Na ja, was das triggern betrifft: auch wenn jemand nur über die Auswirkungen des Mißbrauchs schreibt, so ist doch erstens bei derjenigen Person die Erinnerung daran präsent und weckt möglicherweise auch bei anderen die Erinnerungen an eigenes Schicksal. Und plötzlich ist das Gefühl wieder da, von Hilflosigkeit, von Ausgeliefertsein, von Übersichergehenlassenmüssen. Von der Scham, die man empfindet, von dem Abscheu, auch vor sich selbst, weil man sich nicht gewehrt hat.
Liebe Believe, es ist ja ganz klar, daß das für jeden verschieden ist. Viele haben vielleicht noch nie darüber sprechen können, und merken, wenn sie in einem Forum darüber schreiben, daß sie Anteilnahme und Mitgefühl bekommen und daß sie bei weitem nicht die einzigen sind, die mißbraucht wurden, im Gegenteil, es sind sehr viele Menschen. Trotzdem würde ich persönlich eine geschlossene Interessengemeinschaft für besser halten.
Denn wie man im geschlossenen Thread lesen kann, auch bei einem solch sensiblen Thema ist gewaltfreie Kommunikation nicht möglich. Von Beiträgen, die einfach nur unterste Stufe sind bis zu subtilen Andeutungen, daß man nicht ganz bei Sinnen wäre. Natürlich kann ich mich dann entscheiden, ob ich mir das geben möche oder nicht - nur manchmal rutscht man in diese Mechanismen, die einem dann nicht guttun - man macht weiter und verletzt sich selbst, und läßt zu, daß andere einen eventuell wieder verletzen.
Was auch angesprochen wurde hier, daß Opfer wieder zu Tätern werden, so denke ich, daß jemand, der mißbraucht wurde, immer wieder Menschen trifft, die dasselbe wieder tun - es muß nicht sexueller Mißbrauch sein, es kann auch seelischer Mißbrauch sein. Und immer wieder hofft man, daß dieser Mensch jetzt anders wäre, daß er es bemerken würde. Nein - er bemerkt nichts. Man muß selbst bemerken, was man da tut. Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber da war zu lesen, daß man Rache ausübt indem man sich zerstört oder auch zerstören läßt, oder indem man sich den Menschen entzieht und in sich selbst verkriecht . Ich konnte darin einiges wiederentdecken in mir selbst.
Ich denke , der einzige Weg, da rauszukommen ist, einzusehen, daß nur ich für mich verantwortlich bin, daß nur ich dafür sorgen kann, daß ich glücklich bin. Erwarte ich das von anderen, so gehts gehörig daneben. Und irgendwann im Leben kommt der Punkt, wo man abschließen muß, wo man sagt: o.k., das war so und jetzt gehe ich weiter. Das Weitergehen fällt anfangs schwer und mit jedem Schritt fällt es leichter.
Grüsse von Morgenwind