Umgang mit Kindes- Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung in unserer Gesellschaft..

Hallo Krankl

aus Deinen Zeilen konnte ich nun nicht herauslesen weshalb Du Dich auch als Täter siehst.
Magst es schreiben?

Gruß Aroha
 
Werbung:
Ich sehe mich als täter weil ich keine gefühle zeigen konnte und andere so sehr verletzt habe das sie heute mit mir nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.(angefangen bei meiner mutter bis hin zu meiner exfrau und einigen freunden)

Mein Vater zum beispiel hat nie irgendeine gefühlsregung gezeigt hat meine mutter 25 jahre betrogen bis zur scheidung die meine mutter nie wollte.
Sie hat immer um ihm gekämpft und wollte nur glücksein mit den mann den sie überalles noch immer liebt.Ja aber meine schwester und ich sind dabei total untergegangen (meine schwester ist seit 10 jahren in terapie mit den selben prob. wie ich.)

daweil hätte ich es ja wissen müßen wie das ist wenn man jemanden liebt (von meiner kindheit her) und nicht beachtet werde aber ich habe immer alles verdrängt und deswegen auch nie darüber nachgedacht.

ich wollte das meine kinder nicht ohne vater aufwachsen und ohne gefühle und um so mehr ich das wollte um so weniger hab ich es geschaft.

wollte nie so sein wie mein vater und wurde dann genauso und weis heute noch immer nicht genau warum.weis auch das ich nur aufmerksamkeit von meinen eltern wollte bis heute noch.aber die haben sich immer nur mit mir beschäftigt wenn ich was angestellt habe bis heute.

weis nicht wie ich mit dem allem umgehen soll.

nur ein beispiel :morgen kommt mein vater mich besuchen obwohl ich mir vorgenommen habe das nicht mer zuzulassen das er das kann weil es mir nachher immer schlecht geht(wurde meiner schwester und mir geraten den kontakt nicht alzuoft zuzulassen)

aber er ruft an das er wiedermal in wien ist und ich kann nicht nein sagen weil immer die hoffnung da ist das er mal gefühle zeigt oder mir sagt warum er so ist.

eines meiner vielen probleme warum das so ist weis ich noch nicht.

ich glabe langsam das ich irgendetwas nachlaufe was es garnicht gibt auf dieser welt.

wollte eigentlich immer nur glücklich sein und konnte es aber nie zulassen.

warum alles so gelaufen ist alles weist ja noch nicht das wäre jetzt zuviel und will ich auch nicht ins forum schreiben

hoffe du hast mich jetzt verstanden
 
Hallo Krankl

ja hab Dich verstanden.
Das ist das fatale, sich dann selbst als Täter zu sehen.

Du bist es aber nicht. Das Opfer bist Du aufgrund der Verletzungen aus Deiner Kindheit die Du mit Dir rumschleppst.
Da Du nichts anderes kennst verletzt Du Dich selbst indem Du Dich als Täter siehst.
Dich vor Dir selbst klein machst.

Auch das nicht NEIN sagen können. Deshalb wohl nicht weil Du ja Deinen Vater vor den Kopf stößt. Dieses Wissen kannt man dann nicht aushalten.

In Therapie bist Du ja schon. Kannst Du da offen sein oder verschließt du Dich da?

Was machst Du gegen Deine Panikattacken?

Lernst Du die Angst vor der Angst auszuhalten, durch sie hindurchzugehen indem Du Dich ihr stellst?

Wenn Du Deinen Vater nicht sehen willst, dann laß Deine Tür geschlossen. Es ist Dein Recht. Man braucht sich nicht mit Menschen zu umgeben die einem schaden.

Halte Dich aus mit all Deinen negativen Gefühlen. Laß Dich fallen bis auf den Grund des schwarzen Lochs in welchem Du Dich befindet, denn nur so kannst Du wieder aufsteigen.

Hatte auch Panickattacken, Angst vor der Angst, die ganze Palette.

