Petition an Alle der in "Liebe"

Caya schrieb:
Es bringt mich zurrück zu Ihm...Er war ein Bandit und ich war noch ein Kind ...musste weg...weit weg. Ich bat um ein Glas Wasser und kletterte aus dem Balkon vom 1.Stock (mein schöner sonniger Eidechsen Balkon) in die Freiheit. Das Herz hat mir furchbar geblutet....und ich habe mich in den Schlaf geweint, jahrelang.

Banditen lieben die Flügel...und das wusste ich.

Vor einigen Monaten erhielt ich einen Brief: Bitte hilf mir, dich zu vergessen....lass mich endlich gehen.

Nun ist der Exorzismus gelungen.
Von der SehnSucht direkt hinein ins Herz.
Der Kreis schliesst sich.

Liebe ist, ohne wenn und aber.

Deine Caya
P.s: Das Buch wird!
so sei es

Ich liebe dich Cayalé! :hase: :fahren: :zauberer1
 
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Caya schrieb:
Es bringt mich zurrück zu Ihm...Er war ein Bandit und ich war noch ein Kind ...musste weg...weit weg. Ich bat um ein Glas Wasser und kletterte aus dem Balkon vom 1.Stock (mein schöner sonniger Eidechsen Balkon) in die Freiheit. Das Herz hat mir furchbar geblutet....und ich habe mich in den Schlaf geweint, jahrelang.

Banditen lieben die Flügel...und das wusste ich.

Vor einigen Monaten erhielt ich einen Brief: Bitte hilf mir, dich zu vergessen....lass mich endlich gehen.

Nun ist der Exorzismus gelungen.
Von der SehnSucht direkt hinein ins Herz.
Der Kreis schliesst sich.

Liebe ist, ohne wenn und aber.

Deine Caya
P.s: Das Buch wird!
so sei es


Ich liebe dich Cayalé
:hase: :fahren: :zauberer1 :fahren: :daisy: :fahren: :welle: :welle:
 
"Und ein Jüngling sagte: Sprich zu uns von
der Freundschaft.
Und er antwortete und sagte:
Euer Freund ist die Erhörung euer Bitten.
Er ist der Acker, auf dem ihr Liebe sät und mit Dankbarkeit erntet."

Khalil Gibran


Ali Abdullah Juma war schon benachrichtigt worden, dass sein ehemaliger Chef und guter Freund Jochen ihn dringend sprechen wollte. Ali Abdullah schätzte Jochen sehr, weil der sich damals besonders für ihn einsetzte.
Ich hatte gerade die Universität absolviert und bekam den Job bei Bayer Dubai, dachte er und hörte heute noch, wie sein ehemaliger Boss zu dem Bayerdirektor aus Deutschland sagte: So einem tüchtigen und intelligenten jungen Mann müssen Sie eine Chance geben.
Ali Abdullah gehörte zur aufsteigenden Yuppie Generation, die Dubai vorwärts bringen will... Bayer gab ihm die Chance und holte ihn zu Fortbildungslehrgängen nach Leverkusen.

