Seitengleichheit
Man sagt, es gebe sie nicht, aber sitzend kann man sie erleben. Es ist eher ein energetisches Gefühl als eine körperliche Tatsache. Schon rein anatomisch sind wir ja keineswegs seitengleich - wir müßten also unsere Körperhälften seitenungleich spüren - etwas das auch so ist, das uns unser Gehirn jedoch im Alltag aus unserer bewußten Wahrnehmung oft "herausschmeisst". Beim Sitzen kann man sich dieser Tatsache der Seitenungleichheit aber bewußt werden und daher die "Idee", oder sagen wir vielleicht besser das Prinzip der Seitengleichheit entdecken.
Ein Bestandteil dieses Prinzips ist der sogenannte Ausgleich. Ist rechts von etwas zu viel? Dann schieb es nach links, oder antlasse es dorthin. Ist oben zuviel? Dann entlasse es nach unten. Ist rechts oben zu viel? Dann entlasse es nach links unten. Gehe diagonal, gehe vertikal, gehe horizontal den Körper durch und entlasse alle Gefühle, die nicht seitengleich sind, indem Du sie ausgleichst. "Verschiebe" die Energie, lenke und leite sie dorthin, wo Du sie haben willst.
Dieses Lenken und Leiten von Energie, das man für das Seitengleichheits-Empfinden dann wohl doch vermutlich erlernen muß, damit es entstehen kann so, wie ich es meine - dieses Lenken und Leiten ist eine "innere Arbeit". Es gibt bei der Meditation viele mögliche Formen innerer Arbeit, unterschiedlicher Art. Das Lenken und Leiten von Energie ist eben eine energetische Form der inneren Arbeit, mit der man die Spannungszustände, die im Körper teilweise natürlich zustande kommen, wieder ausgleicht und ein geistiges Ganzheitsgefühl erlebt.
Das Zustandebringen des Einheitsempfindens für die Körpergesamtheit kann sich das Gehirn nur erschliessen und als bewußte Wahrnehmung in die Kognition geben, wenn man dem Gehirn Wege durch den Körper beibringt, die nicht existieren. Auf diesen Wegen gleicht man die Druckgefühle im Körper aus, füllt Leerebereiche mit der Überfülle der Füllebereiche auf. Es ist also eine Technik, den Körper bzw. das Energiesystem zu harmonisieren.
Der Endeffekt ist die Fähigkeit des Gehirns, den Körper als Gesamtheit wahrzunehmen über das periphere Nervensystem. Die Voraussetzung ist ein Sitzen mit aufrechter Wirbelsäule, bei der das Rückenmark nicht eingeengt wird, auch nicht beim Austreten aus der Wirbelsäule an verdrehten Wirbeln. Es kann wohl eher nicht entstehen, solange man nicht optimal sitzt und darin oft, manchmal allzu oft, korrigiert worden ist.
Eine tolle Sache für die, die sonst nix mehr zu tun haben beim Meditieren: die Seitengleichheit entwickeln, rund werden, zu einem Ball, zu Buddha, und ihn verkörpern. Das tolle daran ist: man spürt seinen Kern, das Skelett. An es schmiegt sich dann die ganze Weichheit an, die durch das viele Durchleiten und Durchlenken von Energie im Körper entstanden ist. Wer ganz weich ist, kann diesen hellsten Kern unseres Körpers spüren. Und das Faszinosum per se ist die kleine Bewegung in der Wirbelsäule, die immer ist, wenn das Ungetier in einem erwacht ist.
Und dieses Ungetier, das sorgt für die notwendige Spannung, die das Skelett im Fleisch zum Fliegen bringt.