Nähe, Vertrautheit, Verbundenheit

Das ist aber eine schwierige Sache! Da fällt mir erst mal spontan die Frage ein, was es ist, das man an diesem Menschen so liebt. Was löst dieses Gefühl, diese Emotion aus, was ist der Schlüssel dazu. ...

Vielleicht kann man diesem übermächtigen Gefühl so auf die Spur kommen und erkennen was fehlt.

Berechtigte Frage. Allerdings, komm da mal ran wenn du drin bist. Denn genau dieser Schritt zurück, um das Ganze für sich selbst möglicherweise reflektieren zu können, wird ja zugleich durch diese, wie du treffend sagst, übermächtige Emotionalität verhindert. Mag sogar danach noch schwierig sein, sich dem selbst zu stellen.

Dazu stellt sich natürlich nochmal die Frage nach sowas wie der Echtheit der eigenen Empfindung(en). Schließlich prallen, so gesehen zwei völlig unterschiedliche, inkompatible Gefühlswelten aufeinander.

Ich schätze, auch sowas wie Stalking mag auf ähnlichen Grundlagen fußen. Der Widerstand, die Ablehnung einer Seite wird nicht als solche akzeptiert, sondern subjektiv umgedeutet, interpretiert, als Hürde, Herausforderung, die es zu überwinden gälte, damit alles gut würde, um eben diese Nähe erleben zu können, erfüllt zu bekommen. Umgekehrt, für den/die Verfolgte(n), ein Alptraum. Denn je mehr an Widerstand, an eigener Grenzziehung, desto mehr wider der/die andere den Druck intensivieren, um eben die Verbindung, den Bezug zum anderen nicht (völlig) zu verlieren.

Neutral betrachtet wohl eine Art Kind-Eltern-Verlustangst-Situation in Wiederholung. Also somit wohl eine Art Traumaerfahrung als Ursache. Könnte ich mir vorstellen.
 
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Liebe wächst durch Schmerz- die wird nicht durch diese Person, die dich leiden macht, erwidert, sondern durch eine andere in der Zukunft

Würd ich so pauschal nicht sagen. Mag unter bestimmten Vorraussetzungen und einem bestimmten Umgang damit so sein, unter anderen kann es aber auch in sowas wie völligen Rückzug, totale Enttäuschung, Isolation und noch mehr Liebesunfähigkeit oder -verweigerung kippen, denke ich mal. Oder auch sogar in sowas wie Rache.
Ist also nicht nur so ganz harmlos, würde ich meinen.
 
Hallo Faydit,

Berechtigte Frage. Allerdings, komm da mal ran wenn du drin bist.

das ist richtig, da braucht man jemandem, der hilft zu schauen, um was es wirklich geht.

Dazu stellt sich natürlich nochmal die Frage nach sowas wie der Echtheit der eigenen Empfindung(en).

Ja, und die Frage, was eigentlich geliebt wird, worauf die Liebe abzielt, ob es tatsächlich "die/der Geliebte" ist. Und warum stellt man diesen Menschen, obwohl ja unerreichbar auf ein so hohes Podest. Was ist es eigentlich was man da sucht? Und was macht dieses Gefühl so übermächtig? Berechtigte Fragen.

Wie gesagt, das erste, was mir dazu eingefallen ist war ja die Mutter-Kind-Beziehung, dazu passt deine Aussage:
Neutral betrachtet wohl eine Art Kind-Eltern-Verlustangst-Situation in Wiederholung.
Und dabei ist im Falle des Stalkings ja keine echte Bindung oder Beziehung vorhanden, sondern nur im Kopf des Stalkers oder wo es sich auch immer abspielt.
 
Und dabei ist im Falle des Stalkings ja keine echte Bindung oder Beziehung vorhanden, sondern nur im Kopf des Stalkers oder wo es sich auch immer abspielt.

Nun ja, kann man das damit pauschal abtun? Was wäre nun echt, was nicht?

Inwieweit wäre eine einseitige Empfindung an sich unechter als eine erwiderte? Vielleicht ist ja auch die erwiderte eben nur eine miteinander geteilte Illusion, eine gemeinsame Selbsttäuschung? Schließlich hält die ja mitunter auch nur sehr begrenzt an.

Ist einseitige Verliebtheit, Liebe weniger wahr als gegenseitige?

