Victim Blaming bzw. Täter-Opfer-Umkehr ...

Ist er deswegen unschuldig? Nein - nicht automatisch. Es kann ja sein, dass er sich insgeheim freute, dass sein nächstes Opfer zufällig richtung seiner wohnung geht. Das kann man aber nicht wissen. er muss deswegen als unschuldig gelten. Und das auch vollkommen ohne der Frau Lügen zu unterstellen.

Du hast es dir bei dem Beispiel allerdings leicht gemacht. ;)
Ja, hier kann man einen Ausweg finden, um die Schuld nicht ohne Gerichtsprozess de facto bereits festzulegen, auch ohne dem vermeintlichen Opfer zu misstrauen. Aber das geht nicht immer.

Wir können Fälle konstruieren (und gibt es sicher auch real), wo das vermeintliche Opfer entweder lügt, oder die Straftat ist eben tatsächlich passiert. So dass es de facto zu einer Vorverurteilung führt, wenn man a priori die Möglichkeit, dass sie vielleicht doch gelogen hat verneint.

Klar ist das ein: "Sie könnte gelogen haben?" und nicht ein "Sie lügt!" aber bin mir sicher, dass das trotzdem nicht allen gefällt hier.
 
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Und das ist eine sehr gute Idee.

Sonst ist man eines Tages 85 und verreckt elendig im Knast, weil man erwiesenermaßen in der Vergangenheit, als 37-Jähriger Mann, ein 16-jähriges Mädchen missbraucht hat.
Ja, als Mann kann man schnell mal "Opfer" eines jungen "Früchtchens" werden....:cautious:
Und wenn man/n Pech hat, muss er irgendwann sogar dafür bezahlen.
 
Du hast es dir bei dem Beispiel allerdings leicht gemacht. ;)
(...)

Ich wollte exemplarisch aufzeigen, dass es NICHT so einfach ist, dass man sagen könnte: "Ich glaube all den Menschen, die sich gemeldet haben, also ist die Schuld bewiesen." oder: "Wenn Du die Unschuld vermutest, bezichtigst Du alle Menschen, die sich gemeldet haben, der Lüge."
 
Ja, das stimmt ...

Aber wie gesagt, es geht ja auch erst mal darum, dass man Personen, die angeben, Opfer einer Straftat geworden zu sein, glaubt und ihnen nicht gleich unterstellt, dass sie jemand anderen verleumden wollen - aus welchen Gründen auch immer.
Genau genommen braucht man den Frauen ja noch nicht mal glauben, es reicht, wenn man sie ernst nimmt. Ein (funktionierendes) Rechtssystem ist ja keine Esoterik und ob jemanden geglaubt wird oder nicht, darf kein Einfluss darauf haben, wie ernst man die Sache nimmt.
 
Angenommen, Du würdest nur diese Schilderung hören; was wären Deine Schlussfolgerungen?
Natürlich auch das, nämlich:
Der kann auch nur zufällig hinter ihr hergelaufen sein, weil er in der Nachbarschaft wohnt und es eilig hatte.
Und da die Polizei seinen Ausweis überprüft hat, konnte er belegen, dass er in der Nachbarschaft wohnt.

Da möchte ich aber jetzt ein paar Dinge loswerden:
  • Welche Frau, hinter der ein finster dreinblickendes Muskelpaket herläuft, wäre da nicht auf der Hut und würde versuchen zu entkommen?
    Angst vor einem Übergriff bei Dunkelheit, wenn man allein unterwegs ist, hat fast jede Frau.
    -> Das ist auch der Grund, weshalb viele Frauen abends nicht allein auf die Straße gehen!
  • Der Mann hinter ihr hätte ein bisschen auf Abstand gehen können o.ä. ... man spürt im Normalfall schon, wenn sich der/die vor einem selbst verfolgt fühlt. -> Vielleicht hatte er ja auch Spaß, ihr Angst einzujagen?
  • Das ist jetzt ein Beispiel, wo überhaupt nichts vorgefallen ist, der Frau nichts passiert ist. Da ist die Sachlage ja auch klar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte exemplarisch aufzeigen, dass es NICHT so einfach ist, dass man sagen könnte: "Ich glaube all den Menschen, die sich gemeldet haben, also ist die Schuld bewiesen." oder: "Wenn Du die Unschuld vermutest, bezichtigst Du alle Menschen, die sich gemeldet haben, der Lüge."
@SYS41952 hat's grad eben geschrieben ...
Es geht ja erst mal darum, jemanden mit seiner/ihrer Befürchtung ernst zu nehmen.
 
