Zustand des Energiesystems ziemlich sauber dar. Vorausgesetzt immer man schreibt wirklich mit dem Saft, mit dem Qi, dem Leib, und wählt nicht mehr mit dem Geist die Worte. Man kann das auch konfabulieren nennen. :)


Aber wieviel interessanter ist es doch, diese Drüse, die mir Gedanken macht, die ich aufschreiben könnte, aktiv zu bedienen. Also selbst Herr über meine Gedanken zu sein und sie auszuwählen. Das ist wirklich dann ein herrlicher Zustand, wenn man das kann.

Es geht wirklich nicht darum, meine Gedanken zu unterdrücken, die ich nicht haben mag. Wozu sollte ich das tun, ich höre sie mir durchaus an. Sie ergießen sich in mich als Reflektion auf meine Vergangenheit und meine Zukunft - ich denke manchmal wenn ich nicht wach bin und meine Gedanken daher nicht höre, dann sehe ich sie im Traum. Meine Gedanken kommen mir oft nicht mehr real vor als mein Traum, tatsächlich beschäftigen sie sich mit allem Möglichen, das ich längst abgelegt habe. Es ist Vergangenheit, das ist nun mal so, warum sollte ich weiter darüber nachdenken. Warum sollte ich diese geistige Energie verschwenden?!


Sammele ich also erst einmal, sammele ich das Jing, den Lebensgeist, der auch in meiner Denkdrüse zu finden ist. Halte ich meine Gedanken mal ruhig, halte ich sie vielleicht sogar mal an. Lasse ich sie mal laufen, bis sie enden, höre ich mal hin, wo die Lücke ist. (Das Schöne bei Schrift ist: man sieht die Lücke zwischen den Worten, ja sogar zwischen jedem Buchstaben, wenn man genau hinguckt. Manche Buchstaben machen sogar eigene Lücken, indem sie Felder umschließen mit Kringeln, Geraden oder Ecken. Schrift besteht aus gedruckten Lücken - und mit unserem Denken ist es ebenso. Hört man genau hin, hört man allerorten die Lücke.)

Aus dieser Lücke heraus - im Sammlungs- oder Regenerationszustand der Denkdrüse - kann ich dann immer sehr schön beobachten, was Einzelnes passiert. Es zwickt mich zum Beispiel da links schon wieder die Rippe. Ne, es ist rechts - ich bin Linkshänder und daher denke ich seitenverkehrt. (das macht meine Taichi-Schüler immer verrückt, aber sie gewöhnen sich dann irgendwann daran, daß links bei mir rechts ist und andersherum. ;))

Eigentlich passiert nämlich gar nicht so viel.

Wenn man mal genau hinguckt.
 
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Beim Sitzen merke ich auch immer, daß ich Gefühle habe. Darüber ist es aber schwer zu schreiben, weil jeder da andere Worte verwendet und der Wortschatz anderer Personen meinem oft nicht angemessen erscheint. Daher beschreibe ich es so, daß ich erkläre, wie ich Worte im Gefühlsbereich differenziere. Es bietet sich an, weil ich ja grad noch über das Denken schreibte und mich dran rieb.

Das Gefühl dagegen steigt ganz einfach so auf, wenn ich sitze. Es bewegt mich. Andere nennen es Kundalini - ich nenne es Gefühl, aus pädagogischen Gründen. Denn ich denke: Gefühl getrennt vom Erleben des Körpers zu betrachten, wird unserer Gesellschaft nicht mehr gerecht. Gefühl muß etwas sein, das uns nicht nur innendrin bewegt, sondern etwas das wir jederzeit äussern können und das uns gemeinsam mit anderen den "richtigen" Weg weist. Gefühl ist meiner Erfahrung nach das, worauf wir uns als Einzelne zwar oft nicht verlassen möchten, was jedoch in einer Gruppe zu einer verstärkten Bindung führt, wenn es geäussert wird. Dafür muß es sich in Mimik, Gestik und Körpersprache in sogenannten authentischen Menschen zeigen. Daher ist Gefühl für mich nichts innendrin im Geist Vorhandenes - sondern etwas Körperliches, das ich versuche zu leben. Jawohl. *smile*

