Dissoziative Identitätsstörung

Es ist doch immer wieder erstaunlich: man schreibt im Esoforum das Wort "Gehirn" und schon hört keiner mehr zu. Es scheint geradezu, als hätte man einen Befehl aufgeschrieben, dasselbe abzuschalten. (Dabei hat man nur ein Wort gesagt und es war gar nicht so gemeint.)

Gut, dann werde ich jetzt Stück für Stück deinen Beitrag noch einmal durchgehen um meinen Aufmerksamkeitsdefizit zu besiegen. Im vorherigen post schriebst du:

Ich schrieb übrigens auch nicht, daß Bewußtsein eine Wirkung des Gehirns sei. Sondern daß das Gehirn dasjenige ist, daß Bewußtsein herstellt. Die Herstellung ist nur ein klitzekleiner Teil der Entstehung von etwas. Es gibt ja viele, viele Schritte vorher, bevor etwas hergestellt wird.

Das möchte Ich jetzt aber genau wissen. Welche Schritte sind es, die stattfinden, bevor etwas „hergestellt“ wird, und was bedeutet dieses Wort „hergestellt“ überhaupt ? So wie Ich dich verstehe, meinst du, dass das Gehirn keine Ursache vom Bewusstsein sei (das Bewusstsein keine Wirkung vom Gehirn), aber Dieses trotzdem herstellt. Warum ist es dann keine Wirkung des Gehirns nach dieser Logik ? Wenn etwas durch etwas anderes hergestellt wird, weshalb ist es dann keine Wirkung davon ? Ich habe mir mal kurz in Wikipedia die Definition von „Herstellen“ angeschaut:


Produktion, (v. lat.: producere = hervor führen), Fertigung, Fabrikation, im rechtlichen Sprachgebrauch die Herstellung, ist der vom Menschen (Produzent) bewirkte Prozess der Transformation, der aus natürlichen wie bereits produzierten Ausgangsstoffen (Rohstoff) unter Einsatz von Energie, Arbeitskraft und bestimmten Produktionsmitteln lagerbare Wirtschafts- oder Gebrauchsgüter (Ökonomisches Gut) erzeugt.

So, zerpflücken wir nun diese Definition (vorausgesetzt du bist genau davon ausgegangen) und integrieren Diese in deine Überlegungen. Meintest du also, dass die Funktion des Gehirns sei, aus bereits bestehenden Ausgangsstoffen (verwende jetzt mal einen Begriff, den ich mir klaue) eine Transformation zu ermöglichen, welche du Bewusstsein genannt hast ? Die Ausgangsbausteine (jetzt mal wieder einer meiner Lieblingsbegriffe) wären dann der „Rohstoff“ aus der dies entsteht, oder besser gesagt, hergestellt wurde. Richtig ? Ja ! Was du also gemeint hast, ist dass das Gehirn bereits bestehende Teile so integriert und handhabt, dass sie ein Bewusstsein produzieren. Dieses kleine Missverständnis meinerseits ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass ich die Begriffe „Entstehung“ und „Herstellung“ verwechselt habe. Jedoch, selbst wenn es sich um eine Herstellung handelt, ist es wieder eine Art Wirkung. Das Gehirn funktioniert holistisch, nur so ermöglicht es ja Bewusstsein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch recht erinnere, aber so etwas Ähnliches hatte ich doch auch geschrieben:


Ich gebe dir aber in dem Punkt Recht, dass du sagst das Gehirn erzeugt Bewusstsein. Wobei ich es nicht "erzeugt" nennen würde. Es ist für mich eine Art verdichtete Struktur, welche dazu taugt das Grundbewusstsein zu kanalisieren und ihm Form zu verleihen.


Ich glaube wir denken an dieser Stelle sehr ähnlich, nur dass wir anders formulieren. Wenn ich schreibe, dass das Gehirn eine (verdichtete) Struktur ist, dessen Funktion es ist dem Grundbewusstsein Form zu verleihen, dann meine ich im Grunde dasselbe was du gesagt hast. Deswegen habe ich das Wort „erzeugt“ auch gestrichen. Bin ich jetzt Du geworden, oder fehlt mir noch ein bisschen um deinen Gedankengang inne zu haben ? Auf deutsch: ist es das was du ungefähr gemeint hast ?