Ali musste lächeln. Das ist auch schon wieder eine Weile her. Ich habe Bayer nicht enttäuscht. Er blickte aus dem Fenster seines Büros, beobachtete die Dhau Schiffe draußen auf dem Wasser und war zufrieden.
Dann wählte er die Nummer seines Freundes in Portugal.
„Hallo, Jochen. Das ist eine Überraschung, was kann ich für dich tun?“
„Erst einmal möchte ich gerne erfahren, wie es deiner Familie geht?“
„Danke. Es geht allen bestens“, erwiderte Ali Abdullah.
„Und was macht Dubai?“
„Dubai?“ Ali lachte. „Was hier bei uns passiert, mein Freund, kann nur noch in Superlativen beschrieben werden. Wir bauen fieberhaft an unseren beiden Palmen.“
„Zwei Palmen, Ali? Ich dachte eine.“
„Es sind zwei Palmen. Palm Jumeirah soll bereits 2005 fertig sein und Palm Jebel Ali
2007“, verkündete Ali Abdullah stolz.
„Das ist ja unglaublich.“
„Ja, Jochen. In der Tat! Man spricht von zusätzlich hundertzwanzig Kilometern Küste, die dadurch geschaffen werden. Du kannst dir also noch eine Villa kaufen, Jochen. Mit eigener Bootsanlegestelle.“
„Ach weißt du, Ali. Ich auf meine alten Tage bin in Süd-Portugal sehr zufrieden. Du solltest mich einmal besuchen.“
„Wer weiß. Es gibt einige Investoren aus der Golfregion bei euch. Soweit ich informiert bin, hat ein Kuwaiti das Sheraton an der Algarve gekauft.“
„Ja, Ali.“ Jochen seufzte. „Ihr schwimmt in Öl...“
„Nein, nein. Bei uns am Golf wird ernsthaft gearbeitet. Scheich Mohamed bin Raschid al-Maktoum hat gerade wieder über tausend Firmen nach Dubai geholt. Und dadurch 14000 neue Arbeitsplätze geschaffen.“ Ali lachte. „Bayer profitiert auch davon. Die Sparte Kunststoffe und Lacke hat letztes Jahr mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen.“
„Ich gratuliere, Ali.“
Jochen machte eine kurze Pause. „Der Grund, warum ich anrufe ist, dass ich dringend deine Hilfe benötige.“
Er weihte Ali in die mysteriöse Geschichte seines Freundes ein und erzählte ihm von der Ankunft Stellas und Mahoud Habbas in Dubai am 30. Januar.
„Vor etwa zwei Wochen.“
„Am achten Februar kam der Anruf aus dem Hilton von Abu Dhabi.“ Jochen schwieg.
„Ali, erkundige dich bitte in Dubai, ob der Name Habbas dort bekannt ist.“
„Habbas“, wiederholte Ali Abdullah nachdenklich.
Kurze Pause.
„Ja, natürlich, Habbas! Ein reicher Libanese. Besitzer der DCC. Die Dubai Constructing Company. Das ist eine der großen Baugesellschaften hier. Ein guter Kunde von uns. Ich kenne Mohamed Habbas sehr gut. Werde ihm einen Besuch abstatten.“
„Mohamed?“, fragte Jochen. „Unser Mann heißt Mahoud. Er könnte ein Verwandter sein.“
„Jochen. Ich mache sofort einen Termin bei Mohamed. Du hörst von mir.“

Text von Karuna smile & daysi
 
"Denn eines Menschen Einsicht
leiht keinem anderen ihre
Schwingen.

Und so muss auch jeder von euch
allein sein in seiner Gotterkenntnis
und seinem Verständnis der Welt."


Khalil Gibran



Stella erwachte am frühen Morgen und stellte fest, dass sie allein war. Die wenigen Möbel im Raum konnte sie kaum sehen. Erst ganz allmählich fiel mehr Licht durch die Vorhänge.
Stella fühlte sich besser und blickte neugierig umher.
Das Doppelbett, in dem sie lag, war ein einfaches Messinggestell. Am Fenster standen ein Tisch und zwei Stühle, an der Wand ein Kleiderschrank. Rechts und links führte je eine Tür nach draußen.

Da dachte sie an jenen ersten Tag zurück, als sie mit Mahoud in dieses Haus
eintrat.
„Komm mit mir nach oben“, hörte sie ihn sagen.
„Ich glaube, ich brauche ein Bad.“ Sie drehte sich um und lächelte schwach. „Mir ist kalt.
„Du wirst gleich dein Bad nehmen. Komm, Stella.“
Mahoud stieg die Treppenstufen hoch. Auch hier waren die Wände weiß gestrichen. Kleine, in die Wand eingelassene Punktstrahler beleuchteten von oben und unten die Treppe und sorgten so für eine ungewöhnlich anmutende Beleuchtung.
Die obere Galerie mit schmiedeeisernem Geländer führte um alle Seiten des Patio, unterbrochen von Stützsäulen, auf denen Pflanzen in Terrakotta-Töpfen standen.
Mahoud bog oben rechts ab und führte Stella zu einer kleinen Halle, an deren Ende wieder Treppen waren, die diesmal nach oben und nach unten führten. Ein großer, blauer Perserteppich schmückte den Boden, darauf stand ein Tischchen mit niedrigen Sesseln.
Mahoud öffnete eine der Türen, schritt durch den Rundbogen und verkündete grinsend:
„Mein Schlafzimmer.“
Stella betraten den großen Raum, ausgestattet mit Terrakottaplatten und hellen Berberteppichen. An der linken Wand stand ein Doppelbett, drapiert mit einer bodenlangen, beigefarbenen Seidendecke und zahlreichen Kissen.
„Wir sind hier genau über dem Wohnraum und haben so die Wärme vom Kamin. Du brauchst bei mir nicht zu frieren, mein Vögelein“, meinte er fürsorglich.
Gegenüber vom Bett führten Glastüren hinaus zum Patio. Durch die luftigen Vorhänge fiel weiches Licht herein, durchflutete den Raum.
Stella war ein wenig befangen.
Mahoud bemerkte es und witzelte: „Das Schlafzimmer meines Bruders ist nebenan und sieht ein wenig anders aus.“
Da mussten beide lachen.
„Mohamed mag es, wie du ja bereits gesehen hast, etwas pompöser.“
Sie lachten wieder.
„Morgen zeige ich es dir, aber jetzt sollst du dein wohlverdientes Bad nehmen.“

