Vor einer Stunde hat der Spiegel gemeldet, dass Gil bei seiner Aussage bleibt und die Kette immer trägt.
Die Auswertung der Überwachungsdaten ist noch nicht vorbei und bis dahin sollte man auch nicht spekulieren. Er selbst sagt, dass er lange mit sich gerungen hat das Video zu veröffentlichen weil er auch Kinder hat und schon ahnte was das auslösen kann.
Alles ist möglich, aber ganz ehrlich: ich glaube ihm.
Es wird schon von Anfang an "spekuliert", bzw. wurde eigentlich die meiste Zeit vorverurteilt, obwohl es nichts gab außer seinem Video. Insofern bin ich zwar dafür, dass Medien sich endlich darauf konzentrieren im Konjunktiv zu formulieren und nicht sofort wieder harte Schlussfolgerungen ziehen. Aber ich persönlich bin 99.99% sicher das er lügt. Ich glaube auch, dass obwohl er sicherlich bei seiner Version bleiben wird, seine Geschichte sehr wasserdicht widerlegt werden wird. Denn abgesehen von den bereits aufgetretenen Widersprüchen, von denen er jetzt glauben machen will das wären keine, sind die Schwachpunkte darin sehr vielfältig und gehen über das Thema "Sichtbarkeit des Sterns" hinaus.
Er signalisierte sie auch in den heutigen Interviews selbst. Er sagte z.B. sinngemäß er sei froh, dass die Staatsanwaltschaft das gesamte Video-Material auswerten würde. Das soll den Eindruck erwecken er habe nichts zu verbergen, das andere Material würde sich eher als entlastend herausstellen. Er zeigt aber viele Anzeichen von Angst vor genau dem was noch nicht öffentlich wurde. Vor allem zeigt er aber deutliche Angst bei jeder für ihn problematischen Frage. Er schweift dann nämlich ab, ergeht sich in Monologen die mit der Frage gar nichts zu tun haben. Abschweifende Monologe haben in vielen Situationen nicht nur den bewussten Zweck thematischer Ablenkung, sondern signalisieren vor allem Angst vor der nächsten Frage. Der Zeitraum bis zur nächsten Stress-Situation (problematische Frage --> Gefahr) soll damit unbewusst ausgedehnt werden. Bei unproblematischen Fragen kann er durchaus kurz und präzise antworten. Genau das macht jene Parts, in denen er diese abschweifende Angst zeigt, umso signifikanter. Was auch deutlich ist: Er reagiert immer wieder mit leichten Anpassungen seiner Geschichte auf Veröffentlichungen. Da er aber nicht weiß was noch auf dem Video-Material zu sehen ist kann er das nicht durchdenken und macht Fehler die er in dem Moment nicht bemerkt. Es ist als ob er die Schwachpunkte seiner Geschichte selbst markiert. Jeder Beamte der ihn zukünftig noch mal zum Ablauf vernehmen wird hat in den Interviews eine wahre Fundgrube.
Ein Beispiel, unabhängig von der Sichtbarkeit des Sterns: Er trennt in den Interviews sehr deutlich zwischen dem Gast, der ursprünglich gesagt haben soll er sollte den Stern wegpacken, und "Herrn W.". Ich meine damit, dass er entweder darüber spricht das er von hinten beleidigt wurde, und dann schweift er ab, in Theorien der müsse ihn erkannt haben usw.. Oder er erzählt über Herrn W.. Den gesamten Ablauf (Gast sagt ----> Herr W. sagt) kann er nicht erklären. Das was er erzählt verändert die ursprüngliche Geschichte aber schon wieder und er scheint das nicht zu bemerken. Die Veränderung ist: Ursprünglich reagierte Herr W. ja auf den Gast, also im Sinne von "Ja genau, packen Sie ihren Stern weg". Heute erklärt er, dass das Bild auf dem er zu sehen ist wie er nach hinten zeigt, die Szene ist in der er dem Personal sagt er sei von jemandem aus der Schlange beleidigt worden (im ursprünglichen Video sagte er übrigens: "und da ruft irgendeiner
aus der Ecke: ....") . In der Szene steht direkt vor ihm eine Frau, und dahinter erst Herr W (auf dem Bild nicht sichtbar). Also ist seine neue Version was? Das er denen gesagt hat was der Gast gesagt hat und Herr W. dann auf Gil Ofarim reagierte? Und falls die ursprüngliche Version wahr wäre, dass Herr W. direkt auf den Gast reagiert und den bestätigt: Wieso sollte Gil Ofarim sich dann noch über den Gast beschweren? Die neue Aufforderung wäre ja viel extremer. Und wie sollte das mit der Akustik funktionieren, dass Herr W. den Gast auf die Distanz und durch die Scheibe und hinter der Mitarbeiterin hören konnte --- und es trotzdem keine Zeugen gibt? Gleich daneben stehen Menschen am Schalter und dahinter sind noch mehr usw.
Und was gar keine Rolle mehr spielt: Das andere vorgelassen wurden. Er wird nicht mehr so tun als hätte das irgendetwas mit Diskriminierung zu tun, da mittlerweile klar ist, dass das Hotel einfach jene vor ließ die sie schon im System hatten. In der ursprünglichen Geschichte war das aber ein bedeutender Teil. Es wirkte, als ob er von Anfang an ganz bewusst diskriminiert wurde, weil er Jude ist bzw. diesen Stern trägt.
Es ist aus Vernehmungen bekannt, dass die wenigsten Menschen fähig sind eine derartige Komplexität an Abläufen und Informationen stimmig und über Zeit zu prozessieren wenn sie sich nicht nur an die Wahrheit erinnern dürfen, sondern einen alternativen Ablauf erfinden müssen der gleichzeitig nicht von der Wahrheit unterschieden werden kann, sich also nicht sofort selbst widerlegt. Und Gil Ofarim zeigt alle Zeichen dafür das er vollkommen überfordert ist. Und er ist schon mit einfachen Fragen überfordert während er so gut wie gar nicht auf Plausibilität und Abläufe hin befragt wurde. Die waren alle sehr nachsichtig mit ihm (also in den Interviews heute). Und trotzdem reißt er weitere Löcher in seine Story.