Sitzen

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con temp latio

latio , lateinisch "Das Bringen".

Con = mit, beigelagert

temp meinst wohl tempus, die Zeit.


Con temp latio ---- was wird mir gebracht, wenn ich die Zeit mit mir gehen lasse? Wenn ich mich in sie verliebe, sie betrachte, sie mir zu eigen mache im Jetzt?

Was bringt mir die Zeit? Herzschlag für Herzschlag. Atemzug für Atemzug. Bewegung für Bewegung. Blick für Blick, Bild für Bild, Laut für Laut, Gefühl für Gefühl bringt mir die Zeit nacheinander. Sie synchronisiert mich, nimmt mich ganz gefangen, bestimmt mich, im Jetzt. Da bin ich sie. Und "es lautet".

In sich Hinein horchen. Was bringt mir die Zeit?
 
ich sitze täglich insgesamt eine stunde im bus und sechs stunden in der schule! was soll ich sagen? es kotzt mich an und schmerzen bekommt man auch noch!
 
ich sitze täglich insgesamt eine stunde im bus und sechs stunden in der schule! was soll ich sagen? es kotzt mich an und schmerzen bekommt man auch noch!

Kommt auf die Art des Sitzens an, Alanda. Und auf die Art der Lockerung, die man zwischendurch durchführt. Auch ob man Sport macht ist wichtig, also ob man in der sonstigen Zeit für Ausgleich im Bewegungsapparat und im Gehirn sorgt. (siehe auch mein Thread "Laufen" hier unter Meditation, der aber erst am Beginn ist... wie der hier auch. Schön daß Du da sitzt. ;))

Versuch es doch z.B. mal mit Mikrobewegungen. Immer kleine kreisende Bewegungen, irgendwo im Körper, manchmal auch nur gefühlt, aber immer ist da irgendwo ein Kreisen. Der Fuß, die Hand mit dem Stift, die Schulter ohne daß es jemand sieht, der Brustkorb beim Atmen, das Becken - immer ein kleines Kreisen. Die Knie nicht zu vergessen, der Kopf ab und an ein wenig ... niemals stillstehen und immer irgendwo die angenehme Bewegung im Körper bemerken.

lg
 
Seitengleichheit

Man sagt, es gebe sie nicht, aber sitzend kann man sie erleben. Es ist eher ein energetisches Gefühl als eine körperliche Tatsache. Schon rein anatomisch sind wir ja keineswegs seitengleich - wir müßten also unsere Körperhälften seitenungleich spüren - etwas das auch so ist, das uns unser Gehirn jedoch im Alltag aus unserer bewußten Wahrnehmung oft "herausschmeisst". Beim Sitzen kann man sich dieser Tatsache der Seitenungleichheit aber bewußt werden und daher die "Idee", oder sagen wir vielleicht besser das Prinzip der Seitengleichheit entdecken.

Ein Bestandteil dieses Prinzips ist der sogenannte Ausgleich. Ist rechts von etwas zu viel? Dann schieb es nach links, oder antlasse es dorthin. Ist oben zuviel? Dann entlasse es nach unten. Ist rechts oben zu viel? Dann entlasse es nach links unten. Gehe diagonal, gehe vertikal, gehe horizontal den Körper durch und entlasse alle Gefühle, die nicht seitengleich sind, indem Du sie ausgleichst. "Verschiebe" die Energie, lenke und leite sie dorthin, wo Du sie haben willst.

Dieses Lenken und Leiten von Energie, das man für das Seitengleichheits-Empfinden dann wohl doch vermutlich erlernen muß, damit es entstehen kann so, wie ich es meine - dieses Lenken und Leiten ist eine "innere Arbeit". Es gibt bei der Meditation viele mögliche Formen innerer Arbeit, unterschiedlicher Art. Das Lenken und Leiten von Energie ist eben eine energetische Form der inneren Arbeit, mit der man die Spannungszustände, die im Körper teilweise natürlich zustande kommen, wieder ausgleicht und ein geistiges Ganzheitsgefühl erlebt.

Das Zustandebringen des Einheitsempfindens für die Körpergesamtheit kann sich das Gehirn nur erschliessen und als bewußte Wahrnehmung in die Kognition geben, wenn man dem Gehirn Wege durch den Körper beibringt, die nicht existieren. Auf diesen Wegen gleicht man die Druckgefühle im Körper aus, füllt Leerebereiche mit der Überfülle der Füllebereiche auf. Es ist also eine Technik, den Körper bzw. das Energiesystem zu harmonisieren.

Der Endeffekt ist die Fähigkeit des Gehirns, den Körper als Gesamtheit wahrzunehmen über das periphere Nervensystem. Die Voraussetzung ist ein Sitzen mit aufrechter Wirbelsäule, bei der das Rückenmark nicht eingeengt wird, auch nicht beim Austreten aus der Wirbelsäule an verdrehten Wirbeln. Es kann wohl eher nicht entstehen, solange man nicht optimal sitzt und darin oft, manchmal allzu oft, korrigiert worden ist.

Eine tolle Sache für die, die sonst nix mehr zu tun haben beim Meditieren: die Seitengleichheit entwickeln, rund werden, zu einem Ball, zu Buddha, und ihn verkörpern. Das tolle daran ist: man spürt seinen Kern, das Skelett. An es schmiegt sich dann die ganze Weichheit an, die durch das viele Durchleiten und Durchlenken von Energie im Körper entstanden ist. Wer ganz weich ist, kann diesen hellsten Kern unseres Körpers spüren. Und das Faszinosum per se ist die kleine Bewegung in der Wirbelsäule, die immer ist, wenn das Ungetier in einem erwacht ist. :)

Und dieses Ungetier, das sorgt für die notwendige Spannung, die das Skelett im Fleisch zum Fliegen bringt.
 
