Gewaltfreie Kommunikation...Wie geht das?

Ja - schön! :) Womit Dir ein guter Schlenker zurück zur Thematik gelungen ist. :)

Ja, es soll ja schön lebensnah bleiben und nicht zu sehr abheben.....:) .

Die Geschichte mit Deinem Sohn, sehr nett. Als ich angefangen hatte, mich mit der GFK zu beschäftigen und noch voller Elan da heranging, hatte ich folgende Szene zu Hause: mein Partner kommt üblicherweise recht spät von der Arbeit nach Hause. Früher hatte ich dann noch bei ihm angerufen, nachgefragt etc. Inzwischen aber warte ich nichtmals mehr, sondern mache einfach mein Ding. An diesem einen Abend aber, - es war ca. 20:00 Uhr - hatte ich die Idee, mir noch etwas zu kochen und da dachte ich, es wäre doch nett, wenn er ein warmes Essen vorfindet, wenn er nach Hause kommt und vielleicht sogar mit mir gemeinsam essen kann. Also rief ich ihn an und fragte, was sein zeitlicher Horizont für die Rückkehr sei, da ich vorhabe, mir etwas zu kochen und das eben zeitlich evtl. auf ihn abstimmen könne, wenn er wolle. Er wollte, freute sich und meinte, er käme so um 21:00 Uhr nach Hause. Das Essen war also um 21:00 Uhr fertig. Er kam dann um ca. 22:30 Uhr nach Hause. Zunächst war ich noch gar nicht ärgerlich, dachte, ihm sei vielleicht ein Notfall dazwischen gekommen, aber dann sagte er den einen Satz: "Ich habe irgendwie die Zeit vergessen!" Boah!:wut1: Da bin ich innerlich explodiert (mit Rosenberg im Kopf) und presste nur noch ein "Auszeit" heraus und verließ fluchtartig den Raum. Und dann saß ich da an meinem Schreibtisch und versuchte vergeblich, mir irgendwie Selbstempathie zu geben, tief durchzuatmen, um wieder auf den Teppich zu kommen. Es ist mir nicht wirklich gelungen. Ich wollte ihn 2 Stunden später immer noch am liebsten massakrieren ;).

Also weiter im Text:
"Ärger hat immer einen lebensbejahenden Kern -
Oft werde ich gefragt, "gibt es nicht Umstände, unter denen Ärger gerechtfertigt ist? Ruft nicht z.B. rücksichtslose, fahrlässige Umweltzerstörung nach `gerechter Empärung `? Meine Antwor darauf lautet: Sobald ich die Überzeugung nähre, in welchem Ausmaß auch immer, dass es so etwas gibt wie "rücksichtloses Handeln" oder "pflichtbewußtes Handeln" oder einen "gierigen Menschen" oder einen "anständigen Menschen", dann trage ich zur Gewalt auf diesem Planeten bei. Daran glaube ich ganz fest. Statt sich darauf zu einigen oder auch nicht zu einigen, was Menschen sind, wenn sie morden, vergewaltigen oder die Umwelt verschmutzen, fördern wir mM nach die lebensbejahenden Energien mehr, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir brauchen.
Ich verstehe jeden Ärger als Ergebnis einer lebensentfremdenden, Gewalt provozierenden Art zu denken. Im Kern jeden Ärgers findet sich ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist. So kann Ärger sehr wertvoll sein, wenn wir ihn als Wecker nehmen, der uns aufweckt - um zu realisieren, dass wir ein unerfülltes Bedürfnis haben und dass unsere Art zu denken dessen Erfüllung unwahrscheinlich macht. Um Ärger vollständig auszudrücken, brauchen wir ein klares Bewußtsein für unser Bedürfnis. Zusätzlich brauchen wir Energie, um unser Bedürfnis zufriedenzustellen. Der Ärger jedoch zieht uns Energie ab, indem er sie in Richtung "Leute bestrafen" statt "Bedürfnisse erfüllen" lenkt. Anstatt uns für "gerechte Empärung" einzusetzen, empfehle ich, dass wir uns mit unseren eigenen oder den Bedürfnissen anderer Menschen empathisch verbinden. Dazu mag intensive Übung notwendig sein, wo wir immer wieder ganz bewußt den Satz "Ich bin wütend, weil sie/er...." ersetzen durch "Ich bin wütend, weil ich..... brauche".......
.......Alle Gewalt ist das Ergebnis davon, dass Menschen auf das Denkmuster hereinfallen, dass ihr Schmerz von anderen Menschen herrührt und dass es diese Menschen konsequenterweise verdienen, bestraft zu werden.
Ich sah einmal meinen jüngeren Sohn ein 50-CentStück aus dem Zimmer seiner Schwester nehmen. Ich sagte:" Brett, hast Du Deine Schwester gefragt, ob Du das haben kannst?" "Ich habe es ihr nicht weggenommen", antwortete er. Ich rief mir meine 4 Möglichkeiten ins Gedächtnis ((a) sich selbst die Schuld geben, b) anderen die Schuld geben, c) die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen, d) die Gefühle und Bedürfnisse der anderen wahrnehmen). Ich hätte ihn einen Lügner nennen können, was jedoch gegen meine Bedürfniserfüllung gearbeitet hätte, da jedes Urteil über eine andere Person die Wahrscheinlichkeit sinken läßt, dass sich unsere Bedürfnisse erfüllen. Es war entscheidend, worauf ich in diesem Augenblick meine Aufmerksamkeit richtete. Wenn ich ihn als Lügner verurteilte, geriet ich in eine Sackgasse. Wenn ich ihn so interpretierte, dass er mich nicht genügend respektierte, um mir die Wahrheit zu sagen, geriet ich in eine andere Sackgasse. Wenn ich mich in diesem Moment jedoch entweder auf ihn einstimmte oder offen zur Sprache brachte, was ich fühlte und brauchte, dann würde ich die Chance, dass sich meine Bedürfnisse erfüllen, immens erhöhen.
Ich traf meine Wahl - die sich in dieser Situation als hilfreich herausstellte - und brachte sie nicht so sehr durch Worte zum Ausdruck, sondern durch das, was ich tat. Anstatt ihn als Lügner zu verurteilen, versuchte ich, sein Gefühl herauszuhören: Er hatte Angst und sein Bedürfnis war, sich gegen Strafe zu schützen. Indem ich mich auf ihn einstimmte, hatte ich die Chance, einen emotionalen Kontakt herzustellen, aus dem heraus wir beide unsere Bedürfnisse zufriedenstellen konnten. Wenn ich jedoch mit der Auffassung, dass er log, auf ihn zugegangen wäre - auch wenn ich es nicht laut gesagt hätte - dann hätte er sich wahrscheinlich nicht sicher genug gefühlt, um ehrlich zu sagen, was vorgefallen war. Ich wäre dann Teil dieses Prozesses geworden: Dadurch, dass ich eine andere Person als Lügner verurteile, trage ich zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung bei: Warum sollte jemand die Wahrheit sagen wollen, wenn er weiß, dass er dafür verurteilt und bestraft wird?
Ich möchte zu bedenken geben, dass sich sehr wenige Menschen für unsere Bedürfnisse interessieren werden, wenn unser Kopf voll ist mit Urteilen und Analysen darüber, dass die anderen schlecht sind, gierig, unverantwortlich, unehrlich, betrügerisch, dass sie die Umwelt verschmutzen, weil ihnen der Profit wichtiger ist als das Leben etc. Wenn wir die Umwelt schützen wollen, und wir gehen zu einem Geschäftsführer mit der Einstellung:"Wissen Sie was? Sie sind der Mörder dieses Planeten, und Sie haben kein Recht darauf, ds Land so zu mißbrauchen", dann haben wir unsere chancen auf Bedürfniserfüllung erheblich verringert. Es gibt nur wenige Menschen, die mit ihrer Aufmerksamkeit auch dann bei unseren Bedürfnissen bleiben können, wenn wir sie auf dem Umweg über Vorwürfe an diese Menschen ausdrücken. Wir können natürlich in gewisser Weise mit Vorwürfen Erfolg haben, wenn wir sie als Einschüchterungsstrategie einsetzen, damit andere Leute unsere Bedürfnisse erfüllen. Wenn jemand sich so schuldig, beschämt oder verängstigt fühlt, dass er sein Verhalten ändert, dann läßt uns das vielleicht glauben, dass es möglich ist, zu "gewinnen", indem wir anderen erklären, was mit ihnen nicht stimmt.
In einer erweiterten Sichtweise realisieren wir jedoch, dass wir letztendlich nicht nur jedesmal verlieren, wenn wir unsere Bedürfnisse auf diese Weise erfüllen, sondern dass wir auch auf ganz handfeste Weise zur Gewalt auf diesem Planeten beitragen. Wir mögen ein kurzfristiges Problem gelöst haben haben dafür aber ein neues geschaffen. Je öfter Menschen Vorwürfe und Verurteilungen hören, desto defensiver und aggressiver werden sie und desto weniger werden sie sich in Zukunft um unsere Bedürfnisse kümmern. Selbst wenn also unser aktuelles Bedürfnis zufriedengestellt ist in dem Sinn, dass jemand das tu, was wir wollen, dann werden wir später dafür bezahlen......."