Das Badezimmer war eine weitere Überraschung. Eine derartige Ausstattung hatte Stella noch nie gesehen. Wände und Fußboden waren mit türkisblauem Mosaik ausgelegt. Wenn man genau hinsah, bemerkte man kleine, glänzende Steinsplitter, die dem Türkis einen goldfarbenen Schimmer verliehen.
„Es ist wunderschön!“, sagte Stella leise.
„Ich habe die gleiche Farbe gewählt, die auch die Kuppel der Moschee von Samarkand hat.“ „Samarkand? Führte da nicht einmal die Seidenstrasse vorbei?“
Mahoud nickte.

Das Badebecken war viereckig und in den Boden eingelassen. An der linken Wand blickte man durch große Glasfenster. Davor standen Farne auf stufenförmig angeordneten Marmorsäulen, die teilweise bis zum Boden herab wuchsen. Die hintere Ecke füllte eine große Palme aus. Sie erweckten den Eindruck, als befinde man sich in einem tropischen Garten.

Draußen erklärte Mahoud, dass die Treppen nach unten direkt zum Wohnraum führten.
„Und die Treppen nach oben?“, wollte Stella wissen. „Was ist im oberen Stockwerk?“
„Zwei Gästezimmer mit Bädern, mein Büro und eine große Aussichtsterrasse. Morgen schauen wir alles übrige an.“
„Gut. Aber nicht vergessen. Ich bin manchmal neugierig.“
„Du wolltest doch baden.“ Mahoud gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging hinunter.

Während das Badewasser einlief, hängte sie ihre Kleider in den Schrank. Als sie damit fertig war, wählte sie ein weißes, schlicht geschnittenes Kleid für den Abend aus. Dazu einen gleichfarbigen, bestickten Voileschal. Sie legte beides auf das Bett und ging ins Badezimmer.
Auf dem Beckenrand standen Flakons mit Duftölen und ein Schälchen mit frisch gepflückten Rosenblüten. Sie schnupperte an den verschiedenen Fläschchen und entschied sich für Rosenduft, gab einige Tropfen davon in das Badewasser, streute Rosenblüten dazu und stieg in die Wanne. Entspannt lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
Da kam ihr Miguel Angelo in den Sinn. Wie aufgeregt er gestern am Telefon war, dachte sie. Aber er hat es ja so gewollt. Das sagte ich ihm auch zum Abschied am Flughafen in Lissabon. Ja, er war viele Jahre lang der Mann meiner Träume. Ich habe ihn geliebt. Immer wieder neu gehofft. Ich blieb so lange bei ihm, weil alles einmal so schön begonnen hatte.
Sie blickte zurück auf die Zeit damals, als sie ihren Urlaub auf der Ilha Bela verbrachten. Eine traumhafte Insel im Atlantik, zwischen Rio de Janeiro und Santos. Die Ilha Bela, die schöne Insel...
Cristina war damals gerade zwei Jahre alt und ich muss zweiundzwanzig gewesen sein. Vier Wochen lebten wir im Paradies. In einem Bungalow oben auf dem Hügel. Man sah auf die Bucht hinunter, bis hin zum fernen Festland, umgeben von tropischer Vegetation. Es roch nach Erde und vor allem nach Urwald, der gleich hinter den Hügeln begann. Und es roch nach dem nahen Meer. Dazu der Duft überreifer Mangos vom Baum, und den Duft der Jasminsträucher.
Stella musste lächeln, als sie daran dachte, wie sie morgens vom Kreischen der kleinen Papageien geweckt wurden, die in den Bäumen saßen. Wenn dann im Laufe des Tages die Hitze anstieg, begann wie auf Verabredung der Lärm der Grillen und Zikaden. Wir verbrachten die meiste Zeit an einem kleinen Strand im Süden der Insel. Dort speisten wir mittags in einer Hütte, frisch gefangenen Fisch gab es. Moqueca de Peixe, nennt man das Gericht. Dort wird der Fisch zusammen mit Tomaten, roter Paprika, Zwiebeln und Kokosmilch im Ofen gegart.
Ja, dachte sie. Ich nehme endgültig Abschied von dir, Miguel Angelo. Doch die schönen Erinnerungen will ich in meinem Herzen bewahren. Wir waren glücklich und du sagtest, deine Liebe zu mir sei so groß wie der Ozean.
Einmal sind wir nachts zum Strand gelaufen. An die Praia da Feiticeira. Der Himmel war sternenklar. Das Kreuz des Südens und die Sterne des Argonautenschiffes funkelten über dem Wasser. Der Wind blies sanft in den Palmen. Wir liebten uns im Sand und dachten, es würde für immer so bleiben.
Später gingen wir Schwimmen im Meer. Das Meer war warm und wir ließen das Wasser spritzen. Es leuchtete phosphoreszierend und wir spielten wie Kinder. Vertrauten unserer Liebe, die nie enden sollte.
Unsere Liebe ist aber zu Ende, Miguel Angelo, wie ein Duft hat sie sich verflüchtigt. Vielleicht existiert ein Ort in diesem Universum, wohin jenes flüchtige, so vergängliche Gefühl entschwindet? Nichts geht verloren in der Welt, es verwandelt sich nur. Lebe wohl, Miguel Angelo. Ich liebe einen anderen Mann.

