Berichte von Missbrauchsopfern!

Liebe Ahorn,

es gibt diese Menschen, die mitfühlend präsent sind. Ich habe schon ein paar getroffen, nicht viele, aber genügend, um mir zu helfen, mich zu öffnen.
Es gibt sie - ausserhalb des Forums. Hier vielleicht auch, aber hier gibt es auch die anderen, die versuchen, Dich wieder genau dort zu treffen, wo Du eh schon verwundet bist - in dem Punkt hast Du also recht.
Andererseits tut es mir sehr gut zu lesen, dass es auch andere Menschen gibt, denen es so geht wie mir. Sich darüber austauschen können, unterbricht die Spirale, in der wir uns befinden oder befanden.
Es tut mir gut zu lesen, dass es Menschen gibt, die gelernt haben, mit ihren Verletzungen und nun Narben zu leben.
Inwieweit ich mich in diesem Thread öffnen kann und werde, weiss ich natürlich nicht, kann ja jeder mitlesen, andererseits tut es ja vielleicht auch stillen Mitlesern gut, wenn sie lesen, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen sind, sondern dass es anderen Menschen genauso geht.

Ich möchte keineswegs in Abrede stellen, dass es diese mitfühlende Präsenz auch bei vielen Leuten hier in diesem Forum gibt. Nur, wie will ich das im virtuellen Raum erspüren können? Die mitfühlende Präsenz, von der ich spreche und von der ich behaupte, das sie allein für mich heilsam sein könnte, die spricht nicht viel. Sie ist einfach da, sie bleibt bei mir, sie will nichts, läßt mich nie im Stich, so tief es auch geht. Jeder liebgemeinte, Ratschlag, jedes virtulle Bussi, jede Solidaritätsbekundung würde das kaputt machen. Tiefe Wunden knackt, bzw. heilt man nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Und es mag auf diesem Weg sicherlich für viele hilfreich sein, wenn sie hier - vielleicht erstmalig - über ihre Verletzungen reden, sie sich überhaupt selbst eingestehen können.
Für mich ist es das leider nicht. Ich kenne meine tiefen Wunden und kein Wort dieser Welt kann sie heilen - nur liebende Präsenz.
Jetzt bin ich irgendwie traurig.

Ich grüße Dich auch, liebe Ahorn:)

Tanita
 
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Ich bin von Anfang an ziemlich offen mit diesem Thema umgegangen, was leider dann auch manchmal mißinterpretiert wurde, so in der Art, dass man immer in der Opferrolle verharren will und dass man selbst Schuld wäre usw.

Das verleidet mir zusehends, noch weiter darüber zu schreiben.
Ich habs zwar schon x-mal betont, dass ich aus der Opferrolle schon lange heraußen bin, weil ich meine Zwillingsmädels, die durch den Mißbrauch entstanden sind, einfach so liebe und so dankbar bin, dass es sie gibt, dass die Entstehungsgeschichte gar nicht mehr wichtig ist für mich.

Das ändert aber nichts an den Mechanismen, die dem ganzen zu Grunde liegen und ich habe auch schon des öfteren darüber geschrieben, dass der Mißbrauch nur EIN schlimmer Teil war, mindestens genauso schlimm fand ich, was nachher geschah, wie Vater Staat mit mir und meiner Familie umgegangen ist.....Mißbrauch hat eben viele Seiten....vielleicht später mehr

lg
Sunny
 
Habt ihr euch eigentlich schonmal überlegt, das auch Wut, Aggression und Hilflosigkeit auf die eine oder andere Art & Weise im Forum rauskommen? Da ergeben so manche Posts mehr Sinn...sogesehen muss man sich nicht immer die Dinge von der Seele schreiben, manchmal hilfts auch einen Kleinkrieg im Forum anzufangen :)

LG
Pan
 
So hab ich es verwendet. Hast Du von dichterischer Freiheit noch nichts gehört?
Ich glaube, keiner hier hat wirklich verstanden, was Triggern ist. Darum erklär ich es nochmal. Diesmal ausführlicher.

Das Gehirn speichert Erfahrungen holistisch in Clustern ab. Wenn man zB als Kind nur immer an sonnigen Sommermorgen Confitüre isst, dann wird das zusammen in einem Cluster gespeichert.

Auch wenn man dann vielleicht mit 20 oder 30 aufhört Confitüre zu essen, wird es vorkommen, dass man an sonnigen Sommermorgen plötzlich Confitüre zu riechen oder zu schmecken meint.
Dies liegt daran, dass die Erinnerungen (sonniger Sommermorgen UND Konfitüre) im gleichen Bereich des Gehirn gespeichert wurden. So nah beinander, ... hm... am besten stellt ihr euch das wie Dominosteine vor. Eine Erinnerung wird aktiviert, berührt die nächste, die fällt auch um, und so weiter. So kann ein klitzekleiner Aspekt einen ganzen Cluster aktivieren.

