Ich finde die Beiträge hier auch sehr lesenswert und spannend, ich glaube jedoch, dass gerade bei der Liebe wie bei keinem Thema sonst die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis so groß ist/zwischen der kopflastigen Analyse und dem gelebten Alltag.
Genau das finde ich nicht. Denn die Analyse zeigt immer wieder eine sehr genaue Übereinstimmung mit der tatsächlichen Partnerschaft. Genauso zeigt sich auch bei Singles immer wieder, dass die Gründe warum ihre Partnerschaften schief gehen immer mit ihren persönlichen Dispositionen korrelieren.
Natürlich kann ich mich entscheiden, das alles zu ignorieren, und halt einfach das zu leben was da ist ... und in vielen Fällen wird das auch eine mehr oder weniger stabile Partnerschaft ergeben (kennen wir ja alle). Und alleine die zielgerichtete Anwendung von Kommunikationstechnik kann in einer Partnerschaft schon sehr viel bewirken. Nur ist es halt schwierig, aus manchen Mustern auszusteigen ... die dann halt für die Partnerschaft letztendlich kontraproduktiv sind.
Ich kenne auch einen Mann, der von sich felsenfest überzeugt ist und sogar sagt bedingungslos lieben zu können, aber in Wirklichkeit will er sich mit solchen Sätzen von jeder Anstrengung und Bemühung lossagen, er zeigt in seinen Beziehungen weder echtes Herz noch Tiefe und wenn man nachfragt, dann meint er, dies und jenes wäre doch eh selbstverständlich, also müsse er da keine großen Worte drum machen.
Bedingungslos zu lieben heisst, den Anderen mit seine Liebe zu beschenken, ohne auch nur die kleinste Gegenleistung zu erwarten. Und dazu ist sicher kein Mensch in vollem Umfang fähig.
Manchmal werden solche Begriffe halt auch missbraucht, um sich gegenüber Anderen besser darzustellen ....
Im Grunde genommen wäre es ja richtig ... wenn beide Partner lieben, dann wissen es beide auch ... bzw. ist dieses Wissen ja aus dem oben gesagten gar nicht mehr notwendig, weil eben jeder sowieso das Beste für den Anderen will.
Für mich ist aber Selbstverständlichkeit genau DER falsche Ansatz in einer Partnerschaft, sie sollte meiner Meinung nach von Wertschätzung getragen sein und dass man sich gegenseitig zeigt, dass man besonders und wichtig füreinander ist, weil die Liebe das kostbarste Geschenk ist, das sich zwei Menschen machen können und sie dadurch verwundbar werden.
Ich persönlich gestehe mir lieber meine Bedürfnisse und Sehnsüchte ein, ich möchte mich in solchen Fragen weder erhaben noch besser oder weiter als andere empfinden, zumal man sich meistens eh nur selbst belügt.
Du sprichst da etwas ganz wichtiges an ... nämlich dass es auch gewisse "unveräusserliche" Werte gibt, die einfach beide Partner tragen müssen. Aber ist das wirklich so? Oder ist das auch nur eine Erwartungshaltung, ein Bedürfnis gebildeterer Menschen? Beobachtet man nämlich Menschen in "unteren" Schichten, z.B. bei Branntweiner, dann gibt es da in einigen Beziehungen sehr viel Verbundenheit, obwohl in der Sprache oft so überhaupt keine Wertschätzung ist (weil von den Eltern bereits so gelernt, Umgangston in der jeweiligen Schicht). Man könnte also vermuten, dass auch das Bedürfnis nach Wertschätzung nur ein Wert ist der erziehungsabhängig belegt ist. Aber tatsächliche Wertschätzung geht natürlich weit über das hinaus, was die Sprache oft mitteilt.