Hallo Siva
Ich wäre froh, es wäre so, dass man sich eine astrologische Mischung brauen könnte, versetzt mit eigenen Vorstellungen und auch Vorlieben der Deutungsebene. So hätte ich ein Jahrzehnt der Arbeit (moderne Astrologie) behalten und verwenden können.
Tut mir leid, aber ich bin damit nicht einverstanden. Astrologische Braumischung, ich höre das nicht zum ersten Mal, und dieses Etikett kommt immer aus derselben Richtung. Eigene Vorstellungen, blinder Glauben. Wenn du so willst, könnte ich das auch dem Nacheiferern der klassischen Astrologie vorwerfen, dass sie nur blind übernehmen, was jemand schreibt, aber ich tue es nicht, aus Respekt. Und weil ich davon ausgehe, dass viele Wege zu Rom führen und weil ich es letztlich nicht beurteilen kann, was ein anderer macht . Kannst du das, anhand meiner Aussagen? Ich glaube das nicht, weil "Braumischung" (auf die Modernen bezogen); das klingt genauso vielsagend, wie "Nachmachen" (auf die Klassiker bezogen). Und sagt nichts darüber aus, was jemand wirklich tut.
Traditionelle Astrologie bietet mir bereits nach kurzer Zeit eine präzise Aussage: Der Zug kommt morgen um 8.15 Uhr in Zürich an. Punkt.
Das ist sehr hoch gesteckt, dass dies einem Astrologen möglich sein wird. Wer das kann, der ist wirklich gut . Ob die traditionelle Astrologie das leistet? Naja, es ist nur meine Meinung: Ich glaube nicht, dass man die trad. Astrologie mal eben studiert und dann in der Lage ist, zu solcen Aussagen zu kommen. Es hängt nämlich von anderen Dingen ab.
Glaubst Du wirklich, wer diesen Zug-Plan perfekt zu deuten versteht und rasche Antworten parat hat, wird meditierend nach anderen "Lösungswegen" suchen?
Wenn das möglich wäre, dass es solche exakten Aussagen gibt, - aber viel eher glaube ich, dass es auch eine gewisse Grenze gibt.
Die Konstellationen eines Tages: da passieren Morde, Geburten, Heiraten und Verkäufe. Das heisst, es bedarf eines Faktors, der nicht im Horoskop abzulesen ist, den menschlichen Faktor, seine Geschichte, oder seine Frage, die sich in der Zeit verkörpert und von den Konstellationen getragen wird. Die traditionelle Astrologie wird genauso wie die Moderne nur ein Werkzeug bleiben und ist nicht allmächtig. Auch der Astrologe nicht.
Lilly war bekannt für präzise Aussagen. Wenn jemand das nachmachen kann, dann ist das okay und aller Ehren wert. Aber es wird - meiner Meinung nach - dann auch seine Methode sein, nicht die von Lilly. Man kann die Methode eines alten Astrologen nicht übernehmen - und alle die Aussagen eines (alten oder modernen ) Astrologen sind nur die äußere Hülle.
Was auch immer Lilly oder einer für Aussagen trifft, ich glaube nicht, dass die auch
immer praktisch anwendbar sind. Ich habe einiges überprüft, und es stimmt einfach nicht. Ich sage aber nicht, dass gar nichts stimmt. Bitte genau differenzieren. Vor allem lege ich Wert auf das Wort "
praktisch". Aber im gewöhnlichen Sinne verstanden.
Ich verstehe, dass Du hart arbeitest und die Früchte Deiner Mühe schonen willst, aber bedenke bitte die Logik.
Tue ich jeden Tag. Astro-Logik. Kann es sein, dass ich für dich als "Intuitiver" gelte und deswegen schon mit der Astro-Logik nichts mehr am Hut haben kann? Grausam, diese Vorurteile. Denn mit meiner Intuition komme ich zu Früchten, die ich anders nicht finden kann. Intuition betrachte ich als WERKZEUG DES SEHENS. Ich sehe Energien, ist das nicht genug? Ich bin darüber sehr froh. Wenn ich fit bin, sehe ich Energien. Energien sehen lernen, erklärt mir aber keiner, auch nicht die Alten. Die sagen nur, was sie selbst gesehen haben. Und woran sie es festmachen. An welchen Konstellationen. Das fehlt mir noch, die einzelnen Konstellationen zuordnen, zu dem, was ich sehe. Das konnten die Alten sehr gut! Heute trifft man viele an, die etwas sehen und es an den falschen Konstellationen festmachen. Und andere, die deuten die Konstellationen schon falsch. Die Klassiker der heutigen Zeit sind da keine Ausnahme, da sie verleitet sind, die Konstellationen zu vereinzeln, aus dem Gesamtzusammenhang zu ziehen.