Dagegen setzt mir mein Wortschatz die sogenannte Emotion. Diese ist ein zweischneidiges Schwert: einerseits ist sie ebenfalls ein Richtungsweiser. Auf der anderen Seite jedoch wird eine Emotion, wenn ich sie einfach so lebe, eher "energetische" Auswirkungen haben, also diverse. Die Ausnahme besteht darin, daß ein emotioneller Ausdruck auch soziale Prozesse beschleunigen kann und daß Emotionen auch gestaltend in uns wirken. Wir müssen also Wege finden, sie auszudrücken, um Energien abzubauen, die wir im sozialen Kontakt manchmal zurückhalten müssen.

Die Emotion ist also eher das, womit ich "geladen" bin, wohingegen mein Gefühl mich füllt und ausfüllt, mich ausmacht, als der, der ich bin. Meine Emotion dagegen zeigt mir eher, womit ich in meinem Leben zu kämpfen habe.

Die Voraussetzung für diesen Wunsch, Gefühl von Emotion zu trennen, ist natürlich mein Wunsch nach Frieden - mit mir selber und meiner Umgebung. Ich denke mir: wenn ich es nicht lebe, dann kann es auch niemals entstehen. Daher halte ich meine Emotionen meistens zurück. Ich erlebe nämlich, daß meine Emotionen meiner Umgebung eher schaden als daß sie ihr nützt. Und weil ich das ja wahrnehme, daß ich eher schade, macht mir das nur noch mehr Emotionen. Es ist also ein Teufelskreis. Unterbrechen kann ich das, indem ich meine Gefühle zu äussern lerne. Denn kann ich dies, stauen sich auch keine Emotionen an. Es wird niemand verletzt, weil ich dann alles berücksichtige, weil ich authentisch bin.

(nicht mißverstehen: auch eine Emotion kann authentisch sein. Aber ich entdecke hinter Emotionen in anderen Personen wie in mir selbst meist dann doch die "wahren" Gefühle. Und die sind keine Emotionen mehr, fühlen sich ganz anders an.)


Emotionen sind - rein aus pädagogischen Gründen und da schließe ich mich eben vielen fernöstlichen Autoren an - dasjenige, das mich eher von mir selber abhalten wird, im Moment. Gefühl dagegen ist das, was mich mir erschliessen wird so, wie ich wirklich bin. Kein Mensch ist böse, das Ziel ist Frieden und dieser ist auch der Hintergrund. Das ist der Hintergrund dieser "Wortbedeutungsfestlegung".


Beim meditativen Sitzen nun macht es mir Spaß, meine Gefühle und meine Emotionen zu beobachten. Diese beiden Teile in mir sind irgendwie immer da. Rabauke neben "lieber Junge", könnte man sagen, Dr. Jekill und Mr. Hyde. Ich könnte heulen - aber auch lachen.

Je nach Jahreszeit, Tageszeit, usw. und vor allem in Abhängigkeit vom menschlichen Geschehen und der daraus in mir resultierenden Stimmung fühle ich mal linksrheinisch - dann bin ich eher emotional. Es kann aber gut sein, daß es schon kurze Zeit später eher gefühlsvoll in mir zugeht. Zum Beispiel habe ich dann Mitgefühl mit mir selber, oder mit der Menschheit. Das reinigt, insbesondere wenn man das Leid der Mitmenschen einatmet und wieder ausatmet, man kann es sich vorstellen.

...... den Geist beruhigen, ihn heimführen, weg von den tobenden Emotionen, hinein in das Gefühl. Und dann ja vielleicht noch einen Schritt weiter, in die Ausgewogenheit der Dinge, in das Loslassen des Gefühls, damit auch das Denken versiegen kann.
 