Ich rede trotzdem weiter vor mich hin

Das glaube ich gern ;)


wenn also das Gehirn die Informationen, die so durch's Leben entstehen, sammelt und koordiniert, damit dann das Leben von der dem Gehirn zugehörigen Person gelebt werden kann, dann haben wir diesen Prozeß, den das Gehirn veranstaltet, seine Funktion, als den Ankerpunkt für die dissoziative Identitätsstörung ausgemacht.

Du hast m.E. nicht verstanden worauf ich hinaus wollte. Ich habe nicht bestritten, dass das Gehirn Informationen „sammelt und koordiniert“, denn damit liegst du gar nicht mal so falsch. Mir ging es um die absolute Ursache, denn der Encephalon fungiert nicht nur als Solche, sondern ist auch Wirkung von kleineren Teilchen. Aber du hast Recht, das ist für das Thema zu weit ausgeholt und in diesem Moment irrelevant. Da wir aber das begriffliche Missverständnis von vorhin geklärt haben, weiß ich nun worum es dir ging. Gehen wir jetzt auf deinen Beitrag ein, du schreibst „ sammelt und koordiniert“, natürlich muss ein Stimulus zuerst durch die Sinnesorgane durchlaufen, um dann in bestimmten Hirnarealen bewertet weiter verarbeitet zu werden. Dann schreibst du, dass das Gehirn „Ankerpunkt für die Dissoziative Identitätsstörung“ ist. Nächste Frage: Was bedeutet „Ankerpunkt“? Und wo genau liegt dieser „Ankerpunkt“ im Encephalon ? Wobei ich jetzt gerade sehe, dass du die Funktionen des Gehirns als Ankerpunkt siehst (für Bewusstsein). Welche sind das ? Und wie genau funktioniert das ? Da du es nicht weißt, werde ich dir jetzt kurzen Nachhilfeunterricht geben: Bewusstsein hat der Mensch schon pränatal im Mutterleib. Aha, wie kommt das ? Weil es wissenschaftliche Befunde gibt, dass beim Foetus vorgeburtlich bestimmte Sinnesorgane funktionsfähig sind. Welche sind das ? Hören (später können implizite Erinnerungen an die mütterliche Stimme abgeleitet werden, durch Wiedererkennung derselben), Taktile Wahrnehmung und Geschmack. Nur das Sehen ist noch „in Betrieb“. Bewusstsein hat das Baby schon bevor es seine Augen aufgemacht hat (und das obwohl, das Gehirn sich noch nicht vollends entwickelt hat, seltsam, nicht ?). Bewusstsein kann ergo nur dann existieren, wenn Wahrnehmung stattfindet (Sehen, Hören usw.) Aha, heißt dass das die Sinnesorgane nun diese Funktionen sind, die du angesprochen hast ? (oder besser gesagt, der Ankerpunkt) Vielleicht, du sprachst jedoch über Identitätsstörung, und ich hab wiedermal weit ausgeholt, indem ich über Bewusstsein schrieb. Identität ist jedoch weit mehr als nur Bewusstsein, denn Diese bildet sich später aus.

Rest folgt noch
 
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"Tickt" der Mensch aus insofern, als daß er seine Identität verliert und eine andere Identität annimmt, so findet im Organ Gehirn eine Fehlfunktion statt, welche das Fehlverhalten der Person dann insgesamt auslöst und steuert. (Und so wie ich gelesen habe hat das Bewußtsein des Betroffenen nicht die Möglichkeit, denkend zu bemerken, daß er/sie nicht er oder sie selber ist und daher nennt man das dissoziativ. "Soziativ" bestehen wir Gesunden ja allesamt aus vielen vielen Persönlichkeiten in unserem Inneren. Wir können so, oder so. Nur der Charakter bleibt gleich - der ganzheitlich Nomenklatur nach, die ich verwende. So wie's die deutsche Sprache halt hergibt.