Sie stieg aus dem Wasser und trocknete sich ab. Ging dann nackt hinüber zum Schlafzimmer. Im Flur zögerte sie und beschloss, die Treppe in den oberen Stock hinauf zu gehen. Oben war eine Tür. Stella musste aber enttäuscht feststellen, dass sie verschlossen war. Unverrichteter Dinge ging sie wieder hinunter und zog sich an.

Stella musste wieder eingeschlafen sein, denn als sie die Augen aufschlug, war Nadja im Zimmer und öffnete die Vorhänge.
Stella blickte auf die schmalen, hohen Fenster.
Da kann man nicht heraus, dachte sie, das wird der Begrenzungsraum sein, von dem Mahoud sprach. Einer der verschlossenen Räume im obersten Stockwerk des Hauses, die er mir zeigen wollte. Aber dazu kam es ja nie...
Ihr schauderte.

Nadja brachte eine Schüssel mit warmem Wasser und wusch Stella. Dann zog Nadja ihr ein frisches Nachthemd an Als sie die junge Frau nach Mahoud fragte, schüttelte Nadja nur verneinend den Kopf und verschwand.
Im Raum war es inzwischen heller geworden. Die Strahlen der Vormittagssonne fielen durch die Butzenscheiben und tauchten das ‘Gefängnis‘ in goldenes Licht. Stella fragte sich, wie lange Mahoud vor habe, sie als Gefangene zu halten.
Nadja kam zurück, brachte eine kräftige Hühnersuppe und fütterte Stella. Sie aß hungrig alles auf. Dann verließ Nadja das Zimmer wieder.
Stella war wieder allein mit sich. Ihre Gedanken wanderten zu jenem letzten Samstag im Dezember. Miguel Angelo wollte mit mir reden, weil das Ganze ein Missverständnis gewesen sei. Helga, meine Freundin, meinte es gut mit mir und hatte das Gespräch vermittelt. Sie sagte, Miguel bereue alles und wolle zu mir zurück, ich solle ihm eine Chance geben.
Ich willigte ein.
Miguel Angelo kam und war sehr lieb, er küsste mich. Dann tranken wir eine Flasche Rotwein und unterhielten uns. Wir liebten uns auf dem Teppich im Wohnzimmer. Später, irgendwann, sagte ich, er müsse Farbe bekennen. Er solle sich entscheiden, mit wem er leben wolle.
Da begann Miguel Angelo sich herauszureden. Jetzt bin ich erst mal bei dir, meinte er.
Ich sagte ihm in aller Ruhe, dass ich kein gutes Gefühl dabei hätte. Auf diese Art wolle ich ihn nicht zurück haben. Sei einmal in deinem Leben ehrlich, bat ich. Hier gibt es keine Kompromisse, Miguel Angelo. Nicht auf die Art, dass du zu mir zurückkommst, um mir einen Gefallen zu tun. Auch nicht, um mich als Reserve an der Hand zu haben.
Was willst du denn von mir, fragte er.
Ich erwarte, dass du sofort fährst und bei Clara deine Sachen abholst. Anders geht es nicht.
Er stand auf. Also gut. Wenn es das ist, was du willst.
Ich begleitete ihn zum Auto.
Dann bis später, sagte er noch zum Abschied.

