Mir scheint, dass die persönliche Bewertung eines Geräusches od der Lärmquelle eine große Rolle spielt: je weniger man etwas mag und je eher das vermeidbar ist, umso höher der Nervfaktor. Ich nehme jetzt mal ein persönliches Beispiel: das größte akutische Haßobjekt allerhöchster Güteklasse ist für mich der Rasenmäher. Ich hasse ihn. Jedes Jahr, sobald die Sonne ihre ersten wärmeangehauchten Strahlen durch die Märzwolkendecke schickt und ich mich mit einem Kaffee auf der Terrasse räkeln will, springen die Mamis und Papis aus ihren Häusern und schmeißen im Chor ihre Rasenmäher an und ich wünsche mir ne Selbstzerstörungsfunktion plus Fernzündung direkt in meiner Hand. Ich hasse Rasen (vielleicht noch umzäunt von geometrisch – mit elektrischen HECKENSCHEREN, verdammt noch mal! - geschnittenen Hecken) und halte das Rasenmähen/Heckenschneiden für die sinnloseste Freizeitbeschäftigung, der man frönen kann. Meine ganz persönliche Vorstellung von der Vorhölle entspricht einem französischen Garten mitsamt ihren Gärtnern

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Sobald die Rasenmähersaison beginnt frage ich mich, warum man das so gerne macht. Ist das irgendeine Art moderner verklemmter Aggressionsabbau? Da man ja heutzutage niemanden mehr, sei es Chef, Nachbarn, Arbeitskollegen, unfähige Autofahrer gepflegt eine in die Fresse hauen darf? Ich stell mir das so vor: Papi kommt abends geladen nach Hause, wo ihm Frau und Kinder entgegenquengeln. Papi macht am Absatz kehrt und begibt sich mit Golden Retriever und Sixpack in den Garten, wo er zum Ausgleich 10 000 Blumen köpft. Eine andere schlüssige Erklärung für dieses Phämonen habe ich nicht. Und ich leide. Stopfe mir was in die Ohren und merke, wie mir nach und nach meine pazifistische Grundeinstellung flöten geht, bei der Vorstellung, diese verdammten Dinger mit der Panzerfaust wegzuhauen. Gibt es eigentlich eine Rasenmäherversion vom Moorhuhnspiel?
Fassen wir zusammen: ich mag keine bis auf den mm zurechtgestutzten Gärten, weil die für mich den Inbegriff von Degeneration verkörpern (ähnlich wie ein Pudelfriseur). Ich mag keine Rasenmäher. Beides halte ich für vermeidbar. Also entspringt mein Unwohlsein bei dem Geräusch in erster Linie meiner persönlichen Bewertung eines an sich neutralen Motorengeräusches, weil ich damit etwas verbinde, das ich als negativ einstufe. Im Wald Lärm machen ist kacke und gleichzeitig vermeidbar=nervt ungemein.