Zum Stalking noch was: Was, wenn der Stalker und sein Opfer, was ja auch vorkommt, vorher eine Beziehung hatten? War die dann, die Empfindungen darin, unecht? Einer möchte oder ist aus dieser Verbindung raus, der andere will daran festhalten. Zwei Realitäten mit unterschiedlichen Gefühlen. Aber, wenn man sagt, die des Stalkers wären unecht, könnte man ebensogut dasselbe umgekehrt behaupten. Wer also entscheidet das, könnte es entscheiden? Und wie?

Dahinter die noch größere Frage: Ist Liebe selbst überhaupt mehr als eine subjektive, selbsterschaffene Illusion? Einseitig, oder auf Gegenseitigkeit beruhend. Kann, könnte sie tatsächlich nur Schein sein? Belügen wir uns damit selbst ebenso wie andere? Oder gibt es Liebe an sich doch?
 
Hallo Faydit,

War die dann, die Empfindungen darin, unecht? Einer möchte oder ist aus dieser Verbindung raus, der andere will daran festhalten. Zwei Realitäten mit unterschiedlichen Gefühlen. Aber, wenn man sagt, die des Stalkers wären unecht, könnte man ebensogut dasselbe umgekehrt behaupten. Wer also entscheidet das, könnte es entscheiden? Und wie?

Dahinter die noch größere Frage: Ist Liebe selbst überhaupt mehr als eine subjektive, selbsterschaffene Illusion? Einseitig, oder auf Gegenseitigkeit beruhend. Kann, könnte sie tatsächlich nur Schein sein? Belügen wir uns damit selbst ebenso wie andere? Oder gibt es Liebe an sich doch?

Nein, die empfundene Liebe ist sicherlich nie unecht.
Wann und wieso beginnt man jemanden zu lieben und warum hört es auf einmal wieder auf - hört es überhaupt wieder auf? Kann man tatsächlich aufhören jemanden, den man liebt, zu lieben? Unser Ego denkt das sicherlich...aber ist es tatsächlich so?

Wenn die Liebe eine subjektive, selbsterschaffene Illusion wäre, warum entsteht sie dann nicht wahllos, mit irgendjemandem, es wäre dann egal mit wem, oder? Für mich ist Liebe jedoch nicht wahllos, sondern an eine bestimmte Person gebunden zu der man, warum auch immer, eine besondere Nähe spürt (- egal, ob Partnerschaft, Freundschaft).


Ich frage mich nur, wenn ich jemanden unendlich liebe den ich im Grunde nicht kenne, also keine Beziehung da ist - wo richtet sich diese Liebe hin???

Belügen wir uns damit selbst ebenso wie andere? Oder gibt es Liebe an sich doch?

Kannst du so ein starkes Gefühl tatsächlich als "Lüge" sehen? Für mich gibt es Liebe, sie ist sehr real und in vielfältiger Weise zu spüren Und wenn sie fehlt, tut es sehr weh.

LG
santafee17
 
Nein, die empfundene Liebe ist sicherlich nie unecht.

Da laufen wir wieder im Kreis. Denn dann liebt auch ein Stalker dennoch echt. Wenigstens in seinem Kontext, seiner Realität.
Werden wir wohl hier nicht restlos klären können.

Wann und wieso beginnt man jemanden zu lieben und warum hört es auf einmal wieder auf - hört es überhaupt wieder auf? Kann man tatsächlich aufhören jemanden, den man liebt, zu lieben? Unser Ego denkt das sicherlich...aber ist es tatsächlich so?

Nun ja, man kann die Person, die man liebt, zumindest ja auch töten. Siehe in "Carmen". Tötet man damit die Liebe auch? Vielleicht ist ja sowas genau der, eben destruktive Versuch, aus dieser, dann wohl eben schmerzvollen, schmerzerschaffenden Liebe rauszukommen. Mehr Abstand zu gewinnen.

Wenn die Liebe eine subjektive, selbsterschaffene Illusion wäre, warum entsteht sie dann nicht wahllos, mit irgendjemandem, es wäre dann egal mit wem, oder?

Die Frage beschäftig mich selbst. weil sie ja, im Grunde genommen jedem "Alles ist Eins" widerspricht. Warum, wenn es so wäre, können wir nicht jeden anderen beliebig gleich, auf gleiche Art, gleich intensiv lieben? Müsste ja, dem Ansatz nach, möglich sein. Praktisch ist's genau das aber eben nicht.
Also scheint am Ansatz so was nicht ganz zu stimmen, oder nicht realitätskonform zu sein.