Habe es überwunden. War ein langer Weg aber man kommt da raus wenn man mit sich und an sich selbst arbeitet.

Eine Entspannungsmethode zu erlernen ist auch ein gute Hilfe auf dem langen Weg.

Gruß Aroha
 
ja kann in der Therapie offen sein stehe aber noch am anfang!!

Mußte erst lernen über meine Probleme zu reden ist mir sehr schwer gefallen jetzt nicht mehr weil gesehen habe das es mir hilft.

Kann auch mitlerweille mit meiner Frau über alles reden der ich anfangs nicht mal ins gesicht schaun konnte.

Aber sie steht zu mir und ist sehr glücklich darüber das ich an mir arbeite und nicht mehr davon laufe und das gibt mir sehr viel kraft.

Und seit dehm ich endlich kapiert habe das ich alles selber nur kaputt machen kann halten sich die panikattaken auch in grenzen kommen zwar immer wieder genauso wie die depresionen aber nicht mehr so heufig zum glück.

Ich versuch damit zu leben so gut ich daweil kann und das geht auch ganz gut im moment (mal Besser mal schlechter) alles aufeinmal geht nicht es wird mir manchmal auch alles zuviel.es ist so das die momente wo es mir gut geht schon öfters überwiegen ich dann aber wieder unsicher werde weil ich mir nicht sicher bin ob ich mit gewisse probleme verarbeitet und akzeptiert habe das sich manches nicht ändern wird oder sie wieder nur verdrängt habe und damit wieder angst und depression vördere.

Stellen tu ich mich jetzt schon allem auch wenns mich immer wieder fertig macht.

Das mit meinen Vater ist nicht so einfach weil mit meiner Mutter konnte ich schon über einige sachen reden sonnst wäre ich nicht soweit.Und mir tut ja auch mein Vater sehr leid weil er ist jetzt 65 jahre und hat nie erfahren wer sein vater ist wie er war und glaub halt das er deswegen auch so seine probleme hat.Ich trau mich aber nicht mit darüber zu reden aus angst er könnte wieder einen herzinfakt bekommen oder sich nicht mehr bei mir melden wie er es bei meiner schwester getahn hat.weil im den moment wo er bei mir ist kann ich es geniesen und freuen das er da ist aber wenn er geht und ich nachher darüber nachdenke wie es war zebreche ich wieder daran.

Bin noch nicht soweit glaub ich das ich von ihm oder so wie ich ihn gern hätte los lasse.

Nein sagen können ist auch so ein problem momentan weil ich einfach keinem mer we tun wil und dann selber wieder darunter leide.

Auch die Menschen fern halten die mir nicht gut tun ist so ein problem weil ich mich in dem punkt ganz anders verhalte als früher und immer was gutes suche wo es einfach nichts gutes gibt.
 
Ja, wenn die Kinder von der Mutter ignoriert werden, das kann auch schmerzlich sein...

Missbrauch, Misshandlung - die kann auf viele Arten stattfinden. Da brauche ich nur an meine Schulzeit zurück zu denken. Gottlob hat meine Mutter sich immer um mich gekümmert, sonst säße ich heute wohl nicht hier...

Zwei Armbrüche, etliche Male k.o. geschlagen, beleidigt, bespukt, beschimpft und so weiter und so fort. Das von der zweiten Klasse bis zum Abschluss.
hehe, ich war damals immer die fette Sau, das dumme Schwein, der blöde Hund und was es nicht alles gab. Kindermund kann manchmal eine recht bildhafte Sprache verwenden.

Schlimm ist's wenn die Lehrer Partei ergreifen. Dann hast du wirklich ausgeschissen. Nein, ich war eigentlich ein normales Kind, aber da gibt's eine kleine Vorgeschichte. Wenn ihr Lust habt meinem alten Gejammer zu folgen, dann lest, wenn ihr's nicht wissen wollt - sucht euch ein anderes Thema.
Eure Wahl...

Mein Bruder...