Zitat aus "Gewaltfreie Kommunikation" von M. Rosenberg

So, 2. Pause. Im nächsten Abschnitt kommt Rosenberg dann schließlich dazu, wie man seinen Ärger denn nun tatsächlich vollständig ausdrücken kann, ohne dabei sich und anderen zu schaden (erst müssen sich aber meine Finger regenerieren) . Das ist der Schritt, den ich bis heute nich hinbekomme. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen :) . Oder wie wär`s? Wir helfen uns gegenseitig?

Katarina :)
 
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Ja, es soll ja schön lebensnah bleiben und nicht zu sehr abheben.....:) .

Die Geschichte mit Deinem Sohn, sehr nett. Als ich angefangen hatte, mich mit der GFK zu beschäftigen und noch voller Elan da heranging, hatte ich folgende Szene zu Hause: mein Partner kommt üblicherweise recht spät von der Arbeit nach Hause. Früher hatte ich dann noch bei ihm angerufen, nachgefragt etc. Inzwischen aber warte ich nichtmals mehr, sondern mache einfach mein Ding. An diesem einen Abend aber, - es war ca. 20:00 Uhr - hatte ich die Idee, mir noch etwas zu kochen und da dachte ich, es wäre doch nett, wenn er ein warmes Essen vorfindet, wenn er nach Hause kommt und vielleicht sogar mit mir gemeinsam essen kann. Also rief ich ihn an und fragte, was sein zeitlicher Horizont für die Rückkehr sei, da ich vorhabe, mir etwas zu kochen und das eben zeitlich evtl. auf ihn abstimmen könne, wenn er wolle. Er wollte, freute sich und meinte, er käme so um 21:00 Uhr nach Hause. Das Essen war also um

21:00 Uhr fertig. Er kam dann um ca. 22:30 Uhr nach Hause. Zunächst war ich noch gar nicht ärgerlich, dachte, ihm sei vielleicht ein Notfall dazwischen gekommen, aber dann sagte er den einen Satz: "Ich habe irgendwie die Zeit vergessen!" Boah!:wut1: Da bin ich innerlich explodiert (mit Rosenberg im Kopf) und presste nur noch ein "Auszeit" heraus und verließ fluchtartig den Raum. Und dann saß ich da an meinem Schreibtisch und versuchte vergeblich, mir irgendwie Selbstempathie zu geben, tief durchzuatmen, um wieder auf den Teppich zu kommen. Es ist mir nicht wirklich gelungen. Ich wollte ihn 2 Stunden später immer noch am liebsten massakrieren ;).

