Umgang mit Sucht

uuooh, das ist echter Balsam für die Seele, das zu lesen! Ganz herzlichen Dank an Dich!
Das freut mich, dass das so bei Dir ankam:).

Ich wiederhole nochmal, wie ich Dich verstanden habe: Also immer tiefer spüren, was ist und nicht zuviel darüber nachdenken, wie es eigentlich sein sollte? - lockerer werden, es nicht erzwingen wollen, daß es endlich aufhört sondern nur schauen, registrieren, es so sein lassen, nicht sich selbst verurteilen, eher akzeptieren wie es ist und geniesen statt mit schlechtem Gewissen das Zeug reinzuziehen? - wenn das innere "Ja" zum Aufhören da ist und das Gesuchte/Entbehrte gefunden ist, dann hört es von selber auf?

Jawohl! Und ohne Geduld geht das nicht. Das Teufelchen in uns, das uns ständig einflüstert, was wir tun müßten, um besser/heiler zu werden, ist ausgesprochen hartnäckig. Und das ist auch gut so:D.
Übrigens, der von mir vorgeschlagene Weg ist zwar "liebevoller", aber nicht unbedingt leichter. Du mußt zwar nichts - ohne inneres Ja - verändern und Dich auch zu gar nichts zwingen, aber diese ständige Präsenz für sich selbst ist nicht ohne. Dein Schatten zeigt sich auch auf diesem Weg:).

Viele Grüße , so von Suchti zu Suchti;)

Tanita
 
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Mein Vater war 25 Jahre starker Raucher (2 Schachteln am Tag)! Er hat das Buch "Endlich Nichtraucher" von Allen Carr innerhald eines Tages gelesen und am nächsten Tag hat er keine Zigaretten mehr angerührt. Zum Ausgleich ist er täglich 1-2 Stunden mit dem Rad gefahren (wegen Gewichtszunahme)!
Allerdings hat er das Buch 2 Jahre zuhause liegen gehabt, ehe es klick im Kopf gemacht hat und er es gelesen hat!
Viel Glück
 
Hallo,
Ich habe auch mit dem Buch "Endich Nichtraucher" von Allen Carr mit dem Rauchen aufgehört.
Ich kann diese Methode nur empfehlen denn ich hatte überhaupt keine Probleme beim Aufhören, im Gegensatz zu vielen anderen, die sich mit unbrauchbaren Methoden wochenlang quälen müssen.
Mit einer Suche hatte diese Sucht nichts zu tun und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass irgendeine Nikotinsucht damit zu tun hat...
Ein Raucher raucht nicht weil er etwas sucht sondern ganz einfach weil er sich ohne Nikotin hundeelend fühlt und dann redet er sich ein, dass die Zigarette ihm bei irgendwas hilft damit er sich nicht ganz so dumm dabei vorkommt wenn er sich selbst vergiftet.
Im Grunde genommen ist die Nikotinfalle nicht so kompliziert, nur der Raucher glaubt das, weil es ihm so schwer fällt wieder hinaus zu kommen.

Lg Shinjukai
 
Es geht vielleicht auch ums nicht-spüren-wollen von irgendetwas.

Wenn es so ist, such Dir einen Begleiter, der Dir hilft, das anzuschauen, was Du Dich alleine nicht traust.
 
Danke für Eure Antworten! Das sind schon sehr gute Hilfen!

@east:

Es hat etwas mit Suchen zu tun, das stimmt. Die Sucht ist Ausdruck für eine Suche. Was suche ich denn? Tja, letztlich suche ich Glück, Freiheit, wahre Liebe all das, was ich im normalen Alltagsbewusstsein nicht oder zu begrenzt spüren kann. Da sollte mehr sein, denke ich und nehme den nächsten Zug von der Zigarette. Ich suche in der Betäubung etwas, was ich sonst nicht spüre oder ´was ich zu vermissen meine. Es scheint mir etwas zu fehlen, aber ich finde nichts Konkretes, was es sein könnte - zumindest was die äusseren Bedingungen angeht gibt es rein gar nichts, was ich da gerne anders hätte. Ich wäre nur gern endlich frei von dieser Süchtelei, von der Sucherei? - das ist mein Wunsch. Es ist nicht nur Suchen, es ist auch Ablenkung - vielleicht noch mehr Ablenkung als Suchen.

@ schooko:

Heisst das, da ist kein blinder Fleck? Da sind nur Gedanken, es wäre noch bzw. müsste noch etwas anderes da sein? Ist das die Wurzel, dass ich etwas suche, was gar nicht da ist und darum gar nicht fehlt? Ablenkung durch Suchen nach etwas, was nicht da ist?

nochmal Danke und lieben Gruß!
Bruzz
Hallo Bruzz,
und wenn du es gefunden hast, also den GRUND für die Sucht.
Wirst du dann von einem am anderen Tag aufhören mit dem Alkohol bzw. den Zigaretten? wirst du dann sagen: aha, das ist der Grund und ab jetzt trinke/rauche ich nichts mehr?:confused:
Irgendwas im Leben passt einfach nicht und DAS mußt du ändern.Nicht nur erkennen, sondern auch ändern, denn ansonsten sehe ich wenig Chancen gegen Alkohol- bzw Nikotinsucht.