Der Gedankenbeobachtung habe ich nicht sehr viel Zeit gewidmet. Ich bin sehr rasch auf die Beobachtung des Körpers gekommens, der sitzt, bzw. dies übt. Mir reicht das als Beschäftigung heute aus.

Früher aber war ich abgelenkt, wenn ich saß, durch Gedanken. "Es dachte mich" - und nicht "ich dachte". So fühlte es sich an.

Als ich diese Gedanken beobachtet habe, habe ich viele Muster in mir erkannt - sehr interessant. Wie ich so denke. Interessant ist auch, wie das Gefühl mit den Gedankenthemen noch lange nicht wechselt, sondern wie Gedankeninhalte sich manchmal zu einem einzigen Gefühl aus unterschiedlichen Vergangenheits- oder Zukunftsbezügen entwickeln.

Läßt man aber die Gedanken ruhig, atmet, sitzt, dann hat man keine Gedanken.


Trotzdem können da aber Worte sein. Orte, um genauer zu sein, die mit Buchstaben zu Worten gemacht werden. Und diese Orte enthalten eine Bedeutung.

OM - ein gutes Beispiel. Ein Ort, meinen Geist heimzubringen, ihn ruhen zu lassen. Im Klang OM. Und zwar nicht, indem ich ihn wiederhole, sondern indem ich diesen Laut in mir aufspanne, das O und das M nicht vergehen lasse, sondern das OM laufend herstelle, es höre, mich an diesen Stream des Universums anschliesse. OM. Oder ich mache es aufwendiger und spanne AUM auf, oder gar AMEN. (Beim "Atmen" wird's im Deutschen leichter, da hat man einen Vorgang, durch den man sich an die Bedeutung der 5 Buchstaben erinnert fühlt. Und dennoch: auch das Atmen nicht zu verlieren, benötigt Aufmerksamkeit. Einen Laut zu halten auch.)

Aber: das ist alles Aufmerksamkeitstraining. Kerze, Licht, Laut, Klang, Wort, Mantra: Aufmerksamkeitstraining. Selbst die Beobachtung der Gedanken kann man getrost als Aufmerksamkeitstraining abhaken. Ist man nämlich aufmerksam für sie, fällt die Notwendigkeit, sie zu denken, weg.


Wo aber bitte lerne ich Konzentration?
 
Wo aber bitte lerne ich Konzentration? Ich habe es in den letzten Tagen einige Male beobachtet, was passiert, wenn ich mich konzentriere.

Konzentrieren wird mit einer Verdichtung zu tun haben, denke ich. Es ist die Frage, ob und wo ich beobachten kann, daß ich mich irgendwie verdichte.

Was mir auffällt: es verdichtet sich z.B. in meinem Körper immer wieder etwas. Wenigstens fühlt es sich so an. Atme ich dann in diesen Bereich hinein, so geht die Verdichtung weg, das Gewebe wird wieder lockerer. Die Spannung entweicht.

Konzentration hat also etwas mit Verdichtung zu tun, und Verdichtung ist mit dem Auftregen einer Spannung verbunden. "Spannung" verbinde ich auf der geistigen Ebene nun noch mit dem Begriff des Interesses, denn wenn mich etwas interessiert, finde ich es spannend. Auf Spannendes kann ich mich gut konzentrieren. Und tatsächlich: irgendetwas in mir wird dichter, wenn ich mit Interesse bei etwas Spannendem bin.

Vielleicht ist's aber auch so: wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit etwas fokussiere (z.B. weil es mich interessiert, oder aber auch als Übung beim Anblick einer Kerzenflamme), dann gebe ich meiner Aufmerksamkeit eine Richtung und binde sie an etwas. Verstärke ich nun diese Bindung, entsteht Konzentration.

Oder wenn ich es körperlich beobachte: nehmen wir meine Nackenmuskulatur. Sie hat die Angewohnheit, einen zu hohen Tonus aufzubringen während des Alltags.
Im Alltag ist meine Aufmerksamkeit durchaus auf diesem (schmerzenden) Bereich. Jedoch bringe ich nicht die Konzentration auf, die es benötigt, den Bereich zu entspannen. Dies gelingt mir nur am Wochenende, nachdem ich morgens ausgeschlafen habe und erst mal eine Weile vor mich hingelümmelt habe. Dann mache ich Taichi, vorher sitze ich ein wenig, und schon beim Sitzen entspannt die Muskulatur. Ganz einfach nur, weil Wochenende ist. Probiere ich wochentags, dann benötige ich die gesamte lange Yang-Form, also eine 20-minütige Bewegung, um überhaupt alles Muskulatur erreichen und loslassen zu können. Die Form "zwingt" dann den Körper sozusagen in eine einheitliche Spannung, und das ist wochentags nicht unbedingt angenehm zu beobachten. Am Wochenende ist es anders: da bezwingt der Geist den Körper spielerisch, ohne daß es beiden etwas ausmachen würde. Der Geist kann dann die Verantwortung übernehmen und der Körper macht mit, bis der Wimpel am Fahnenmast aufsteigt, wie wir im Taichi sagen. Im Yoga würde man sagen bis Kundalini den Körper entfaltet hat. Im Westen wäre es der "Zustand" der Eutonie, bzw. das Einhalten derer Prinzipien. Die Worte sind anders, der Inhalt und Zweck sind der Gleiche.

Einen schönen Sonntag wünsche ich mir und Euch.

lg
 
Sit (engl.) Zen. Sit-Zen. Sitze im Zen. sit in zen.

oh ein Wort --- war es ein Vogel?

Ein Schatten eines Gebets...
 
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