Na ja, „verliert seine Identität“ ist so nicht ganz richtig. Die Person hat seine ursprüngliche Identität noch, bloß ist Diese von einer Ängstlichkeit und Unsicherheit geprägt. Die anderen Identitäten (zumindest einige davon) haben entgegengesetzte Persönlichkeitseigenschaften (aggressiv, sicher usw.) Natürlich hast du Recht, wenn du sagst, dass im Gehirn eine „Fehlfunktion“ stattfindet und somit das Verhalten beeinflusst. Jedoch ist der Encephalon nach wie vor eine verdichtete Struktur und fungiert nicht nur als Ursache, sondern vor allem als Wirkung. Ganz kurz zur Dissoziation: Dabei handelt es sich im allgemeinen um eine Unterbrechung der normalerweise integrativ arbeitenden Funktionen Bewusstsein, Wahrnehmung, Gedächtnis und Identität (oder Trennung zwischen Limbisches System und Cortex, denn dieser ist immerhin für das Bewusstsein zuständig. Aha, warum das denn? Warum ausgerechnet die Hirnrinde ? Weil sich dort die Wahrnehmungsfunktionen befinden (primärer visueller Cortex im Okzipitallappen, primärer auditorisches Cortex im Temporallappen usw. zu mehr hab ich grad keine Lust) das nur am Rande
Der Charakter bleibt gleich ? Hm.. na ja.. nein, das stimmt auch nicht ganz. Du verwendest diesen Begriff nicht synonym mit Persönlichkeit (wobei letzteres nur implizit gemeint ist), im Menschen bleibt nichts gleich. Sogar die Erinnerungen können verzerrt werden (Gedächtniseffekte, aber jetzt habe ich wirklich keine Lust, Diese auch noch zu erklären, man kann auch nachlesen) Wäre vielleicht schön, wenn du mir sagst, was der „Charakter“ ist ? Ich bin nämlich dumm und weiß es nicht.


Ich überlege gerade, ob ich das Nervensystem des Menschen, zu dem ja das Gehirn zählt, als den Kern des Menschen bezeichnen würde. Wenn man die Unterschiedlichkeit der Ausprägung von Organen beim Menschenaffen und beim Menschen betrachtet, dann müßte man dies so sagen. Denn das Nervensystem, insbesondere das Gehirn, ist dasjenige Organ, das einen riesigen evolutiven Sprung gemacht hat vom Affen zum Menschen.

Und ich überlege gerade, ob es Sinn hat noch weiter zu diskutieren (und das ist nicht böse gemeint). Na gut, ein bisschen noch: Es ist nach wie vor eine Sache der Betrachtungsweise. Deine Ausführungen kann jedes Kind verstehen, und sind logischerweise unmittelbar einsichtig. Mir ging es nicht um diese Art Diskussion, das hatte ich schon am Anfang des threats gesagt. Das ist ja alles (fast) richtig was du beschreibst, und dass das Gehirn notwendig ist, damit der Mensch Bewusstsein hat, ist auch kein großes Geheimnis. Für mich ist dies eben nicht das Wesentliche. Denn eine gebildete Struktur ist nicht einzigartig und kann auch anders erzeugt werden. Wenn du dir mein Beispiel mit den Fraktals anschaust, dann wäre einer von den Minifraktalen das Gehirn.
Wobei ich irgendwie das Gefühl habe, dass wir gerade aneinander vorbeireden. Verstehst du worum es mir geht ?
 
Hallo Gen Fu,

das Buch "Vater unser in der Hölle" ist das beste, was ich je dazu gelesen habe - es ist von einer Journalistin geschrieben, beschreibt den Therapieverlauf, hat wissenschaftlichen Hintergrund (zur Forschung diesbezgl. usw.) und beschreibt eine Geschichte, wo zum Teil das Weiterlesen temporär nicht mehr möglich ist ... .

Zu Deiner (und auch meiner) Hauptfrage, wie man das alles quasi "Positiv" ereichen kann habe ich nur Ideen des radikalen Konstruktivismus (also aus dem philosophischen Bereich).

Klar, unser Hirn spielt da schon eine Rolle, aber eher unter einem anderen Aspekt - ein Gehirn kann nicht (!) zwischen echter und "eingebildeter" Wahrheit unterscheiden (wobei man jetzt lange diskutieren kann, was Wahrheit überhaupt ist) - man kann sich also eine eigene Wirklichkeit "basteln" (machen wir sowieso, aber sehr unbewußt und kaum einer hält für möglich, was theoretisch und nachgewiesen-in Einzelfällen- möglich ist).

Es gab ja immer schon einzelne "gurubehaftete" Trends, die in diese Richtung gingen (z.B. das "positive Denken", gezielte Managertrainings usw.) - aber der radikale Konstruktivismus ist doch mehr und vor allem anders - wenn Du magst, kannst ja mal googeln... .
 
Hallo Gen Fu,

das Buch "Vater unser in der Hölle" ist das beste, was ich je dazu gelesen habe - es ist von einer Journalistin geschrieben, beschreibt den Therapieverlauf, hat wissenschaftlichen Hintergrund (zur Forschung diesbezgl. usw.) und beschreibt eine Geschichte, wo zum Teil das Weiterlesen temporär nicht mehr möglich ist ... .