Das funktioniert in beide Richtungen. Sonnige Sommermorgen lösen Lust auf Confitüre auf oder Phantomgerüche, etc. Oder wenn man plötzlich mitten im Winter Confitüre isst, kriegt man plötzlich eine Stimmung wie an einem sonnigen Sommermorgen oder vermisst plötzlich einen solchen.

Ok, blödes Beispiel mit Sommermorgen und Konfitüre. Aber das ist ja egal. Ich wollte das Prinzip aufzeigen.


Weiterhin ist aus der Neuropsychologie bekannt, dass Daten intensiver und stabiler gespeichert werden, umso stärker eine dazu begleitende Emotion ist. Sexueller Kindsmissbrauch löst ganz starke Emotionen aus. Alle Erlebnisse, die Menschen traumatisieren, waren durch starke Gefühle begleitet. Schock, Ängste, Schmerzen, Leid, etc.

So intensive Cluster werden leichter erregt. Und je grösser der Cluster ist, umso mehr Reizpunkte hat er. Das heisst, je mehr Erinnerungen drin stecken, auf desto mehr Begebenheiten reagiert er.

Das hat nichts mit Willen zu tun, das ist eine rein biochemische Reaktion. Man riecht das Rasierwasser wieder, das ein Vergewaltiger trug und dies aktiviert dann den ganzen Cluster. Erlebnisse oder Teilbereiche der Vergangenheit sind mit einem Mal wieder so real, als würde man mitten drin stecken.

Es ist nicht einfach nur ein Erinnern, wie in einem normalen Gespräch. Es ist eine neurologische Wiederholung der damaligen Situationen mit zum Teil allen Sinnen. Und in schlimmen Fällen mit allen Konsequenzen. Bei geschwächten Personen, kann ein Traumata-Trigger sogar zum Herzstillstand führen.

Keine Einbildung! Keine Hysterie. Eine biochemische Reaktion, die uns durch die traumatischen Erfahrungen gewissermassen in einer Gehirnwäsche aufgezwungen wurde.

Neuropsyschologisch betrachtet, gibt es zwischen traumatisierten Kriegsveteranen und Vergewaltigungsopfern keinen Unterschied.


Die Wege der Heilung sind verschieden. Aber das ist ein anderes Thema. Ich wollte nur mal den Trigger etwas genauer erklärt haben.
Trigger = ein zufällig aktivierter Teilbereich des Gehirns, aktiviert automatisch danebenliegende.

...
 
Liebe Tanita,

im Forum ist es wirklich schwierig, für Dich still und präsent zu sein. Aber vielleicht gibt es ja in Deinem geographischen Umfeld jemanden, der für Dich da sein kann.
Natürlich braucht es Zeit - viel Zeit. Das weiss ich selbst - und derjenige, der Dich begleitet muss auch viel Zeit haben für Dich.
Ich wünsche Dir so einen Menschen, ich weiss, dass mehr nicht in meiner Macht liegt. Das Taschentuch musst Du Dir selbst nehmen, ich kann es Dir nicht reichen - ich kann mich nicht zu Dir setzen und leise sein, diese meine Ohnmacht macht mich traurig, denn das ist es, was Du brauchst - im Forum geht das wirklich nicht.

Gruss an Dich
Ahorn
 
Liebe Tanita,
im Forum ist es wirklich schwierig, für Dich still und präsent zu sein. Aber vielleicht gibt es ja in Deinem geographischen Umfeld jemanden, der für Dich da sein kann.
Natürlich braucht es Zeit - viel Zeit. Das weiss ich selbst - und derjenige, der Dich begleitet muss auch viel Zeit haben für Dich.
Ich wünsche Dir so einen Menschen, ich weiss, dass mehr nicht in meiner Macht liegt. Das Taschentuch musst Du Dir selbst nehmen, ich kann es Dir nicht reichen - ich kann mich nicht zu Dir setzen und leise sein, das macht mich traurig, denn das ist es, was Du brauchst - im Forum geht das wirklich nicht.
Gruss an Dich
Ahorn
Ach, liebe Ahorn, du bist ein wirklich liebes Wesen:). Weißt Du, so tief, wie meine Wunden sind, so groß ist auch mein Vertrauen. Wenn die Zeit reif ist, dann kommt der, den ich brauche, in mein Leben, - ohne jeden Zweifel.

Sei gegrüßt

Tanita
 
Ich glaube, keiner hier hat wirklich verstanden, was Triggern ist. Darum erklär ich es nochmal. Diesmal ausführlicher.

Das Gehirn speichert Erfahrungen holistisch in Clustern ab. Wenn man zB als Kind nur immer an sonnigen Sommermorgen Confitüre isst, dann wird das zusammen in einem Cluster gespeichert.