...war ein wirklich netter Typ, freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend, etc.etc.etc. - eigentlich das was man unter einem wirklich duften Kerl versteht. Dummerweise geraten dufte Leute immer an Arschlöcher, scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Lange Rede, kurzer Sinn - im Alter von neunzehn Jahren schmissen irgendwelche Mistkerle meinen Bruder während einer Zugfahrt aus eben jenem Zug. Er hat's nicht überlebt - C'est la vie, die Besten gehen zu erst...

Die Totenmesse fand in Köln Buchheim, in der zuständigen Pfarrei statt. Der Priester - ich wünsche normalerweise niemandem was schlechtes, aber der Hund soll elender verrecken als jeder andere vor ihm! - hatte leider verpasst der benachbarten Schule mitzuteilen das an diesem Tag keine Schulführung stattfinden sollte. Die kleinen, braven Kinder liefen daher durch die Bänke und streckten der Trauergemeinde die Zunge raus, zeigten Munter Vögelchen und waren zu allerlei anderen Späßen und Albernheiten aufgelegt.
Ja, Kinder können ein Segen sein - besonders wenn eine Mutter ihr eigenes Kind zu Grabe tragen muss...

Natürlich hat meine Mutter sich bei der zuständigen Diozöse beschwert, was dem Padre einiges an Ärger einhandelte.

Wisst ihr was lustig ist? Wenn diese Pfaffen von Gott und Nächstenliebe reden, selber aber nichts davon halten. Oh Himmel - wie ich diese Würmer verachte!

Egal, ich mache jetzt einen größeren Schritt von meinem dritten Lebensjahr, hin zu meiner...

...Einschulung!

Lustigerweise musste ich, vom Schulamt aus, auf ebene jene katholische Grundschule die die oben genannte Kirche als "geistigen" Beistand hatte. Der Rektor dieser Grundschule - ein gewisser Herr Blickhäuser, der einige Jahre später an Krebs verstarb (Hoffentlich tats richtig weh!), war ein tiefreligiöser und guter Katholik.

Bitte, verzeih mir meine kleinen Hassausbrüche die zwischenzeitlich in meinen Text einfließen, aber manche Erinnerungen bewegen mich einfach dazu - auch wenn ich hier mit einem leicht schiefen Lächeln sitze. Ich lächle gerne - kennst du den Spruch; "Lache, und die Welt lacht mit dir. Weine, und du weinst alleine"?. Doch, ich lache gerne...

Jener gute und Gottestreue Mann gab natürlich viel um das, das ihm der Priester nahe legte. Der sann auf Rache, bekam er doch vom damaligen Kardinal die Auflage sich öffentlich für das - mit Verlaub - kleine Missgeschick in seiner Kirche, zu entschuldigen. Kaum das ich eingeschult war, wusste natürlich auch der Priester das ich in "seiner" Schule bin, das ich, der Sohn dieser elenden Person die ihm soviel Verdruss bereitete, in seinem Einflussbereich hänge.
Ein Opfer war geboren - irgendwann werde ich dieser Kreatur begegnen, dann gnade ihm Gott!

Ich war kein besonders auffälliges Kind, trug normale Kleidung, interessierte mich für das, wofür sich Kinder im Alter von sechs Jahren nun mal interessieren und so weiter und so fort - keine Auffälligkeiten. Kinder streiten sich mitunter, normalerweise regeln sie aber auch die Dinge unter einander. Aber wenn dann ein Lehrkörper ankommt und sich einen der Streithähne ausmacht um ihn, vor den Augen der anderen Kinder, ganz klar als Schuldigen hinstellt, dann lockt das. Das ist nahezu eine Einladung zum ärgern, zum Hänseln und zu verprügeln...