Also weiter im Text:
"Ärger hat immer einen lebensbejahenden Kern -
Oft werde ich gefragt, "gibt es nicht Umstände, unter denen Ärger gerechtfertigt ist? Ruft nicht z.B. rücksichtslose, fahrlässige Umweltzerstörung nach `gerechter Empärung `? Meine Antwor darauf lautet: Sobald ich die Überzeugung nähre, in welchem Ausmaß auch immer, dass es so etwas gibt wie "rücksichtloses Handeln" oder "pflichtbewußtes Handeln" oder einen "gierigen Menschen" oder einen "anständigen Menschen", dann trage ich zur Gewalt auf diesem Planeten bei. Daran glaube ich ganz fest. Statt sich darauf zu einigen oder auch nicht zu einigen, was Menschen sind, wenn sie morden, vergewaltigen oder die Umwelt verschmutzen, fördern wir mM nach die lebensbejahenden Energien mehr, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das lenken, was wir brauchen.
Ich verstehe jeden Ärger als Ergebnis einer lebensentfremdenden, Gewalt provozierenden Art zu denken. Im Kern jeden Ärgers findet sich ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist. So kann Ärger sehr wertvoll sein, wenn wir ihn als Wecker nehmen, der uns aufweckt - um zu realisieren, dass wir ein unerfülltes Bedürfnis haben und dass unsere Art zu denken dessen Erfüllung unwahrscheinlich macht. Um Ärger vollständig auszudrücken, brauchen wir ein klares Bewußtsein für unser Bedürfnis. Zusätzlich brauchen wir Energie, um unser Bedürfnis zufriedenzustellen. Der Ärger jedoch zieht uns Energie ab, indem er sie in Richtung "Leute bestrafen" statt "Bedürfnisse erfüllen" lenkt. Anstatt uns für "gerechte Empärung" einzusetzen, empfehle ich, dass wir uns mit unseren eigenen oder den Bedürfnissen anderer Menschen empathisch verbinden. Dazu mag intensive Übung notwendig sein, wo wir immer wieder ganz bewußt den Satz "Ich bin wütend, weil sie/er...." ersetzen durch "Ich bin wütend, weil ich..... brauche".......
.......Alle Gewalt ist das Ergebnis davon, dass Menschen auf das Denkmuster hereinfallen, dass ihr Schmerz von anderen Menschen herrührt und dass es diese Menschen konsequenterweise verdienen, bestraft zu werden.
Ich sah einmal meinen jüngeren Sohn ein 50-CentStück aus dem Zimmer seiner Schwester nehmen. Ich sagte:" Brett, hast Du Deine Schwester gefragt, ob Du das haben kannst?" "Ich habe es ihr nicht weggenommen", antwortete er. Ich rief mir meine 4 Möglichkeiten ins Gedächtnis ((a) sich selbst die Schuld geben, b) anderen die Schuld geben, c) die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen, d) die Gefühle und Bedürfnisse der anderen wahrnehmen). Ich hätte ihn einen Lügner nennen können, was jedoch gegen meine Bedürfniserfüllung gearbeitet hätte, da jedes Urteil über eine andere Person die Wahrscheinlichkeit sinken läßt, dass sich unsere Bedürfnisse erfüllen. Es war entscheidend, worauf ich in diesem Augenblick meine Aufmerksamkeit richtete. Wenn ich ihn als Lügner verurteilte, geriet ich in eine Sackgasse. Wenn ich ihn so interpretierte, dass er mich nicht genügend respektierte, um mir die Wahrheit zu sagen, geriet ich in eine andere Sackgasse. Wenn ich mich in diesem Moment jedoch entweder auf ihn einstimmte oder offen zur Sprache brachte, was ich fühlte und brauchte, dann würde ich die Chance, dass sich meine Bedürfnisse erfüllen, immens erhöhen.
Ich traf meine Wahl - die sich in dieser Situation als hilfreich herausstellte - und brachte sie nicht so sehr durch Worte zum Ausdruck, sondern durch das, was ich tat. Anstatt ihn als Lügner zu verurteilen, versuchte ich, sein Gefühl herauszuhören: Er hatte Angst und sein Bedürfnis war, sich gegen Strafe zu schützen. Indem ich mich auf ihn einstimmte, hatte ich die Chance, einen emotionalen Kontakt herzustellen, aus dem heraus wir beide unsere Bedürfnisse zufriedenstellen konnten. Wenn ich jedoch mit der Auffassung, dass er log, auf ihn zugegangen wäre - auch wenn ich es nicht laut gesagt hätte - dann hätte er sich wahrscheinlich nicht sicher genug gefühlt, um ehrlich zu sagen, was vorgefallen war. Ich wäre dann Teil dieses Prozesses geworden: Dadurch, dass ich eine andere Person als Lügner verurteile, trage ich zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung bei: Warum sollte jemand die Wahrheit sagen wollen, wenn er weiß, dass er dafür verurteilt und bestraft wird?
Ich möchte zu bedenken geben, dass sich sehr wenige Menschen für unsere Bedürfnisse interessieren werden, wenn unser Kopf voll ist mit Urteilen und Analysen darüber, dass die anderen schlecht sind, gierig, unverantwortlich, unehrlich, betrügerisch, dass sie die Umwelt verschmutzen, weil ihnen der Profit wichtiger ist als das Leben etc. Wenn wir die Umwelt schützen wollen, und wir gehen zu einem Geschäftsführer mit der Einstellung:"Wissen Sie was? Sie sind der Mörder dieses Planeten, und Sie haben kein Recht darauf, ds Land so zu mißbrauchen", dann haben wir unsere chancen auf Bedürfniserfüllung erheblich verringert. Es gibt nur wenige Menschen, die mit ihrer Aufmerksamkeit auch dann bei unseren Bedürfnissen bleiben können, wenn wir sie auf dem Umweg über Vorwürfe an diese Menschen ausdrücken. Wir können natürlich in gewisser Weise mit Vorwürfen Erfolg haben, wenn wir sie als Einschüchterungsstrategie einsetzen, damit andere Leute unsere Bedürfnisse erfüllen. Wenn jemand sich so schuldig, beschämt oder verängstigt fühlt, dass er sein Verhalten ändert, dann läßt uns das vielleicht glauben, dass es möglich ist, zu "gewinnen", indem wir anderen erklären, was mit ihnen nicht stimmt.
In einer erweiterten Sichtweise realisieren wir jedoch, dass wir letztendlich nicht nur jedesmal verlieren, wenn wir unsere Bedürfnisse auf diese Weise erfüllen, sondern dass wir auch auf ganz handfeste Weise zur Gewalt auf diesem Planeten beitragen. Wir mögen ein kurzfristiges Problem gelöst haben haben dafür aber ein neues geschaffen. Je öfter Menschen Vorwürfe und Verurteilungen hören, desto defensiver und aggressiver werden sie und desto weniger werden sie sich in Zukunft um unsere Bedürfnisse kümmern. Selbst wenn also unser aktuelles Bedürfnis zufriedengestellt ist in dem Sinn, dass jemand das tu, was wir wollen, dann werden wir später dafür bezahlen......."

