Selbstbestimmter Sinn und fremdbestimmter Un-Sinn

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Hallo Patmos

spannende Frage... bevor man sie richtig beantworten kann, wäre wichtig zu wissen,
wie du Selbstbestimmung genau definierst.

Du schreibst etwas von "die eigene Bestimmung" leben- wie würdest du die definieren und meinst du, die ist für alle Menschen gleich o. unterschiedlich?

UND: Woher wollen wir denn wissen, dass Menschen NICHT ihre Bestimmung (selbstbestimmt (?)) leben? Vielleicht ist ja gerade der Weg, den jeder einzelne geht, ein Weg des Erkennens, des Lernens... mit all seinen Anpassungen an gesellschaftliche Normungen etc. ...

Interessant ist, dass der Mensch einerseits Überzeugungen hat, die aufgrund seiner Erfahrungen aus ihm selbst heraus kommen; andererseits aber auch die Umwelt um ihn herum für ihn als 'Rudelwesen' genauso relevant ist wie seine eigenen Überzeugungen. Heißt: Meine eigenen Überzeugungen kann ich auch nur so durch'boxen' wenn ich damit in Kauf nehme, zB aus der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden und dies würde sowohl geistig als auch körperlich natürlich mangelnde Lebensqualität bedeuten.

Außerdem können wir wirklich auch nur aus dem Schöpfen, was bereits da ist....entweder in materieller Form oder in geistiger Form als Idee oder Vision o.ä........
Das finde ich auch einfach super spannend; dass Realität (und somit die Gestaltung unseres Lebens) eigentlich auf der Vergangenheit aufbaut!

Beispiel: Wir leben in Häusern mit Ecken;.... aus einem bestimmten Material.... die meisten der Menschen (in D) wohl in Mehrfamilienhäusern; mit so und so viel Lichtanteil in der Wohnung usw.
Alleine die Aufteilung der Wohnungen, die Eckigkeit der Wände usw. schafft ein bestimmtes Lebensgefühl. Und somit eine fette Prägung, ob wir wollen oder nicht.
Dies wird sich auf die Gefühle und die Gedanken auswirken, und somit auch auf die Entscheidungen die wir treffen, also unser Handeln.
Ich bin davon überzeugt, dass wir uns alle ganz anders fühlen würden, würden wir von jetzt aufgleich in runden Häusern leben.......mit vielleicht nur einem großen Raum.

Auch die Anordnung der Straßen dient einem gewissen (auch psycholog.) Zweck.
Die Gedanken folgen immer nur den Strukturen, in denen wir leben............
Sprache,..... Formen,..... daraus folgend Lebensgewohnheiten usw...

Seit es Handys gibt und die Leute alle wild SMS tippen, hat sich zB schon ein Hirnzentrum dementsprechend ausgerichtet und angepasst,ein Wissenschaftler hat dies untersucht. Die Wechselwirkung zwischen IDEE, Materie...also Geist und Form.... ist irgendwie irre interessant.

Also letztendlich.... was kann Selbstbestimmung denn anderes sein, als das Lernen bzw Schöpfen aus der Vergangenheit? (/den vergangenen Erfahrungen)
Ist sie denn etwas anderes oder ist sie genau das?
Woher kommen zB Ideen, es anders zu machen.....?
Gibts vielleicht sowas wie ein "einziges" Selbst, aus dem diese Visionen stammen?
 
Ich finde das menschliche Leben so absurd wie interessant.

Dass das (menschliche) Dasein Leiden bedeutet, ja, bedeuten muss, leuchtet mir ein. Der Grund dafür ist meines Erachtens die Unfähigkeit (und auch Unmöglichkeit!), authentisch, also gemäß seiner eigenen Bestimmung leben zu können.

Glücklich werden, oder zumindest zufrieden sein, können wir demnach nur, wenn wir unserem Leben einen Sinn geben, an den wir tatsächlich selbst glauben; einen Sinn, der mit unserem ureigensten So-Sein, dem authentischen Ich, konform geht.

Mir scheint aber, dass die allermeisten Menschen voll von Sinn sind, nach dem sie versuchen, "gut" zu leben, den sie sich nicht aus einer befreienden selbstbestimmenden Einsicht heraus selbst gegeben haben, sondern dass sie von fremder Sinnhaftigkeit eingenommen sind und sich von dieser blenden lassen.

Die innere Stimme, die sagt, was gut, wichtig und richtig ist, wird, falls sie überhaupt gelegentlich hörbar werden sollte, stets übertönt.

Dass wir durch zunehmende Bewusstheit selbstbestimmter werden können, dem stimme ich zu. Aber können wir uns jemals gewiss sein, selbstbestimmt zu leben? Was meint ihr? Oder tut ihr's schon?
Oh, ein schöner Eingangspost. Herzlichen Glückwunsch.

Meine Antwort auf diese Frage: nein, können wir nicht. Weil "gewiss sein" keine Rolle mehr spielt, wenn "ungewiss sein" wegfällt. Es ist irgendwann egal, wo es herkommt, es passiert einfach. Man braucht die Gewissheit schlicht nicht mehr, nach der suchte nur die Ungewissheit.

lg
 
Patmos, gäbe es so viel freien Willen müsste ich wirklich alles bekommen was ich mir vorstelle, da mir aber in der Hinsicht fast nie was geboten wird, ist es für mich auch kein freier Wille.
Will ich jetzt eine Kugel Vanilleeis ist das kein freier Wille, da ich ja weiß das mir die Sorte im Leben Angeboten wird.
Will ich jetzt eine Sorte die es nicht gibt, ist es mein freier Wille nur werde ich Pech haben, weil die Sorte nicht vorhanden ist.
Es ist hier bei diesem Beitrag von Dir ja aber die Frage, was überhaupt "freier Wille" ist. Wenn ich darunter verstehe, daß ich jede Sorte Eis jederzeit haben können muß, dann ist der freie Wille natürlich so nicht vorhanden. Es kann also beim freien Willen nicht um bloße Bedürfnisbefriedigung gehen.

