Würde

In Würde(n) zu leben heisst im Grunde soviel wie "an dem Platz und so leben zu können, wie es für das Individuum vorgesehen ist" ohne, dass die Umstände eine permanente Gefahr für Leib und Leben darstellen. Bei WÜRDE geht es um grundsätzliche Regeln, die das Leben auf diesem Planeten erst möglich machen. Um die Akzeptanz jedes einzelnen Individuums (ich benutze das Wort deswegen, weil ich hier nicht nur an den Homo Sapiens Sapiens denke), so sehr sie sich auch voneinander unterscheiden. Die Würde zu verlieren bedeutet in dem Fall auch, abgekoppelt vom "Rest" zu werden und dadurch nicht mehr allein lebensfähig zu sein.

Nimmt man jemandem die Würde, so beraubt man ihm seiner Lebensgrundlage. Deswegen hatte die Dame schon recht, wenn sie sagt, so leicht kann man niemandem die Würde rauben. Und doch geht es. Aber ist die Würde gänzlich am Ar*** ist es der Mensch dann auch alsbald (sei es vielleicht durch Gefangenschaft o.ä. - schlimme Fälle gibt es da genug).
Die Würde dann doch nicht zu verlieren würde bedeuten, aus der Falle wieder rauszukommen und wieder allein und aus eigener Kraft existieren zu können. Manchmal gelingt das aber nicht mehr.

Das waren jetzt mal meine wirren Gedanken dazu.

LG, v-p
 
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Das, was ich oben geschrieben hab, war sehr weit ausgeholt - wobei ich wirklich an alles hier auf dem Planeten gedacht hab und nicht nur an den Menschen.

Wenn ich nur an den Menschen denke und landläufig an Würde, wenn man das Wort umgangssprachlich benutzt, denk ich seltsamerweise automatisch an "Stolz". Und dann an das Wort "Autonomie". Wird einem die genommen, also die Fähigkeit allein und aus eigenem Willen zu handeln, dann wird nicht nur der persönliche Stolz gebrochen (soweit man den hat - und das mit dem Stolz meine ich keineswegs negativ) sondern auch gewissermaßen die Würde, weil man nicht mehr in der Lage ist selbstständig zu handeln und daher Sinn und Zweck des eigenen Lebens nicht mehr erfassen kann. Das eigene Leben erscheint einem im Angesicht der eigenen Hilflosigkeit unwürdig. Undwürdig was und wem gegenüber? Dem Leben allgemein, denk ich...oder sogar der Schöpfung.

Ich denke, in der momentanen Zeit, wo Politiker ihr Volk am Gängelband führen, ist es nicht schwer, das Gefühl für die eigene Würde zu verlieren. Das flächenfüllende Ausmaß ist schon enorm und das gabs noch nie in solchen Dimensionen.

v-p
 
Hallo!
Mit "Würde" hat die Therapeutin sicher die Seele gemeint. So kann ich den Satz nur unterschreiben, dass niemand mir meine Würde nehmen kann. Seele bin ich, ganz gleich, was mir angetan wird und sogar was ich selbst mir antue. Mir ist diese Erkenntnis sehr wichtig: es kann mir gehen wie es will, als Seele bin ich unverleztlich. Und der andere Mensch ist immer Seele, auch wenn er sich, verursacht durch andere oder durch sich selbst in der schrecklichsten Lage befindet. Ich finde, gerade bei Menschen, die sehr leiden und von deren Würde ich äußerlich nichts mehr sehe (z.B. im Altenheim), scheint die Seele durch den leidenden Körper hindurch.
Das ist kein Freibrief, anderen oder sich selbst (äußerlich) die Würde zu nehmen, es fällt auf einen selbst zurück. Aber als letzter Halt in schweren Situationen ist mir die Erkenntnis sehr wichtig: ich als Seele bin heil!
Herzliche Grüße, Marjul
 
Seit meinem REHA-Aufenthalt beschäftigt mich ein Satz, den ich von meiner dortigen Bezugstherapeutin gehört habe.

Man kann einem Menschen vieles nehmen, aber eines mit Sicherheit nicht: seine Würde.

Nun würde es mich interessieren, wie ihr das seht.


lg
petra

Hi, :)

wie kommst du im Zusammenhang mir deinem Aufenthalt in der Reha jetzt auf diese Frage/Anmerkung konkret ?

Ich würde sagen, das ist schlicht und einfach eine Frage, wie du und jeder für sich selbst Würde definiert.

Wenn wir den zumeist allgemeingültigen Maßstab ansetzen, dann würde ich sagen, geht das sehr wohl. In unterschiedlichsten Situationen, in unterschiedlichsten Ausführungen.

In meiner früheren beruflichen Tätigkeit habe ich zumindest genug mit anderen Menschen sehen und erleben können, um den Eindruck zu gewinnen, daß Menschen ihre Würde durchaus verlieren können bzw. sie so behandelt wurden, daß ihnen selbst es so vorkommt, als wäre diese nicht mehr vorhanden.

Ich könnte unendliche Beispiele dafür aufzählen, aber wie gesagt, diese von dir genannte Therapeutin definiert das gewiss etwas anders, wenn sie sagt, "man kann den Menschen alles nehmen, nur seine Würde nicht."

Und was mich selbst anbelangt, ja, vermutlich, oder - ich habe darüber noch gar nicht wirklich nachgedacht, über meine Würde - aber wenn ich das einmal täte, mhm vielleicht sehe ich das auch etwas anders. Kann ich gar nicht sagen jetzt.

Gruß

PS: Mal Wikipedia dazu:

Würde (von althochdeutsch wirdî; mittelhochdeutsch wirde) ist sprachgeschichtlich verwandt mit dem Wort „Wert“ und bezeichnete anfänglich den Rang, die Ehre, das Verdienst oder das Ansehen einer Person.