Tja, und: mein Problem ist nun bei all dieser Herrlichkeit, die dann entsteht, wenn Gefühl und Gedanken versiegt sind, noch Worte zu finden.

Ich kann es natürlich nur beschreiben, bzw. es nur versuchen.

Da ist also ein Raum hinter meinem Gedanken und hinter meinem Gefühl und hinter meiner Emotion und sogar hinter meinem selberbedienten Verstand. Alle diese vier Teile benötige ich persönlich aber im Rahmen einer kaskadenhaften Betrachtung, um überhaupt erst in diesen Zustand gelangen zu können, in dem diese Herrlichkeit dann ist.

Ich muß gestehen: ich weiß gar nicht so genau, was Herrlichkeit bedeutet. In dem Zusammenhang da. Aber es ist in der deutschen Sprache glaube ich das richtige Wort für das, was ich erlebe. In den fernöstlichen Texten wird es so nie genannt.

Mich stört das ja auch immer. Die Sprache der Deutschen ist vielfältig nutzbar. Vielfältiger als es durch Schriftzeichen der Fall ist. Vielfältiger, als es in den meisten anderen Sprachen möglich ist. (Du kannst alles sehr differenziert ausdrücken, wenn Du die deutsche Sprache in bißchen beherrschst und einen nicht allzu kleinen Wortschatz hast.)

Und diese Übersetzungen sind immer so gemacht, daß sie die fernöstlichen Schriftzeichen letztlich ins Deutsche transferieren - ohne aber die Bedeutung der deutschen Sprache voll auszunutzen. Und so ergibt sich dann auch nie das Bild ganz klar, das sich eigentlich irgendwie ergeben sollte - denke ich immer. Oder wenigstens oft, wenn ich übersetzte Texte lese.


Es ist aber genauso schwierig, es selber zu versuchen. Man benötigt eine einwandfreie Nomenklatur, und zwar eine fundierte, um mit Geist, Körper und Seele sprachlich zu fuhrwerken. Das wäre nämlich mein Anspruch - das man westlich beschreibt, was östlich gemeint ist. Im Alltag machen wir das vielleicht ja schon, aber wenn wir versuchen es zu erklären, dann wird es allzu oft schwierig oder schwammig.
 
Neben dem Osten, dem Westen, dem Geist, dem Körper und so weiter fällt mir beim Meditieren auch oft das Oben und das Unten auf. Also vielmehr: beim Sitzen. Ich meditiere ja eigentlich nicht - ich kenne zwar viele der Techniken und beherrsche sie im Ablauf und teilweise auch im Ergebnis, wie ich glaube. Aber ich wende eigentlich nur immer eins an. Und das beschäftigt sich tatsächlich mit dem Oben und dem Unten. Man könnte auch sagen mit dem Yin und dem Yang - aber dann wird's für Viele schon wieder schwammig. Ich wollte deutsche Begriffe verwenden.

Oben - ich kann mir nicht helfen - da ist zunächst mal, wenn ich an mich selber denke, der Kopf. Es ist bei mir mittlerweile so, daß sich die obere Stelle am Kopf durch die Haare durchgedrückt hat und daß einige der Haare sozusagen abgefallen sind. Irgendwie haben die Haare nicht mitbekommen, daß ich wachse - nehme ich an.

Am Kopf dran ist die Nase mit dem Sinnesorgan zum Riechen und prüfen der Luft, der Mund zum schmecken, kauen und schlucken der Nahrung, die Ohren zum Hören und um in einer anderen Funktion die Lage des Kopfes im Raum zu messen (wenn der runterfällt, wird's übel!), und innendrin im Kopf ist dann noch das Gehirn, umgeben von seinen Häuten und umflossen von Strömen, mit Seen und Tälern, Furchen und sehr viel Oberfläche, auf der es funkt. Und in den tieferen Arealen, in denen wir vernetzen und vernetzt sind mit unserer evolutorischen Vergangenheit, da koordinieren wir uns unbewußt, da sind wir ungesehen, da ist die eigentliche Stille, die wir letztlich suchen. In der Essenz die Zirbeldrüse, deren Aktivierung wir zu steuern lernen können als Menschen. Sie macht platt gesagt Glücksgefühle, kompliziert gesagt ermöglicht sie inneren Frieden. Tiefen, großen, weiten inneren Frieden.


