Hallo
Anevay schrieb:
Vielleicht solltest Du dir einmal Gedanken machen, ob Spiritualität nicht doch für die betreffenden Menschen Sinn machen könnte, auch wenn Du solche Erlebnisse nie selbst erfahren hast.
Wo hat Joey denn behauptet, Spiritualität mache keinen Sinn und wie kommst du darauf, er hätte solche Erlebnisse nie selbst erfahren? Überhaupt finde ich, du solltest dich mehr mit dem Geschriebenen auseinandersetzen, als mit dem Verfasser. Deine Bemerkungen darüber, dass er seinen Frust hier an fremden Menschen auslasse, sie auf fast schon fanatische Weise traktiere usw. sind sowieso mindestens so unverschämt, wie uninteressant.
Ich verschone dich ja auch mit meinen Gedanken darüber, dass einige hier scheinbar über so wenig Selbstbewusstsein verfügen, dass sie sich nur über den Vergleich mit anderen definieren können. Für die ihre vermeintliche Spiritualität ganz offensichtlich nur eine Krücke ist, um sich irgendwie erleuchteter, auserwählter oder näher an der Wahrheit fühlen zu können, oder schlicht als etwas Besseres.
Und ich schreibe auch nicht darüber, wie sehr mich Beiträge stören, in denen bedeutungsschwangere Worte zu sinnfreien Phrasen aneinandergereiht werden, wie in einem Songtext von Xavier Naidoo. Die über ein paar Überheblichkeiten hinaus kaum mit Inhalt aufwarten können. Weil ich nämlich finde, dass das dann mein Problem ist, andere lesen so etwas vielleicht gerne. Ich fühle mich jedenfalls nicht dazu berufen, darüber öffentlich zu urteilen.
Anevay schrieb:
Über Wissenschaft wird sich hier nicht beklagt, höchstens sich über ihre destruktiven Auswüchse geäussert.
Dann reden wir doch auch mal über destruktive Auswüchse der Spiritualität. Am Wochenende habe ich z.B. einen Bericht über Ghana gesehen. Dort werden immer noch Frauen (natürlich nur Frauen) vom Dorfschamanen zu Hexen erklärt und aus der Dorfgemeinschaft verstoßen. Für ältere kommt dies in einem Land ohne jedes soziale Netz fast schon einem Todesurteil gleich.
Oder wenn Leute völlig verunsichert und verängstigt sind, weil sie denken, sie seinen von einem Fluch belegt, wenn ihnen eingeredet wird, sie hätten wegen ihrer falschen inneren Einstellung selbst Schuld an ihrer Krebserkrankung. Die Liste der Auswüchse der Spiritualität lässt sich beliebig fortsetzen, wie die derer, die durch technische Mittel möglich werden.
Jedenfalls hat die Menschheit für viele Jahrtausende ohne Aufklärung und ohne moderne Wissenschaft gelebt und man konnte sich voll auf die spirituelle Seite konzentrieren. Die Existenz Gottes oder anderer übernatürlicher Kräfte stand gar nicht zur Debatte. All das Unerklärliche um einen herum, ließ gar keinen anderen Schluss zu als den, dass höhere Mächte wirken müssen. Wer sonst sollte die Sterne in den Himmel gehängt haben, oder Regenbögen erscheinen lassen. Spirituelle Erfahrungen als solche zu deuten, sich darauf einlassen zu können, sollte doch also viel einfacher gewesen sein, als heute, wo so vieles wissenschaftlich erklärt werden kann.
All das hat die Leute in früheren Zeiten aber auch nicht davon abgehalten, sich gegenseitig auf übelste Art und Weise auszubeuten und gegebenenfalls abzuschlachten. Destruktive Auswüchse liegen also offenbar in der Natur des Menschen, die Wissenschaft kann nichts dafür.
Anevay schrieb:
Kritik an der Wissenschaft ist überall dort berechtigt, wo in diese natürlichen Regelmechanismen auf eine Art und Weise eingegriffen wird, die mehr Probleme schafft als löst. Spiritualität schafft hier eine Basis als innere Haltung, mehr zu sehen als den eigenen Versuchsaubau, dass es auch um mehr geht, als das eigene Ego, das Recht haben will. Das es auch um mehr geht, als die persönliche Bequemlichkeit.
In diesem Textbaustein kann man mal wieder die Begriffe Wissenschaft und Spiritualität problemlos gegeneinander austauschen. Probiere es mal aus.
reinsch schrieb:
Nach meinem Empfinden verhält es sich, als wolle man Impressionismus vs. Photorealismus stellen.
Denke, beides hat seine Berechtigung.
Eben, genau das denke ich auch. Ich würde nur ein anderes Bild wählen, als den Vergleich zwischen zwei Malstilen. Nehmen wir einen Kunsthistoriker. Der kann ein Gemälde in einen geschichtlichen Kontext bringen und die Symbolsprache und Komposition einordnen. Er kann es röntgen, um die Maltechnik und den Aufbau der Farbschichten zu beurteilen und die verwendeten Pigmente chemisch analysieren.
All das bedeutet doch aber nicht zwangsläufig, dass dieses Bild ihm dann mehr oder weniger gefällt, es keine emotionale, ganz individuelle Erfahrung mehr in ihm auslösen kann. Deshalb verstehe ich nicht, warum das Eine immer gegen das Andere ausgespielt werden, sich gegenseitig bedingen oder gar ausschließen soll.
Gruß
McCoy