...was dann auch geschah. Ich will meinen Ar** darauf verwetten das der Priester und der Rektor da ihre schmutzigen Hände im Spiel hatten, denn egal was war, wenn ich in der Nähe war, war ich's Schuld. Der erste Armbruch mit sieben - eine Horde meiner Schulkameraden hatte mich munter über den Schulhof gehetzt - unter den Augen der Aufsichthabenden Lehrkräfte - mich irgendwie dazu bewogen mein Heil in der Flucht zu suchen. Ich war gerade dabei über die Mauer zu klettern, welche die Begrenzung des Schulhofes darstellte, als die Horde mich dann doch erwischte.
Sie zerrten mich kurzerhand runter. Knappe 1 1/2 Meter auf den Boden - war ein relativ komplizierter Bruch den mein rechter Arm damals davon trug...

Stock und Stein, Brechen mir Glied und Bein - Worte, die konnten mir damals was anhaben...

Ich wurde mit meinem Armbruch im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Strasse in Köln behandelt - eine gepflegte Einrichtung. Vor drei oder vier Jahren gabs da einen kleinen Skandal mit Salmonellen - mich wundert's nicht, was mich wundert ist das die Verwaltung diesen Miniaturpuff noch nicht dichtgemacht hat.
Unter anderem wurde ich dort mit Cortison behandelt - wer das Zeugs kennt, der weis das man davon ganz schön aufquellen kann - ich erinnere mich noch gut daran das ich auf gut das doppelte angeschwollen war, wenn ich heute in den Spiegel sehe. Ich war nie schwanger, weil technisch unmöglich, trotzdem habe ich ausreichend Schwangerschaftsstreifen. Auch etwas das mich hin und wieder an meine glückliche Kindheit erinnert...

Nach knapp zwei Wochen - mir kam es damals länger vor - kam ich aus der Klinik und durfte mich wieder unter meine Mitschüler mischen. Ganz drei Tage war ich wieder da, da begann die Tortur vom neuen - dank Cortison kam noch ein weiteres Schimpfwort auf mich zu; "Fette Sau". Ich wurde gemieden wie die Pest und die Lehrer konnten wohl mit einer solch fetten Sau auch nichts gescheites anfangen. C'est la vie - das ich vorher ein normales Gewicht hatte, das war egal - ich war's ja selber Schuld, was lege ich mich auch mit zwölf anderen an?

Ein schwacher Trost blieb mir, ich musste mir das "Fette Sau" nur zwei Wochen anhören, danach kam der nächste Krankenhaus Aufenthalt auf mich zu; wieder mal der Arm - diesmal war ich, laut Aussage der Lehrer, auf der Treppe ausgerutscht. Kann ja hin und wieder passieren wenn da so ein fettes Tier kommt. Nein, ein Tier wird besser behandelt - Schlachtvieh trifft's wohl eher. Das mir jemand auf dem Schulhof mit einem Ast mal so richtig zeigen wollte wie er zuschlagen kann, das interessierte ja niemandem; eine fette, verlogene Sau eben - niemand dem man Augenmerk schenken musste...

Oh, bevor ich's vergesse; es gab damals zwei Leute - Kinderpsychologen - die sich mit meinem "Fall" befassten. Diese bestätigten das ich keine Schuld trug an dem was passierte. Sie traten sogar für mich ein - bis sie plötzlich abgezogen wurden. Von Herrn Dr. Piccart weis meine Mutter das dies auf Anweisung des Schulamtes geschah, nachdem der Direktor sich beschwert hatte das er dort die Umstände bemängelte. War natürlich eine inoffizielle Information, der Mann wollte ja seine Stelle nicht gefährden - irgendwie bin ich ihm trotzdem dankbar, weil ich mich sonst weiter mit Selbstzweifeln befassen würde; "War ich's vielleicht wirklich selbst Schuld?"...

Ja, Rektor und Lehrerschaft sorgten damals dafür das ich was besonderes war, so war mein Weg auch schon geebnet: Sonderschule. Hat einen miesen Beigeschmack das Wort, oder? Man implementiert damit Dummheit, ADS, Geistesgestörtheit und andere unschöne Dinge. Aber lass mich noch ein wenig erzählen. Zum Beispiel von der...