Das war das Schlimmste, was du mir bisher je angetan hast, Miguel Angelo. Ich konnte es nicht verstehen. Wir haben uns an diesem letzten Samsatagabend doch geliebt, oder nicht? Du warst bei mir, warst tief in mir, Miguel Angelo. Tief - und ich vertraute dir. Sex ist kein abreagieren oder vermischen von Körpersäften. Im Sperma ist der genetische Code der Evolution enthalten, und damit spielt man nicht. Es war beschämend für mich. Ich war sicher, du würdest wirklich kommen und wartete die ganze Nacht. Dann rief ich an, doch dein Telefon war ausgeschaltet. Es war alles so entehrend für mich. Betrogen von jenem Menschen, dem ich so viele Jahre am nächsten stand. So behandelt man niemanden. Ich werde es nie vergessen können. Das war charakterlos und feige von dir.

Stella sah traurig zum Fenster hinüber. Das Licht war nun von starker Helligkeit. Es musste um die Mittagszeit sein. Sie beschloss, ins Bad zu gehen und stand langsam auf. Ihr wurde schwindlig. Da hielt sie sich am Nachttisch fest und stützte sich ab.
Als es besser wurde, wankte sie zu der Tür, hinter der sie das Badezimmer vermutete. Beim Blick in den Spiegel erschrak über ihr eigenes Bild. Fremd sah sie aus.
Auf dem Rückweg probierte sie, die anderen Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen.
Man hat mich tatsächlich eingesperrt, dachte sie, als sie endlich wieder im Bett lag.
Erschöpft schlief Stella ein.

Text von Karuna :daisy:
 
"Vieles in euch ist noch menschlich,
und vieles ist noch nicht Mensch.

Sondern ein ungeschlachter Zwerg,
der im Schlaf durch den Nebel irrt
auf der Suche nach seinem Erwachen."


Khalil Gibran


„Guten Morgen, Mister Ali“, begrüßte Mohamed Habbas seinen Gast. „Was verschafft mir so früh am Morgen schon die Ehre?“
„Ich komme in der Angelegenheit eines deutschen Freundes“, antwortete Ali und nahm in Mohameds Büro Platz.
„Da haben Sie Glück gehabt, mich hier zu treffen. Eigentlich wäre ich auf der Baustelle gewesen.“
Mohamed bestellte Kaffee und wartete.
Doch zunächst erkundigte sich Ali Abdullah höflich nach Mohameds Familienangehörigen. Dann begann er:
„Mein älterer Bruder Omar will mit seiner Frau in zwei Wochen nach Mecca pilgern und meine beiden Töchter mitnehmen.“
Ali seufzte. „Bei uns zu Hause herrscht große Aufregung. Shaila und Maha sind nur noch mit den Vorbereitungen für die Umrah beschäftigt.“
Er lachte. „Und das ist ja nur die kleine Pilgerreise nach Mekka. Wenn meine Töchter die Haj machen würden, könnte ich die ganze Unruhe noch verstehen.“
„Ich erinnere mich noch genau an meine erste Haj,“ antwortete Mohamed lächelnd. „Damals pilgerte ich zusammen mit meinem Bruder nach Mecca. Es war recht abenteuerlich. Natürlich gab es wieder einmal Unruhen. Aber ein überwältigendes Erlebnis war es dennoch. Ich war noch nicht verheiratet. Es ist gut, wenn die Töchter erst einmal die Umrah machen. Da sind nicht die vielen Menschen wie bei der Haj und es kommt nicht zu Unfällen.“
„Ja, so eine Pilgerreise prägt für das ganze Leben, lieber Mohamed.“
Ali machte eine kurze Pause.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Bruder in Dubai haben. Arbeitet er in Ihrer Firma?“
„Leider nein. Er macht etwas ganz anderes als ich. Mahoud lebt nicht in Dubai.“
„Ach so. Dann sehen Sie ihn sicherlich nur selten?“
Ali fragte so harmlos wie möglich, um sich an die gewünschte Information langsam heranzutasten.
„Er besucht mich ab und an in Dubai“, erzählte Mohamed. „Wir sind eine Familie mit Traditionen und halten zusammen. So hat es auch unser Prophet Mohamed befohlen. Allah sei ihm gnädig. In unserer Familie herrscht Einigkeit. Bei meinen Söhnen und Töchtern. Dank Allah.“
Ali trank seinen Kaffee aus und fragte, ob der Bruder im Libanon wohne.
„Nein. Er arbeitet in Dharan. Mahoud ist dort Ingenieur bei der Petromin.“

