Die Schlüssel zum Paradies waren aus Plastik und kamen aus Taiwan. Während des Iran-Irak-Krieges 1980 bis 1988 importierte das iranische Regime 500.000 davon. Damals regelte ein iranisches Gesetz, dass Kinder ab zwölf auch gegen den elterlichen Willen auf die Minenfelder durften. Vor jedem Einsatz wurde ihnen ein Schlüssel um den Hals gehängt, er sollte ihnen die Pforte zum Paradies öffnen. Früher sah man freiwillige Kinder, vierzehn-, fünfzehn-, sechzehnjährige, schrieb die halbamtliche iranische Tageszeitung Ettelaat. Sie gingen über Minenfelder. Ihre Augen sahen nichts, ihre Ohren hörten nichts. Und wenige Augenblicke später sah man Staubwolken aufsteigen. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, war nichts mehr von ihnen zu sehen. Irgendwo, weit entfernt in der Landschaft, lagen Fetzen von verbranntem Fleisch und Knochenteile herum.
Derartige Szenen würden nunmehr vermieden werden, versicherte Ettelaat seinen Lesern: Vor dem Betreten der Minenfelder hüllen sich die Kinder (jetzt) in Decken und rollen auf dem Boden, damit ihre Körperteile nach der Detonation der Minen nicht auseinander fallen und man sie zu den Gräbern tragen kann.
Die Kinder, die sich so in den Tod rollten, gehörten der von Khomeini ins Leben gerufenen Massenbewegung der Bassidschi an. Die Bassidschi-e Mostasafan (die Mobilisierten der Unterdrückten) waren kurzfristig rekrutierte Milizionäre. Sie zogen zu Tausenden und mit Begeisterung in ihr Verderben. Die jungen Männer räumten mit ihren eigenen Körpern die Minen, erzählte im Mai 2002 ein Kriegsveteran der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, es war zum Teil wie ein Wettrennen, ohne Befehl der Kommandeure, jeder wollte der erste sein.
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