Definition [Bearbeiten]Seit der Aufklärung wurde im Unterschied zur vorherigen konkreten Bedeutung mit „Würde“ verstärkt ein abstrakter sittlicher, moralischer Wert bezeichnet, der letztlich eine Qualität des Handelns (Würde als Gestaltungsauftrag) oder, noch abstrakter, eine den Menschen allgemein immanente Eigenheit (Würde als Wesensmerkmal) bezeichnet.

Und die Philosophen sehen das s.u. ja auch ganz unterschiedlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Würde
 
ich war 6 wochen lang im sonnenpark, eine einrichtung von pro mente, eine reha für psychosomatische gesundheit.
durch den thread "spirituelle" gruppen und kindesmissbrauch ist mir dieser satz wieder eingefallen und ich bin draufgekommen, dass ich mit dem begriff würde nicht wirklich etwas anfangen kann.
dank eurer antworten ändert sich das nun.

lg
petra
 
Ja nur einige vergessen das hinsehen und somit entsteht die Würdelosigkeit.

Zustimme.
Vor allem im Pflegebereich, bei Personal- und Zeitmangel, kann es sehr leicht geschehen, dass Menschen entmündigt werden und somit ihrer Würde beraubt. Bei Fremdbestimmung, die dem Hilfsbedürfigen das Recht auf eigene Entscheidungen nimmt, beginnt sehr leicht ein Wegbügeln der Bedürfnisse des Abhängigen.
Ein kleines Beispiel dafür:

Frau K., sehr verzögert in ihren Entscheidungen (Parkinson), aber vollkommen klar im Geist, möchte immer gut gekleidet sein und täglich die Wäsche wechseln. Ihr Kleiderschrank ist voll mit hochwertigen Textilien, sie war einst sehr gut situiert.
Meine Kollegen zwingen sie, wenn sie sich nicht innerhalb kürzester Zeit entscheiden kann, was sie morgen anziehen möchte, die Sachen vom Vortag wieder anzuziehen, da diese ja noch sauber sind. Oder legen ihr irgendetwas, was sie meinen, heraus und lassen eine unglückliche Frau K. zurück.

Ich teile mir meine Zeit anders ein. Schiebe Frau K. im Rollstuhl vor ihren geöffneten Kleiderschrank und räume in der Zeit ihre Waschsachen ins Bad und bereite das Bett zum Schlafen vor.
Sie findet dann immer selbst die Sachen raus, die sie am nächsten Tag tragen möchte. Sie nervt mich auch nicht mit unnötigem Klingeln, weil sie mich respektiert, weil ich sie meinerseits ebenso ernstnehme.

Das ist aus meiner Sicht würdevolles, erwachsenes Miteinander.

Die Kollegen reden sich mit notwendiger struktureller Gewalt heraus, die in Zeit- und Personalmangel aus ihrer Sicht Begründung genug findet. Diese Frau macht sie einfach wahnsinnig, weil sie sich in ihren Plan nicht eintakten lässt.

Nochmal anders gesagt:
Was ein Kollege als Last empfindet, ist für den anderen eine Herausforderung.
Und trotz Ausbildung ist vielen Pflegern die WÜRDE als solches scheinbar ein Wort ohne wirkliche Bedeutung.

Mein Motto ist noch immer das, dass ich niemandem etwas antun möchte, was ich selbst an mir nicht getan haben mag. So wichtig, wie mir meine eigene Würde ist, nehme ich auch die Würde der anderen.
 
hallo ihr lieben

oft ist es so, das ich eine nacht darüber schlafe und zack ist die antwort am anderen morgen da.

diese therapeutin hat 100% recht. die würde eines menschen ist unantastbar.
kein mensch kann dir die würde nehmen, wenn du sie nicht freiwillig gibst.

ich erinnerte mich an meine rückführung. ich sah stolze männer das haupt erhoben, ein stolzer blick, der gang, aber sie hatten sich vor angst eingenässt und eingekotet.

oft ist es nur eine hoffnungslosigkeit aber die würde nein die ist noch da.

liebe grüsse pia
 
Es heißt zwar, die Würde sei unantastbar, aber ich denke, sie ist es doch.
Genau auch, wie eine Seele verletzt werden kann.

Wäre das nicht so - würde es da Psychotherapie geben?

Klar passiert meist nur das in meinem Inneren, was ich zulasse.
Bin ich aber instabil, bin ich auch dort angreifbar und lasse mehr zu, als mir guttut, kann mich durch ein Wort oder eine unbedachte Handlung verletzt fühlen, als seien Würde und Seele ein Körperteil, was man sich gestoßen hat. Es gibt auch unsichtbare Hämatome!

Wollte das nur mal zu bedenken geben.

§ 1 der deutschen Verfassung sagt zwar aus, dass die Würde des Menschen unantastbar ist - das ist aber nur als verbrieftes Gesetz gemeint, an das sich alle zu halten haben. Es müsste eigentlich heißen, dass sie unantastbar SEI.

Die Umsetzung desselben ist nicht immer garantiert.
Wie bei allen anderen Gesetzen der Welt auch nicht, die ja künstlich von Menschenverstand erschaffen wurden, um etwas zu bewirken.
 
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Mir fallen da spontan die vielen Bilder der KZ-Insassen ein, wie sie mit großen Augen in die Kamera gucken. Zuviel Schmerz, zuviel Scham ......zuviel Unvorstellbares. In ihrem Blick ist keine Würde und kein Stolz mehr. Wer ums Überleben kämpft muß das letzte abgeben, was ihm bleibt und das ist wohl die Würde.
 
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