Warum nur will Ali derartige Einzelheiten über meinen Bruder wissen, überlegte Mohamed. Ihm wurde es langsam unbehaglich.
„Dharan ist ja nicht weit. Da kann er schnell mal herfliegen“, meinte Ali mit Unschuldsmiene.
„Ja. Er kam auch unlängst zu Besuch.“
„War das am 30 Januar?“, erkundigte sich Ali wie nebenbei.
„Ja, genau. Woher wissen Sie das?“
Mohamed strahlte Ali Abdullah an, aber in seinem Kopf klingelten die Alarmglocken. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und schenkte noch einmal Kaffee ein.
„Das hat mir mein Freund berichtet. Jochen Bergmann, der ehemalige Chef von Bayer.“
Ali Abdullah sah ihn fragend an.
„Sie müssten Jochen eigentlich noch kenne. Er hat sich vor zehn Jahren zur Ruhe gesetzt und wohnt jetzt an der Algarve in Südportugal.“
Jetzt war sich Mohamed sicher. Stella kam aus Portugal! Nachdenklich fasste er sich ans Kinn, wollte Zeit gewinnen. Wieder ruhig werden.
Welche Frage kommt als nächste, dachte er.
„Jochen Bergmann. Ja natürlich! Ich erinnere mich.“
Sein Gesicht hellte sich auf. „Wie geht es ihm?“
„Meinem Freund geht es gut.“
Ali Abdullah schaute zum Fenster hinaus.
„Jochen hat einen Freund. Und dessen Frau soll spurlos verschwunden sein. Eine Stella Andreatti. Sie soll zusammen mit einem Mahoud Kamal Habbas nach Dubai geflogen sein.“
Ali sah Mohamed eindringlich an.
„Ein Flug am 30 Januar von Dharan nach Dubai? Mit Saudi Arabian Airlines?“
„Richtig. Die beiden waren unterwegs nach dem Oman.“
Mohamed schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln.
„Sind mit dem Land Rover gefahren. Ich glaube, Ihr Freund braucht sich da wirklich keine Sorgen zu machen. Mein Bruder kennt den Oman, er war bereits mehrmals dort.“
Ali entschied sich, erst einmal das Hilton von Abu Dhabi nicht zu erwähnen.
„Ja, dann bin ich beruhigt. Werde das Jochen mitteilen.“
Er hob fragend die Brauen. „Wissen Sie, wann die beiden wieder zurück kommen?“
„Leider nein, mein lieber Ali.“
Mohamed zuckte bedauernd die Schultern.
„Wenn ich etwas erfahre, hören Sie von mir.“
„Danke, Mister Mohamed. Das ist überaus freundlich von Ihnen.“
Er lachte. „Diese Deutschen. Immer gleich böse Vermutungen. Dafür sind sie aber zuverlässige Geschäftspartner. Nur halt übertrieben vorsichtig.“
„Das ist wahr“, stimmte ihm Mohamed erleichtert zu. „Ihre Produkte sind aber von bester Qualität. Man kann sich auf die Deutschen verlassen, und die Geschäftsbedingungen sind fair.“ Mohamed strahlte. „Aus diesem Grund kaufen wir auch seit Jahren von Bayer.“
„Es freut mich, dies von Ihnen zu hören, Mohamed. Übrigens, Ihre Lieferung Makrolon wird gerade entzollt. Wenn alles wie vorhergesehen klappt, können wir morgen liefern.“
Ali stand auf. „Und jetzt muss ich mich verabschieden, lieber Mohamed. Ich danke für Ihre überaus freundliche Auskunft.“
„Keine Ursache, mein Freund.“
Mohamed geleitete ihn zur Tür.
„Salam Aleikum, lieber Ali.“
„Salam Aleikum, Mohamed.”

Mohamed saß lange Zeit unbeweglich da. Dann griff er zum Telefon und rief seinen Bruder Mahoud an.

Text von Karuna :daisy:
 
„Daran mögt ihr euch erinnern, wenn ihr
an mich zurückdenkt:

Was euch wie das Schwächste und das
Verwirrteste in euch erscheint, ist in
Wahrheit das Stärkste und das Entschlossenste.

War es nicht euer Atem, der das Gerüst euerer
Knochen errichtete und hart werden lieβ?

Und war es nicht ein Traum, den keiner von euch
sich erinnert, je geträumt zu haben, der eure Stadt
Erbaute und alles schuf, was in ihr ist?“


