Maryem
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Irgendwie geartete Schuldgefühle haben bestimmt alle Menschen. Wir sind ja nicht immer perfekt und wissen das auch. Wir wissen, dass wir dort und da besser, klüger, rücksichtsvoller, reflektierter, vorsichter, wie auch immer, hätten handeln können.
Da kann man sich schon mal jemanden gegenüber schuldig fühlen oder ein schlechtes Gewissen haben. Es gibt dafür aber auch die Möglichkeit der Entschuldigung. In extremeren Fällen eben die Möglichkeit einer Therapie.
Was ich nicht verstehe ist, dass man sich einem Gott gegenüber schuldig fühlt.
Glaube ich an einen Gott, dann hat er mich ja gemacht wie ich bin und wird mit dann auch so annehmen. Außerdem hab ich gehört, dass der bei uns gängige Gott lieb und gütig wäre. Und es gäbe ja auch noch die Möglichkeit des Beichtens.
Glaube ich nicht an einen Gott, erübrigt es sich ohnehin.
Man muss schon eine sehr eigene Erziehung genossen haben, wenn man da derart reinkippt und sich sein Leben derart schwer macht, wenn nicht sogar versaut - nur wegen einer verkappt Religionsansicht. Von alleine kann sowas nicht kommen.
Die sehr eigene Erziehung ist genau das, was ich bezweifle. Vieles wird einfach von Generation zu Generation weitergegeben, aber das ist ja nur ein Faktor, der dazu beiträgt, was wir werden. Die Annahme, dass wir alles selbst in der Hand hätten, ist leider für viele eine traurige Illusion, schlicht, weil das Leben von Anfang an sich selbst lebt, bzw. mit den Gegebenheiten und Erfahrungen umgehen lernt, oder auch daran scheitert und stirbt.
Die heutige Erziehung ist zwar viel achtsamer als die Erziehung Anfang oder Mitte des letzten Jahrhunderts. Aber auch da wird unbewusst weitergegeben. Erziehung ist in meinen Augen eh meist eine Mischung aus Unbewusstheit und gutem Vorhaben, ich glaube da zuwenig an die Perfektheit, (bzw. Bewusstheit) des Menschen. Meiner Erfahrung und Beobachtung nach leben in allen Menschen einerseits die bewahrenden und andrerseit die fortschrittlichen Kräfte, welche nicht unbedingt in Harmonie sein müssen. Unsere Aufgabe wäre es, diese in Einklang zu bringen, was zu Selbsterkenntnis und Bewusstheit führt. Für eine gute Erziehung, ist es dann aber meist zu spät.