Zitat aus "Gewaltfreie Kommunikation" von M. Rosenberg

So, 2. Pause. Im nächsten Abschnitt kommt Rosenberg dann schließlich dazu, wie man seinen Ärger denn nun tatsächlich vollständig ausdrücken kann, ohne dabei sich und anderen zu schaden (erst müssen sich aber meine Finger regenerieren) . Das ist der Schritt, den ich bis heute nich hinbekomme. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen :) . Oder wie wär`s? Wir helfen uns gegenseitig?

Katarina :)

Sehr schöner Text. Da können wir dann in uns selbst aufspüren, wie voll wir von Urteilen noch sind. Das impliziert auch gewaltfreies DENKEN. Oder fast könnte man sagen, es ist voraussetzung, was?
Und dann erst kann das auch gehen, mit dem 'sich in den anderen hineinversetzen´.

Was rät denn Herr Rosenberg, wenn man so seine Bedürfnisse kommuniziert und sie aber nicht erfüllt werden *wollen/können*?
Das dürfte doch auch wieder ein Gefühl auslösen, oder?
Wäre ja auch interessant für Deine Situation mit Deinem Mann...?

Aber vielleicht kommt das in der Fortsetzung?

Der Wut vollständig Ausdruck verleihen ohne jemandem zu schaden könnte mit Trommeln gehen, mit Kissenschlagen, mit heftigen Tanz (nach afrikanischer musik, da geht das super! ;-)))

Bin gespannt auf die Fortsetzung!
 
Hallo Pyare, hallo Katarina :)

Hier mal etwas zum Hören:

Einführung in die gewaltfreie Kommunikation

Einfach "Hörprobe" anklicken und dann geht es los

Liebe Grüße

Bonobo

Danke! Sehr interessant.
Ich hab direkt um die Ecke mehr oder weniger ein Zentrum, die machen abends: Achtsame Kommunikation.
Als ich den Leiter fragte, ob er Rosenberg kennt, meinte der, dieser sei sein großes Vorbild. Ahaaa.

Da er bis jetzt nur abends Kurse gibt, kann ich leider nicht teilnehmen. hab aber schon angeregt, vormittags was anzubieten und er sagte, er dächte das eh an.
Mal schaun, was draus wird.

Das ist es echt wert - sehr wertvoll! :)

Liebe Grüße
Pyare
 
Was rät denn Herr Rosenberg, wenn man so seine Bedürfnisse kommuniziert und sie aber nicht erfüllt werden *wollen/können*?
Das dürfte doch auch wieder ein Gefühl auslösen, oder?
Wäre ja auch interessant für Deine Situation mit Deinem Mann...?
Aber vielleicht kommt das in der Fortsetzung?

Ja, das ist das Thema mit den Bitten (in Abgrenzung zu Forderungen). Dazu kann ich ja dann auch nochmal was zitieren. Denn auch das bekomme ich selber nicht gut hin. Wenn ich dazu also etwas doziere, ist es nicht echt.
Ich schreibe jetzt aber erst mal die "Ärgergeschichte" fertig, damit der Zusammenhang ein wenig erhalten bleibt. Okay?

Also weiter geht`s:
"Schauen wir uns einmal an, was wir für den Prozeß, unseren Ärger vollständig auszudrücken, ganz konkret tun müssen.
Der erste Schritt ist innehalten und nichts tun außer atmen. Wir halten uns von jeglicher Regung zurück, den anderen zu beschuldigen oder zu bestrafen. Wir bleiben einfach still. Dann finden wir heraus, welche Gedanken uns wütend machen. Wir hören z.B. innerlich noch einmal eine Bemerkung, die uns zu dem Glauben geführt hat, dass wir z.B. wegen unserer Nationalität von einem Gespräch ausgeschlossen worden sind. Wir nehmen unserer Ärger wahr, halten inne und erkennen die Gedanken, die in unserem Kopf herumschwirren:"Es ist unfair, sich so zu verhalten. Das ist ausländerfeindlich." Wir wissen jetzt, dass solche Urteile tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse sind, und gehen also einen Schritt weiter, indem wir Kontakt aufnehmen mit den Bedürfnissen hinter diesen Gedanken. Wenn ich jemanden als ausländerfeindlich verurteile, dann ist mein Bedürfnis vielleicht Zugehörigkeit, Gleichstellung, Respekt oder Verbundenheit.
Um uns vollständi gzu artikulieren, machen wir jetzt den Mund auf und sprechen unseren Ärger aus - der jedoch in Bedürfnisse und die dazugehörigen Gefühle umgewandelt worden ist. Es kann sehr viel Mut erfordern, diese Gefühle auszusprechen. Es fällt mir leicht, mich über jemanden zu ärgern und zu sagen " Was Du da gemacht hast, war sehr ausländerfeindlich!" Es macht mir vielleicht sogar richtig Freude, so etwas zu sagen, aber zu den tiefen Gefühlen un Bedürfnissen hinter einer solchen Aussage zu kommen, kann sehr beängstigend zu sein. Um unseren Ärger vollständig auszudrücken, können wir z.B. zu der Per son sagen:" Als Du hier hereingekommen bist und angefangen hast, Dich mit anderen zu unterhalten und zu mir gar nichts gesagt hast und dann diese Bemerkung über Einheimische gemacht hast, ist mir ganz schlecht geworden und ich habe richtig Angst gekriegt; da wurden bei mir alle möglichen Bedürfnisse angesprochen, die mit gleichberechtigtem Umgang zu tun haben? Kannst du mir bitten sagen, wie Du Dich fühlst, wenn ich das zu Dir sage?"