...Prüfung zur Umschulung

Ja, das ist auch ein Thema für sich. Ein interessantes Phänomen war, das ich die mangelnden - eigentlich gar nicht existierenden - Freunde durch Lesen komprimierte. Lesen, versuchen, begreifen. Man lernt unheimlich viel dadurch, auch als Kind - so wurde mein IQ - Zahlen auf die ich heute zwar nichts mehr gebe, die mir damals aber dennoch schmeichelten - auf 145 gesetzt. Eigentlich genug um eine höhere Schule zu besuchen, was die damaligen Pädagogen auch empfahlen. Dummerweise wollte da das Schulamt nicht mitspielen - hatten sie doch etliche Briefe von einem gewissen Rektor erhalten die mich als dumm, als introvertiert und unfähig zur sozialen Kommunikation auswiesen.
Ok, meine Mutter gab alles was sie hatte; Arbeiten musste sie ja, wollte sie mir doch ein gutes zu Hause gewähren. Sie lief von der Arbeit zum Schulamt, zum Jugendamt, etc.etc.etc. - jede freie Minute hatte sie geopfert um zu verhindern, was nicht zu verhindern war.

Natürlich, jeder vernunftbegabte Mensch begreift irgendwann das etwas aussichtslos ist, also wollte sie dafür sorgen das ich in ein Internat kam, weg vom Kölner Schulamt, hin zu einer sicheren Zukunft. Das Internat hätte damals rund 3500 Mark gekostet - im Monat! Also Beihilfe beantragen - wo kann man das besser als beim Jugendamt? Die haben schließlich auf ihren Fahnen stehen das sie sich um Kinder und Jugendliche kümmern...

Du kennst die Redewendung bei der man vom Regen in die Traufe kommt?

Das Jugendamt trug Sorge dafür das ich von Köln wegkam. In das Heilpädagogische Kinderheim Eitorf...
Heilpädagogisch - ein hübsches Wort, aber es umschreibt nur eine Wohnanstalt für schwer Erziehbare, kurz; für Asoziale, für seelische und moralische Versager.
Was soll's, immerhin durfte ich mich dort wehren, die Erzieher haben so oder so weg gesehen. Kalle hatte seine Hamster mit Wurfpfeilen gekillt?
"Ach, das sind doch nur Kinder.."
Marcel hat den kleinen Rene vergewaltigt?
"Pubertäre Spielchen, das ist doch nicht Ernstzunehmen..."
Marcel wollte es auch mal bei mir versuchen - hat ihn zwei Schneidezähne, eine ausgekugelte Schulter sowie ein gebrochenes Kniegelenk gekostet. Ich schätze der denkt heute noch voller Liebe an mich.

Ein knappes halbes Jahr war ich in dieser tollen Institution, war ich noch in der Hauptschule, bis meine Mutter merkte was dort ablief und mich herausholte.
Interessant, vor allem im juristischen Kontext, ist das die Leitung des Heimes mich zur Sonderschule anmeldete - obwohl sie kein Sorgerecht für mich hatten. Es wurde gerichtlich dagegen vorgegangen, sogar mit Erfolg - aber Erfolg ist relativ. Wenn irgendein Schulleiter sieht das da ein Jugendlicher schon für eine Sonderschule angemeldet war, dann will er sich dieses "Problem" natürlich nicht aufhalsen. Lange Rede, kurzer Sinn - nach gut anderthalb Jahren ohne Schule gaben wir auf - ich musste wieder zur Schule. Also kam ich endlich in eine Sonderschule für Erziehungshilfe.
Dort lernte ich interessante Dinge wie Klauen, Rauchen und Prügeln - fatalerweise war das nichts was mich sonderlich interessierte. Also verbrachte ich die meiste Zeit außerhalb der Schule, ich schwänzte, kam im Unterricht aber ohne weiteres mit. War ja keine wirkliche Anforderung was dort "vermittelt" wurde...

