In Irland geht und ging es immer nur um Politik.
Lediglich religiös verbrämt.
Das Christentum braucht sich mit seinen Gewalttaten, besonders im dunklen Mittelalter, zwar nicht hinter dem Islam verstecken, aber auf seinen Stifter kann es sich nicht berufen.
Während der olle Jesse ganz klar unpolitisch war ("Mein Reich ist nicht von dieser Welt"), war Mohammed von Anfang an nicht nur Prophet, sondern auch Politiker und Kriegsherr.
Im Islam gibt es im Gegensatz zum (ursprünglichen) Christentum keine Trennung von Religion und Politik, beides ist untrennbar verwoben, das ist das ganze Dilemma.
Man muss dabei aber bedenken, dass viele dieser Länder schon seit langer Zeit unter massivem Druck stehen, der von außen hineingetragen wurde und nach wie vor wird. Die Religion ist m.A.n. keine Ursache, sondern sie ist eine von mehreren Arten wie sich ausgedrückt wird. Wenn Menschen gedemütigt werden, v.a. wenn es um Kollektive geht, dauert es nicht lange bis es eine Tendenz zum Fanatismus gibt. Das ändert alles, natürlich auch die Religionen.
Was ich meine, als Gedankenbeispiel: Stell Dir mal eine Welt mit umgekehrten Rollen vor, dass die Länder des Islam seit sehr langer Zeit die Vorherrschaft hätten, und sie in Europa und den USA tun was umgekehrt dort getan wurde (also Kriege führen, ausbeuten, Regeln und Grenzen festlegen, Regierungen stürzen und einsetzen etc.). Das Christentum das wir heute kennen wäre ganz anders. Es wäre fanatischer, einfach weil Druck Fanatiker stärkt und ganz normale Menschen dazu macht. Der Islam wäre dann vermutlich weitgehend gemäßigt, vielleicht sehr vergleichbar mit dem Christentum in Deutschland.
Insgesamt halte ich die Frage der Religion nicht für entscheidend. Letztlich geht es immer und überall um Machtausübung der einen Seite, die auf der anderen Seite nicht nur objektiv Opfer verursacht, sondern psychologisch und kollektiv zu Demütigung führt. Kaum ein Mensch kann sich selbst davor schützen nicht "psychisch-extremistisch" zu werden wenn er sich gedemütigt fühlt oder objektiv gedemütigt wird. Wenn sich eine Tendenz zum Extremismus in irgendeiner Form religiös ausdrückt, was natürlich nicht zwingend bedeuten muss dass es um eine der großen Religionen gehen muss, zeigt das eigentlich vor allem dass es um hohe Intensität geht, so dass den Menschen kaum oder keine weltlichen Mittel zur Notwehr zu bleiben scheinen. Darin zeigt sich eigentlich auch und vielleicht sogar vor allem Verzweiflung.
In den USA kann man übrigens ebenfalls eine Tendenz zu extremerer Religiosität erkennen und in einigen anderen Staaten gibt es vielleicht keine Religion in dem Sinne, aber einen religiösen und fanatischen Glauben an etwas das genau dieselbe Funktion erfüllt und psychologisch genau so funktioniert. Nord Korea ist ein Beispiel dafür. Betreffend typischer Religionen ist Nordkorea relativ freilassend. Die tatsächliche Religion ist aber das System selbst, das alle Anzeichen einer sehr großen und ziemlich fanatischen Sekte zeigt. Unter den Nazis war das nationalsozialistische Glaubenssystem die eigentlich Religion, unter Stalin der Stalinismus usw.
Das ist alles etwas abstrakt, aber man kann diese Theorie auf alle Konflikte anwenden, u.a. auch Irland. Das Element der Demütigung ist immer da und so bedeutend, dass alleine das alles verändert und dann auch umzuinterpretieren im Stande ist. Durch die Geschichte hindurch schlug das Pendel irgendwann machtvoll und hart in die Gegenrichtung aus. Kollektiv gab es da bisher fast immer nur eine Richtung und nur wenige Beispiele, wo Gedemütigte nicht fanatisch wurden, sondern tatsächlich klug und effektiv Widerstand zu leisten im Stande waren ohne sich mittels Fanatismus noch selbst zu verletzen. Denn interessant ist ja auch: Fanatismus schwächt die sowieso unterlegene Seite zusätzlich, was man ebenfalls in muslimischen Ländern sehen kann.
Eine der gefährlichsten Religionen wäre übrigens tatsächlich Kommunismus, denn Kommunismus ist schon vom Gedanken her international und hat die Fähigkeit zu weiter Verbreitung, während er noch nie irgendwo tatsächlich existierte. Kommunismus war schon immer ein großes Hirngespinst.