Du sagst: bin noch lange nicht so weit, die Aussagen von Lilly beurteilen zu können
Dann sagst Du aber: aber sie helfen mir nicht wirklich weiter.
Ja ich habe gelogen, ich beurteile Lilly.
Und was ich wirklich meinte, ist: das alles noch näher und präziser zu beschreiben ist noch nicht möglich. Ich denke, das Hauptproblem bei Lilly und Co ist die angemessene Einordnung der Aussagen.
Sie helfen nur dann WIRKLICH, wenn man sich auf sie einlässt. Sie liest, studiert, alles andere beiseite schiebt.
Ich habe mich darauf eingelassen. Und wie soll ich das verstehen, alles beiseite schieben? Um sich auf eine Sache einzulassen, muss man sie auch einordnen können, mit allem, was man zur Verfügung hat, sonst wird es nur ein Auswendiglernen, eine Kopie. Ein Glaubenssatz.
Und nun, da ich das sage, könnte es klar sein: "Also habe ich mich nicht darauf eingelassen".
Aber ich muss es besser wissen: ich habe mich darauf eingelassen.
Traditionelle Astrologie ist ein geschlossenes System. Mathematisch: 4+4 ist 8 und Klarheit + Präzision, aber auch Grausamkeit der Aussage. Dann und nur dann funktioniert sie.
Es klingt nur so präzise.
Wenn ein heutiger Astrologe zu präzisen Aussagen mit der Hilfe klassischer Methoden kommt, Hut ab. Aber ich muss dir ehrlich sagen: Ich hab das noch nicht gesehen. Es handelt sich um dieselbe Vagheit, wie sie auch bei anderen (modernen) Astrologen anzutreffen ist.
Dann gibt es noch solche Prognosen, die man verbreitet, und wo dann die Zeit gekommen ist, dann bieten sie genügend Raum, um sie im Nachhinein als richtig zu interpretieren. Wenn dann die Prognosen zu 60% stimmen, liegt das daran, dass ein Saturn Transit oder andere Dinge natürlich eine gewisse Tendenz haben. Aber exakte Aussagen habe ich sogar eher von denen gesehen, die "esoterisch" oder "psychologisch" sind. Also eine vernichtende Beobachtung in Bezug zu modernen Klassikern.
Was die Methode von Lilly angeht, ist es seine persönliche Methode. Da mache ich einen klaren Strich, wir können nur das sehen, was schriftlich überliefert ist, aber damit allein werden wir nicht deuten können wie Lilly. Lilly war gut, aber wir können nicht deshalb gut werden, indem wir die Aussagen versuchen anzuwenden, ohne von der Astrologie was zu verstehen. Und wie versteht man was von der Astrologie? Da hat jeder so seine Wege, aber ich glaube, allein das Studieren von Texten, wird nicht zum Tiefen-Verständnis führen, und deshalb ist der Bezug auf alte Klassiker noch keine Garantie für Deutungsvermögen.
Wenn Lilly statt Venus Mars zum Triplizitätsherrscher (am Tag) macht, dann sehe und beurteile ich das erst mal bezogen auf seine persönliche Methode und Deutungsart, das heisst: ich verabsolutiere das nicht. Ich gehe nämlich davon aus, dass viele Methoden auf den Astrologen zurechtgeschnitten sind - und das wird leider von den (heutigen) klassischen Astrologen selten gewürdigt oder gar akzeptiert. Ja sogar bekämpft, als gäbe es
eine Methode für alle. Entspricht nicht meiner Meinung, und nicht meiner Erfahrung. Gerade was die Übernahme alter Methoden anbelangt. Wenn ich statt Mars weiterhin Venus als Tagesherrscher nehmen würde, entspräche das meiner Sichtweise, und Erfahrung der Astrologie und muss deshalb nicht falsch sein. Wenn die Grenzen bei Ptolemäus anders aussehen als wie bei den Ägyptern, muss das nicht falsch sein jeweils. Das aber hier zu erklären und zu begründen, warum auch verschiedene, scheinbar widersprüchliche Sichtweisen existieren können, will ich an dieser Stelle versäumen. Denn diese sind noch nicht ausgereift und würden nur einladen missverstanden zu werden.