Ich frage mich nur, wenn ich jemanden unendlich liebe den ich im Grunde nicht kenne, also keine Beziehung da ist - wo richtet sich diese Liebe hin???

Gute Frage, wohin, man könnte auch fragen, an wen tatsächlich. Was meinst du? Sage dann vielleicht noch was dazu.

Und wenn sie fehlt, tut es sehr weh.

Tut's wirklich weh, wenn sie fehlt? Oder nur dann, wenn die eigene Liebe enttäuscht wird, nicht erwidert wird?
 
Hallo Faydit,

Denn dann liebt auch ein Stalker dennoch echt. Wenigstens in seinem Kontext, seiner Realität.

Der Meinung bin ich unbedingt, dass die Gefühle, die er hat, echt sind, wie du sagst in seinem Kontext - Aussenstehende können das dann wohl oft nicht nachvollziehen.

Tötet man damit die Liebe auch?

Meiner Meinung nach ist das ein Trugschluss - was gewinnt man dadurch? Die Liebe bleibt....wie heißt es so schön: "Lieben heißt loslassen können" - ist aber schwer.
Darf ich dir an dieser Stelle eine persönliche Frage stellen? Hast du Kinder? Denn da erlebt man immer wieder (wenn man sich dessen bewusst ist) das Loslassen, das Loslösen des Kindes. Man hat dann kein Baby mehr, kein Kleinkind und irgendwann muss man es in das Erwachsenenleben entlassen und es ist kein Kind mehr da....das ist schon immer wieder eine Herausforderung und nicht immer leicht. Die Liebe bleibt aber unverändert, so erlebe ich es zumindest.

Warum, wenn es so wäre, können wir nicht jeden anderen beliebig gleich, auf gleiche Art, gleich intensiv lieben? Müsste ja, dem Ansatz nach, möglich sein. Praktisch ist's genau das aber eben nicht.
Also scheint am Ansatz so was nicht ganz zu stimmen, oder nicht realitätskonform zu sein.

Das, denke ich, ist das, was ich dir versucht habe zu erklären. Das geschieht auf zwei Ebenen, das was ich "Zustand Liebe" genannt habe, bezieht sich auf alle gleich - gelingt aber immer nur für ganz kurze Zeit (zumindest bei mir, wenn überhaupt) und ist auch in einer anderen Ebene.
In der Emotion Liebe kommt das Körperliche hinzu, Leidenschaft, Verstrickungen, Verwicklungen usw.
Ich interessiere mich sehr für den systemischen Ansatz, und dort zeigt es sich oft, dass man sich zu Menschen hingezogen fühlt, die vom System, der Familiengeschichte her gesehen, eine ähnliche Geschichte erzählen können - vielleicht kann man das so sehen, dass man auf diese Weise kompatibel zu einander ist.

Gute Frage, wohin, man könnte auch fragen, an wen tatsächlich.

Meine Gedanken dazu:
An das, was man denkt, das man nie hatte - Mutterliebe, Vaterliebe, Eigenliebe.....man sehnt sich danach die (eigene) Liebe in den Augen des anderen zu erkennen. Dann trifft man einen Menschen der die Liebe in den Augen hat, weil er vielleicht gerade an jemand anderen denkt - und wünscht sich nichts mehr, als dass diese Liebe einem selbst gilt....und dann denkt man, man liebt diesen Menschen mehr als alles auf der Welt....was denkst du?

Tut's wirklich weh, wenn sie fehlt? Oder nur dann, wenn die eigene Liebe enttäuscht wird, nicht erwidert wird?

Wenn die Liebe komplett im Leben fehlt bzw. wenn man das denkt, sich ungeliebt fühlt - da bleibt nur Trauer und Schmerz, das ist meine Erfahrung. Dann entsteht eine schmerzliche Sehnsucht nach der Liebe und vielleicht lernt man dann sich diese Liebe selbst zu geben, bevor man sie auch in anderen finden kann.
 
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Wenn die Liebe komplett im Leben fehlt bzw. wenn man das denkt, sich ungeliebt fühlt - da bleibt nur Trauer und Schmerz, das ist meine Erfahrung. Dann entsteht eine schmerzliche Sehnsucht nach der Liebe und vielleicht lernt man dann sich diese Liebe selbst zu geben, bevor man sie auch in anderen finden kann.

Wohl oder übel lernt man das dann, ja.
 
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