Tibetischer Buddhismus

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fckw schrieb:
Es sind DEINE Vorstellungen davon, wie ein Erleuchteter zu sein hat. Sie sehen in etwa gleich aus, wie ein Kind die eigene Mutter immer wunderschön empfindet und den Vater als unendlich stark. Das Bild, das du von Erleuchteten zeichnest gleicht eher irgendwelchen strahlenden Köpfe ohne Körpern.


Das Vorhandensein von sogenannten Erleuchteten ist ebenfalls eine Vorstellung. Ich halte diese Vorstellung für falsch.
 
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Hallo

elbenohr schrieb:
Hallo,

"Bewußtsein" hat aber nichts mit "Gleichstellung" zu tun.
Was wir unter Gleichstellung verstehen ist oftmals Gleichmacherei ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausprägungen der Geschlechter.

Frauen sind nun mal anders als Männer und umgekehrt. Gott sei Dank. Sonst wär es ja stinklangweilig. Wenn Frauen meinen, sie müssten jetzt auch mit der Waffe in der Hand durch den Matsch robben und Krieg spielen, und wenn Männer meinen, die Frau sollte auch hier "präsent" sein dürfen, dann steckt da was ganz anderes hinter als Gleichstellung. Und das ist alles andere als Bewußtsein.

Für mich ist das ein weiteres Beispiel einer kompletten Negation des Weiblichen. In Europa hat es nie so etwas gegeben wie eine Wissenschaft von Anima und Animus, Yin und Yang, Shiva und Shakti.

Daher ist die Gleichstellung von Mann und Frau nur eine Posse, die jeglicher Grundlage entbehrt und die Wesensmerkmale der Geschlechter nicht berücksichtigt.

Bewußtsein ist wohl ein seltenes Phänomen, sowohl bei den "Buddhisten", als auch bei den "Christen", den "Islamisten", den "Kommunisten", den "Hinduisten".
Solange das Individuum schläft, solange wird ein Buddha weder gehört, noch verstanden. Der Weg, den Buddha seinerzeit lehrte, war zugeschnitten auf die männliche Denkweise. Es war richtig und gut, den Frauen keinen Zugang zu gewähren. Für Frauen sind es die falschen Techniken.
Und für die wenigen Ausnahmen hat sich immer ein Meister gefunden.

Gruss, elbenohr


@elbenohr

Wenn Du Gleichberechtigung als Gleichmacherei betrachtest, dann reden wir von zwei verschiedenen Dingen. Es dürfte doch wohl klar sein, dass niemand die Gleichmacherei beabsichtigt. Wenn von Gleichberechtigung die Rede ist, dann sind damit die politischen und gesellschaftlichen Rechte und Pflichten gemeint. Es ist wirklich eine schwierige Frage, wie man zu den Frauen und Männern stehen soll, die mit der Waffe in der Hand unser Leib und Leben verteidigen. Ich glaube, dass muss jeder mit seinem Gewissen entscheiden. Ein generelles Dafür oder Dagegen kann es vielleicht nicht geben. Was würde passieren, wenn wir alle Pazifisten wären? Würde dann hier das Paradies ausbrechen? Was würde passieren, wenn alle Iraker Pazifisten wären, wäre der Irak dann bald ein gelobtes Land in dem Frieden und Wohlstand herrschte?

Und wenn ich deinen Satz "Gleichstellung von Mann und Frau ist nur eine Posse, die jeglicher Grundlage entbehrt" lese, dann riecht das für mich sehr nach überholten Vorstellungen, die die Frau an Herd, Heim und Familie binden will. Das mag dir vielleicht recht sein, ich verstehe allerdings die Proteste vieler Frauen und Männer vor solch einem Frauenbild. Solch ein Frauenbild sollte eigentlich der Vergangenheit angehören. Wer solche Gedanken hegt, der sollte sich erst einmal selbst emanzipieren. Er lebt nämlich in der Vorstellung, dass die Frau ein Produkt ist, über das er nach Belieben verfügen kann. Und das spricht nicht gerade für ein ausgeprägtes Bewusstsein.

Und auch bei deinem Satz "Der Weg, den Buddha seinerzeit lehrte, war zugeschnitten auf die männliche Denkweise. Es war richtig und gut, den Frauen keinen Zugang zu gewähren." muss ich dir ganz deutlich widersprechen. Wie kann ein moderner Mensch heute noch solche Ansichten vertreten? Spricht da nicht irgendwo Frauenhass aus dir?

