Also besteht im Prinzip alles aus Bewusstsein. Wenn Alles = Nichts = ursprüngliches Bewusstsein (Urgeist) bedeutet, ließe sich an jeder beliebigen Stelle exakt das Gleiche finden. Nur kann das auch auf jedes Element zutreffen ? Lebewesen verfügen über Bewusstsein, was ist aber mit Gegenständen ? Und warum nimmt das Ur- Bewusstsein etwas wahr, wenn es ohne Eigenschaften ist ? Das wäre doch eigentlich unnötig, wenn sowieso alles an jeder Stelle immer das Gleiche ist. Hm.. Worte sind hier Fehl am Platz, Bilder sind aussagekräftiger. Der Link führt zu einem Fraktal, welcher zeigt was ich meine.
http://www.didihome.de/murmelmathe/bild/sierp-22.gif
Wie in der Physik von einer suchenden Methodik Gebrauch gemacht wird, ließe sich aus dem Dreieck- Fraktal folgern, dass egal an welcher Stelle man suche, man immer dieselbe Form vorfinden würde. Bloß gibt es auch andere Formen, z.B. Kreise, Tiere, Menschen usw. Die ursprüngliche Form finde sich jedoch immer wieder in Miniatur- Format. Dabei ließen sich die Dreiecke unendlich erweitern, oder besser gesagt spalten. So erkläre ich es mir, vielleicht meintest du auch etwas anderes.
Nein, ich meine exakt dasselbe. Das Prinzip der Fraktale ist m.A.n. sehr zutreffend. Ich glaube, dass alles, die gesamte Vielfalt aus Kombinationen des immer Gleichen besteht. Mein Lieblingsbeispiel ist da das Licht. Reines weißes Licht... existent aber nicht wahrnehmbar bricht sich mit sich selbst und erzeugt das gesamte Farbspektrum. Und auch bei Schwingungen geht es ja zum einen um Ausbreitung, dann um Intensität und durch die verschiedenen Kombinationen um verschiedene Frequenzen, die unterschiedliche Informationen wahrnehmbar machen.
Wir hatten mal vor einigen Monaten die Diskussion, ob Wahrnehmung wirklich der wichtigste Aspekt sei, wenn es um Wahrheitsfindung geht. Wir waren uns einig, dass es nicht ausreicht, weil der Aspekt des Wies noch fehlt. Also die Frage nach dem was bestimmt, dass unterschiedliche Wahrnehmungen generiert werden. Ich glaube, wir können an dem Punkt davon ausgehen, dass das Bewusstsein dafür zuständig ist. Ohne Bewusstsein keine Wahrnehmung, sprich um etwas real machen zu können, braucht es Aufmerksamkeit, denn diese ist die Vorraussetzung für die Aufnahme und Verarbeitung von Information.
Und ja, das ist vollkommen richtig was du über Wahrnehmung schreibst. Es geht immer um Segmentierung, man kann nicht mehrere Objekte auf einmal wahrnehmen. Das ist auch nicht möglich, dafür ist das menschliche Auge zu begrenzt (die anderen Sinnesorgane natürlich auch), alles kann nicht wahrgenommen werden, deswegen selektieren wir Informationen, einzelne Aspekte, nicht jedoch ein Ganzes. Und genau diese Selektion reduziert, schließt also Anderes aus. Es gibt ja dieses Sprichwort out of sight, out of mind.
Ja... ich glaube, dass Wahrnehmung erst durch ein Ungleichgewicht entstehen kann, das wiederum durch Selektion zustande kommt. Und Selektion ist da im Grunde gleichbedeutend mit Trennung... man trennt einen Ausschnitt aus dem Ganzen der nach Wiedereingliederung strebt. Ich glaube, dass dieses Streben eine Art Grundgesetz bei allem Bewusstsein ist: Das Streben danach sich zu verbinden und auszugleichen.
Du meinst also, dass durch die Wahrnehmung selbst etwas lebendig gemacht wird ? Wie soll das für Objekte gelten ? Aber ich verstehe den Grundgedanken, die einzelnen Figuren, Formen sind durch eine höher liegende Struktur geformt und sind Teil Dieser, wobei es auch parallel existiert.
Mit "lebendig gemacht" meine ich eher, dass es sozusagen seine Funktion erfüllt... Die ist bei Objekten natürlich eine andere als bei Lebewesen. Gleichzeitig ist das was ich Funktion nenne gleichbedeutend mit der Wirkung... Also wenn Du etwas wahrnimmst, dann wirkt dieses Objekt auch auf Dich. Und das "wie" der Wirkung ist die Funktion. Das darf man aber nicht objektiv denken, sondern vollkommen subjektiv individuell, denn Du gibst den Dingen selbst ihre Funktion.
Ein Beispiel: Ein junger Mann schenkt seiner Freundin als Scherz einen billigen Ring den er aus einem Automaten gezogen hat. In dem Moment wirklich nur ein Scherz, aber weil sie sehr verliebt sind eine schöne Situation. Sie hebt diesen Ring von da an auf und schaut ihn sich oft an. Für sie ist er mehr wert als ein wirklich teurer Ring der eben nicht diese Geschichte hat.