Ich wollte exemplarisch aufzeigen, dass es NICHT so einfach ist, dass man sagen könnte: "Ich glaube all den Menschen, die sich gemeldet haben, also ist die Schuld bewiesen." oder: "Wenn Du die Unschuld vermutest, bezichtigst Du alle Menschen, die sich gemeldet haben, der Lüge."

Ja, das ist insofern dann umgekehrt ein sinnvolles Beispiel.
 
Hallo zusammen!

Das ist ein extrem wichtiges Thema, das man - besonders jetzt - nicht einfach abwürgen oder unter den Tisch fallen lassen sollte.
Eigentlich ist klar, dass es bei so vielen Verdachtsfällen Redebedarf gibt.
Und jene, die sich als Opfer fühlen, darf man nicht einfach der Verleumdung bezichtigen!
Damit begehen wir eine Täter-Opfer-Umkehr.

Was ist das überhaupt, eine Täter-Opfer-Umkehr bzw. was ist "Victim Blaming"?
Eigentlich wissen wir, was damit gemeint ist.

Hier ein Wikipedia-Artikel dazu:


Interessant ist aktuell in diesem Zusammenhang übrigens auch der Vergewaltigungsmythos:


Es gibt übrigens auch einen sehr guten FAZ-Postcast dazu mit aktuellem Bezug:



Ich hoffe, wir können das Thema dieses Mal mit etwas mehr Gelassenheit diskutieren.
Danke!

Viele Grüße,
Laguz
Hallo @Laguz,
ich finde es gut das Thema zu diskutieren.

Die beiden Wikipedia Definitionen geben in diesem Zusammenhang die Spitze des Eisbergs eines ganzen Themenkomplexes wieder.

Der Clip von Carolin Kebekus bringt es sehr gut auf den Punkt.
Die Neigung der Person, die potentiell gefährdeter ist, die Verantwortung aufzuerlegen Prävention zu betreiben, damit Straftaten wie körperliche oder psychische Gewalt in jeglicher Form vermieden werden.
Das ist an sich schon echt verdreht.

In meiner reichhaltigen Vita gibt es unter anderem auch die Erfahrung, die ich im Verkauf eines Jagdgeschäfts machen durfte.
Einer der mit großem Abstand gängigsten Artikel war Gas und Pfefferspray in unterschiedlichster Form und Größe.
Ganzjährig war dieser Artikel besonders von Frauen massiv gefragt.
Immer, wenn in den Medien das Thema Vergewaltigung präsenter war, ging zudem die Nachfrage nach Gas und Schreckschusswaffen nach oben.

Und obwohl es betrieswirtschaftlich sicher lukrativer gewesen wäre, die Waffe (Verhältnis:150€ zu 10€) zu verkaufen, haben wir immer eifrig die Broschüren der Selbstverteidigungskurse herausgegen und eine Beratung zu den Produkten aus der Alu-Dosen- Fraktion gemacht. Nicht weil wir hätten kein Geld verdienen wollen, es war meinem Chef wichtiger situationsangemessene Lösung anzubieten, als Teil einer Gewaltspirale zu sein, bei der sich am Ende alle gegenseitig wie Bambam mit der Keule eins über die Mütze ziehen, hat er immer gesagt.
Das ist jetzt 15 Jahre her.

Gestern Abend habe ich Reschke-Fernsehen geschaut.
Thema: Gendermedizin.
Auch da wieder: es gibt x-ensiebzig Studien über Erektionsstörungen, aber Endometriose wird jetzt erst so langsam als viel weitreichenderes und massiveres Problem und tatsächliche Erkrankung anerkannt.
Erst jetzt- ich kann mich wirklich nur noch irritiert wundern, weiß man,dass Frauen Schmerzen eher, anders und massiver spüren. Symptomatiken von Herzinfarkt und Schlaganfall sind auch nicht gleich und oh Wunder, nicht wie bei kleinen Männern.

Diese Haltung und dieses wahlweise Verächten, Belächeln, Herabwürdigen von Bedürfnissen, wenn von Frau geäußert, gleich den Stempel "Hysterie" bekommt, ist ein massives gesellschaftliches Problem.
Dieser Balken im Kopf, der durch Sozialisierung in Männern und Frauen auf die jeweilig folgende Generation übertragen wird, kann sich erst dann auflösen, wenn Gleichwertigkeit zwischen den Geschlechtern keine Floskel oder Worthülse mehr ist.
Das bedeutet nicht zwingend dass jetzt alle das Gendersternchen sprechen müssen, aber der sehr viel und eklatant bewußtere Umgang mit den Bedürfnissen der eigenen und der meines Gegenübers.
Also das hinterfragen von Beweggründen....das wäre in meinen Augen ein hilfreicher Anfang.
 
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