Zu Deiner (und auch meiner) Hauptfrage, wie man das alles quasi "Positiv" ereichen kann habe ich nur Ideen des radikalen Konstruktivismus (also aus dem philosophischen Bereich).

Klar, unser Hirn spielt da schon eine Rolle, aber eher unter einem anderen Aspekt - ein Gehirn kann nicht (!) zwischen echter und "eingebildeter" Wahrheit unterscheiden (wobei man jetzt lange diskutieren kann, was Wahrheit überhaupt ist) - man kann sich also eine eigene Wirklichkeit "basteln" (machen wir sowieso, aber sehr unbewußt und kaum einer hält für möglich, was theoretisch und nachgewiesen-in Einzelfällen- möglich ist).

Es gab ja immer schon einzelne "gurubehaftete" Trends, die in diese Richtung gingen (z.B. das "positive Denken", gezielte Managertrainings usw.) - aber der radikale Konstruktivismus ist doch mehr und vor allem anders - wenn Du magst, kannst ja mal googeln... .

Ja, das ist genau das was ich meinte. Wenn solche Einflüsse der Psyche auf den Körper unter negativem Einfluss möglich sind, dann müsste es rein theoretisch auch unter positivem Einfluss möglich sein. Also, den radikalen Konstruktivismus kenne ich noch in Verbindung mit Kant, wo es genau darum ging, was Condemn beschreibt. Dass wir unsere eigene Realität erschaffen. Ich müsste mich da aber mehr einlesen, findet man leider nicht viel Zeit.
Gerade bei diesem Thema versuche ich mich von der Wissenschaft ein klein wenig ferner zu halten, denn was die Philisophen teilweise für Gedanken gehabt haben ist umso beeindruckender (wenn man bedenkt, was für begrenzte Mittel sie damals zur Verfügung hatten..)
 
Die "Urväter" des radikalen Konstruktivismus leben zum größten Teil noch (Ernst von Glaserfeld wurde 1917 geboren).
Verwechsle den radikalen Konstruktivismus nicht mit anderen konstruktivistischen Ideen (klingt erst mal alles ähnlich, ist es aber nicht).

Die Grundideen des r.K. finden sich in der relativ neuen Form der systemischen Therapie wieder und die hält grad Einzug in die ersten Psychiatrien (meiner Ansicht nach: endlich! - die Grundsteine wurden in den 90er Jahren gelegt).

Z.B. Watzlawik ist einer der bekanntesten Vertreter des r.K..
 
Die "Urväter" des radikalen Konstruktivismus leben zum größten Teil noch (Ernst von Glaserfeld wurde 1917 geboren).
Verwechsle den radikalen Konstruktivismus nicht mit anderen konstruktivistischen Ideen (klingt erst mal alles ähnlich, ist es aber nicht).

Die Grundideen des r.K. finden sich in der relativ neuen Form der systemischen Therapie wieder und die hält grad Einzug in die ersten Psychiatrien (meiner Ansicht nach: endlich! - die Grundsteine wurden in den 90er Jahren gelegt).

Z.B. Watzlawik ist einer der bekanntesten Vertreter des r.K..

Zählt dazu auch der Solipsismus ? Denn genau diese Idee finde ich am ansprechendsten, auch wenn sie auf den ersten Blick krass klingt. Ich gehe davon aus, dass dies eben eine Möglichkeit sein kann. Wenn Alles Eins ist, so bin ich Alles, und meine Umwelt ist nur ein Traum, eine Illusion, oder vielleicht ein Abbild von mir. Und so falsch würde ich mit dieser Behauptung nichtmal liegen, wenn Ich Du bin, und alle anderen gleichzeitig. Jeder könnte diese Ausage für sich machen, und jeder hätte Recht damit.
 
Hallo Gen Fu

Zitat:Zählt dazu auch der Solipsismus ? Denn genau diese Idee finde ich am ansprechendsten, auch wenn sie auf den ersten Blick krass klingt. Ich gehe davon aus, dass dies eben eine Möglichkeit sein kann. Wenn Alles Eins ist, so bin ich Alles, und meine Umwelt ist nur ein Traum, eine Illusion, oder vielleicht ein Abbild von mir. Und so falsch würde ich mit dieser Behauptung nichtmal liegen, wenn Ich Du bin, und alle anderen gleichzeitig. Jeder könnte diese Ausage für sich machen, und jeder hätte Recht damit.