Ich halte es keineswegs für eine Illusion, dass die Frauen nicht gleichberechtigt sind. Ich verstehe nicht, wie heute noch jemand solch eine Meinung vertreten kann. Allerdings stimme ich dir zu, dass auch die Männer sich erst noch emanzipieren sollten. Sehr viele Männer sind weit davon entfernt.

Aber ein Wort muss ich doch noch zur Ehrenrettung Buddha's machen. Buddha's Weg war ein grosser Schritt in Richtung Emanzipation. Er war seinerzeit vielleicht sogar einer der emanzipiertesten Männer überhaupt. Innerhalb der hinduistischen Gesellschaft jedenfalls wäre ein Frauenkloster bestimmt undenkbar gewesen.

@namor

Weitestgehend stimme ich mit deinem letzten Artikel überein. Es gibt meinerseits aber einen kleinen Einwand. Das was Buddha geleistet hat, ist eine ganz aussergewöhnliche Leistung, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können. Nach deiner Definition wäre Buddha aber, wenn ich dich richtig verstanden habe, auch nur ein Massenmensch, weil er das Bewusstsein für die Gleichberechtigung der Frauen nicht hatte. Dem kann ich so nicht zustimmen. Buddha hatte sich körperlich voll verwirklicht. Damit meine ich, dass er sich von seinen neurotischen und psychosomatischen Beschwerden befreit hat und ein sehr glücklicher Mensch war. Nur auf der Ebene des Bewusstseins war er teilweise noch ein Kind seiner Zeit.

Ich würde nicht sagen, dass die Erleuchtung kulturell abhängig ist. Es stimmt allerdings, dass es eventuell kulturell abhängig ist, was die Nichterleuchteten unter Erleuchtung verstehen. Wenn man sich das, was zum Beispiel im Buddhismus/Hinduismus unter Erleuchtung verstanden wird, einmal genau unter die Lupe nimmt, wenn man sie einmal von all den Mythen befreit, dann unterscheidet sich die buddhistische/hinduistische Erleuchtung nicht von irgendeiner anderen Erleuchtung, wenn wir überhaupt von Erleuchtung reden sollten, weil dies leicht falsche Vorstellungen wecken könnte.

Alles Liebe. Gerrit
 
Hallo fckw

fckw schrieb:
Wie kommst du auf die Idee, dass Erleuchtung im Zusammenhang mit dem Verlöschen egoistischer Verhaltensweisen stehen würde?

Das Erlöschen egoistischer Verhaltensweisen scheint zwar Erleuchtung zu vereinfachen, aber es ist mit Sicherheit keine hinreichende oder notwendige Bedingung dazu (in meinen Augen wird hier Ursache und Wirkung miteinander verwechselt). Eben, wie gesagt, es gibt genug Erleuchtete, die alles in allem ziemliche Scheisskerle sind. Sri Chinmoy nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Sai Baba muss sich Vorwürfe der Pädophilie über sich ergehen lassen. Osho ist sowieso sehr umstritten. Usw. Das sind nur einige bekanntere Exemplare. (Natürlich kannst du jetzt einwerfen: "Ha! Die waren ja gar nicht erleuchtet." Nu dann, da müssten wir uns schon auf ein paar präzise Kriterien einigen, um einen gemeinsamen Nenner finden zu können.)

Es sind DEINE Vorstellungen davon, wie ein Erleuchteter zu sein hat. Sie sehen in etwa gleich aus, wie ein Kind die eigene Mutter immer wunderschön empfindet und den Vater als unendlich stark. Das Bild, das du von Erleuchteten zeichnest gleicht eher irgendwelchen strahlenden Köpfe ohne Körpern.

Würdest Du Sai Baba und Sri Chimnoy als erleuchtet betrachten? Ich nicht. Aber Du hast insofern recht, dass man sehr genau hinschauen sollte, mit wem man es zu tun hat. Ich jedenfalls gehe davon aus, dass Erleuchtete sich von egoistischen Vorstellungen frei gemacht haben. Haben sie sich nicht davon befreit, so werden sie darunter zu leiden haben.

