Ich würde nur ein anderes Bild wählen, als den Vergleich zwischen zwei Malstilen. Nehmen wir einen Kunsthistoriker. Der kann ein Gemälde in einen geschichtlichen Kontext bringen und die Symbolsprache und Komposition einordnen. Er kann es röntgen, um die Maltechnik und den Aufbau der Farbschichten zu beurteilen und die verwendeten Pigmente chemisch analysieren.
All das bedeutet doch aber nicht zwangsläufig, dass dieses Bild ihm dann mehr oder weniger gefällt, es keine emotionale, ganz individuelle Erfahrung mehr in ihm auslösen kann. Deshalb verstehe ich nicht, warum das Eine immer gegen das Andere ausgespielt werden, sich gegenseitig bedingen oder gar ausschließen soll.
Gruß
McCoy
Vielleicht liegt es an der Geschwindigkeit und Undurchschaubarkeit der Welt, in der wir momentan leben.
Früher war ich stolz, verstanden zu haben, wie ein Transistor funktioniert, und welchen Vorteil er gegenüber der Röhre hat. Mein "Wissen" war anwendbar, ich konnte SELBST ein Radio bauen, und das Wissen hielt sich über einen langen Zeitraum frisch.
Heute schiebe ich da so ein USB-Dingsbums mit hasse nich gesehen wieviel MB in ein Computerdings...wie geht das?
Kann ich mich mit beschäftigen. Sicher. Nur morgen kommt irgendein Hansel und verkauft mir AJAANAN, weil das neu ist und das "USB-Dings bei Ihnen ja gar nicht mehr reingeht".
Dieses "nicht mehr SELBST machen können", nur ein Teilchen eines wie auch immer gearteten Systems sein zu müssen, das im Ganzen weder durchschaubar, noch individuell veränderbar ist, macht Angst.
Man kann das in die Psychologie tragen - die Lösung dem Individuum hinlegen, nach dem Motto: Es ist, wie es ist, paß dich an, dann gehen auch die Ängste weg. Kann man.
Wenn da nicht die realen Bedrohungen wären, die nach einer Lösung schreien. Überbevölkerung, Energieversorgung, Klimawandel, Bodenerosion, Wassermangel, Gentechnik, Leistungsdruck, Überforderung, Segmentierung der Gesellschaft, Vereinzelung, Egozentriertheit, uswusf.
Anpassung bis zur Selbstaufgabe und Selbstversklavung in einem sich selbst verstärkenden Prozess.
Schuldige sind gesucht und auch schnell gefunden.
Mir geht es nicht um Schuld.
Mir geht es um Ursachen, Balance und Lösungen.
Man kann den Blick weiten, weg vom Einzelnen hin zum Ganzen.
Wo stehe ich in diesem Ganzen. Durchatmen. Neu orientieren. Ausmisten, weglassen, hinzufügen, probieren.
Vielleicht geht es im Moment weniger gegen die Wissenschaft als mehr um Balance - um ein Mittel gegen die Unausgewogenheit.
Und dieses Mittel finde ich in der Spiritualität.