Davon abgesehen ist der Gedanke, ein physisches Lebewesen könne "zwischen" Gott und einem anderen physischen Lebewesen stehen, zwar sehr alt, aber nichtsdestotrotz töricht.
Ja, aber es ist nicht nur ein Gedanke. Es ist Praxis im Alltag und manchmal steckt sogar Methode dahinter. Denn noch ist der Mensch auf dieser Erde vom Menschen manipulierbar. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich das im Zuge der Entwicklung noch ändert. Oft steht Arbeit und institutioneller Zwang zwischen dem physischen Menschen und Gott (dessen Representation im Menschen für mich das Gewissen ist).
Immer, wenn methodisch oder im Zugzwang versucht wird, einem Einzelindividuum die Verbindung zu seiner Gewissenzentrale, die in seinem Wesenskern steckt, zu erschweren bzw. verunmöglichen - steht Menschenwerk und Kollektivzwang zwischen dem Individuum und Gott. Eine sehr gefährliche Situation, aber wahrscheinlich nur bei Kleingläubigen zu verwirkichen.
Nicht nur im alltäglichen Wirtschaftsleben wird keine rücksicht auf die Gott-Mensch Verbindung genommen. Selbst die Kirche - als Institution - ist nicht frei von Methode, sich zwischen Gott und den Menschen zu stellen, denn die Angst machende Androhung von Strafe und ewiger Verdammnis im Sündenfall schafft nichgts anderes, als einen Widerstand zwischen dem Menschen und seiner göttlichen Sphäre. Überall, wo nach einem gestrengen Regelwerk vorgegangen und die Intuition des Einzelnen unterdrückt wird - steht Menschenwerk und Menschendenken zwischen Gott und dem Menschen.
Übermenschen kenne ich keinen, doch übermenschliche Phänomene, die aus Kollektivzwängen heraus entstehen sehe ich schon. Überall da, wo institutioneller Zwang zu verzeichnen ist, wo das Individuum übergangen oder gar unterdrückt wird, da ist die Übermenschlichkeit am Wirken.
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Der Gottmensch aber, wie ich ihn oben erwähnt habe und wie ich ihn mir vorstelle, ist zum einen frei und unangreifbar für institutionelle Zwänge
oder erkennt sich zumindest bewusst auf einem Weg, der in die Freiheit führt, weil er nicht mehr zweifelnd sondern wissend ist, um sein eingebunden sein (Atman) in die göttliche Sphäre (Brahman, das lebendige, alles beatmende Nichts.)
Der Atmane ist auf dem Weg zu Brahma, aber er ist nicht mehr zweifelnd, sondern wissend geworden, dass dieser Weg ein ganz persönlicher ist, den er nur Allein gehen kann und er ist frei vom geringsten Bedürfnis, sich über einen anderen Menschen zu stellen, und sei es in noch so edler Absicht. Der Atmane ist wandelnde Demut geworden und er ist auch wissend, um das Leid in der Welt.
Also so zumindest meine theoretische Philosophie. In der Praxis hinke ich natürlich einige Inkarnationen hinterher, doch in einem bin ich mir gewiss:
Es gibt keinen Menschen über dem Menschen. Es gibt nur einen Gott über und innerhalb des Menschen.
Naja, und klarer Weise wird sich der Gottmensch nicht selbst Gottmensch nennen, sondern sich einfach als Mensch erkennen.