Das ist ein guter Plan, das Ego verlieren zu wollen und damit den Feind, den du "platt" machen kannst.
Liebe Rita!
Das führt eigentlich wieder zum Thema der "Selbstliebe", nicht wahr? In den letzten Tagen und nach einem interessanten Buch (Pörksen, Die Gewissheit der Ungewissheit - Gespräche zum Konstruktivismus) dämmert mir die mögliche Lösung einer Frage, die mich schon lange beschäftigt: Welche Brücke führt von der Idee der Selbst-Losigkeit zur Vorstellung der Selbst-Liebe? Vielleicht spielen die Ebenen des Beobachtens eine Rolle - die Ebene des Beobachters und die Ebene des das Beobachten beobachtenden Beobachters. Auf der ersten Ebene meine ich, dass die Vorstellung eines Selbst durchaus praktischen Nutzwert hat - die Welt entsteht durch Unterscheidung (wie es sich schon im AT/Genesis ausdrückt: Scheiden von Licht und Finsternis, Erde und Wasser, letztlich Mann und Frau...). Ich/mein Selbst und die Welt. Ich und die Anderen. Ich und das Andere. Auf dieser Ebene hat das Ego, meine ich, durchaus seine Funktionen, und damit auch der gute, liebevolle Umgang mit diesem Ego.
[Exkurs]: Unter all den Welten, die durch Unterscheidung entstehen, fühle ich mich in einer weniger daheim - in der Unterscheidung von Ego und Selbst oder gar bei manchen: höherem Selbst. Das kommt mir so vor, als würde man zwar gern auf der einen Seite dieses lästige Ego, das einen drängt, treibt, das Begehrlichkeiten anmeldet und einen immer wieder mal in die Sch... reitet, kippen, auf der anderen Seite aber doch etwas bewahren, das der Alltagserfahrung des Unterschieds zwischen mir und allem anderen Rechnung trägt ... folglich konstruiere ich etwas Erhabenes, das scheinbar über den Dingen schwebt... so ein höheres Selbst... für mich ist das eigentlich auch nur eine Ego-Variante, eine idealisierte. [/Exkurs]
Auf dieser Ebene also hat Selbstliebe/Annehmen und liebevoller Umgang mit dem Ego schon sein Gutes, handfest Praktisches - auch und vor allem dann, wenn ich sehe, dass platte Egozentrik ja eher das Gegenteil davon ist und dem Ego eher schlechte Karten zuteilt (aber auch das je nach der eigenen Beobachtung der Folgen solchen Ego-Verkehrs). Da kann ich Simi nur voll zustimmen: Selbstliebe als radikale Annahme meiner Selbst - als Annahme meiner Unterschiedenheit von allem im Alltag.
Die andere Ebene, die des beobachtenden Beobachters: Die Annahme meiner Nicht-Unterschiedenheit von allem. Meine Verbundenheit mit Allem. Mein Sein in allem. Auf dieser Ebene wird Ego/Selbst zu allem und nichts, Identität zum Bewusst-Sein, mit dem Einen identisch zu sein, dem Ununterscheidbaren. Worte... die Wirklichkeitserfahrungen dieser anderen Ebene liegen wohl jenseits der Worte, und da halt ich's mit Wittgenstein: Worüber man nicht reden kann, davon soll man schweigen. Und, ich weiß schon: Auch diese Unterscheidung der Ebenen ist eine Unterscheidung, eine, die auf der ersten Ebene getroffen wird. Eh klar. (Und ich brauch nur die zwei, keine Himmelsleiter der 7 Stufen...
Wenn also Selbstliebe sowas wie die ganz praktische Frage nach einer liebevollen Verankerung in der Alltagswelt sein könnte, dann wäre da für mich astrologisch wohl primär das Sonnenthema anzuschauen. Und der zweite Quadrant (mit seinen polaren Ergänzungen des vierten). 4 als Eindruck von Welt auf mich, 5 als Ausdruck des "Ich" in die Welt hinein, 6 als funktionale Integration in die Welt. Und das zusammen mag die Umstände beschreiben, aus denen Selbstliebe blühen kann.
So ca. ...
Alles Liebe,
Jake