Borderline Persönlichkeitsstörung

Eine Randbemerkung zu den Klassifikationssystemen : der amerikanische DSM-IV (der bei uns nicht angewendet wird) und der (bei uns vorrangig verwendete) ICD-10 - das sind medizinische defizit-orientierte Klassifizierungen, die für viele Psychotherapeuten SEHR unbefriedigend und alles andere als "handfest" sind.

Was in den USA als "psychisch krank" diagnostiziert wird, wird bei uns oft als Variation des Gesunden gesehen. Die US-Amerikaner (jetzt natürlich klischeehaft ausgedrückt) haben oft eine SEHR rigide und enge (und durchaus verschobene) Vorstellung von Normalität und psychischer Gesundheit. Da kann es schon mal passieren, dass Kinder, die beim Doktorspielen erwischt werden, mit Handschellen ins Gefängnis eingeliefert werden ... (wegen sexueller Vergehen !!!)
 
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das in Folge schräg Geschriebene :
1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.

Wer von uns hier kennt das nicht bei sich selbst ?

2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.


Wer von uns hier kennt das nicht bei sich selbst ? ZB.: Zuerst total verliebt - und dann total enttäuscht ?

3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

Wer von uns hier fragt sich nicht immer wieder : Bin das ich ? Wer bin ich ? Was fühle ich ?

4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essstörungen“).

Wer von uns kennt das nicht (zumindest hie und da) auch bei sich ? Was interessanterweise fehlt (aber auch dazu gehört) : exzessives Arbeiten. Fahr mal durchs Innviertel - dort dürfte ein Drittel der Autofahrer Borderliner sein.

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung denken ein- oder mehrmals in ihrem Leben an Selbstmord.

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).


Wieviele Menschen sind "affektiv stabil" - und kennen nicht zumindest hie und da massive Stimmungsschwankungen ?

7. Chronische Gefühle von Leere.


Unbekannt ?

8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).


Auch nicht sooo selten. In gewissen ländlichen Gebieten befand sich früher nach dem wirtshäuslich verbrachten Wochenenden die Hälfte der männlichen Bevölkerung vorübergehend im Gefängnis (Bramberg war da einmal berühmt-berüchtigt).

9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

Die erlebt fast jeder nach einem längeren Schlafentzug.

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Kurz : wenn man aufhört, "psychische Störungen" zu dämonisieren, erlebt man sie als das, was sie meist sind : Steigerungen normalen menschlichen Umgangs mit Belastungen.

Siehe : Irren ist menschlich: Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie.
 
Ps ich würde mich übrigens... bescheidenst angemerkt --- durchaus sehr über eine Rückmeldung, eine Antwort oder wie immer geartete Reaktion Diskussion auf meine Beiträge freuen -- das ist ja der Grund, warum ich was reinschreib
ich fühl mich da grad vollkommen ignoriert. --- jedenfalls meine Beiträge.
 
ich bin gar nicht belastbar und wenns doch mal eine weile so geht gehts mir anschliessend über wochen schlecht.leider nimmt meine umwelt keine oder kaum rücksicht auf mir.

mir gehts genauso. Könnte im Moment auf keinen Fall normal vollzeit arbeiten gehen und muss auch sonst bei vielen Sachen aufpassen.

Gawyrd, Du siehst also hier sind schonmal zwei der sehr wenigen betroffenen die mitdiskutieren offenbar nicht dazu in der Lage beruflich so toll erfolgreich zu sein.

Würdest Du uns mal aufklären woher Du Deine offenbar nicht gerade zutreffenden Ideen über Borderline hast? Und wieso Du sie hier angesichts von Leuten die tatsächlcih betroffen sind so offensiv vertrittst obwohl sie sich nicht gerade mit unseren Erfahrungen decken? :confused:
Ich persönlich finde das schon ein bischen penetrant.

Hier mal ein Forum mit lauter ach so heilkräftigen, beruflich erfolgreichen Borderlinern
http://www.borderline-plattform.de/
Da kannst Du Dir mal die Wahrheit zum Thema ansehen. Weil bei Dir hört sich das so an als wäre BL etwas das man wenn man es nicht hat sich unbedingt anschaffen muss weil es so viele Vorteile hat. Es ist aber eine KRANKHEIT. Was bedeutet, die betroffenen LEIDEN.
 
Alle Störungen können in der Kindheit angefangen haben, müssen aber nicht.
Es ist nicht geklärt, ob Borderline mit Gehirn-Stoffwechsel zu tun hat.

Linie Autist/Asperger - Borderline - Psychose gibts, sie ist aber nicht eine Einheitslinie. Nicht zwingend grenzenüberschreitend. Dafür kann Kindheit, Jugend, Umfeld mitverantwortlich sein. Nicht umsonst hat man psychische Krankheiten (endogene Depressionen, Manisch Depressiv, Schizophrene Formen .....mit der Bezeichnung Psychosen zusammengebündelt. Weil man Grenzen kaum genau, präzise zeichnen kann. Und weil der Verlauf in verschiedene Richtungen triftet.

Neuester Faktor ist Gehirnstoffwechsel als Ursachenquelle. Meiner Ansicht nach in vielen Fällen zutreffend. Man weißt aber noch zuwenig. Geduld.