Alles Liebe. Gerrit
 
Lotusz schrieb:
Würdest Du Sai Baba und Sri Chimnoy als erleuchtet betrachten? Ich nicht. Aber Du hast insofern recht, dass man sehr genau hinschauen sollte, mit wem man es zu tun hat. Ich jedenfalls gehe davon aus, dass Erleuchtete sich von egoistischen Vorstellungen frei gemacht haben. Haben sie sich nicht davon befreit, so werden sie darunter zu leiden haben.
Das glaube ich eben nicht unbedingt. In meinen Augen wird ein Erleuchteter einfach das, was gerade ist, hinnehmen können und sich weder dagegen auflehnen, noch daran haften bleiben. Eben: Er leidet nicht mehr. Das heisst aber nicht zwingend, dass kein Ego mehr da ist, sondern eher, dass WENN noch ein Ego da ist, er einfach nicht mehr daran haftet. Das Ego löst sich bei manchen (ich vermute: bei der Mehrheit! Ich glaube, es sind nur ganz wenige Erleuchtete, wie Ramana Maharshi, von mir aus auch Buddha, welche AUCH das Ego restlos aufzulösen vermögen. Benno Meyer unterscheidet auf seiner Homepage verschiedene Modi der Erleuchtung. Nach ihm gibt es so gut wie keinen einzigen "spirituell Befreiten" unter den Erleuchteten.) Erleuchteten keineswegs auf, sondern sie leiden nicht mehr an diesem Ego.

In diesem Sinne würde ich tatsächlich alle drei: Sri Chinmoy, Sai Baba und Osho als erleuchtet bezeichnen. Allerdings haben sie alle drei durchaus ein weiterhin sehr starkes Ego.

Aber natürlich sind das alles nur Vermutungen meinerseits.
 
fckw schrieb:
Das Für-Falsch-Halten ist ebenfalls nur eine Vorstellung.

An Vorstellungen an sich ist zunächst nichts Schlechtes. Wer lebt gänzlich ohne sie? Es kommt eher darauf an, ob sie hilfreich sind, oder irreführend.
 
fckw schrieb:
Wie kommst du auf die Idee, dass Erleuchtung im Zusammenhang mit dem Verlöschen egoistischer Verhaltensweisen stehen würde?

Das Erlöschen egoistischer Verhaltensweisen scheint zwar Erleuchtung zu vereinfachen, aber es ist mit Sicherheit keine hinreichende oder notwendige Bedingung dazu (in meinen Augen wird hier Ursache und Wirkung miteinander verwechselt). Eben, wie gesagt, es gibt genug Erleuchtete, die alles in allem ziemliche Scheisskerle sind. Sri Chinmoy nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Sai Baba muss sich Vorwürfe der Pädophilie über sich ergehen lassen. Osho ist sowieso sehr umstritten. Usw. Das sind nur einige bekanntere Exemplare. (Natürlich kannst du jetzt einwerfen: "Ha! Die waren ja gar nicht erleuchtet." Nu dann, da müssten wir uns schon auf ein paar präzise Kriterien einigen, um einen gemeinsamen Nenner finden zu können.)

Es sind DEINE Vorstellungen davon, wie ein Erleuchteter zu sein hat. Sie sehen in etwa gleich aus, wie ein Kind die eigene Mutter immer wunderschön empfindet und den Vater als unendlich stark. Das Bild, das du von Erleuchteten zeichnest gleicht eher irgendwelchen strahlenden Köpfe ohne Körpern.

hi,

du hast aber auch nur eine Vorstellung von einem Erleuchteten und nicht die Erleuchtung selbst, also muss deine Interpretation auch nicht unbdingt den Tatsachen entsprechen. Du willst dir die Möglichkeit offen halten dafür, dass erleuchtet sein ganz anders ist, als wir uns das vorstellen. Das ist völlig in Ordnung.

Ich weiß schon, was du mit Kriterien meinst. Du willst die Dinge durch genaue Definitionen klären. Das sehe ich auch so.
Das Problem ist dabei allerdings, dass wir die Begriffe, die wir definieren auch wieder nur mit anderen Begriffen definieren, die dann ihrerseits auch wieder definiert werden müssen usw. So gerät man in einen Zirkelschluss, der sich bestenfalls nur selbst bestätigt, aber nicht mehr das erklärt, was wir eigentlich zu beschreiben versuchen.