Moderne Astrologie sagt 4+4 ist je nach dem evtl. 7 oder 9 oder gar intuitive 8,5 und ist mehr Seelentrost und vages Verstehen.
Das ist nicht nur ein bisserl übertrieben. Es ist Arg.
Diese Intuition, nicht wahr? Das kann ja nur Schrott sein. Wie siehts aus, wenn ich es nicht besser wüsste, aber dann könnt ich sagen: Diese Rationalität, die kann ja nur auf Abwegen führen.
Aber ich weiss es besser: Es kommt auf die Art an, die einem mehr entspricht. Und beide Wege sind richtig, wenn man sie jeweils richtig anzuwenden versteht. Ausserdem muss ein guter Astrologe am Ende sowieso beides vereinen. Und logisch sein bedeutet für mich nicht die alten Klassiker zu studieren, sondern die Astrologik, einzelne Konstellationen beschreiben zu können, die Häuserherrscherlogik verstehen, die Systematik des Aszendenten/Geburtsgebieterzusammenhanges, der Zusammenhang zwischen Sonne und Aszendent in Bezug zur Persönlichkeitsbildung. Usw. Logik ist Logik. Die einen verstehen unter einer richtigen Zuordnung von Planet zu Erscheinungsweise die ARBEIT DER LOGIK, die anderen die ARBEIT DER INTUITION. Es ist am Ende beides dasselbe. Logik = Intuition. Das ist die vereinte Spitze der Scheidung zwischen beobachtbarer Dingwelt (symbolische Logik mit der Betonung der Logik) und gehaltvoller Energie (symbolische Logik mit der Betonung der Symbolik). Aber streng gesehen, gibt es einen Unterschied zwischen Logik und Symbol, zwischen Ratio und Intuition.
Erlernt man die Grundlagen der Tradition, ist man solch perfekter Deutung fähig, dass man über keine "Ergänzungen" mehr nachdenkt. Man wählt den kürzesten Weg. Die Klarheit.
Würde ich gerne glauben, dass das möglich ist. Glaube ich aber nicht. In erster Linie ist das Deutungsvermögen ausschlaggebend. Die hatte Lilly. Aber die ist nicht durch Logik gegeben. Logik ist nur die Folge der Intuition eines Astrologen. Ja, Lilly war hochgradig intuitiv. Anders kann es nicht sein. Aber was ist Intuition? Es ist "sehen". Er sah die Energien der Konstellationen und der künftigen Erscheinungen, die mit einer Sache zusammenhingen. Er sah im Radix, was wohin gehörte, er sah einfach alles. Aber sehen kann ich nicht mit dem Verstand oder der Logik, das sind nur die Resultate des Sichtbaren, des Gefügten. Lilly hat vor ihm liegende Astrologen der Antike beurteilt. Er hat nicht an sie geglaubt, sondern überprüft. Und kam zu der Ansicht, dass die Triplizitäten zB richtig sind. Das sehe ich auch so. Ich sehe vieles als richtig an.
Nur mit manchen Aussagen, kann ich einfach nichts anfangen. Das sind meiner Ansicht nach auch oft genug Fragmente aus Beispieldeutungen - die zu ihrer Bedeutung kommen, weil das entsprechende Radix so aussah, wie es eben aussah, aber nicht jedes Radix sieht so aus. Wenn der Herrscher des 7. Hauses so und so steht, dann bedeutet es X -das kann aber nicht für jedes Radix gelten. Es bräuchte nicht lange, das zu widerlegen. Aber dass ein Thema damit angezeigt sein wird, das schon - aber nicht immer der Ausgang der Sache, wenn jetzt der Planet allein einen schwierigen Aspekt hätte (wozu die absoluten Aussagen der Alten aber verleiten zu glauben); wie auch immer - dennoch gibt es auch hier das Phänomen, dass
zB neben dem Herrscher von Krebs , also der Mond auch der Erhöhungsherrscher Jupiter in Frage kommt, - und das gilt auch für die Häuserherrscher - es gibt viele Bedingungen wo dies der Fall ist, oder nicht der Fall ist; all das erwähnen die alten nicht explizit , aber das ist die Wahrheit und hat nichts mit "Ergänzung der Modernen" zu tun. So wie es bei den alten zumindest oft auftaucht (ob bei Lilly explizit, vermute ich jetzt mal, ich glaube, solche Texte von Lilly gelesen zu haben, und nicht von anderen Alten).