Khalil Gibran




Stella wachte erneut auf. Sie hatte diesmal ruhiger geschlafen und fühlte sich besser.
Nach und nach verblasste das orangefarbene Licht der späten Nachmittagssonne, bis es schließlich völlig erlosch. Die Farben im Raum verschwanden. So spät ist es schon, dachte Stella. Ich muss lange geschlafen haben.
Nadja hatte ihr einen Teller mit Brot, Butter und Aprikosenkonfitüre hingestellt. Dazu einen Becher Tee. Der Tee war schon kalt geworden. Verwundert fragte Stella sich, wo Mahoud sei.
Ich stecke mitten in einem wichtigen Spiel, überlegte sie. Meine Gefangenschaft bezieht sich nicht nur auf diesen Raum. Ich bin gefangen in einem Strudel von Ereignissen. Da braucht man Distanz, um frei bleiben zu können...
Nachdenklich beobachtete sie, wie die Schatten im Zimmer immer länger wurden.
Kann man frei sein, wenn man eingesperrt wird?
Da huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ihr erstes Lächeln seit Tagen. Ja. Man kann frei sein, obwohl man eingesperrt ist. Denn Freiheit ist eine innere Kraft. Sie ist ein Geisteszustand. Mein Freiheitsgefühl ist durch Erziehung und Vertrauen langsam gewachsen. Es kann durch Gefangenschaft nicht zunichte gemacht werden.

Lautlos hatte die Dunkelheit sich in das kleine Gefängnis hereingeschlichen. Da hörte Stella Schritte, die sich draußen näherten. Es wird Mahoud sein, dachte sie und stellte sich schlafend. Er schloss die Tür auf und kam an ihr Bett.
„Stella“, sagte er leise und streichelte ihren Arm. „Ich war in Nagran und habe eingekauft. Wie geht es dir?“
Wahrscheinlich hat er noch mehr von diesen Beruhigungspillen gekauft, grübelte sie, doch diesmal behalte ich meine Gedanken für mich.
„Es geht mir etwas besser“, meldete sie sich endlich betont verschlafen. „Ich bin nur müde.“
Mahoud schaltete die Nachtischlampe ein und betastete vorsichtig Stellas Hinterkopf.
„Die Beule an deinem Kopf ist zurück gegangen.“
Er setzte sich zu ihr aufs Bett.
„Mahoud?“, fragte sie leise.
„Ja, mein Liebling?“
„Sage mir eines...“ sie stockte.
„Ich will nur von dir wissen, ob du es mit mir getan hast, als ich bewusstlos war. Hat es dir Vergnügen bereitet, sich an einer Wehrlosen zu vergreifen?“
„Stella!“
Mahoud sah sie betroffen an.
„Für wen hältst du mich? Ich habe es nicht getan. Es tut mir leid. Ich bin mit der Situation nicht mehr fertig geworden und gebe zu, sie geriet außer Kontrolle.“
„Du musst einfach noch ein bisschen Erfahrungen sammeln, wie man Frauen kidnappt.“
„Ich will sonst niemanden, nur dich Stella.“
„Ich aber will dich nicht mehr, weil du mein Vertrauen missbraucht hast.“
Sie schwieg und dachte an ihre Gespräche im Oman. Über den Propheten und über Allah.
„Du erzähltest mir im Oman von Allah.“ Sie hob die Brauen, „glaubst du wirklich, du kommst mit meiner Gefangennahme bei Allah durch? Bist du so verblendet zu glauben, du könntest ihn hereinlegen? Wir können Gott nicht täuschen, Mahoud, nur uns selbst.“
Stella sah ihn an. Schenkte ihm dieses für ihn so verwirrende Lächeln. Diesmal war es, als strahlte es direkt in sein Herz, und er fühlte die Liebe zu ihr.

Es geht ihr besser, dachte er erleichtert. Sie ist friedlich. Abgesehen von den Vorwürfen schreit sie nicht und ist auch nicht aggressiv. Ich brauche ihr diesmal keine Tablette zu geben.
„Mahoud, kannst du mir bitte etwas zum Schreiben bringen?“
Er reichte ihr Block und Kugelschreiber und fragte:
„Möchtest du noch Tee?“
„Ja gerne.“
Sie schaute ihm nach, als er zur Tür hinausging. Dann nahm sie den Block und begann zu schreiben.

„Meine Hände sind leer,
meine Gedanken ohne Hoffnung,
meine Augen stumme Verzweiflung.
Ich weiß nicht, wer ich war,
ich weiß nicht, wer ich bin,
ich lebe nicht, ich bin ein Schatten...“

Stella legte den Block müde zur Seite und schlief ein.
Als Mahoud zurück kam, setzte er sich zu ihr aufs Bett und betrachtete sie.
Da entdeckte er den Block. Er fragte sich, was sie wohl geschrieben hatte und begann zu lesen. Betroffen sah er sie an. Sie schlief unruhig.
Dann fuhr sie plötzlich hoch. Besorgt strich er ihr übers Haar.
„Du zitterst, Stella. Was hast du?“
Mahoud reichte ihr den Teebecher. „Komm, trink einen Schluck. Es wird alles gut.“
„Ich hatte einen Traum“, sprach sie leise.