Ich will aus den Erleuchteten natürlich keine Abziehbilder machen.
Aber andererseits, wenn es keinen qualitativen Unterschied zwischen der Bewusstseinslage eines Erleuchteten und dem eines Nichterleuchteten gibt, kann man sich getrost mit anderen Dingen beschäftigen.

Ich würde, um hier mal einen definitorischen Absatz zu versuchen, einen Erleuchteten als jemand beschreiben, der zunächst einmal frei ist von negativen Emotionen, jedoch nicht in dem Sinne, dass er die Emotionen nicht etwa hätte, sondern, dass er diese in ihrem Entstehen, ohne Anhaften wahr nimmt und wie Wolken am Himmel in seinem Bewusstsein einfach vorbei ziehen lässt. Er reagiert nicht darauf, weil er weiß, dass das Anhaften an den Gefühlen ihm selbst und auch anderen unötiges Leid verursacht.

Leiden zu vermeiden und beständiges Glücklichsein ist nach der Lehre des Buddha ein Bestreben, dass in jedem Lebewesen wirkt.
Der Unterschied zwischen den Erleuchteten Frauen und Männern und den Unerleuchteten besteht grundsätlich darin, dass die Unerleuchteten in diesem Bestreben versuchen, das Glücklichsein durch Erreichen egoistischer Zielvorstellungen zu erreichen.

Also, ich meine glücklich zu sein, wenn ich ein bequemes Leben führen kann.
Ich trachte danach, nicht mehr arbeiten zu müssen und suche mir irgendeinen
Schwächeren, der es für mich tut.
Das führt aber zur Unterdrückung. Oder ich glaube nur dann glücklich sein zu können, wenn ich die Liebe einer bestimmten Person habe, was durch die ständig drohende Verlustangst zu Eifersucht führen kann.

Es sind die allermenschlichsten Emotionen, die uns in die "Hölle" führen können, wenn wir uns auf sie einlassen. Ein Erleuchteter weiß das und wir wissen das auch, nur ist uns das in den meisten Fällen egal.
Wir identifizieren uns mit dem Körper und denken nur daran, wie dessen Bedürfnisse stillen können.

Ich habe von verschiedenen Erleuchtungselebnissen gelesen, die in unterschiedlicher Intensität von den Betroffenen erfahren wurden. Dies steht in dem Buch von Philipp Kapleau "Die drei Pfeiler des Zen".

Es ist ein wesentliches Faktum, das Erleuchtungselebnisse unterschiedlich intensiv sein können und den Mensche nachhaltig verändern. Das wird viel zu wenig beachtet. Man kann Satori sehr seicht oder sehr tiefgehend erleben.
Es ist nach den Aussagen des Roshi (Zenmeister) in dem Buch tatsächlich so, dass Menschen nach ihrem Erleuchtungserlebnis (Shikantaza) noch egoistischer wurden. Dies wird von den Meistern aber damit begründet, dass diese Menschen ihre Praxis des Meditierens aufgaben, weil sie meinten, alles verstanden zu haben. Das sei aber mitnichten der Fall. Sie sind einfach nur in Samsara zurückgefallen. Das ist auf dem Weg zur Erleuchtung nämlich ein Stolperstein. Du kannst Satori gehabt haben, bis zum Umfallen, die Erlechtung des Buddha ist tíefgründigerer Art und er fällt nicht in Samsara zurück.

Es ist undenkbar, dass jemand, der die Buddhanatur verwirklicht hat, die sich durch allumfassendes Mitgefühl ausdrückt, egoistischen Wünschen hinterher jagt. Sorry, aber so sehe ich das eben. Wenn die Erleuchteten genauso kleine Egomanen sind wie ich selber, dann können sie mir auch nichts beibringen.

Wenn es nur darum geht ein effektiverer Egoist zu werden,Sai Baba und Co, dann kann ich mir das notfalls auch allein beibringen.
Ich halte diese Leute nun mal einfach nicht für so tiefgründig verwirklicht, wie den Buddha. Was auch immer sie verwirklicht haben, es ist nicht die Buddhanatur.

" An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Hier musste ich leider mal biblisch werden, obwohl ich so etwas ja eigentlich nicht gern tue.

MfG

namor
 
hi lotusz,

ja es kam wohl so rüber. Ich hab das eigentlich mehr ironisch gemeint. Ich halte den Buddha auch für außergwöhnlich.