Veranschaulicht wird das Problem zB mit folgendem Beispiel von Lilly:
Reichtum:
Consider the Signe ascending on the Cusp of the 2nd House, the Lord thereof, the Planet or Planets therein posited, or aspecting the Lord of that house or Cuspe thereof; the Part Of Fortune, the Signe and place of Heaven where it is placed and how aspected by the Planets, (for Part Of Fortune it selfe emitteth no rayes, or casteth any aspect to any Planet, no more doe the North Node or South Node.
Das ist und bleibt ein
Ansatz. Das kann man einfach nicht verallgemeinern zu einer Regel. Jedes Radix sieht anders aus. Wer diese Angaben von Lilly einfach so übernimmt und zu einer Regel macht, pardon: aber das wird nicht zu stimmigen Deutungen führen, höchstens per Zufall oder in Ausnahmen, wo man ein Radix hat, das mit dem Ansatz übereinstimmt.
Ausserdem kommt es darauf an, wie man diese Angaben einordnen soll? Was heisst denn Reichtum ? Ich meine, ist es nur Thema, oder soll gesagt sein: Ob man Reichtum haben wird? Lilly mag davon sprechen oder man mag ihn so verstehen, dass es um gut und schlecht geht (weil die Formulierungen seiner Zeit nicht viel Relativität kannte). Wir würden sagen, es handelt sich um ein Thema, aber es sagt noch nichts über wirklichen Reichtum oder nicht-Reichtum aus, wenn etwas so ist, wie von Lilly beschrieben. Immerhin kann man das Wort CONSIDER als "Überlege" übersetzen, dann heisst es "kann Hinweise liefern".
Also ohne eigenes Dazutun, ohne eigenständige Wertungen, kann das meiner Meinung nach nicht genutzt werden. Das bedeutet nach Maßstäben der Klassiker BRAUEREIKUNST. Wenn das, was Lilly aber schreibt, Wahrheiten sind, dann spricht nichts dagegen, diese auch unabhängig von Lilly wiederzuentdecken. Was sollte dagegen sprechen, da es ein und dieselben Wahrheiten sind? Aber die Klassiker studieren diese Wahrheiten, die
geäußert wurden und könnten sehr gut in die Irre der Einseitigkeit gehen.
Man kann es sich vereinfachen, wenn man zu Lilly schaut, aber es muss nichts bedeuten, wenn man "ein Moderner " ist. Ich halte Ausschau nach den Alten, ich schätze ihre Aussagen, ich bewundere sie in ihrer Klarheit, aber ich bemängele sie auch in dem, was sie nicht sagen und wie absolut sie ihre Aussagen machen und alles in Allem ordne ich sie ein. Schätze sie ein.
Ohne eigenes Dazutun, ohne eigenständige Vorstellungen, ohne EINORDNUNGEN, ohne Maßstäbe und Wertungen, ohne Gewichtung, kann das alte Wissen meiner Meinung nach
sowieso nicht genutzt werden. Wenn das, was Lilly aber schreibt, Wahrheiten sind, dann spricht nichts dagegen, diese auch unabhängig von Lilly wiederzuentdecken.
Einverstanden bin ich damit, dass tiefe Wahrheiten in den alten Klassikern liegen. Aber sie können auch oft genug in die Irre führen, dann nämlich, wenn man versucht, eine Regel für alle Horoskope daraus zu machen. Man schaut dann nur noch nach den Angaben , die Lilly gemacht hat, und sieht nichts anderes mehr! Also jene Faktoren, die Lilly nicht erwähnt hat. Man achtet dann nur noch darauf, was Lilly geschrieben hat. Aber Lilly beschrieb, das kann man wohl annehmen, nur die wichtigsten Dinge, nicht aber alles.
fortsetzung...>