Liebe Tannenzapfen,
Wenn du "da raus" möchtest, ist es vielleicht eine gute Idee, wenn Du mal danach schaust, wo Du genau hin möchtest.
Hallo Katarina,
danke Dir für Deine Worte. Ja, ich muß wissen, wohin ich will, um da raus zu kommen. Aber genau das weiß ich nicht. Allerdings habe ich es geschafft, mir eine Situation zu schaffen, wo ich gezwungen bin, handeln zu müssen.
Meine letzte Beziehung habe ich kaputt gemacht, da ich jemand anderen hinterherlief (vieles, warum das so passierte, wird mir erst jetzt klar). Und diese neue Beziehung, die grad am entstehen war, ist bereits gescheitert, weil er mit meinen "Macken" nicht umgehen konnte. Was ich ihm nicht unbedingt verübeln kann, wenn ich sowas wie eine "Schuld" aber auch nicht nur auf meiner Seite sehe.
Wie auch immer, demnächst werde ich alleine leben. Was für mich dann erste mal überhaupt ist (was wiederrum eigentlich recht untypisch ist, für Leute wie mich?!). Im Nachhinein frage ich ich mich dann auch, wie es die anderen Partner mit mir ausgehalten haben. Das waren immerhin einmal neun Jahre, dann sieben. Während das, was jetzt hätte kommen können, bereits durch eine einzige Woche, wenn man so will, scheiterte. darum fällt es mir momentan etwas schwer, so zu glauben:
Als ich das vorhin las mit der "schizoiden Persönlichkeit", da grauste es mich, aber nicht, weil ich die "schizoide Persönlichkeit" so schlimm finde, sondern weil ich diese Schubladen inzwischen einfach ätzend frustrierend finde. Ich könnte dir ad hoc mindestens 5 solche "schizoiden Persönlichkeiten" aufzählen, darunter auch mich und im übrigen durchaus strahlende Lichter am Therapeutenhimmel. Und wumms Schublade auf, alles klar! Ist da wirklich alles klar? Nein! Das ist nämlich eine Reduktion eines Menschen in unsäglich trauriger Weise.
Du bist keine schizoide Persönlichkeit . Du bist Du! Und Du hast gute Gründe dafür so zu sein wie Du bist, - so wie wir alle gute Gründe dafür haben so zu sein wie wir sind.
Gründe habe ich sicher. Doch führen gerade diese ja dazu, daß ich mich dermaßen abschreckend verhalte, daß ich mir mein eigenes Leben zerstöre. Klingt komisch. Doch ich scheine vor etwas Angst zu haben, und weiß nicht mal vor was. Und diese Angst zerstört mein Glück.
Sieh Dich nicht mit diesem krankmachenden therapeutischen Diagnoseauge. Das macht nichts besser. Zuerst fühlt man sich vielleicht erleichtert, weil man endlich den Schuldigen gefunden hat, - nämlich das Krankheitsbild der "schizoiden Persönlichkeit".
Naja. Das stimmt schon, das es erstmal eine Erleichterung ist, den "Schuldigen" gefunden zu haben. Jedoch viel mehr verstehe ich jetzt endlich, was eigentlich los ist und warum ich so reagiere. Denn das war mir bisher überhaupt nicht klar. Bis auf einige Momente, war die Welt für mich immer so in Ordung, wie sie ist. Ich habe mir sie schon so zurechtgebastelt, daß sie paßt und das ich mein Verhalten begründen kann. Eine "Diagnose" zu haben hilft mir nun dabei, meine eigenen Verhaltensmuster zu durchschauen und mir klar zu machen, wo das herkommt. Denn dann kann ich beginnen, es zu ändern.
Und dann kommen die Therapien und Gespräche und was auch immer, - immer im Hinterkopf " so wie ich bin, bin ich nicht okay, aber ich arbeite daran". Bullshit! Du bist wunderbar so wie Du bist! Wir sind alle wunderbar wie wir sind.
Ich denke, daß sehen die Leute, welche ich mit meinem Verhalten verletzte anders. Immerhin melden sich personen, die davon sprachen, sie würden lieben oder verliebt sein, sich nun nicht mehr. Muß also schon ein schockierendes Erlebnis gewesen sein. (Oder mit der Liebe war es dann doch nicht so dolle.)
Naja, was soll ich sagen? Wenn man jemanden mag, es ihm aber nicht sagen kann und ihn darum einfach nur verletzt - wer blickt da schon durch? Oder hat die Kraft und Geduld, es zu ertragen, selbst wenn er dann die Gründe kennt?
Andererseits weiß ich nun, warum ich mich wie verhalte, und kann beim nächsten mal, die Personen vorwarnen, die sich auf mich einlassen. So unter dem Motto: wenn ich "erstarrt" auf dem Sofa sitze und niemanden mehr an mich ranlasse, heißt das nicht: verschwinde. Sondern bleibe jetzt auf jeden Fall da. Geh nicht, denn gerade jetzt brauche ich dich!
Darum kann ich mich momentan noch nicht so wunderbar finden. Obwohl ich schon weiß, was Du mir sagen möchtest und es auch annehmen kann. Doch so bleiben, wie ich momentan bin, kann ich nicht.
Was meinst Du, warum so viele Menschen übermäßig rauchen, saufen, arbeiten, Sex machen, in der Spielhölle ihr Geld loswerden, den ganzen Tag den Haushalt wienern etc, etc. ? Weil sie komplett den Zugang zu ihren ureigensten Bedürfnissen verloren haben! Sie wissen nicht mehr, was sie wirklich wollen. Nur noch, was sie nicht wollen. Ist es da ein Wunder, wenn man anfängt Kontakte zu meiden? Ich halte das sogar für einen gesunden Prozess. Wenn man merkt, dass einem Kontakte nicht wirklich etwas geben, dann ist es nur natürlich , sie zu meiden, oder?
Ja, wenn es Kontakte sind, die einem nichts geben. Wenn es aber die Menschen betrifft, die man eigentlich liebt, ist es nicht normal. Und dann wird es quälend. Und dann beginnt das Leid. Und wie ich jetzt erkennen mußte, die letzten Tage, habe ich es schon dreimal geschafft, Menschen, die ich eigentlich liebte, von mir zu schieben. Um mir dann einzureden, ich habe sie ja nie geliebt. Doch das stimmt nicht. Ich hätte mit jedem von ihnen glücklich werden können. Und das macht es momentan sehr bitter, irgendwie.
Sieh` Dich nicht als "nicht okay". Schau`Dich mit liebevollen Augen an und spüre in dich, was Du wirklich willst. Keine leichte Übung! Wir haben das irgendwie verlernt, aber ich denke, dass bekommen wir wieder hin, wenn wir unseren Focus entsprechend ausrichten. Du auch!
Viele Grüße
Katarina
ja, danke. Das werde ich auch. Denn wie schon gesagt, jetzt muß ich aus mir rauskommen. Das tun, was ich wirklich will. Da niemand mehr da ist, der das für mich übernehmen kann. Auch wenn es momentan sehr, sehr weh tut, weil es sich recht einsam anfühlt, ist es doch ganz gut, daß es so geschehen wird. Sonst werde ich es sicher nie schaffen. Und da ich ja nun endlich weiß, woran ich bin, kann ich mit den Menschen auch ganz anders umgehen. Es kann also nur besser werden.
Aufgeben werde ich nicht so schnell, wenn der Drang danach auch manchmal groß ist.
Tannenzapfen