Nicht nur getan wurde, sondern teilweise bis heute getan wird. Drohnenangriffe, der Schmusekurs mit dem saudischen Königshaus, oder der Umgang der EU mit den zumeist muslimischen Geflüchteten in den griechischen Lagern. Den Leuten, die Propagandavideos für al-Qaida, IS, oder die iranische Regierung basteln, wird das Material so schnell nicht ausgehen.
Ja, da habe ich mich verformuliert. Sollte heißen "getan wurde und wird".
Ich denke, in diesem speziellen Fall ist das eher eine Art Eskapismus, und weniger eine Reaktion auf Demütigung und Unterdrückung. Man will zurück in eine gute, alte Zeit, die es so nie gab.
Ja, man kann es sicherlich auch mindestens teilweise Eskapismus nennen. Aber wenn man sich fragt, was ist der Grund für ein solches Verhalten? Man kann ja sicherlich sagen, dass Menschen die mit dem hier und jetzt eher zufrieden sind nicht dazu neigen. Und ob Menschen sich gedemütigt fühlen weil sich andere Menschen ihnen gegenüber objektiv schlecht verhalten oder ob sie unter der Realität selbst leiden. Ich will das jetzt nicht zu ausführlich machen, aber m.A.n. ist das Element der Demütigung auch hier zu finden und Ursache, während Eskapismus eine Art der Reaktion darauf ist. Ich meine "Demütigung" nicht als etwas das sich immer objektivieren lässt, sondern vor allem aus der Perspektive derjenigen die so fühlen Fakt ist. Und wenn sich jemand eine gute alte Zeit zurück wünscht, selbst wenn die nie existierte, dann ist das ja zuerst mal ein Zeichen dafür, dass die Person im Hier und Jetzt in irgendeiner Form leidet.
Oder nimm Trump: Der Mann ist nicht besonders religiös sondern sehr weltlich. Aber jene die an ihn glaubten und oft nach wie vor glauben, und das sind ja nicht wenige, tun das oft auf fast schon religiöse Art und Weise. Auch da gibt es einiges an Eskapismus. Ich behaupte aber, dass darunter ein Gefühl der Demütigung liegt. In vielen Fällen wird man vielleicht nicht zustimmen. Diese Menschen wurden nicht von Drohnen beschossen. Mir gehts aber nur darum ob Menschen sich gedemütigt fühlen oder nicht und die Gründe dafür können sehr unterschiedlich und sehr komplex und uneindeutig sein.
Dann dürfen wir aber auch den Kapitalismus nicht vergessen. Dem ist es völlig egal, welcher Ideologie oder Religion die Menschen anhängen, die ihm dienen. Diesem Kapitalismus huldigt die chinesische KP, er macht es möglich, dass die nächste Fußball-WM in einem absolutistischen, muslimischen Fürstentum stattfindet, welches in Artikel 1 seiner Verfassung die Sharia als Rechtsgrundlage festlegt, und er hat sich bereits über den gesamten Planeten ausgebreitet.
Anders als Kommunismus gibt es den Kapitalismus real und Kapitalismus entspricht der menschlichen Natur. Ich meine das nicht wertend, im Sinne von Kapitalismus sei deshalb gut. Der ist einfach genau so gut und schlecht wie es Menschen sind, während Kommunismus von einem theoretischen Ideal ausgeht dem selbst kleine Gemeinschaft nicht genügen. Und weil Kapitalismus für den Menschen natürlich ist, findet man ihn als Grundgerüst in allen sonstigen Religionen. Egal ob Kirche oder die chinesische KP, sonstige politische Ideologien und Bewegungen oder spirituelle Sekte - Kapitalismus ist überall.
Interessant am Kapitalismus ist, dass er beides sein kann: Auf dem Boden der Realität oder total religiöses Glaubenssystem, während man natürlich nicht sicher sein kann wo die Grenzen und Übergänge verlaufen. Was ich damit meine, als konkretes Beispiel: Stell Dir ein Naturvolk vor das zum einen von der Natur nahm was zum Überleben und besseren Leben nötig war und Handel trieb. Schon da gibt es kapitalistische Elemente. Gleichzeitig ist das ja sehr natürlich. Nun stell Dir im Gegensatz dazu das Klischee eines Wall Street Bankers vor, und dieses Klischee existiert ja ohne Zweifel: Da wird Kapitalismus zu einer Religion. Auch politisch, etwa wenn man sich diverse Theorien ansieht, hat das nicht nur nichts Natürliches mehr sondern enthält vieles das eher dem Bereich der Fantasie entspringt.
Grundlegend sind solche Definitionen aber natürlich schon deshalb schwer, weil man die Systeme nicht total voneinander trennen kann. Und so oder so erzeugt all das immer auch Opfer und Demütigung, sowohl ganz objektiv und absolut real, wie auch jene die vielleicht nie von anderen Menschen zu Opfern gemacht wurden aber dennoch unter dem Leben leiden.