Da waren sie wieder. Die Bilder von der Flussmündung. Spanien, der Fluss. Das Schiff, dass sie nach Byblos entführte... Und sie begann zu begreifen.
„Was hattest du für einen Traum, willst du ihn mir erzählen?“
„Ich will nicht darüber sprechen.“ Sie schüttelte den Kopf, „nicht heute.“
„Deine Verse haben mich sehr betroffen gemacht.“
Er nahm ihre Hand, „ich will nicht, dass du unglücklich bist.“
„Das wolltest du einmal vor langer, langer Zeit auch nicht.“
Stella lächelte.
„Wer prüft hier wen, Mahoud? Du sagst, es sei alles geschrieben. Du wolltest mich in deiner arabischen Nacht auf die Probe stellen, wie weit du mit mir gehen kannst. Aber kam nicht vielleicht ich zu dir, um dich zu prüfen?“
Sie schwieg und sah ihn lange an.
„Wir haben dieses Spiel schon einmal gespielt, Mahoud. Wie oft wollen wir es wiederholen? Gefangene unserer eigenen Verhaltensmuster. Noch einmal und noch einmal. - Du hältst mich gefangen und ich bin darüber unglücklich.“

Mahoud schüttelte verständnislos den Kopf. Sie hatte ruhig gesprochen und versucht, ihm etwas zu erklären, was er nicht verstand.
„Wir könnten die Spielregeln ändern“, schlug sie vor. „Ich käme freiwillig zu dir und du würdest endlich Vertrauen in mich finden.“
Sie lächelte.
„Wenn wir dieses Spiel gut zu Ende spielen, dürften wir ein neues beginnen. Das wäre eine riesige Chance, findest du nicht?“
Er wusste immer noch nicht, wovon sie sprach, sie sah es an seinen Augen.
„Ich möchte zuerst mein Leben mit Miguel Angelo abgeschlossen haben. Und dann will ich dich heiraten. Wenn ich dafür zu deinem Glauben übertreten soll, bin ich auch dazu bereit. Ich glaube, das mit meinem Gewissen vereinbaren zu können.“
Er saß mit regloser Miene da und schwieg.
„Ich meine es ehrlich, Mahoud. Aber sag mal, wie willst du mich eigentlich hier festhalten? Du musst doch in Dharan arbeiten?“
„Ich komme am Wochenende hierher.“
„Das kannst du alles einfacher haben.“
Sie verzog spöttisch den Mund. „Ich brauche ein halbes Jahr, um alles abzuschließen, das wäre im August...“
„Ich bin nicht gewillt, solange zu warten“, unterbrach er sie erregt.
„Gewillt?“
Sie musste lachen. „Ich glaube, wir sprechen zwei verschiedene Sprachen. Wie so oft bei Mann und Frau. Du sprichst von Willen und ich von Liebe.“
Mahoud gab keine Antwort. Er dachte daran, wie schön es sei, zu unterdrücken. Zu sehen, wie sie schwach ist und ihn anfleht. Ja, dann fühle ich meine Macht.
„Ich liebe dich Stella. Bleib bei mir“, bat er. „Wir können über alles reden.“
Sie schmiegte sich an ihn. Sanft, zärtlich. So zärtlich, wie sie vorher zu ihm gewesen war. Unsere Liebe wird alles heilen, dachte sie. Sie ist unsere einzige Chance.
Er sah sie misstrauisch an. Fragte sich, warum sie auf einmal so nachgiebig sei. Traute ihrem plötzlichen Sinneswandel nicht. Sie provoziert mich, dachte er verärgert und packte sie am Handgelenk. Mahoud hielt sie genauso brutal fest, wie in der Nacht vor drei Tagen.
„Ich will dich besitzen und nehmen, Stella, wann immer ich will!“, fuhr er sie an. „Und nicht nur dann, wenn du es willst.“
Stella wehrte sich nicht. Sie flehte ihn auch nicht an. Sie war glücklich.
„Mahoud, ich liebe dich. Und ich weiß, dass du mich liebst. Komm zu mir. Ich bin dein.“


In dieser Nacht träumte Stella wieder von den weiten Hochebenen Tibets. Die Landschaft war ihr inzwischen vertraut. Weit in der Ferne grüßten die schneebedeckten Gipfel der Himalajas. Diesmal war der Traum anders, hatte eine andere Dimension. Sie flog hoch oben in der Unendlichkeit des kobaltblauen Himmels, getragen vom Wind. Und sie wusste, sie war ein Adler. Sie war frei.


Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
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