Etwas hat sich gebessert. Vor 30 Jahren war noch die Diagnose Schizophrenie, Endogen Depressiv usw. innerhalb von 3 Minuten bei der Aufnahme möglich.
 
Garfield,

Ehrlich gesagt finde ich das unhöflich, dass Du Delfine permanent ignorierst - und ich möchte das nicht auch noch unterstützen, indem ich mit Dir Ping-Pong spiele. Wenn Dir meine Beiträge nicht gefallen - was ja legitim ist und Du mittlerweile unmissverständlich dargelegt hast - dann ignorier sie einfach.

Weil bei Dir hört sich das so an als wäre BL etwas das man wenn man es nicht hat sich unbedingt anschaffen muss weil es so viele Vorteile hat.
Wenn Du mich derart missverstehst, dann kann ich Dich nur bitten, Dir nochmal GENAU durchzulesen, was ich geschrieben habe.

In einem Forum ist es durchaus üblich, dass unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen nebeneinander stehen bleiben und man sich nicht zu einer einheitlichen Sicht zusammenreden kann - das ist grundsätzlich auch durchaus möglich, ohne den anderen abzuwerten.

So - und jetzt wäre es sehr freundlich, wenn Du endlich mal Delfine antwortest.

Gawyrd
 
Hier mal was handfestes zu Thema aus



Klassifizierung nach DSM-IV

Im DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung wie folgt definiert:

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
4. Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essstörungen“). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
7. Chronische Gefühle von Leere.
8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

Garfield, auf wieviele Krankheitsbilder passen diese, geradezu diffus, beschriebenen Symptome? Zu Bezeichnung "handfest" kann ich meinerseits nur :ironie: zufügen.
 
Hallo Gawyrd, schön dass du antwortest aber
es ist auch nicht nötig und nicht notwendig, jemandem die Schuld zu geben. Es hat ja keiner die Pflicht auf meinen Beitrag zu antworten. Ich hab mich bereits damit abgefunden und nehme es nicht persönlich - ich habe es nur festgestellt und finde es schade aber wenn denn nun mal so ist...
Was ich hier aber schon bemerkt habe... oder anmerken möchte.... mir scheint, dass es nicht so klar ist, worum es in diesem Thread denn nun gehen soll? was das Thema ist - sprich das Anliegen, und die Erwartungen der einzelnen scheinen hier grundlegend auseinanderzutriften und die Ursache für diese Streitereien zu sein. Es wäre zu überlegen, was hier an Erwartungen da ist --- wer hier vorzugsweise theoretisch über das Borderline Syndrom nur diskutieren will und fachsimpeln ( nicht negativ gemeint),
wer sich mit anderen Betroffenen austauschen möchte und nichts von den Theorien wissen will,
wer nur jammern möchte und sich den Schmerz von der Seele schreiben (was auch wichtig ist)
und wer Hilfe und Lösungsmöglichkeiten erörtern möchte, oder
Hilfe sucht, sich helfen lassen möchte
oder bzw sich lösungsorientiert mit den Problemen auseinandersetzen möchte.

Ich bin an Letzterem interessiert. und an sich davon überzeugt, dass derjenige, der dieselben Interessen hat, mir antworten wird. Die anderen fühlen sich halt nicht angesprochen und können nichts damit anfangen. Das ist meine derzeitige Erklärung für das Phänomen.

Ich denke, wenn diese verschiedenen Erwartungshorizonte vermischt werden, dann sind Konflikte hier vorprogrammiert und nur verständlich - weil keiner auf seine Kosten kommt - sprich das bekommt, was er sich erwartet hat.

Delfine.
so ich verabschiede mich dann ... war recht interessant die Beiträge zu lesen, und waren viele interessante Aspekte dabei.
 
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Hallo Garfield, hm, ja das ist die Klassifizierung nach DSM-IV für die Psychologen und Psychotherapeuten - und was gibt es deiner Meinung nach für Lösungsmöglichkeiten, wenn man diese Probleme hat? Was kann man dann tun? Aus der Sicht eines Betroffenen? Welche Möglichkeiten gibt es, dann damit umzugehen?
Liebe Delfine,

Ich bin darauf nicht eingegangen, weil Du die Frage an Garfield gerichtet hattest - und ich mich nicht dazwischen mischen wollte.

Aus der Sicht des Therpeuten ist da Beziehungsarbeit das Wichtigste. Dass der "Borderliner" in der Therapie alle seine Facetten EINER Person gegenüber erleben und so langsam zusammenführen und integrieren kann (auch die destruktiven) - und zwar ohne dass Gefahr besteht, dass die Bezugsperson (= der Therapeut) die Beziehung (= die Therapie) abbricht.

Eine heilende medikamentöse Therapie gibt es nicht - da ja das Borderline-Syndrom keine klar definierte Erkrankung ist - sondern eine Anzahl mehr oder weniger klarer Symptome (deswegen heißt es ja zB. auch Borderline-Syndrom und nicht Morbus-Borderline). Medikamente werden allenfalls eingesetzt, um massive Symptome (zB. Angstzustände) zu mildern.

LG, Gawyrd
 
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