Sondern "Wille" ist ja eine geistige Leistung, und keine körperlich Leistung wie Lust (auf's Eis, auf Sex, auf Konsum, auf Sinnesbefriedigung). Das Instrument des Willens ist die Absicht und bei der Lust ist das ebenso, daher kann man den Willen schon mal gut mit der Lust verwechseln.

Anders als Lust entsteht Wille jedoch durch Entscheidung. Entscheidung entsteht wiederum nur dann im Leben, wenn wenigstens 2 Alternativen vorhanden sind, wenn also eine Wahl besteht. Erst beim Treffen der Wahl durch Entscheidung entsteht Wille. Vorher ist es Lust, oder auch schon mal die Intuition. Sowohl Lust als auch Intuition steigen aus dem Unbewussten in das Bewusstsein auf. Wille dagegen bildet sich im Bewusstsein selber und ist weniger unbewussten Einflüssen unterlegen als Abwägungsprozessen.

Ein solcher Abwägungsprozess, der Wille bildet, ist zum Beispiel die Entscheidung beim Autokauf. Ich vermute, daß hier niemand in der Lage ist, sich das eigene Traumauto zu kaufen, es sei denn der Traum ist bereits realistisch und richtet sich nur auf Fahrzeuge, die für das eigene Portemonaie erreichbar sind. Nun ist es aber nicht der Wille, der unfrei wird, bloß weil ich mir meinen eigentlich gewünschten vierrohrigen Achtzylinder nicht leisten kann. Sondern es ist die Lust, die nicht befriedigt wird. Der Wille dagegen ist frei darin, sich für einen Ford Fiesta oder für einen Opel Corsa zu entscheiden. Es ist also ein Abwägungsprozess, der den Willen nicht beschneidet. Sondern es ist lediglich die Lust, die weder im Fiesta noch im Corsa Befriedigung findet.

Und genauso ist es bei allem anderen: man muß unterscheiden zwischen Wille und Lust. Der Wille ist frei, Lust dagegen hat auch "das Tier".

lg
 
Dass das (menschliche) Dasein Leiden bedeutet, ja, bedeuten muss, leuchtet mir ein. Der Grund dafür ist meines Erachtens die Unfähigkeit (und auch Unmöglichkeit!), authentisch, also gemäß seiner eigenen Bestimmung leben zu können.
der Grund für Leiden ist der Wunsch ich-bestimmt leben zu können; der Wunsch ist logische Folge deiner adhoc-Fehlannahme (<-: wo gekauft?) : Wenn ich das Steuer in der Hand habe geht es mir sicher automatisch besser.

Überprüfe das. Du hattest doch schon oft das Gefühl das Steuer in der Hand zu haben. Was hat es dir gebracht. Denkst du, wenn du es immer umklammert halten könntest, dass das ein besseres Lebensgefühl wär?
(Deinen Gedanken fehlt der Faden. Sie sind sprunghaft.)

 
LoneWolf, stimmt, aber manchmal hat man in Gedanken Bilder da weiß man einfach das es so was noch nicht gibt, und das haben zu wollen wäre für mich dann halt mein freier Wille.
 
der Grund für Leiden ist der Wunsch ich-bestimmt leben zu können; der Wunsch ist logische Folge deiner adhoc-Fehlannahme (<-: wo gekauft?) : Wenn ich das Steuer in der Hand habe geht es mir sicher automatisch besser.

Überprüfe das. Du hattest doch schon oft das Gefühl das Steuer in der Hand zu haben. Was hat es dir gebracht. Denkst du, wenn du es immer umklammert halten könntest, dass das ein besseres Lebensgefühl wär?
(Deinen Gedanken fehlt der Faden. Sie sind sprunghaft.)


Ich möchte ergänzen (aus eigenen Erfahrungen) : die Liebe schreit nicht nach SELBSTbestimmung;.......sie wirkt durch das was sie ist.
Die Frage (wer wen bestimmt) stellt sich dem nicht, der wirklich liebt.

Sie stellt sich nur dem, der sich verletzt fühlt..... diesem kann man auf den Grund gehen....was ist das? Und was bin ich?

LG maiila
 
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Oh, so viele interessante Gedanken inzwischen...

Die Frage (wer wen bestimmt) stellt sich dem nicht, der wirklich liebt.
'Wirklich lieben'... - auch so eine ideologische Kategorie, eine Vorstellung, die möglicherweise für jeden etwas anders ist...


@terramarter (Mutter Erde?)

Da kommt mir der Gedanke an das Vertrauen. Ich muss nicht immer das Steuer selbst in der Hand haben, um mich selbstbestimmt zu fühlen. Das überlasse ich auch gerne mal anderen - und lehne mich entspannt zurück.

(Deinen Gedanken fehlt der Faden. Sie sind sprunghaft.)
Aha. :rolleyes:


So, den weiteren Beiträgen will ich mich gleich auch mal eingehender widmen...
 
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