Das ist letztlich das, weshalb man im Osten sitzt - und ich bin überzeugt wohl auch im Westen. Man will die obere körperliche Drüse kontrollieren. Und so bewußt aus dem Leben gehen, ohne Schmerzen. (Und im Osten ist man überzeugt: man muß das wissen, sonst gelangt man nicht dorthin. Und man gelangt nur auf bestimmten Wegen dahin, auf anderen Wegen gelangt man woandershin.)
 
Der Kopf also: mein offensichtliches Oben. Und obendrüber: Luft, All. Sterne, Sonne und Mond, das Universum.

Gucke ich aber nach unten und bin genauer, dann sehe ich: Ich bin auch hier sitzend mit dem Universum verbunden: spürbar, per Podex. Also auch unten: Universum.

Gruuuuuselig........ und ich mittendrin. Ich arme kleine Maus..........


"Gott ist groß, Allah ist mächtig" - dies wären zwei Varianten, diesem Dilemma per geistigem Zuruf zu entfliehen und wieder bewußt zu werden.

Anders ist, in dieser Stille zu verweilen. Um mich herum das Universum. Ich - im Grunde - in seiner Mitte, auch wenn es anatomisch sicher nicht stimmt fühlt es sich doch so an. Ich bin mein Mittelpunkt, wenn ich sitze. Und drumherum ist alles was anderes. Anders werde ich persönlich mir meiner ja gar nicht bewußt und verfalle in Träumereien. Zum Beispiel über Gott - dabei hat der das nun wirklich nicht verdient, daß ich über ihn träume. Zu dem bete ich höchstens mal, oder führe ein Gespräch mit ihm. Ich frag ihn auch schon mal, was er von mir will. (Das sollte ich vielleicht öfter tun?)



Der Osten verweilt in der Stille.... ein wunderbares Gefühl, auch bevor es nur mit einem Hauch von einem Gedanken an einen Gott gefüllt wird. Auch wenn selbst von dieser Möglichkeit, die Stille überhaupt füllen zu wollen oder zu können mit etwas, schon längst nicht mehr die Rede ist. Auch wenn selbst nur noch Stille ist - die Stille vergeht nicht, sie kann sich selbst begegnen und bei sich verweilen.



Wie unglaublich ist es dann, gesammelt aus dieser Stille wieder neu zu beginnen? Tatsächlich wieder neu zu beginnen? Was gibt es Befriedigenderes? Millisekündlich eine Neugeburt.
 
Die Erneuerung des Geistes. Die Erneuerung der Körperkraft. Die Erneuerung der Seelenkraft.

Übungen dafür?

Wach werden. Wach werden fällt mir als erstes ein. Man kann das immer machen, wenn man merkt, daß eine Kraft nachläßt: man kann wacher werden.

Wacher werden kann man, indem man die Aufmerksamkeit auf etwas lenkt. Man kann das zum Beispiel schön üben, wenn man sich eine Kerze hinstellt, so etwa in 3-4 Meter Entfernung vor sich auf den Boden. Man muß den richtigen Punkt finden - die Kerze sollte bei leichtlocker auf dem Hals aufliegenden Kopf im Mittelpunkt des Blickfeldes sein. So als ob man ein spielendes Kind beobachtet, sage ich immer. Achtsam, aber nicht übervorsichtig, wohlwollend aber auch energisch, falls etwas schiefgeht. Die Mutter ist ja der Inbegriff der Wachsamkeit - die meisten Menschen, die von Frauen erzogen werden, übernehmen so v.a. die mütterliche Aufmerksamkeit zunächst. Bis man drüber einschläft....... weil die mütterliche Aufmerksamkeit eben auch dies zu verursachen vermochte.

