Umgang mit Sucht

Bibo

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sehr im Süden Deutschlands
Liebe Forumsleute!

Mein Problem ist latente Alkohol- und Zigaretten-Sucht. Seit Jahren versuche ich daran etwas zu ändern, aber bis auf eine 5-jährige Rauchpause mit jetzt mittlerweile schon wieder 2-jähriger Rückfälligkeit ist bislang nichts dabei herausgekommen. Ich bin kein Vollalkoholiker, trinke nicht jeden Tag und wenn, dann auch meist nicht bis zum Vollrausch, auch wenn das alle paar Monate doch mal vorkommt. Ich habe keine körperlichen Entzugserscheinungen, wenn ich mal 2 Wochen nichts trinke - es ist wohl grade so an der Grenze. Mit dem Rauchen ist es schwieriger, ich bin aber auch kein Kettenraucher. Meine Lebensumstände würde man wohl als optimal bezeichnen: ich habe Familie, zwei Kinder, einen guten Job, verlässliche Freunde,alles ist stabil und positiv - im Grunde fehlt mir nichts. Und doch scheine ich Grund zu haben, mich in regelmäßigen Abständen zu betäuben. Ich möchte so gerne frei davon sein, aber ich finde einfach nicht den Dreh.

Kann mir jemand irgendeinen Rat geben oder von eigenen ERfahrungen berichten? Rein verstandesmäßig begreife ich, daß ich durch das Betäuben irgendetwas wegdrücke - ich weiss rein intellektuell eigentlich auch recht gut was das ist. Aber ich kann aus diesem Wissen keinen Nutzen ziehen und so denke ich, daß es einen blinden Fleck gibt, irgendwas, daß ich nicht sehen kann und dass mich in der Sucht gefangen hält.

Vielleicht könnt ihr mir Hinweise geben, wo ich Ansätze finden kann, das wäre schön!

Liebe Grüße!
Bruzzbruzz
 
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Danke für Eure Antworten! Das sind schon sehr gute Hilfen!

@east:

Es hat etwas mit Suchen zu tun, das stimmt. Die Sucht ist Ausdruck für eine Suche. Was suche ich denn? Tja, letztlich suche ich Glück, Freiheit, wahre Liebe all das, was ich im normalen Alltagsbewusstsein nicht oder zu begrenzt spüren kann. Da sollte mehr sein, denke ich und nehme den nächsten Zug von der Zigarette. Ich suche in der Betäubung etwas, was ich sonst nicht spüre oder ´was ich zu vermissen meine. Es scheint mir etwas zu fehlen, aber ich finde nichts Konkretes, was es sein könnte - zumindest was die äusseren Bedingungen angeht gibt es rein gar nichts, was ich da gerne anders hätte. Ich wäre nur gern endlich frei von dieser Süchtelei, von der Sucherei? - das ist mein Wunsch. Es ist nicht nur Suchen, es ist auch Ablenkung - vielleicht noch mehr Ablenkung als Suchen.

@ schooko:

Heisst das, da ist kein blinder Fleck? Da sind nur Gedanken, es wäre noch bzw. müsste noch etwas anderes da sein? Ist das die Wurzel, dass ich etwas suche, was gar nicht da ist und darum gar nicht fehlt? Ablenkung durch Suchen nach etwas, was nicht da ist?

nochmal Danke und lieben Gruß!
Bruzz
 
Liebe Forumsleute!
Kann mir jemand irgendeinen Rat geben oder von eigenen ERfahrungen berichten? Rein verstandesmäßig begreife ich, daß ich durch das Betäuben irgendetwas wegdrücke - ich weiss rein intellektuell eigentlich auch recht gut was das ist. Aber ich kann aus diesem Wissen keinen Nutzen ziehen und so denke ich, daß es einen blinden Fleck gibt, irgendwas, daß ich nicht sehen kann und dass mich in der Sucht gefangen hält.
Vielleicht könnt ihr mir Hinweise geben, wo ich Ansätze finden kann, das wäre schön!
Liebe Grüße!
Bruzzbruzz

Ich kann dir erzählen, wie ich mit meiner Sucht umgehe:). Ich beobachte und spüre sie, bleibe immer bei mir, registriere meine selbstverurteilenden Gedanken dazu, fühle wie ich mich schlecht dabei fühle (und gleichzeitig auch gut) und habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich irgendwann das innere Ja zum Verzicht auf Übermaßkonsum einstellen wird, ohne Krampf und Zwang:).

Was ich nicht mehr tue, ist, mich zu zwingen, weniger zu rauchen oder auch zu trinken (wobei ich wohl deutlich weniger trinke als Du, - aber das dennoch ziemlich regelmäßig). Meine Erfahrungen mit solchen selbstauferlegten Zwängen (ohne ein inneres deutlich gefühltes Ja) sind so, dass ich es danach eher immer mit so etwas wie mit einem Jojo-Effekt zu tun hatte.