Das ich bei den ganzen Fehlzeiten dort meinen Schulabschluss nicht schaffte, das sollte jedem klar sein. Meine Lehrerin teilte mir dies auch schon zu Beginn des letzten Schuljahres mit. Also bestand für mich auch keine Veranlassung noch weiter zur Schule zu gehen und mich mit diesen elenden Halbstarken rumzuprügeln - dies teilte ich ihr ebenfalls mit, mit den Worten das ich meinen Abschluss eben nachholen würde. Sie hat's mir nicht zugetraut...

Egal, mit sechzehn ging ich dann, schweren Herzens, zur VHS und holte dort meinen Abschluss nach. Schweren Herzens?
Ja denkst du etwa ich hatte noch besonders viel Lust auf Schule???
Der Abschluss hat einen mittleren Notendurchschnitt - hätte ich etwas mehr Begeisterung gezeigt, dann hätte ich heute mein Abitur. Aber was soll's?
Vergangenen Chancen soll man nicht nachtrauern.

So, genug alten Kaffee aufgewärmt - zurück zur....

...Gegenwart

Heute bin ich stolzer Besitzer eines mittleren Hauptschulabschlusses und kann das Ding eigentlich in die Tonne treten. Mal ehrlich, ich habe nichts gelernt, bin das, was man im allgemeinen, als Taugenichts bezeichnet - ein stets ersetzbarer Mitarbeiter den man so mies bezahlen kann wie man will. Eine Therapie hatte ich nie. Bis im Alter von achtzehn Jahren trug ich Selbstzweifel in mir, war ich's doch Schuld?
Hatte ich die anderen nicht auf irgendeine Art provoziert?
hab ich die ganzen Jahre des Prügelns und Verspottens nicht verdient??

Ich muss doch lächeln wenn ich mich erinnere; der Fluss wollte mich nicht - er hat mich mit einer Lungenentzündung wieder ausgespuckt.
Das Medikament hat mich nicht umgebracht, mir aber einige Tage heftige Kreislaufstörungen eingebracht...
Und das Dach? Da hat mich jemand anderes abgehalten - irgendwo hier im Forum habe ich erwähnt das es persönliche Erfahrungen sind, die einem beweisen das mit dem Tod nicht alles vorbei ist, das war meine...

Opfer...

Ich war lange Zeit ein Opfer, könnte mich eigentlich heute zurücklehnen und auf dieses Opfersein beharren, aber ganz ehrlich?
Ich Lebe, ich habe erfahren was es bedeutet zu Leiden. Aber gerade deswegen genieße ich heute das Leben in vollen Zügen, das sind Erfahrungen die mich stark machen, die mir zeigen wie ich anderen, denen es so geht wie es mir ging, helfen kann. Klar, ich könnte jammern, manchmal - wenn's keiner sieht, dann mache ich's auch - aber ich lasse mich nicht hängen. Ich habe zu sehr um mein Leben gekämpft, als das ich es heute einfach so an mir vorüber ziehen lassen wollte...

Was macht das Opfersein aus?
Sich immer an das alte Leiden zu erinnern, oder sich zu sagen "Ich habe das überstanden, da schaffe ich auch noch den Rest!"?

Man muss das Leben zulassen. Ich begegne jeden Tag neuen, wunderbaren Menschen - nur weil ich lächeln kann, weil ich ihnen mitteile was ich denke.
Weil ich ihnen mit Liebe begegne...

Schwangerschaftstreifen, dicker Bauch - na und?
Ich zähle, nicht nur mein Äußeres, nicht nur das was ich erlebte - die Täter von einst? Irgendwann werden sie mir begegnen, und dann werden sie sich rechtfertigen dürfen - aber bis dahin habe ich hoffentlich noch ein langes, und angenehmes Leben vor mir.