Aber gerade deshalb bewegt mich der Widerspruch und lässt mich nicht los.
Es lässt sich nunmal nicht so einfach vom Tisch wischen, dass er die Unterwerfung der Frau, trotz Erleuchtung tiefgründiger Art, zumindest toleriert hat.

Ich weiß, dass fckw und ich und wahrscheinlich auch kein anderer hier diesen Widerspruch auflösen kann.


MfG

namor
 
Wir sollten ganz klar zwischen der absoluten Ebene und der relativen Ebene unterscheiden. Wenn du sagst, dass sich Begriffe nur zirkulär definieren machst du einen Kategorienfehler. Du meinst dann, aus der absoluten Ebene auf die relative Ebene schliessen zu können. Auf der absoluten Ebene gibt es nur Schweigen. Darum können wir sie gleich ganz weglassen hier in dieser Diskussion.

Das Problem mit der Erleuchtung ist demnach NICHT, dass Begriffe zirkulär definiert wären, sondern dass wir kein gemeinsames Vokabular benutzen. Nun, glücklicherweise hast du aber jetzt ein klares Kriterium reingestellt, an welchem wir messen können, nämlich dieses:
namor schrieb:
Ich würde, um hier mal einen definitorischen Absatz zu versuchen, einen Erleuchteten als jemand beschreiben, der zunächst einmal frei ist von negativen Emotionen, jedoch nicht in dem Sinne, dass er die Emotionen nicht etwa hätte, sondern, dass er diese in ihrem Entstehen, ohne Anhaften wahr nimmt und wie Wolken am Himmel in seinem Bewusstsein einfach vorbei ziehen lässt. Er reagiert nicht darauf, weil er weiß, dass das Anhaften an den Gefühlen ihm selbst und auch anderen unötiges Leid verursacht.
Ok, sehr gut, denn jetzt können wir vernünftig diskutieren.

Nach dieser Definition dürften wohl Sai Baba, Osho und auch Sri Chinmoy allesamt erleuchtet sein. Ich sähe jedenfalls aus ihrem Aufteten nicht, dass sie an ihren eigenen Gedanken und Emotionen weiterhin leiden würden. Aber das ist schwer überprüfbar, selbst mit diesem klaren Kriterium. (Streng genommen bräuchte es einige Psycho-Tests o.ä., um das herauszufinden.)

Interessanterweise ist diese Definition von Erleuchtung aber sehr anders als das, was du in deinem früheren Beitrag geschrieben hattest.

Du schreibst, ich hätte auch nur eine Vorstellung von Erleuchtung. Das ist nicht ganz korrekt. Es ist mir tatsächlich völlig egal, wie man die Definitionen setzt - eben WEIL alles nur Vorstellungen davon sind. Wenn man die Definition so setzt, wie gerade eben, dann wären in meinen Augen die drei genannten allesamt Erleuchtete. Wir können aber die Definition beliebig ändern oder erweitern. Erleuchtung ist somit eine frei wählbare Sache.
Wenn du von qualitativen Unterschieden sprichst, dann führ einfach ein paar entsprechende Kriterien ein. Das ist absolut in Ordnung! Das einzige, was ich fordere, ist logische Kohärenz.

(Übrigens: Der Grund, warum die Leute nach dem Satori noch "egoistischer" werden, ist einfach dass sie ihr Ego nicht mehr länger verstecken. Satori ist somit im Normalfall nicht gleichzusetzen mit Erleuchtung, in den allermeisten Fällen ist es lediglich ein Erwachen.)
 
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Hallo namor

namor schrieb:
hi,

du hast aber auch nur eine Vorstellung von einem Erleuchteten und nicht die Erleuchtung selbst, also muss deine Interpretation auch nicht unbdingt den Tatsachen entsprechen. Du willst dir die Möglichkeit offen halten dafür, dass erleuchtet sein ganz anders ist, als wir uns das vorstellen. Das ist völlig in Ordnung.

Ich weiß schon, was du mit Kriterien meinst. Du willst die Dinge durch genaue Definitionen klären. Das sehe ich auch so.
Das Problem ist dabei allerdings, dass wir die Begriffe, die wir definieren auch wieder nur mit anderen Begriffen definieren, die dann ihrerseits auch wieder definiert werden müssen usw. So gerät man in einen Zirkelschluss, der sich bestenfalls nur selbst bestätigt, aber nicht mehr das erklärt, was wir eigentlich zu beschreiben versuchen.

