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1. sie entscheiden sich meistens dafür nur eine Seite von beiden in sich zu betonen... Resultat; Sie leben ihre Seele nur zu 50 % aus, könnte man also sagen ... entweder das Geben oder Nehmen... dadurch entsteht aber ein Ungleichgewicht...
2. aus dem Geben der Liebe wird beim Menschen durch die Rationalisierung ein Austeilen an verbalen und körperlichen Hieben... und aus dem Nehmen der Liebe wird beim Menschen durch die Rationalisierung ein Einstecken, zum Beispiel von Schmerz und den Unwillen sich gegen Angriffe zu wehren... Resultat; das Ausleben der Seele schrumpft auf ca 25 %, rein hypothetisch...
3. Frauen sind im Gegensatz zu Männern aber doch noch emotional, weswegen sie ihre Seele zu 25 % ausleben, während bei Männern die Rationalisierung aber schwerwiegender ist (ich wünsche, das sich an dieser Stelle keiner angegriffen fühlt - dient nur der besseren Erklärung) und es sich auch wieder so um die Hälfte teilt auf 12,5 %, nehmen wir mal so an. Also leben Frauen 25 % ihrer Seele aus und Männer 12,5 %. Das muss nicht überall so sein, aber meistens ist es so. Die Prozentangabe sagt aber auch aus, um wie viel Prozent ein Mensch nun das weibliche auslebt oder das männliche... und es stellt sich heraus, dass Menschen wenig ihre "wahre Männlichkeit" und "wahre Weiblichkeit" ausleben und stattdessen etwas Anderes... das Andere nennen wir gewöhnlicherweise männlich und weiblich, aber das ist es in Wirklichkeit gar nicht... es ist eigentlich eine Steigerung der Rationalität.
Menschen die zu 100 % ihre Seele ausleben würden, wären, obwohl sie "wahre Männlichkeit" zur Hälfte ausleben nicht rational eingestellt und vom Charakter her "weiblicher" als jede weiblichste Frau auf der Welt. Ich möchte damit sagen, dass wir in Wahrheit, egal ob Mann oder Frau viel viel sanfter, weicher, reiner, selbstloser sind und so weiter. Wir sind wahrlich wie Engel.
Loslassen
Es geht manchmal ganz still vor sich.
Ein einzelnes Blatt trudelt von der Spitze des Baumes in die Tiefe, dreht sich durch den Widerstand, den es selbst in der Luft bildet und liegt endlich bei den tausend anderen auf dem Boden.
Von dem Ahorn, der über drei Etagen unseres Hauses wächst, haben wir im Laufe der Jahre zentnerweise Blätter gesammelt und weggetragen. Es waren zehntausende von Blättern.
Vom Balkon der Küche habe ich manchmal die mittagstellergroßen Blätter zehn Meter in die Tiefe geworfen und zugesehen, wie sie sich durch die Luft abwärts schraubten.
Die Krone hat einen Durchmesser von zwanzig Metern und bildet einen großen Widerstand für die Herbststürme. Aber ehe die Herbststürme beginnen, tritt eine evolutionäre Weisheit ein und befreit den Baum von seinen Blättern.
Es ist ihr Schicksal, nicht mehr goldenbraun im Himmel zu hängen, sondern zu fallen. Vielleicht fallen sie nicht mit verneinender Gebärde, sondern mit einer bejahenden Gebärde, die dem Baum ermöglicht zu überleben und ihn im nächsten Frühjahr neu beginnen lässt.
Manchmal glaub ich, dass es keine größere Kunst gibt als die des Loslassens.
Alles in uns ist das Festhalten gewohnt. Wir üben es vom ersten Moment unseres Lebens an.
Der Säugling fordert und braucht die Brust der Mutter und hält sie mit seiner Saugbewegung fest. Seine kleinen Finger schließen sich um den einen Finger des Vaters, wenn er ihn dem winzigen Geschöpf reicht. Das Spielzeug wird festgehalten, die Liebe der Eltern, der erste Besitz, der Inhalt des Darms wird festgehalten und manchmal nur in einem Tauschgeschäft losgelassen, das kleine Schwesterchen oder Brüderlichen wird besessen und Aufmerksamkeit wird gefordert und nicht leicht abgegeben. Es scheint so, als wenn Teilen gelernt werden muss, weil in jedem Teilen ein Stück des Verlustes zu spüren ist. Als Kinder glauben wir, dass wir, was wir weggeben, nicht mehr haben würden. Erst später und manchmal nie lernen wir, dass wir nur echt besitzen können, war wir weggeben. Alles was wir festhalten, entgleitet uns auf geheimnisvolle Weise.
Da macht der Baum uns etwas vor.
Hundertausend Blätter lässt er los. Aber vielleicht - wer kann es wissen - gibt es eine Art Baumbewusstsein, in dem der Baum auf den Moment des Loslassens wartet, weil er beseelt, beharzt oder besaftet ist von der Vorstellung, im nächsten Frühjahr hundertundtausendein neue Blätter zu schaffen, sie mit einer großen Sorgfalt einzelnd zu entrollen und zu entfalten und an jeden Ast zehn Zentimeter lange Schäfchen zu hängen, die die Luft erfüllen mit einem feinen Staub, der dafür sorgt, dass das Leben des Baumes weitergeht.
Manchmal kenne ich das Gefühl des Baumes, seine innere Weisheit:
Ich lasse los und tue es mit großer Freunde, weil ich in dem Moment Platz mache für etwas anderes. Das, was nicht mehr an mir hängt, das was mich nicht beschwert, macht mich frei für etwas Neues. Das, was ich loslasse, ist sich selbst überlassen und kann auf seine Weise erwachsen werden.
So lernen wir loslassen: den Besitz, die Freunde, den Vorrang, das Wichtigsein, das Wissen, die Gesundheit, die Jugend, das mittlere Alter und am Ende - meistens mit hartnäckigem Widerstand - das Leben, das Leben, wie wir es gelernt haben, dann wächst in uns die Ahnung, dass hinter allem Loslassenen etwas Größeres wartet.
Ulrich Schaffer
http://www.sinnliches.ch/?Sinniges:Loslassen