Der Billig-Ring hat also eine bestimmte Wirkung auf sie, eine bestimmte Funktion, die sie selbst in der Vergangenheit mal hineinlegte in Verbindung zu der Situation... man könnte sagen sie hat das Objekt "programmiert". Und auf die Art nehmen wir ja im Grunde wahr. Wir laufen durch eine Welt voller Objekte die in uns etwas auslösen. Aber nichts von dem was da ausgelöst wird ist objektiv... Das ist alles "hineingelegt" ....gelernt.... Und wenn wir ein Objekt wahrnehmen in das wir etwas hineinlegten, wird das Programm abgespult... es wirkt auf uns, so wie der Ring auf die junge Frau. Man kann also sagen, dass wir die gesamte Materie mit Vergangenheit aufgeladen haben, sie programmiert haben und wenn wir sie wahrnehmen bekommen wir genau das zurück was wir hineinlegten. Und das kann man auch nicht verhindern... Wenn Du das Radio anstellst und da läuft ein Song, den Du das letzte mal vor 10 Jahren mit Deiner damaligen großen Liebe hörtest wird er seine Wirkung nicht verfehlen.
Ja, ich gehe davon aus. Ohne Erinnerungen  keine Identität, denn ohne Informationen, bzw. Vorgeschichte, die aufgrund Wahrnehmung stattgefunden hat und sich vom Ur- Geist abgespalten hat, gäbe es kein Bezugssystem. Und genau das braucht auch Zeit, bzw. Veränderung, ein Kleinkind hat noch keine Identität, erst im Alter von 4 Jahren ist Diese dann vollkommen ausgeprägt.
Ja... das betrifft auch das wovon ich eben schrieb. Ich glaube, dass die gesamte materielle Welt eine Art Informations-Speicher für Vergangenheit und daher mit Identität aufgeladen ist, oder Informations-"Auslösend"... Und der Witz ist wirklich, dass man sich nicht dagegen wehren kann. Du kannst Deinen Computer nicht wahrnehmen wie zum ersten mal... im Sinne von "Was ist das denn Interessantes?" Du nimmst seine Funktion wahr und zwar die Funktion die er für Dich hat.
Davon ist auszugehen. Die Identität ist eine verbindende Instanz. Wenn du dich selbst im Spiegel betrachtest, dann siehst du dein Me (Mich), erkennst dich selbst. Die Verbindung zwischen Dir, also dem I (Ich) und dem Me (Mich) ist genau die synchrone Identität. Es ist ein verbindendes Element. Die permanente Identität verbindet dein I und Me in der Zeit, vermittelt dir also ein Verständnis, dass du das Kind auf dem Foto vor 39 Jahren warst.
Wow.... das ist die beste Erklärung bisher. Danke! Aber kann es sein, dass das verbindende Element und Zeit ein und dasselbe sind? Ich denke manchmal dass das "Ich-Gefühl", Identifikation, Zeit und Begrenzung alles ein und dasselbe sind.
Im Grunde ist alles miteinander vernetzt. Wenn etwas hohe Bedeutung für mich hat, dann muss ich zwangsläufig auch meine Aufmerksamkeit auf dieses Designat gerichtet haben und affektiv beurteilt haben. Soll heißen, dass Emotion auch immer mit reinspielt, wenn es um Bedeutung geht. Aber es geht ja noch weiter: diese Emotion bringt dich dazu bestimmtes Verhalten zu zeigen (dass ich jetzt z.B. diese Zeilen schreibe). Ich glaube, dass die Grenzen im zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Gedächtnis sehr verwaschen ist. Da spielen Wunschgedanken eine Rolle. Das Interessante ist, dass man nicht unbedingt etwas wahrgenommen haben muss, damit das im Gedächtnis gespeichert ist. Du kannst dich an Ereignisse erinnern, die so nie stattgefunden haben, bzw. anders abgelaufen sind, bloß welch Unterschied macht das ?
Und hier stelle ich mir die nächste Frage: ab welchen Punkt spielt die Wahrnehmung keine Rolle mehr ? Sie spielt insofern keine Rolle mehr, weil "genug" im Gedächtnis gespeichert wurde, und weitere Informationen immer sorgäfltiger selektiert werden müssten. Das sieht man am Beispiel, dass Erwachsene meist unaufmerksamer werden. Ihre eigenen Erfahrungen sind ihnen also zu Genüge und es folgt immer weniger Aufmerksamkeit und Wahrnehmung.
Ich geh jetzt erstmal schlafen, zu viel Grübeln ist auch nicht gesund..
Ich unterscheide nicht unbedingt zwischen realer Wahrnehmung und z.B. einer Art "Vision" oder Tagtraum. Also... natürlich unterscheide ich das in praktischer Hinsicht. Aber rein vom Prinzip her glaube ich, dass ein Tagtraum gar nicht anders ist als die Realität, nur hat er lange nicht diese Intensität und daher sowohl weniger Dauer wie auch weniger "Wahrheit"... erscheint nicht so objektiv und ausschließlich wahr.
VG,
C.