Auch wenn man dann vielleicht mit 20 oder 30 aufhört Confitüre zu essen, wird es vorkommen, dass man an sonnigen Sommermorgen plötzlich Confitüre zu riechen oder zu schmecken meint.
Dies liegt daran, dass die Erinnerungen (sonniger Sommermorgen UND Konfitüre) im gleichen Bereich des Gehirn gespeichert wurden. So nah beinander, ... hm... am besten stellt ihr euch das wie Dominosteine vor. Eine Erinnerung wird aktiviert, berührt die nächste, die fällt auch um, und so weiter. So kann ein klitzekleiner Aspekt einen ganzen Cluster aktivieren.

Das funktioniert in beide Richtungen. Sonnige Sommermorgen lösen Lust auf Confitüre auf oder Phantomgerüche, etc. Oder wenn man plötzlich mitten im Winter Confitüre isst, kriegt man plötzlich eine Stimmung wie an einem sonnigen Sommermorgen oder vermisst plötzlich einen solchen.

Ok, blödes Beispiel mit Sommermorgen und Konfitüre. Aber das ist ja egal. Ich wollte das Prinzip aufzeigen.


Weiterhin ist aus der Neuropsychologie bekannt, dass Daten intensiver und stabiler gespeichert werden, umso stärker eine dazu begleitende Emotion ist. Sexueller Kindsmissbrauch löst ganz starke Emotionen aus. Alle Erlebnisse, die Menschen traumatisieren, waren durch starke Gefühle begleitet. Schock, Ängste, Schmerzen, Leid, etc.

So intensive Cluster werden leichter erregt. Und je grösser der Cluster ist, umso mehr Reizpunkte hat er. Das heisst, je mehr Erinnerungen drin stecken, auf desto mehr Begebenheiten reagiert er.

Das hat nichts mit Willen zu tun, das ist eine rein biochemische Reaktion. Man riecht das Rasierwasser wieder, das ein Vergewaltiger trug und dies aktiviert dann den ganzen Cluster. Erlebnisse oder Teilbereiche der Vergangenheit sind mit einem Mal wieder so real, als würde man mitten drin stecken.

Es ist nicht einfach nur ein Erinnern, wie in einem normalen Gespräch. Es ist eine neurologische Wiederholung der damaligen Situationen mit zum Teil allen Sinnen. Und in schlimmen Fällen mit allen Konsequenzen. Bei geschwächten Personen, kann ein Traumata-Trigger sogar zum Herzstillstand führen.

Keine Einbildung! Keine Hysterie. Eine biochemische Reaktion, die uns durch die traumatischen Erfahrungen gewissermassen in einer Gehirnwäsche aufgezwungen wurde.

Neuropsyschologisch betrachtet, gibt es zwischen traumatisierten Kriegsveteranen und Vergewaltigungsopfern keinen Unterschied.


Die Wege der Heilung sind verschieden. Aber das ist ein anderes Thema. Ich wollte nur mal den Trigger etwas genauer erklärt haben.
Trigger = ein zufällig aktivierter Teilbereich des Gehirns, aktiviert automatisch danebenliegende.

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Danke..ich denk ich hab auch ein Triggerbeispiel und zwar der 11.9.2001. Man brauch bloß das Datum erwähnen oder sagen Flugzeugangriff auf 2 Türme und schon kann sich jeder daran erinnern...was er an diesem Tag gemacht hat, wo er war, was er gedacht und gefühlt hat


oder weiß das hier keiner mehr?
 
Danke..ich denk ich hab auch ein Triggerbeispiel und zwar der 11.9.2001. Man brauch bloß das Datum erwähnen oder sagen Flugzeugangriff auf 2 Türme und schon kann sich jeder daran erinnern...was er an diesem Tag gemacht hat, wo er war, was er gedacht und gefühlt hat


oder weiß das hier keiner mehr?


Also ich weiß es noch. Jedenfalls, das, was ich im Fernsehen verfolgt habe. Und meine erste Aufregung. Den Rest hab ich inzwischen vergessen, nur, dass mir Einiges sehr merkwürdig vorkam, das weiß ich auch noch!
 
Es geht nicht um dich es geht um das triggern im allgemeinen. Es geht nicht um Wahrheit sprechen. Wenn jemand über seine Erfahrungen spricht, ist es für die einen hilfreich und bei anderen kommt es eben zum triggern. Das heisst doch nicht, das man nicht drüber reden soll weil es triggern kann sondern nur, dass es zu Auslösern kommen kann, wenn jemand darüber spricht.

Okay, gut, angekommen, wenn also Jemand hier von seinem Mißbrauch erzählt oder erzählen möchte, Antworten und ähnliches bekommt, dann kann das bei ganz anderen Menschen triggern, auslösen und schlimmstenfalls negative Veränderungen hervorrufen. Okay, die Warnung ist angekommen, jeder der ab jetzt liest tut dies auf eigene Gefahr.

Und nun zu denen, denen es hilft darüber zu reden...
 
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