Herzliche Grüße und alles Gute
Gabrielle
 
Ich kann dir erzählen, wie ich mit meiner Sucht umgehe:). Ich beobachte und spüre sie, bleibe immer bei mir, registriere meine selbstverurteilenden Gedanken dazu, fühle wie ich mich schlecht dabei fühle (und gleichzeitig auch gut) und habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich irgendwann das innere Ja zum Verzicht auf Übermaßkonsum einstellen wird, ohne Krampf und Zwang:).

Was ich nicht mehr tue, ist, mich zu zwingen, weniger zu rauchen oder auch zu trinken (wobei ich wohl deutlich weniger trinke als Du, - aber das dennoch ziemlich regelmäßig). Meine Erfahrungen mit solchen selbstauferlegten Zwängen (ohne ein inneres deutlich gefühltes Ja) sind so, dass ich es danach eher immer mit so etwas wie mit einem Jojo-Effekt zu tun hatte.

Natürlich ist jede Form von Übermaß Ausdruck eines Suchtverhaltens und es läßt sich dazu eine ganze Menge analysieren (Ersatz für Mutterbrust, Schnuller der Erwachsenen etc.......), das ändert aber nichts an diesem suchenden Verhalten. Wer suchet, der findet irgendwann:). Will sagen: wenn du rauchst und trinkst, dann tue es bewußt, bleibe bei Dir, spüre Dich, registriere alles, was an Gedanken und Gefühlen kommt (und das ist deutlich schwerer als es den Anschein hat) und sei vor allem geduldig mit Dir. Manche Dinge brauchen einfach ihre Zeit.

Liebe Grüße

Tanita

Treffend! :)

Suchtmuster werden ganz häufig aufrecht erhalten durch diese "innere Spirale" aus Scham und Verurteilung. "So muss es sein, so sollte es sein, das darf nicht". Sprich Bewertung.
Man nennt Dinge genau dann eine Sucht, wenn der Gedanke da ist,
dass es eben so NICHT laufen darf.

Klar ist dies oft ein selbstverletzendes Verhalten und meist destruktiver natur
(wie jede fixierung und abhängigkeit) aber das größte Hindernis ist zu denken, es liefe etwas "falsch".
Wenn ich mir also die Erlaubnis gebe auch so ok zu sein, entspannt sich etwas in mir und ich kann (wie oben Tanita beschreibt) BEWUSST dabei bleiben und "es" beobachten. Das Verlangen, das "Erfüllen", die Urteile die durch den Kopf geistern, so wie danach die Schuldgefühle.
Wirklich ALLES fühlen, was IN DIR abläuft. Die Beobachterrolle.

Und vorallem: Sei geduldig mit dir und sanftmütig.
Es geht nicht von heute auf morgen... und das ist wahrscheinlich sogar "gut so", weil dadrin eine rießen Chance steckt.

Berge den Schatz, der hinter den Urteilen steckt
und auf den du dich hin-weisen willst.

:umarmen:

Alles Liebe dir :blume:
 
Liebe Forumsleute!

Mein Problem ist latente Alkohol- und Zigaretten-Sucht. Seit Jahren versuche ich daran etwas zu ändern, aber bis auf eine 5-jährige Rauchpause mit jetzt mittlerweile schon wieder 2-jähriger Rückfälligkeit ist bislang nichts dabei herausgekommen. Ich bin kein Vollalkoholiker, trinke nicht jeden Tag und wenn, dann auch meist nicht bis zum Vollrausch, auch wenn das alle paar Monate doch mal vorkommt. Ich habe keine körperlichen Entzugserscheinungen, wenn ich mal 2 Wochen nichts trinke - es ist wohl grade so an der Grenze. Mit dem Rauchen ist es schwieriger, ich bin aber auch kein Kettenraucher. Meine Lebensumstände würde man wohl als optimal bezeichnen: ich habe Familie, zwei Kinder, einen guten Job, verlässliche Freunde,alles ist stabil und positiv - im Grunde fehlt mir nichts. Und doch scheine ich Grund zu haben, mich in regelmäßigen Abständen zu betäuben. Ich möchte so gerne frei davon sein, aber ich finde einfach nicht den Dreh.

Kann mir jemand irgendeinen Rat geben oder von eigenen ERfahrungen berichten? Rein verstandesmäßig begreife ich, daß ich durch das Betäuben irgendetwas wegdrücke - ich weiss rein intellektuell eigentlich auch recht gut was das ist. Aber ich kann aus diesem Wissen keinen Nutzen ziehen und so denke ich, daß es einen blinden Fleck gibt, irgendwas, daß ich nicht sehen kann und dass mich in der Sucht gefangen hält.

Vielleicht könnt ihr mir Hinweise geben, wo ich Ansätze finden kann, das wäre schön!