Hoffentlich hab ich euch mit meiner kleinen Tour durch etwas unschönere Erinnerungen nicht gelangweilt... ;)

Liebe Grüße
Ingo
 
Schön Krankl, daß Du in der Therapie offen sein kannst dann wird es Dir auch helfen.
Auch schön, daß Du einen Menschen wie Deine Frau an der Seite hast der zu Dir steht.

Ja man kann nur mit seiner Geschichte, sie ist das was einem aus macht.

Glück sind nur Momente, Glück kann man nicht suchen ist somit kein Dauerzustand, aber Zufriedenheit. Das können wir erreichen in dem wir uns so annehmen wie wir sind.

Du kannst es schaffen, Du bist schon auf dem Weg dazu. Erwarte nicht gleich zuviel von Dir. Rückschläge in der Verfassung kann und wird es immer wieder geben.

Das mit Deinem Vater das ist ja das was ich meinte, Du bist derjenige der sich um ihn kümmert.
Es ist seine Sache, daß er seinen Vater nicht kennt zieh Dir nicht diesen Schuh auch noch an.
Wenn Du jedoch die Stunden mit ihm geniessen kannst, dann tu das und mach Dir hinterher keine Gedanken mehr darüber sondern freu Dich das es so ist.

Das NEIN sagen kann man auch erlernen.

Schreiben, sich von der Seele schreiben hilft auch.

Ein vielleicht hilfreiches Sätzchen für Dich:

Das tue ich für mich - Nicht gegen dich!

Dir alles Gute Aroha
 
Hallo Ihr Lieben,

meiner Meinung ist eine Therapie nicht die einzige Möglichkeit mit den Traumata der Kindheit fertig zu werden. Das Problem innerhalb einer Therapie ist, daß es ein Machtgefälle zwischen Therapeuten und Patienten gibt. Dieses Machtgefälle erschwert ab einen bestimmten Therapieerfolg wirklichen Fortschritt. Wenn mich ein Therapeut oder eine Therapeutin bemitleidet schadet es mir mehr als es mir nützt. Dieses "Oh wie schrecklich, was Dir da passiert ist" bringt nicht weiter, sondern nur in die Opferrolle zurück. Das Opfer hat überlebt und heute gibt es eine Möglichkeit dieses Leben in vollen Zügen zu genießen.

Trotzdem finde ich, daß sehr wenig Hilfe für Opfer von Traumata angeboten wird bzw. vielleicht wird nicht das richtige angeboten. Wichtig ist, daß ein Opfer lernt aus der Opferrolle raus zu kommen. Das ist nicht so leicht und innerhalb eines Machtverhältnisses noch schwieriger als bei einer wirklich gleichwertigen Beziehung (Bezeihung hier nicht im Sinne von Partnerschaft).

Aber vielleicht sollte um aus der Opferrolle rauszukommen nicht nur Gespräche möglich sein, sondern Körperarbeit bei dem man Selbstvertrauen innerhalb einer Gruppe erfahren kann. Oder aber es könnte gezielt mit Atemtechniken und Atemtherapie gearbeitet werden.

Meiner Meinung sollte gerade bei Flashs und Traumata EMDR angewandt werden und daß sind keine langjährigen Abhängigkeitsverhältnisse, die da geschaffen werden. Sondern meist ist dadurch schnelle Hilfe möglich. Leider ist diese Technik noch nicht weit verbreitet.

Wenn wir in der Lage sind wirklich Mitgefühl mit jemanden anderen zu haben und das nicht nur ein paar sind, sondern viele, wird auch mit Menschen mit Mißbrauchserfahrung anders umgegangen. Also fangen wir bei uns selbst an. Wie gehe ich mit jemanden um, der in der Opferrolle steckt? Bemitleide ich ihn oder bringe ich ihm Mitgefühl entgegen, gehe ich in die Helferrolle, weil ich mich dann besser fühle oder lasse ich das ganze gar nicht erst an mich ran? Gerade im Alltag bei unseren Beziehungen können wir dies immer wieder üben und die Veränderung beginnt im kleinen. Auch das Opfer kann im kleinen üben sich seiner Macht bewußt zu werden und aus der Opferrolle rauszukommen.