In den meisten Fällen muß jedoch ein anderer Schritt vorgeschaltet werden, bevor wir erwarten können, dass der andere in Kontakt kommt mit dem, was in uns vorgeht. Weil es anderen Menschen oft schwerfallen wird, in solchen Situationen unsere Gefühle und Bedürfnisse aufzunehmen, ist es sinnvoll, dass wir uns zuerst auf sie einstimmen, wenn wir möchten, dass sie auch uns hören. Je mehr wir uns in die Gründe einfühlen, die bei den anderen dazu führen, dass sie sich so verhalten, dass unsere Bedürfnisse nicht zufriedengestellt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass es ihnen im Anschluß daran möglich sein wird, sich auf uns einzustimmen.
Im Verlauf der letzten 30 Jahre habe ich reiche Erfahrungen mit Leuten sammeln können, die starke Überzeugungen zu bestimmten Rassen und ethnischen Gruppen pflegen.
Eines Morgens stieg ich ganz früh in ein Taxi, das mich vom Flughafen in die Stadt brachte. Der Taxifahrer erhielt über die Zentrale die Aufforderung: "Holen Sie Mr. Fisherman von der Synagoge in der Main Street ab." Der Mann murmelte:" Diese Kikes (abfällige Bemerkung für Juden) stehen schon so früh auf, damit sie allen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen können."
Zwanzig Sekunden lang kam Rauch aus meinen Ohren, so kochte ich. Früher wäre meine erste Reaktion gewesen, ihn verletzen zu wollen. Jetzt atmete ich ein paar mal tief durch un gab mir dann selbst Empathie für die Verletzung, die Angst und ie Wut, die mich aufwühlten. Ich wandte mich meinen Gefühlen zu. Ich bleib mir darüber bewußt, dass meine Wut weder von meinem Mitfahrer noch von seiner Äußerung kam. Sein Kommentar hatte zwar einen Vulkan in mir ausbrechen lassen, aber ich wußte, dass mein Ärger und meine massive Angst aus einer viel tieferen Quelle gespeist wurden als den Worten, die er gerade von sich gegeben hatte. ich lehnt emich zurück und erlaubte einfach den gewalttätigen GEdanken, sich in meinem Kopf auszutoben. ich freute mich sogar über die Vorstellung, seinen Kopf richti gzu packen und ihn zu zerschmettern.
Diese Selbst-Empathie machte es mir möglich, meine Aufmerksamkeit auf das Menschliche hinter seiner Aussage zu lenken und meine ersten Worte waren dann:" Fühlen Sie sich....?" Ich versuchte, mich in ihn einzufühlen, seinen Schmerz zu hören. Warum? Weil ich das Menschliche in ihm sehen wollte und auch wollte, dass er meine ERfahrungen nach seiner Bemerkung voll und ganz verstehen konnte. Ich wußte, dass ich dieses Verständnis nicht bekommen würde, wenn er innerlich aufgewühlt war. Meine Absicht war, mit ihm in Kontakt zu kommen un der lebendigen Energie hinter seinem Kommentar respektvolle Empathie zu geben. Meine ERfahrung sagte mir, wenn es mir gelingen würde, ihm Empathie zu geben, dann würde er mich im Gegenzug auch hören können. Es würde nicht einfach werden, aber es könnte gelingen.
"Sind Sie frustriert?" fragte ich ihn. Es hat den Anschein als hätten Sie schlechte Erfahrungen mit Juden gemacht.
Er musterte mich einen Moment lang:" Ja! Diese Leute sind abscheulich, sie machen alles für Geld."
"Sind Sie mißtrauisch und möchten sich schützen, wenn Sie finanzielle Angelegenheiten mit ihren zu regeln haben?"
"Ja, so ist es!" rife er aus und äußerte noch weitere Urteile, während ich auf seine Gefühle und Bedürfnisse hinter jedem einzelnen Urteil hörte. Wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen unterstützen, erleben wir die Menschlichkeit, die wir gemeinsam haben. Wenn ich höre, dass er Angst hat und sich schützen möchte, dann merke ich, dass ich auch ein Schutzbedürfnis habe und ich weiß auch wie es ist, Angst zu haben. Mit dieser Focusausrichtung erkenne ich die Allgemeingültigkeit unserer Erfahrungen. Ich hatte einen großen Konflikt mit dem, was in seinem Kopf vorging, aber ich weiß bereits, dass ich mehr Freude an anderen Menschen habe, wenn ich nicht auf das höre, was sie denken. Besonders im Kontakt mit Leuten, die so denken wir er, kann ich das Leben viel beser genießen, wenn ich nur auf das höre, was in ihren Herzen vorgeht und mich nicht mit dem Zeug in ihren Köpfen verstricke.
Dieser mann ließ weiter seine Traurigkeit und Frustration heraus. Bevor ich mich versah, war er fertig mit den Juden und machte weiter mit den Schwarzen. Zu einer Reihe von Themen hatte er sehr schmerzliche Gefühle. nach fast 10 Minuten, in denen ich nur zuhörte, hörte er auf zu sprechen. Er fühlte ich verstanden. Dann teilte ich ihm mit, was in mir vorging.
MBR: "Wissen Sie, als Sie ihre erste Bemerkung gemacht haben, habe ich viel Wut, Traurigkeit und Entmutigung gesprüt, weil ich mit Juden ganz andere ERfahrungen gemacht habe als Sie und ich wünschte mir, dass Sie mehr die Art Erfahrungen gemacht hätten, die ich habe. Können Sie mir bitte sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Na, ich sage doch nicht, dass sie alle...."
MBR:" Entschuldigen Sie, halt, halt. Können sie mir sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Wovon reden Sie?"
MBR:" Lassen Sie mich wiederholen, was ich sagen möchte. Ich möchte sehr gerne, dass Sie einfach den Schmerz hören, den ich gefühlt habe, als ich ihre Worte gehört habe. Es ist wirklich wichtig für mich, dass Sie das hören. ich habe gesagt, dass ich mich traurig gefühlt habe, weil meine Erfahrungen mit Juden ganz andere sind. Ich habe mir einfach gewünscht, dass Sie auch Erfahrungen gemacht hätten, die anders waren als die, die Sie beschrieben haben. Können Sie mir sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Sie sagten, dass ich nicht das Recht habe, das zu sagen, was ich gesagt habe."
MBR:" Nein, bitte hören Sie genau hin. ich möchte Ihnen wirklich keine Vorwürfe machen. Ich habe nicht den geringsten Wunsch, Ihnen Vorwürfe zu machen."