Dann muß bzw. will man wach werden als einzelner Mensch, mit eigener Aufmerksamkeit, mit einem von Mutter und Vater getrennten Bewußtsein. Man will vollkommen - als Mann oder Frau - frei sein von den Bewältigungen der Vergangenheit, die in der Familie stattgefunden haben oder auch nicht. Sie sollten stattgefunden haben, damit man es überhaupt kann - denke ich. Das heißt nicht, daß die Bewältigungen erfolgreich gewesen sein müssen - aber ein intensives Versuchen, die Dunkelheit der Vergangenheit ins Licht zu führen, ist schon auch nötig, um dann klar zu sehen.


Wo ich die Begriffe Licht und Dunkelheit gebraucht habe: ich meine Licht nicht hell. Sondern spirituelles Licht ist klar, es ist nichtsubstantiell. Spirituelle Dunkelheit dagegen ist farbig, sie tritt in gebündelter Form als Schwärze auf. Die leichteste Form der Dunkelheit ist blendendes Licht. Wir erleben es als hell, aber wenn man Licht als spirituellen Begriff betrachtet, dann ist "Verblendung" eben noch nicht klar.


Man muß also fein säuberlich sortieren wie eine Ameise - oder wie eine Maus. Nur die guten Sachen mit in's Winterlager nehmen, die anderen Sachen im Sommer verbrauchen. Und einmal im Jahr ausfegen, wenigstens.


Das ist ja eben das Problem mit dem Licht, nicht wahr. Es wird bei Klarheit anders verstanden. Herkömmliches Licht kann immer nur Dunkelheit erhellen. Spirituelles Licht dagegen ist klar - es kümmert sich nicht um Dunkelheit. Es betrachtet viel mehr, ob und wie es sich erhellt. Es sieht die Farbenverläufe, die das gebrochene Licht veranstaltet, das uns so bunt und lebendig nah ist


Aber da ist eine Ebene hinter dem Bunten, hinter dem herkömmlichen Licht. Auch diese Ebene dahinter ist Licht. Dieses Licht ist hinter dem Universum, wenn man es sich als Scheibe vorstellt, dann wäre es eine unter ihm gelegene, weitere Scheibe. Diese Scheibe existiert vollkommen unabhängig von unserem Universum, aber unser Universum scheint nur durch sie so bunt. Denn ohne diese eine Ebene der Klarheit würde all dies Licht ja nicht wahrgenommen.
 
Wozu nun, mag ein anderer fragen, diese einem bereits einfachen Geist aufwendig erscheindende Theorie - also dieser Umgang mit Worten wie Geist, Körper, Seele, Kraft, Erneuerung, Tralala und Pipipi --- wozu? Nun, um Praxis zu bilden.

Man muß ja unterscheiden: Praxis ist nur dann möglich, wenn Theorie vorhanden ist. Ansonsten ist Beliebigkeit. Träumerei.

(Ich bin da so streng wie ein schlimmer Zen-Meister, bin mir dessen bewußt und neige dazu, die dadurch entstehenden Rückschläge auf mein eigenes Selbst hinzunehmen.)

Was viele Menschen erleben ist Realität - und die ist oft die Katastrophe. Also benötigen sie eine andere Realität. Diese bekommen sie durch eine Praxis. Ohne eine Theorie können sie diese nicht erlernen und ihre Realität wird sich nicht verändern.