Ich denke auch, dass es nur ein Subjekt gibt, also nur eine Entität, die von sich behaupten kann "Ich" zu sein. Es gibt allerdings unzählige Individuen.
Ich nenne es Bewußtseinsgeflecht. Man kann sich da auch mit Hegel helfen,
der ja nicht einfach erklärt:D. Oder mit meinem Avatar;)
 
Ja, das ist genau das was ich meinte. Wenn solche Einflüsse der Psyche auf den Körper unter negativem Einfluss möglich sind, dann müsste es rein theoretisch auch unter positivem Einfluss möglich sein.
Theoretisch sollte es das wahrscheinlich. Allerdings entsteht imho unter dem extrem negativen und lebensbedrohlichen (bzw. die Stabilität der geistigen Gesundheit gefährdenten) Situationen eine Bereitschaft dazu, Alles und wirklich alles hinter sich zu lassen außer dem puren Überlebenswillen. Diese Bereitschaft ist mit positivem Einfluss höchstwahrscheinlich nicht erreichen. Denn mit positiven Einflüssen bietet sich dem Individuum ja etwas, das es sich zu Halten und erleben lohnt. Also warum sollte es zurücktreten zugunsten eines Anteils, zu dem es keinen Zugang hat und der dann das Positive erlebt.
Das ist mMn der Entscheidungspunkt. Überlebende von extremem Missbrauch spalten doch Persönlichkeitsanteile ab, weil die Situation für sie nichtmehr erträglich bzw. die einzige andere Option zur Abspaltung Sterben ist. Und die Abspaltung übernimmt Aushaltungs-, Beschützer- oder Beobacherfunktionen für das Unerträgliche (Negative). In diesem Sinne kann man die Abspaltungen durchaus als Triumph des Lebenswillens betrachten. (Aber um welchen Preis?)
Aber wer will sich etwas unwahrscheinlich Positives schon freiwillig entgehen lassen?

Und noch ein völlig anderer Gedanke dazu: ich persönlich tendiere dazu anzunehmen, dass unter extrem positivem Einfluss das Individuum eher dazu neigt, sich in etwas Größeres zu integrieren, als in etwas Kleineres zu dissoziieren.

Linking
(hoffe ich bin nicht am Thema vorbeigeschrammt)
 
Zählt dazu auch der Solipsismus ? Denn genau diese Idee finde ich am ansprechendsten, auch wenn sie auf den ersten Blick krass klingt. Ich gehe davon aus, dass dies eben eine Möglichkeit sein kann. Wenn Alles Eins ist, so bin ich Alles, und meine Umwelt ist nur ein Traum, eine Illusion, oder vielleicht ein Abbild von mir. Und so falsch würde ich mit dieser Behauptung nichtmal liegen, wenn Ich Du bin, und alle anderen gleichzeitig. Jeder könnte diese Ausage für sich machen, und jeder hätte Recht damit.

Radikaler Konstruktivismus. – Der Radikale Konstruktivismus vertritt einen erkenntnistheoretischen Standpunkt nahe dem des Solipsismus. Die radikale Interpretation macht explizit, dass für den Aufbau von Wissen keine Realität erkannt werden muss. Wissen ist viabel, solange es mir dient. Dabei ist bedeutungslos, ob und wie das Wissen einer oder der Realität entspricht

(aus Wikipedia)

Meiner Ansicht nach ist der radikale Konstruktivismus eher die Grundlage für einen Solipismus (wie für gaaaanz viele andere Theorien auch) - mag aber auch an meiner sehr persönlichen Sichtweise liegen ;).


Der RK ist einfach ausgedrückt eine „unkonventionelle Weise, die Probleme des Wissens und Erkennens zu betrachten“ [15].

Der RK besagt, dass das gesamte Wissen nur in den Köpfen von Individuen existiert und dass ein denkendes Individuum sein Wissen nur auf der Grundlage der eigenen Erfahrung über seine Körpersinne zusammenfügen kann. Kein Individuum kann die Grenzen seiner persönlichen Erfahrung überschreiten. Die Erkenntnis eines „objektiven Wissens“, der Wahrheit, der ontologischen Realität ist daher nicht möglich. Auch wenn viele Menschen die gleiche wissenschaftliche Erkenntnis für sich erfolgreich verwenden, wird diese dadurch nicht objektiv wahr.