Unser Leben und unsere Gefühlen sind vom alltäglichen bestimmt und da gibt es Dinge, die jeder bewußt entscheiden und angehen kann ganz egal was er erlebt hat. Freude und Liebe sind heute möglich. Das ist meine Erfahrung.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Hallo Iron,

ja ich antworte dir hier jetzt, egal ob du meine meinung hören willst oder nicht, möchte ich dich bitten sie zu lesen...nicht mehr...

ich kenne das was du geschrieben hast aus deinem Munde, weil du es mir nach und nach erzählt hattest - aber ich habe dabei mehr als die Worte - wie sie hier auch geschrieben stehen wahrgenommen und das möchte ich dir gern mal zu bedenken geben - nur für dich auch wenn es sehr Persöhnlich ist, aber woanders als hier kann ich es nicht tun, sorry.

Was ist mit dem kleinen Jungen - der noch immer in dir steckt, der ein TEIL von dir ist, der weinen möchte und doch nicht darf - weil dein "Erwachsenes Ich" sagt "niemals vor anderen weinen - niemand soll die Tränen sehen!" (es will sie ja niemand sehen),
der Angst hat (du weißt welche Ängste ich meine),
der immer noch denkt "nicht gut genug zu sein",
der sich nach 'liebe, wärme, nähe und geborgenheit' sehnt und sie doch nicht annehmen darf - weil dein "erwachsenes Ich" keine Schwäche eingestehen will,
willst du ihn für den Rest deines Lebens in einem "Dunklen winkel deines Selbst" verstecken?

Denkst du wirklich das Jammern eine Schwäche ist?
- NEIN ist sie nicht, im Gegenteil es kann sehr wohl eine Stärke sein!
Natürlich ist es "Wichtig" und Richtig das man trotz alledem was einem Angetan wurde nicht Aufgeben oder im Selbstmitleid ertrinken sollte - ABER Mitgefühl mit sich - mit diesem verletzten traurigen empfindlichen kindlichen Anteil des eigenen Selbst - ist Nötig um wirklich zu verarbeiten, um "offen" zu werden, um Nähe, Liebe und Mitgefühl anderer annehmen zu können.

DU bist im endeffekt beides - dieser kleine verletzte Junge von damals den ich am liebsten in den Arm nehmen und trösten möchte - aber auch der starke zuversichtliche intelligente und mitfühlende(solange es ungefährlich ist) junge Mann der dein"erwachsenes Ich" ist und bei dem ICH zum ersten mal in meinem Leben wagen konnte mich an zu lehnen.

Ich wünsche dir, das DU - dein "erwachsenes Ich" irgendwann fähig ist auch diesen verletzten kleinen Jungen der in dir steckt an zu nehmen. Denn erst dann wirst du wirklich LEBEN und auch frei Lieben können und ganz ehrlich - ich finde DU (als ganzes) hast es mehr als Verdient.

liebe Grüße,
Cailly
 
Werbung:
Inneres Kind, Äußerer Erwachsener - Unsinn. Ich bin Ich. Und ich lasse mich nicht mehr in Bruchstücke aufteilen denen man diese und jene Eigenschaften zuweisen kann. Ich habs versucht, es hat mir nichts gebracht...

Eigentlich merke ich, mehr und mehr, das ich nur ich bin - kein kleiner Junge, sondern ein Mann der seinen Weg geht und der weis wo er schon war und wo er nicht mehr hinwill - das nennt man Eigenverantwortung.

Wenn ich meinem "Inneren" dauernd mitteile das es Opfer ist, dann wird dieses Innere, auch immer ein Opfer bleiben. Und das "Innere" ist fest verwoben mit dem Äußeren, ein fester Bestandteil - du sagst dir dadurch nur selbst das du Opfer bist.

Ich mache das nicht mehr - dafür ist mir mein Leben zu schade...
 
Zurück
Oben