Eine Theorie ebenso wie eine daraus entstehende Praxis stellt Parameter zur Verfügung. In der Regel sind es Prinzipien, also grundsätzlich anzuwendende Regeln, die aber Ausnahmen bedürfen, um angewendet werden zu können. "Im Prinzip richtig" ist nämlich ja immer noch ziemlich falsch, wenn man es vom letztendlichen Standpunkt aus betrachtet. Denn es gibt ja immer noch viele viele weitere, über Prinzipien gelegene Prinzipien. Du kannst prinzipiell, wenn Du abstrakt vorgehst, sämtliche Ebenen irgendwelcher Systeme durchlaufen, indem Du ganz einfach nur das jeweils übergeordnete Prinzip entdeckst und so irgendwann selber zu einem Prinzip wirst, das Du anwendest und das Deinen Namen trägt. Du kannst es dann verkaufen, wenn Du willst, und bleibst dabei aber diesem Prinzip, das Du bist, treu. Du bist dann frei. Theoretisch.

In der Praxis aber wirst Du jedes Mal, wenn Du aufgestanden bist nach dem Sitzen, wieder lächeln über diese theoretischen Gedanken, die sich irgendjemand machte, um Dich mit dem Sitzen zu beschäftigen. Dabei mußt Du ja sehen: DU wolltest sitzen. DU wolltest ja auch gerade das hier lesen und ich wette: Du sitzt. Siehste. Dann ist das Ziel doch praktisch schon erreicht. Warum theoretisierst Du dann mit mir?!

Grüsse an den Leser, falls es noch einen gibt. Ich spinn ihn mir andernfalls schon mal zusammen.
 
Es ist schon bedrückend: ich nehme mir keine Zeit für mich. Sag ich immer in mir. Dabei ist das nicht so. Ich bin unglücklich, sage ich mir immer. Dabei ist das nicht so. Ich bin in einer Zwickmühle, fühle ich immer. Dabei ist das nicht ganz so. *lach*



jaaa, das Sitzen. Nie nehme ich mir Zeit dafür. Ich bin richtig glücklich, daß ich das jetzt mal tue. Dat is wie ne Himmelfahrt. Für mich. (Ich hoffe es liest niemand... aber es wird schon jemand lesen, ich hätte es unter Aufgeschrieben "tuen" sollen. Nein, hätte ich nicht.)

Sitzen. Da ist das Zen schon drin. Wie praktisch. Sit erinnert mich an Sitte, also komme ich auf die Frage zurück, wie man sitzen sollte.

*sinnier*

also ich persönlich kann immer nur sagen: versuchen: es zu bemerken, daß man sitzt. Man bemerkt das spätestens dann, wenn das Denken weg ist, die Gefühle fort sind, die Gedanken an das Universum und das Licht mit seinen Farben vergangen sind und die Bilder im Geiste verschwinden. Daß man sitzt ist wirklich eine unglaubliche Erfahrung. Man könnte ja gar nicht leben! Dann könnte man ja auch gar nicht sitzen! Das wäre ein Graus....

...oder?

Kam schon einmal jemand am Tod vorbei, sitzend, oder auch im Leben? War er nur in der Nähe tätig, oder war er gar am eigenen Leibe zugange? Oder ist er im Geiste klar geworden? Wer kennt den Tod?

Auch ihm kann man ja sitzend begegnen. Er kommt vorbei, wenn die bunten Farben vergehen, er geht dann vorüber - meist rechts, manchmal aber auch links. So steht das in manchen Schriften aus dem Osten geschrieben und ich habe das beobachtet und habe festgestellt, daß auch ich das beobachten kann. Der Tod neigt dazu, sich an einer bestimmten Stelle im Körper nieder zu lassen, die man oft gar nicht so bemerkt. Denn er wählt meistens die natürlichen Stellen, wo er sich gut niederlassen kann: die genetisch bedingten, individuellen Schwächen.

Da droht der Determinismus....... in seiner ganzen Schwärze und sonstigen, farbigen Dunkelheit....

...jedoch wollen wir umdenken, um nochmal mit einem blauen Auge davon zu kommen und unsere genetische Belastung zu umfahren auf einem Schiff.
 