Ich wollte das Gespräch langsamer werden lassen, denn nach meiner Erfahrung haben Leute, die Vorwürfe hören, - wie stark auch immer -, unseren Schmerz nicht wahrgenommen. Wenn der Mann gesagt hätte:" Das war schrecklich, was ich da gesagt habe; das waren rassistische Äußerungen", hätte er meinen Schmerz genauso nicht gehört. Sobald jemand denkt, er hätte etwas falsch gemacht, wird er unseren Schmerz nicht richtig aufnehmen können.
Ich wollte nicht, dass er Vorwürfe hört, denn ich wollte gerne, dass er erfuhr, was in meinem Herzen los war, als er seine Bemerkung machte. Vorwürfe machen ist einfach. Die Leute sind es gewohnt, Vorwürfe zu hören; manchmal stimmen sie zu und hassen sich selbst- was sie nicht davon abhält, sich weiterhin so zu verhalten wie vorher, und manchmal hassen sie uns, weil wir sie Rassisten oder sonstwas schimpfen - was sie auch nicht von ihrem Verhalten abbringt. Wenn wir merken - so wie ich bei meinem Gesprächspartner -, dass sich Vorwürfe in den Kopf einschleichen, müssen wir vielleicht etwas langsamer werden, zurückgehen und dem Schmerz noch ein bißchen länger zuhören........."

Zitat aus "Gewaltfreie Kommunikation", 10. Kapitel, M. Rosenberg

So, meine Finger sind jetzt lahm. Weiter ginge es jetzt mit dem Hinweis auf das Wichtigste bei diesem ganzen Prozess: nämlich, dass wir lernen, uns Zeit zu nehmen.

@ Bonobo: Hörbuch ist ja klasse. Ich habe das Buch. Vielleicht sollte ich es mir vorlesen lassen. Das hat was.

Katarina :)
 
Ja, das ist das Thema mit den Bitten (in Abgrenzung zu Forderungen). Dazu kann ich ja dann auch nochmal was zitieren. Denn auch das bekomme ich selber nicht gut hin. Wenn ich dazu also etwas doziere, ist es nicht echt.
Ich schreibe jetzt aber erst mal die "Ärgergeschichte" fertig, damit der Zusammenhang ein wenig erhalten bleibt. Okay?

Also weiter geht`s:
"Schauen wir uns einmal an, was wir für den Prozeß, unseren Ärger vollständig auszudrücken, ganz konkret tun müssen.
Der erste Schritt ist innehalten und nichts tun außer atmen. Wir halten uns von jeglicher Regung zurück, den anderen zu beschuldigen oder zu bestrafen. Wir bleiben einfach still. Dann finden wir heraus, welche Gedanken uns wütend machen. Wir hören z.B. innerlich noch einmal eine Bemerkung, die uns zu dem Glauben geführt hat, dass wir z.B. wegen unserer Nationalität von einem Gespräch ausgeschlossen worden sind. Wir nehmen unserer Ärger wahr, halten inne und erkennen die Gedanken, die in unserem Kopf herumschwirren:"Es ist unfair, sich so zu verhalten. Das ist ausländerfeindlich." Wir wissen jetzt, dass solche Urteile tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse sind, und gehen also einen Schritt weiter, indem wir Kontakt aufnehmen mit den Bedürfnissen hinter diesen Gedanken. Wenn ich jemanden als ausländerfeindlich verurteile, dann ist mein Bedürfnis vielleicht Zugehörigkeit, Gleichstellung, Respekt oder Verbundenheit.
Um uns vollständi gzu artikulieren, machen wir jetzt den Mund auf und sprechen unseren Ärger aus - der jedoch in Bedürfnisse und die dazugehörigen Gefühle umgewandelt worden ist. Es kann sehr viel Mut erfordern, diese Gefühle auszusprechen. Es fällt mir leicht, mich über jemanden zu ärgern und zu sagen " Was Du da gemacht hast, war sehr ausländerfeindlich!" Es macht mir vielleicht sogar richtig Freude, so etwas zu sagen, aber zu den tiefen Gefühlen un Bedürfnissen hinter einer solchen Aussage zu kommen, kann sehr beängstigend zu sein. Um unseren Ärger vollständig auszudrücken, können wir z.B. zu der Per son sagen:" Als Du hier hereingekommen bist und angefangen hast, Dich mit anderen zu unterhalten und zu mir gar nichts gesagt hast und dann diese Bemerkung über Einheimische gemacht hast, ist mir ganz schlecht geworden und ich habe richtig Angst gekriegt; da wurden bei mir alle möglichen Bedürfnisse angesprochen, die mit gleichberechtigtem Umgang zu tun haben? Kannst du mir bitten sagen, wie Du Dich fühlst, wenn ich das zu Dir sage?"

