Die Überschrift zum Thread handelt zwar vom Kreuzestod und dessen Bedeutung, im Text aber gehts dir ja erstmal um das Höchste Gebot. Moses hatte den Menschen von Gott die klassischen 10 Gebote übermittelt. Das steht im Alten Testament, dem ersten Teil der Bibel, lange bevor Jesus auftauchte. Da ist die Rede von Sachen wie nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen und so fort. Konkrete Anweisungen für verschiedene Lebensbereiche. Und dann kam Jesus. Er wurde gefragt, welches der Gebote denn das wichtigste wäre. Jesus hat nicht etwa eins herausgepickt, sondern er hat gesagt:
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten."
Mit dem Herrn ist Gott gemeint. Damals war jedem klar, was mit Gott gemeint ist. Der eine Gott. Gott, der liebende Vater, der alles geschaffen hat und der den Menschen das Leben gegeben hat. Die rennen nun also auf der Erde herum und machen allmöglichen Blödsinn. Offenkundig brauchen sie Anweisungen, damits nicht aus dem Ruder läuft und sie sich dadurch selbst ins Unglück stürzen. Jesus hat klargestellt, worum es generell geht. Wer DAS verstanden hat, der braucht keine Einzelvorschriften mehr, sondern die ergeben sich eh. Wer Gott liebt, der wird nichts Schlechtes tun wollen. Der ist dankbar für das Geschenk des Lebens und achtet es. Und so wie der eine Mensch selber am Leben ist, so sind es auch die anderen. Alle kleine Wunder, alle einmalig und doch verbunden, weil sie von derselben Herkunft sind, nämlich alle von Gott.
Der erste Teil seiner Antwort, welches das Höchste Gebot ist, wäre nicht komplett ohne den zweiten Teil. Denn sonst wäre es ja bloß ein frömmelndes Gottlieben im stillen Kämmerlein. Wir leben mit anderen Menschen zusammen, und was DA abläuft, ist genauso wichtig wie das, was man ganz für sich allein im Herzen trägt. Wer von der Liebe zu Gott erfüllt ist, dem käme nicht ernsthaft in den Sinn zu töten oder zu stehlen, denn das wäre zweifellos schlecht. Auch wenn man oft verlockt ist etwas Böses zu tun, weiß man doch auf Anhieb, daß das nicht okay wäre. Es würde Anderen schaden, und die sind ja schließlich auch Kinder Gottes. Wenn ich Gott aber liebe, wie könnte ich da seinen Kindern was tun wollen? Das verbietet sich von selbst. Und außerdem würde man sich durch schlechte Handlungen selber schaden. Das braucht man nicht zu erklären, denke ich. Jeder weiß, daß das wahr ist. Wenn du es jetzt nochmal liest, ist es dir dann schon etwas näher?
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten."
Durch das Höchste Gebot kommt eine gewisse Zeitlosigkeit mit hinein. Die Zeiten ändern sich. Menschen leben nicht mehr so wie vor 2000 Jahren und auch nicht mehr so wie vor 200 Jahren. Einzelne Vorgaben, Gebote, Verbote, Rituale, Regeln werden zwangsläufig altmodisch. Irgendwann würde man denken, das Alles wäre insgesamt nicht mehr gültig. Aber die Grundidee ist weiterhin aktuell. Die ist ewig. Zeitlos. Auch wenn wir heute Wissenschaft haben und Computer, Strom aus der Steckdose und Wasser aus der Wand. Für alle Zeiten wird es schlecht sein, einem Anderen etwas wegzunehmen, und für alle Zeiten wird es ein Frevel sein, einen Menschen zu töten. Manchmal gibt es nichts zu diskutieren, weil ein höheres Recht darüber steht. Das ergibt sich aus der Liebe zu Gott. Da ist alles mit drin. Für jeden erlebbar, unabhängig von allem Firlefanz, der später drumherumgebastelt wurde wie Konfessionen oder bestimmte Kirchen.
Wenn man das in seiner Einfachheit so hört oder liest, könnte man meinen, na dann ist ja alles paletti: alle haben Gott lieb und damit automatisch auch alle Anderen. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Schön wärs. So ist es aber nunmal nicht. Und weil das so ist, kommt die Sache mit dem Kreuz ins Spiel, denke ich. Da geht es um Schuld und um Vergebung. Daß wir die nötig haben, dürfte außer Frage stehen. Was für Monster sind wir denn? How dare you? rief Greta empört, und genau davon spreche ich. Im Grunde ist es nicht zu fassen, was alles vor sich geht, in welche Schuld sich Menschen stürzen. Eigentlich müßte Gott uns alle wegputzen. Schnauze voll, ich kann das nicht mehr dulden! Aber Gott läßt uns machen.
Jesus wurde gekreuzigt, weil ihm vorgeworfen wurde, er würde sich über die Anderen stellen wollen. Also über die, die ihn verurteilten. Seine einfachen Aussagen waren ihnen suspekt. Ich denke, sie wollten nach außen die Fassade von guten Menschen wahren, die sich an Regeln halten, dahinter aber war es in ihnen am rotten. Für mich ist das ein Bild dafür, daß man eigentlich weiß, welche Haltung die richtige wäre, aber man schiebts beiseite und zieht sein egoistisches Ding durch. Wer das Höchste Gebot, von dem vorhin die Rede war, nicht anerkennt, der schiebt damit seine Verantwortung von sich. Wer Jesus kreuzigt, ihn tötet, der wendet sich von dem ab, was einfach wahr ist, nämlich vom Höchsten Gebot, denn das war schließlich die zentrale Botschaft, die Jesus den Menschen gebracht hat. So gesehen wurde Jesus nicht nur einmal gekreuzigt, sondern das passiert immer wieder. Und doch bleibt das Wahre immer wahr. Unzerstörbar. Du kannst ihn kreuzigen, aber er steht wieder auf.
Nach all der Zeit und all den unzähligen Menschenexemplaren und immer wieder dem gleichen Mist, den sie durch alle Zeiten hindurch verzapfen, geht es weiter, und jeder kann sich jederzeit entscheiden, wohin er seinen Fokus richten will. Wenn er die Kurve kriegt, ist ihm von jetzt auf gleich verziehen, und alles ist für ihn wie neu. Es fühlt sich wie neu an und ist tatsächlich ein anderes Leben. Sein sich Ändern wird sich fortziehen in das Leben anderer Menschen, und das ist die Frohe Botschaft von Jesus: Leute, macht euch locker, ihr seid alle kleine Pupse und doch alle unendlich wertvoll. Macht euch keine Sorgen, denn in vollständigem Maße könntet ihr das von euch Verschuldete eh niemals erfassen oder gar abgelten, weil es dafür einfach viel zu furchtbar ist, und so bleibts beim: machs doch einfach von nun an besser, das ist Alles, was du tun kannst, und das ist zugleich auch das Beste, was du tun kannst. Machs in meinem Sinne, dann wird Alles gut. So gut, wie es eben geht. Jesus ist auferstanden. Die Wahrheit ist nicht totzukriegen.