Zu diesem Zwecke müssen wir das Schiff in die Gewässer des Jungbrunnens lenken. All dies können wir tuen, während wir sitzen - ist das nicht phantastisch? Wir könnten auch mit anderen Sachen unsere Zeit verplempern, aber tatsächlich ergibt sich durch das Sitzen ja irgendwann dann jede Menge Zeit. Am Anfang strengt man sich fürchterlich an und macht und tut und braucht ewig lange- irgendwann setzt man sich dann aber hin. Und es ist egal, ob es ein Stuhl ist oder eine Holzbank. ja, ist doch so.

Wollen wir also den Ball flach halten, wenn wir vom Jungbrunnen reden und davon, daß wir da irgendetwas erreichen müßten oder könnten. Es ist nämlich alles schon da! Man muß es nur zur Kenntnis nehmen, es finden. Es gibt ja tausenderlei Informationen und man wird darüber ja gänzlich wirr! Probiert da rum und macht und tut, erlebt da was weiß ich was wer weiß wie lange. Bis man mal aufwacht. Ist ja pure Zeitverschwendung, ne, diesen Jungbrunnen überhaupt zu suchen oder auch nur ansatzweise diesen "Heiligen Gral" zum Nippen herangereicht zu bekommen. Schon die Vorstellung: hirnverbrannt.

tja: Für uns. Für uns ist das hirnverbrannt. Für andere nicht. Für die ist das irgendwie bekannt, wie das geht mit dieser "Erneuerung" des Geistes, des Körpers, der Seele. Juchhe!

Wir Saftsäcke üben es vielleicht nicht und gehen lieber zu McFit. Na gut. Wenn man die Zeit dazu hat: bitte. Aber heutzutage ist es für Viele Menschen wichtig, eine Praxis zu haben, die sie in den Alltag integrieren können.

Welche Vorteile bietet es überhaupt, in solch einen meditativen Alltag zu streben und Meditation und ihre Früchte nicht in die Zukunft oder auf das Sitzkissen zu verbannen? Eben diese: man gewinnt Früchte im Alltag. Nicht immer ganz so perfekte Früchte wie vielleicht in einer Reflexion bei der Sitzmeditation oder auch einer Stilleerfahrung - die hat im Alltag natürlich nicht die Tiefe. Aber es ist dennoch schön, immer mal wieder in ihr zu verweilen.

Was, so frage ich, bietet sich dazu besser an, als das Sitzen? Doch wohl außer dem Atmen kaum etwas.

Wie oft sitzt man denn? Laufend. Morgens zuerst auf dem Klo, dann auf dem Küchenstuhl, dann im Auto. Dann auf der Arbeit wieder, dann steht man auf, sitzt wieder, und so weiter.

Warum will man da nun stets die allergrößten Unterschiede machen, wenn man sich dann neben all diesen alltäglichen "Sitzgelegenheiten" mal auf die Sitzgelegenheit Meditationskissen setzt? Ist das nicht unnatürlich, ist das nicht viel zu anstrengend? Will man nicht lieber auf dem Meditationskissen da weitermachen, wo man im Alltag aufgehört hat und nur etwas anderes machen? Man will sich ja nicht verlassen - sondern sich erneuern. Dafür muß man schon möglichst vollständig dabei bleiben, sonst kann das nicht gelingen.

Die Erfahrung zeigt doch: bin ich im Alltag nicht aufmerksam, dann bin ich es auf dem Kissen auch nicht. Bin ich jedoch auf dem Kissen bereits aufmerksam, dann kann ich beginnen, meine meditative Achtsamkeit in den Alltag einzuweben. Ich kann es zum Beispiel bei meiner Bewegung versuchen - oder aber auch erst mal nur, wenn ich sitze. Man könnte sich auch ein Pfurzkissen in die Hosentasche stecken, damit man bemerkt, wenn man sich setzt. (Falls man mal nicht bemerken sollte - so im Alltag kann das ja durchaus mal vorkommen.)
 
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einfach hinsetzen,

tief durchatmen,

den Leib spüren,

Spannung im Bauch, Herz, Rücken, ... Leib ...ausatmen,

Gedanken, Vorstellungen ziehen lassen.

....
 
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