Natürlich ist jede Form von Übermaß Ausdruck eines Suchtverhaltens und es läßt sich dazu eine ganze Menge analysieren (Ersatz für Mutterbrust, Schnuller der Erwachsenen etc.......), das ändert aber nichts an diesem suchenden Verhalten. Wer suchet, der findet irgendwann:). Will sagen: wenn du rauchst und trinkst, dann tue es bewußt, bleibe bei Dir, spüre Dich, registriere alles, was an Gedanken und Gefühlen kommt (und das ist deutlich schwerer als es den Anschein hat) und sei vor allem geduldig mit Dir. Manche Dinge brauchen einfach ihre Zeit.

Liebe Grüße

Tanita
 
Ich kann dir erzählen, wie ich mit meiner Sucht umgehe:). Ich beobachte und spüre sie, bleibe immer bei mir, registriere meine selbstverurteilenden Gedanken dazu, fühle wie ich mich schlecht dabei fühle (und gleichzeitig auch gut) und habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich irgendwann das innere Ja zum Verzicht auf Übermaßkonsum einstellen wird, ohne Krampf und Zwang:).

Was ich nicht mehr tue, ist, mich zu zwingen, weniger zu rauchen oder auch zu trinken (wobei ich wohl deutlich weniger trinke als Du, - aber das dennoch ziemlich regelmäßig). Meine Erfahrungen mit solchen selbstauferlegten Zwängen (ohne ein inneres deutlich gefühltes Ja) sind so, dass ich es danach eher immer mit so etwas wie mit einem Jojo-Effekt zu tun hatte.

Natürlich ist jede Form von Übermaß Ausdruck eines Suchtverhaltens und es läßt sich dazu eine ganze Menge analysieren (Ersatz für Mutterbrust, Schnuller der Erwachsenen etc.......), das ändert aber nichts an diesem suchenden Verhalten. Wer suchet, der findet irgendwann:). Will sagen: wenn du rauchst und trinkst, dann tue es bewußt, bleibe bei Dir, spüre Dich, registriere alles, was an Gedanken und Gefühlen kommt (und das ist deutlich schwerer als es den Anschein hat) und sei vor allem geduldig mit Dir. Manche Dinge brauchen einfach ihre Zeit.

Liebe Grüße

Tanita


uuooh, das ist echter Balsam für die Seele, das zu lesen! Ganz herzlichen Dank an Dich!

Ich wiederhole nochmal, wie ich Dich verstanden habe: Also immer tiefer spüren, was ist und nicht zuviel darüber nachdenken, wie es eigentlich sein sollte? - lockerer werden, es nicht erzwingen wollen, daß es endlich aufhört sondern nur schauen, registrieren, es so sein lassen, nicht sich selbst verurteilen, eher akzeptieren wie es ist und geniesen statt mit schlechtem Gewissen das Zeug reinzuziehen? - wenn das innere "Ja" zum Aufhören da ist und das Gesuchte/Entbehrte gefunden ist, dann hört es von selber auf?

lG
Bruzz
 
Danke für Eure Antworten! Das sind schon sehr gute Hilfen!

@east:

Es hat etwas mit Suchen zu tun, das stimmt. Die Sucht ist Ausdruck für eine Suche. Was suche ich denn? Tja, letztlich suche ich Glück, Freiheit, wahre Liebe all das, was ich im normalen Alltagsbewusstsein nicht oder zu begrenzt spüren kann. Da sollte mehr sein, denke ich und nehme den nächsten Zug von der Zigarette. Ich suche in der Betäubung etwas, was ich sonst nicht spüre oder ´was ich zu vermissen meine. Es scheint mir etwas zu fehlen, aber ich finde nichts Konkretes, was es sein könnte - zumindest was die äusseren Bedingungen angeht gibt es rein gar nichts, was ich da gerne anders hätte. Ich wäre nur gern endlich frei von dieser Süchtelei, von der Sucherei? - das ist mein Wunsch. Es ist nicht nur Suchen, es ist auch Ablenkung - vielleicht noch mehr Ablenkung als Suchen.

@ schooko:

Heisst das, da ist kein blinder Fleck? Da sind nur Gedanken, es wäre noch bzw. müsste noch etwas anderes da sein? Ist das die Wurzel, dass ich etwas suche, was gar nicht da ist und darum gar nicht fehlt? Ablenkung durch Suchen nach etwas, was nicht da ist?

nochmal Danke und lieben Gruß!
Bruzz

Es gibt nur Gedanken. und du kannst zu jedem sagen Geh.danke Geh.danke Geh.danke

Du kannst dir auch neue überlegen die du stattdessen lieber hast (denn alte gedanken werden immer durch neue ersetzt - und da kann man ja auch gleich die richtigen hinsetzen)
 
Es gibt nur Gedanken. und du kannst zu jedem sagen Geh.danke Geh.danke Geh.danke

Du kannst dir auch neue überlegen die du stattdessen lieber hast (denn alte gedanken werden immer durch neue ersetzt - und da kann man ja auch gleich die richtigen hinsetzen)

Geh.Danke. Das ist schon ein guter neuer Gedanke. Ich probiere es.

Danke schön!

Wovor - würdest Du sagen - fliehen wir eigentlich überhaupt in Süchte?
 
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