Liebe Grüße!
Bruzzbruzz

Hallo!

Ich kenne keinen Menschen ohne Sucht.
Es sind unsere Vorstellungen von richtig und falsch, die das eine Sucht nennen und das andere Ehrgeiz, Fleiß usw.
Mal ehrlich, wer den ganzen Tag arbeitet und quasi nicht mehr abschalten kann, nur noch unter Strom steht, ist der nicht süchtig?
Wer sich täglich nach der letzten Mode kleidet, kleiden muss, wer sich eine Fassade aus "Schönheit" zimmert und ewig jung aussehen will und leidet wenn er´s nicht ist... Ist der nicht süchtig?
Wer Sport bis zum Erbrechen betreibt, sogar Mittelchen um den Preis seiner Gesundheit nimmt, nur um "perfekt" auszusehen (was immer das heißt), ist dieser Mensch nicht süchtig?
Wir rennen nur noch und weil das nicht reicht, telefonieren wir dabei, oder hören Musik...
usw usw usw
Wir dröhnen uns ständig zu! Mit allen möglichen Dingen!
Aus lauter Angst...
So viel zu Sucht!

Du bemerkst die Bewegung meinerseits? Emotion... ja....:rolleyes:

Ich lasse gerade alles... ich versuch´s...
Da ist mein Zuhause, dort in der Morgenröte, am Ende der Nacht...
UPS
Ich schweife ab.

Alles habe ich genommen und alles gelassen.
Zigaretten und Alk waren die letzten beiden.

Nicht mit dem Kopf, nicht ausschließlich.
Ich habe lange darüber nachgedacht und gefühlt, beides!
Als die beiden eins waren fiel mir der Grund ein, warum ich rauche und trinke.
Ich drückte meine Zigarette aus und rauchte nie wieder. Ich verschüttete den letzten Alkohol, probierte das Trinken ein- zweimal und verlor die Lust vollständig.
Weder den Geschmack noch die Wirkung schätze ich heute...

Entzug gab es minimal und ich habe dann immer etwas gemacht, aber das würde ich dir privat mitteilen, wenn du magst.

So....
LG,

tin

PS: Ist doch schon ein mächtiger Schritt, sich zu kümmern und es sich einzugestehen.
Also, wenn ich deine Sucht wäre, würde ich mir langsam in die Hose machen.
 
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Ist bruzzbruzz noch dabei:)? Auf jeden Fall mag ich Eure Beiträge, bin ja auch ein Suchti;).

Mir ist noch ein Bild gekommen: ich stelle mir - in meinem Fall - ein "böses" kleines Mädchen vor, dass einfach nicht aufhört, diesen Unsinn mit dem Gerauche zu veranstalten. Könnte ihr Euch so etwas vorstellen? Ein Kind, dem man Liebe, Aufmerksamkeit, scheinbar alles, entgegenbringt, und dennoch macht es weiter mit einem Verhalten, das wir als selbstdestruktiv bezeichnen würden. Je nachdem wie wir veranlagt sind, opfern wir uns auf, suchen immer wieder das Gespräch, fahren alle Geschütze auf, um dieses dumme Ding von seinem selbstdestruktiven Verhalten abzubringen. Oder aber wir fahren die harte Tour, "jetzt ist aber mal Schluß mit Lustig" und ich zeige Dir mal auf, was Grenzen sind, wo der Hammer hier hängt.

All diese Dialoge habe ich schon in mir beobachtet und das "dumme kleine Ding" macht immer noch weiter.......
Weder übertriebenes Bemuttere, Psychologiesieren (darin sind wir Frauen ja ganz groß;)) noch die "harte Tour" können dieses dumme kleine Ding in seinem Herzen wirklich davon überzeugen, (selbst-)destruktives Verhalten zu unterlassen. Vielleicht zwingt es sich, das Rauchen zu lassen und fängt dafür an, Schokolade zu fressen. Oder es stürzt sich in eine der zahlreichen anderen menschlichen Aktivitäten, die dazu dienen, vor sich selbst zu flüchten. Aber das Herz bleibt irgendwie leer, irgendetwas stimmt nicht, - und es spielt überhaupt keine Rolle, ob wir das mit Sport, Arbeit, Sex oder was auch immer kompensieren. Ganz tief da drinnen gibt es eine unglaubliche Sehnsucht, - und Teufelchen und Engelchen kommentieren das ständig und immer wieder, jeder auf seine Weise.

Ich für mich habe entschieden, ich bleibe bei mir, egal, was kommt. Das ist oft so unendlich schwer, viel schwerer, als den Hammer draufzuhauen oder sich in mütterlichem Gehabe zu verlieren. Und ich habe für mich so wenige Vorbilder. Ich tu`s einfach, weil`s mir wer eingeflüstert hat und weiß der Teufel, woher ich die Gewissheit nehme, dass dieser Weg, mitten in mich hinein, der ist, der meine Fesseln sprengen wird:).

Liebe Grüße an Euch alle

Tanita
 
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