In den meisten Fällen muß jedoch ein anderer Schritt vorgeschaltet werden, bevor wir erwarten können, dass der andere in Kontakt kommt mit dem, was in uns vorgeht. Weil es anderen Menschen oft schwerfallen wird, in solchen Situationen unsere Gefühle und Bedürfnisse aufzunehmen, ist es sinnvoll, dass wir uns zuerst auf sie einstimmen, wenn wir möchten, dass sie auch uns hören. Je mehr wir uns in die Gründe einfühlen, die bei den anderen dazu führen, dass sie sich so verhalten, dass unsere Bedürfnisse nicht zufriedengestellt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass es ihnen im Anschluß daran möglich sein wird, sich auf uns einzustimmen.
Im Verlauf der letzten 30 Jahre habe ich reiche Erfahrungen mit Leuten sammeln können, die starke Überzeugungen zu bestimmten Rassen und ethnischen Gruppen pflegen.
Eines Morgens stieg ich ganz früh in ein Taxi, das mich vom Flughafen in die Stadt brachte. Der Taxifahrer erhielt über die Zentrale die Aufforderung: "Holen Sie Mr. Fisherman von der Synagoge in der Main Street ab." Der Mann murmelte:" Diese Kikes (abfällige Bemerkung für Juden) stehen schon so früh auf, damit sie allen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen können."
Zwanzig Sekunden lang kam Rauch aus meinen Ohren, so kochte ich. Früher wäre meine erste Reaktion gewesen, ihn verletzen zu wollen. Jetzt atmete ich ein paar mal tief durch un gab mir dann selbst Empathie für die Verletzung, die Angst und ie Wut, die mich aufwühlten. Ich wandte mich meinen Gefühlen zu. Ich bleib mir darüber bewußt, dass meine Wut weder von meinem Mitfahrer noch von seiner Äußerung kam. Sein Kommentar hatte zwar einen Vulkan in mir ausbrechen lassen, aber ich wußte, dass mein Ärger und meine massive Angst aus einer viel tieferen Quelle gespeist wurden als den Worten, die er gerade von sich gegeben hatte. ich lehnt emich zurück und erlaubte einfach den gewalttätigen GEdanken, sich in meinem Kopf auszutoben. ich freute mich sogar über die Vorstellung, seinen Kopf richti gzu packen und ihn zu zerschmettern.
Diese Selbst-Empathie machte es mir möglich, meine Aufmerksamkeit auf das Menschliche hinter seiner Aussage zu lenken und meine ersten Worte waren dann:" Fühlen Sie sich....?" Ich versuchte, mich in ihn einzufühlen, seinen Schmerz zu hören. Warum? Weil ich das Menschliche in ihm sehen wollte und auch wollte, dass er meine ERfahrungen nach seiner Bemerkung voll und ganz verstehen konnte. Ich wußte, dass ich dieses Verständnis nicht bekommen würde, wenn er innerlich aufgewühlt war. Meine Absicht war, mit ihm in Kontakt zu kommen un der lebendigen Energie hinter seinem Kommentar respektvolle Empathie zu geben. Meine ERfahrung sagte mir, wenn es mir gelingen würde, ihm Empathie zu geben, dann würde er mich im Gegenzug auch hören können. Es würde nicht einfach werden, aber es könnte gelingen.
"Sind Sie frustriert?" fragte ich ihn. Es hat den Anschein als hätten Sie schlechte Erfahrungen mit Juden gemacht.
Er musterte mich einen Moment lang:" Ja! Diese Leute sind abscheulich, sie machen alles für Geld."
"Sind Sie mißtrauisch und möchten sich schützen, wenn Sie finanzielle Angelegenheiten mit ihren zu regeln haben?"
"Ja, so ist es!" rife er aus und äußerte noch weitere Urteile, während ich auf seine Gefühle und Bedürfnisse hinter jedem einzelnen Urteil hörte. Wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen unterstützen, erleben wir die Menschlichkeit, die wir gemeinsam haben. Wenn ich höre, dass er Angst hat und sich schützen möchte, dann merke ich, dass ich auch ein Schutzbedürfnis habe und ich weiß auch wie es ist, Angst zu haben. Mit dieser Focusausrichtung erkenne ich die Allgemeingültigkeit unserer Erfahrungen. Ich hatte einen großen Konflikt mit dem, was in seinem Kopf vorging, aber ich weiß bereits, dass ich mehr Freude an anderen Menschen habe, wenn ich nicht auf das höre, was sie denken. Besonders im Kontakt mit Leuten, die so denken wir er, kann ich das Leben viel beser genießen, wenn ich nur auf das höre, was in ihren Herzen vorgeht und mich nicht mit dem Zeug in ihren Köpfen verstricke.
Dieser mann ließ weiter seine Traurigkeit und Frustration heraus. Bevor ich mich versah, war er fertig mit den Juden und machte weiter mit den Schwarzen. Zu einer Reihe von Themen hatte er sehr schmerzliche Gefühle. nach fast 10 Minuten, in denen ich nur zuhörte, hörte er auf zu sprechen. Er fühlte ich verstanden. Dann teilte ich ihm mit, was in mir vorging.
MBR: "Wissen Sie, als Sie ihre erste Bemerkung gemacht haben, habe ich viel Wut, Traurigkeit und Entmutigung gesprüt, weil ich mit Juden ganz andere ERfahrungen gemacht habe als Sie und ich wünschte mir, dass Sie mehr die Art Erfahrungen gemacht hätten, die ich habe. Können Sie mir bitte sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Na, ich sage doch nicht, dass sie alle...."
MBR:" Entschuldigen Sie, halt, halt. Können sie mir sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Wovon reden Sie?"
MBR:" Lassen Sie mich wiederholen, was ich sagen möchte. Ich möchte sehr gerne, dass Sie einfach den Schmerz hören, den ich gefühlt habe, als ich ihre Worte gehört habe. Es ist wirklich wichtig für mich, dass Sie das hören. ich habe gesagt, dass ich mich traurig gefühlt habe, weil meine Erfahrungen mit Juden ganz andere sind. Ich habe mir einfach gewünscht, dass Sie auch Erfahrungen gemacht hätten, die anders waren als die, die Sie beschrieben haben. Können Sie mir sagen, was Sie mich haben sagen hören?"
Mann:" Sie sagten, dass ich nicht das Recht habe, das zu sagen, was ich gesagt habe"
MBR:" Nein, bitte hören Sie genau hin. ich möchte Ihnen wirklich keine Vorwürfe machen. Ich habe nicht den geringsten Wunsch, Ihnen Vorwürfe zu machen."

Ich wollte das Gespräch langsamer werden lassen, denn nach meiner Erfahrung haben Leute, die Vorwürfe hören, - wie stark auch immer -, unseren Schmerz nicht wahrgenommen. Wenn der Mann gesagt hätte:" Das war schrecklich, was ich da gesagt habe; das waren rassistische Äußerungen", hätte er meinen Schmerz genauso nicht gehört. Sobald jemand denkt, er hätte etwas falsch gemacht, wird er unseren Schmerz nicht richtig aufnehmen können.
Ich wollte nicht, dass er Vorwürfe hört, denn ich wollte gerne, dass er erfuhr, was in meinem Herzen los war, als er seine Bemerkung machte. Vorwürfe machen ist einfach. Die Leute sind es gewohnt, Vorwürfe zu hören; manchmal stimmen sie zu und hassen sich selbst- was sie nicht davon abhält, sich weiterhin so zu verhalten wie vorher, und manchmal hassen sie uns, weil wir sie Rassisten oder sonstwas schimpfen - was sie auch nicht von ihrem Verhalten abbringt. Wenn wir merken - so wie ich bei meinem Gesprächspartner -, dass sich Vorwürfe in den Kopf einschleichen, müssen wir vielleicht etwas langsamer werden, zurückgehen und dem Schmerz noch ein bißchen länger zuhören........."

Zitat aus "Gewaltfreie Kommunikation", 10. Kapitel, M. Rosenberg

So, meine Finger sind jetzt lahm. Weiter ginge es jetzt mit dem Hinweis auf das Wichtigste bei diesem ganzen Prozess: nämlich, dass wir lernen, uns Zeit zu nehmen.

@ Bonobo: Hörbuch ist ja klasse. Ich habe das Buch. Vielleicht sollte ich es mir vorlesen lassen. Das hat was.