(auch aus Wikipedia)

Es ist immer wieder ein Phänomen, wie Menschen sachliche Zeitungsberichte oder auch nur Zusammenkünfte unterschiedlicher wie es nicht geht, interpretieren, von "alles ist bestens" bis "die Welt wird bald untergehen" (und sie waren bei der gleichen Zusammenkunft und haben das gleiche gehört oder das gleiche gelesen ... ).

Watzlawiks "Anleitung zum Unglücklichsein" (herrlich zu lesen) kann man ruck zuck "umdrehen in "Anleitung zum Glücklichsein" ... (und damit wären wir unserem Ziel ja schon ein bißchen nähergekommen).

Ich stimme mit Linking überein, daß eine Analogie zu einer dissoziativen Spaltung im positiven in der Abruptheit und der Beliebigkeit (noch) nicht möglich ist. Aber vielleicht, vielleicht ... ist es ja in einiger Zeit möglich, daß die Leuts ihrem Gehirn (und ihren Fähigkeiten, die untrennbar damit zusammenhängen) immer mehr vertrauen und ihre Ressourcen nutzen.

Das wiederum ist zur Zeit ein Forschungspunkt in der Solutogenese (frei übersetzt: die Spontanheilungen, auch bei hoffnungslosen Leiden, nehmen immer mehr zu - für einen Schulmediziner erst mal nicht erklärbar - aber doch so häufig, daß man sie nicht mehr "als Zufall" unter den Tisch fallen lassen kann) und in vielen anderen Bereichen.

Fazit: ich interpretiere den r.K. so, daß ich ein einheitliches, wie auch immer geartetes Denkmodell ablehne (man kann sich toddiskutieren, wie und warum der Mensch so oder so "tickt" - da gibt es soviel gute Literatur zu und das meiste ist auch ganz ok). Jeder "strickt" sich aus seinem Wissen, seinen Erfahrungen usw. eh "seins" ... Ziel kann demnach nur sein, Wissen zu erweitern und somit den Denkspielraum auszuweiten. Oder?
 
Werbung:
Das ist mMn der Entscheidungspunkt. Überlebende von extremem Missbrauch spalten doch Persönlichkeitsanteile ab, weil die Situation für sie nichtmehr erträglich bzw. die einzige andere Option zur Abspaltung Sterben ist. Und die Abspaltung übernimmt Aushaltungs-, Beschützer- oder Beobacherfunktionen für das Unerträgliche (Negative). In diesem Sinne kann man die Abspaltungen durchaus als Triumph des Lebenswillens betrachten. (Aber um welchen Preis?)
Aber wer will sich etwas unwahrscheinlich Positives schon freiwillig entgehen lassen?

Und noch ein völlig anderer Gedanke dazu: ich persönlich tendiere dazu anzunehmen, dass unter extrem positivem Einfluss das Individuum eher dazu neigt, sich in etwas Größeres zu integrieren, als in etwas Kleineres zu dissoziieren.

Linking
(hoffe ich bin nicht am Thema vorbeigeschrammt)

Ich glaub nicht, daß Du am Thema vorbeigeraucht bist. :)

Aber ich denke, daß eine dissoziative Störung nicht aus Abspaltungen besteht - es entstehen ganz neue Persönlichkeiten, die z.T. voneinander nicht wissen, die unterschiedlich alt sind, unterschiedlichen Geschlechts sein können usw. . Einzelne Persönlichkeiten sterben auch, einzelne Persönlichkeiten wissen von einigen anderen.
Paradox ist auch, daß es sogar z.B. eine Person gibt, die die Medikamente nimmt - und die anderen davon nichts merken, der Wirkstoff auch im Blut der anderen Prsönlchkeiten nicht nachweisbar ist ... .
Die Täter können mit einem "Fingerschnipp" die Person hervorrufen, die alles ausplaudert, die sich freiwillig prostituiert (bei Mißbrauchsopfern, z.B. bei rituellem Mißbrauch), die andere Menschen umbringt (wie bei den Kindersoldaten) - die anderen Personen in der gleichen Person wissen nichts davon ... .

Somit verstehe ich Deinen letzten Satz nicht ganz: ich sehe es nicht als "in etwas Kleineres dissoziieren" (ist vielleicht aber auch nur eine falsche Interpretation?) - und : ich kann mir das "in etwas Größeres integrieren" nicht recht vorstellen (klärt sich aber vielleicht bei einem Beispiel?).
 
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