Katarina :)

Hallo Katarina,

danke, daß Du das alles abtippst. TOLL!!!!!

Ein sehr wertvoller Text! Einfach nur geil!

Das, was ich eben fett gemacht habe, ist das, was ich die vorherigen Seiten gemeint habe. :) Nur zu Deiner Info. ;-)

Das ist nämlich genau der Punkt. Um zu dieser Empathie zu kommen, sich in den anderen hineinzufühlen, müssen wir erst den Mut haben, in UNS hineinzufühlen. Das kann nämlich hammerhart sein! :)

Zweites Fett finde ich auch außergewöhnlich interessant. Es braucht ne ganze Weile, bis man so gehört wird, wie man es gesagt hat. Weil sich im Kopf ganz andere Sachen abspielen.

und mich nicht mit dem Zeug in ihren Köpfen verstricke.

Auch ein wichtiger Aspekt.


Vielen Dank Katarina. Ich freue mich auf Deine Forsetzung, nach wie vor. :)))

:liebe1: :liebe1:
 
So, meine Finger sind jetzt lahm. Weiter ginge es jetzt mit dem Hinweis auf das Wichtigste bei diesem ganzen Prozess: nämlich, dass wir lernen, uns Zeit zu nehmen.

@ Bonobo: Hörbuch ist ja klasse. Ich habe das Buch. Vielleicht sollte ich es mir vorlesen lassen. Das hat was.

Katarina :)

Hallo Katarina :)

Hörbuch hat den Vorteil, dass ich nebenbei das Buch immer wieder höre....also steter Tropfen höhlt den Stein.

Ab und zu etwas aus dem Buch oder Hörbuch abschreiben und hier herein zu stellen, halte ich aber auch für sehr sinnvoll, im Sinne von..."Wenn Du etwas lernen willst, dann lehre es andere"

Wer war denn schon mal live auf einem Rosenberg Seminar?

Liebe Grüße

Bonobo
 
Ich war noch nicht live auf einem Rosenberg-Seminar, habe aber eine Aufzeichnung von einem seiner Seminare im letzten Jahr. Ist sehr interessant!

Heute hatte ich übrigens eine "konfrontative Unterhaltung" mit jemandem, der auch mit der GFK vertraut ist. Als ich merkte, wie der Ärger in mir so langsam hochstieg, dachte ich an diesen thread und atmete tief durch, sammelte mich und suchte nach den unerfüllten Bedürfnissen hinter meinen verurteilenden und den Ärger verursachenden Gedanken. Ich wurde auch fündig und kam so ganz langsam auf den Teppich zurück. Als ich dann - mit Müh und Not - versuchte, das Menschliche hinter dem vordergründigen Geplänkel meines Gesprächspartners zu sehen und ihn dann entsprechend ansprach, kam nur: "Hör`mir bloß mit diesen GFK-Spielchen auf." Doing:mad2: !
Ja, ja, die liebe Theorie und dann die Praxis.

Übrigens, Pyare, Du fragtest, was man denn macht, wenn man Bitten äußert und sie nicht erfüllt bekommt, oder? Also, wenn es wirklich eine Bitte (und keine Forderung war), was man nur anhand der eigenen Reaktion auf die Nichterfüllung dieser Bitte beurteilen kann, dann "heißt dass nicht, dass wir unser Anliegen aufgeben, wenn jemand auf unsere Bitte mit "Nein" antwortet. Es heißt aber ganz sicher, dass wir erst dann einen Überzeugungsversuch starten, wenn wir einfühlsam auf die Gründe reagiert haben, die die andere Person von einem "Ja" abhalten" (so Rosenberg in seinem Buch im Kapitel 6 zum Thema "Bitten").

Viele Grüße

Katarina :)
 
Ich war noch nicht live auf einem Rosenberg-Seminar, habe aber eine Aufzeichnung von einem seiner Seminare im letzten Jahr. Ist sehr interessant!

Heute hatte ich übrigens eine "konfrontative Unterhaltung" mit jemandem, der auch mit der GFK vertraut ist. Als ich merkte, wie der Ärger in mir so langsam hochstieg, dachte ich an diesen thread und atmete tief durch, sammelte mich und suchte nach den unerfüllten Bedürfnissen hinter meinen verurteilenden und den Ärger verursachenden Gedanken. Ich wurde auch fündig und kam so ganz langsam auf den Teppich zurück. Als ich dann - mit Müh und Not - versuchte, das Menschliche hinter dem vordergründigen Geplänkel meines Gesprächspartners zu sehen und ihn dann entsprechend ansprach, kam nur: "Hör`mir bloß mit diesen GFK-Spielchen auf." Doing:mad2: !
Ja, ja, die liebe Theorie und dann die Praxis.

Übrigens, Pyare, Du fragtest, was man denn macht, wenn man Bitten äußert und sie nicht erfüllt bekommt, oder? Also, wenn es wirklich eine Bitte (und keine Forderung war), was man nur anhand der eigenen Reaktion auf die Nichterfüllung dieser Bitte beurteilen kann, dann "heißt dass nicht, dass wir unser Anliegen aufgeben, wenn jemand auf unsere Bitte mit "Nein" antwortet. Es heißt aber ganz sicher, dass wir erst dann einen Überzeugungsversuch starten, wenn wir einfühlsam auf die Gründe reagiert haben, die die andere Person von einem "Ja" abhalten" (so Rosenberg in seinem Buch im Kapitel 6 zum Thema "Bitten").

Viele Grüße

Katarina :)

Liebe Katarina,

danke :)

Jetzt frag ich mich abba schon, wie haste denn auf das *Doing* reagiert? *lach :)))))
 
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Liebe Katarina,
Jetzt frag ich mich abba schon, wie haste denn auf das *Doing* reagiert? *lach :)))))

Ich habe die GFK in den Wind geschlossen, gedacht " L m a A" und mich meinen Dingen zugewandt. Später dann aber, als die Wogen sich ein wenig geglättet hatten, habe ich mit meinem "Kontrahenten" nochmals über die Situation gesprochen. Ich habe ihm erzählt, wie unglaublich beeindruckt ich von seiner gewaltfreien Reaktion auf meine GFK-Versuche war :weihna1 . Naja, da haben wir dann herzlich miteinander gelacht.

Katarina :)
 
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