Ich will aus den Erleuchteten natürlich keine Abziehbilder machen.
Aber andererseits, wenn es keinen qualitativen Unterschied zwischen der Bewusstseinslage eines Erleuchteten und dem eines Nichterleuchteten gibt, kann man sich getrost mit anderen Dingen beschäftigen.

Ich würde, um hier mal einen definitorischen Absatz zu versuchen, einen Erleuchteten als jemand beschreiben, der zunächst einmal frei ist von negativen Emotionen, jedoch nicht in dem Sinne, dass er die Emotionen nicht etwa hätte, sondern, dass er diese in ihrem Entstehen, ohne Anhaften wahr nimmt und wie Wolken am Himmel in seinem Bewusstsein einfach vorbei ziehen lässt. Er reagiert nicht darauf, weil er weiß, dass das Anhaften an den Gefühlen ihm selbst und auch anderen unötiges Leid verursacht.

Leiden zu vermeiden und beständiges Glücklichsein ist nach der Lehre des Buddha ein Bestreben, dass in jedem Lebewesen wirkt.
Der Unterschied zwischen den Erleuchteten Frauen und Männern und den Unerleuchteten besteht grundsätlich darin, dass die Unerleuchteten in diesem Bestreben versuchen, das Glücklichsein durch Erreichen egoistischer Zielvorstellungen zu erreichen.

Also, ich meine glücklich zu sein, wenn ich ein bequemes Leben führen kann.
Ich trachte danach, nicht mehr arbeiten zu müssen und suche mir irgendeinen
Schwächeren, der es für mich tut.
Das führt aber zur Unterdrückung. Oder ich glaube nur dann glücklich sein zu können, wenn ich die Liebe einer bestimmten Person habe, was durch die ständig drohende Verlustangst zu Eifersucht führen kann.

Es sind die allermenschlichsten Emotionen, die uns in die "Hölle" führen können, wenn wir uns auf sie einlassen. Ein Erleuchteter weiß das und wir wissen das auch, nur ist uns das in den meisten Fällen egal.
Wir identifizieren uns mit dem Körper und denken nur daran, wie dessen Bedürfnisse stillen können.

Ich habe von verschiedenen Erleuchtungselebnissen gelesen, die in unterschiedlicher Intensität von den Betroffenen erfahren wurden. Dies steht in dem Buch von Philipp Kapleau "Die drei Pfeiler des Zen".

Es ist ein wesentliches Faktum, das Erleuchtungselebnisse unterschiedlich intensiv sein können und den Mensche nachhaltig verändern. Das wird viel zu wenig beachtet. Man kann Satori sehr seicht oder sehr tiefgehend erleben.
Es ist nach den Aussagen des Roshi (Zenmeister) in dem Buch tatsächlich so, dass Menschen nach ihrem Erleuchtungserlebnis (Shikantaza) noch egoistischer wurden. Dies wird von den Meistern aber damit begründet, dass diese Menschen ihre Praxis des Meditierens aufgaben, weil sie meinten, alles verstanden zu haben. Das sei aber mitnichten der Fall. Sie sind einfach nur in Samsara zurückgefallen. Das ist auf dem Weg zur Erleuchtung nämlich ein Stolperstein. Du kannst Satori gehabt haben, bis zum Umfallen, die Erlechtung des Buddha ist tíefgründigerer Art und er fällt nicht in Samsara zurück.

Es ist undenkbar, dass jemand, der die Buddhanatur verwirklicht hat, die sich durch allumfassendes Mitgefühl ausdrückt, egoistischen Wünschen hinterher jagt. Sorry, aber so sehe ich das eben. Wenn die Erleuchteten genauso kleine Egomanen sind wie ich selber, dann können sie mir auch nichts beibringen.

Wenn es nur darum geht ein effektiverer Egoist zu werden,Sai Baba und Co, dann kann ich mir das notfalls auch allein beibringen.
Ich halte diese Leute nun mal einfach nicht für so tiefgründig verwirklicht, wie den Buddha. Was auch immer sie verwirklicht haben, es ist nicht die Buddhanatur.

" An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Hier musste ich leider mal biblisch werden, obwohl ich so etwas ja eigentlich nicht gern tue.

MfG namor

Ich würde, um hier mal einen definitorischen Absatz zu versuchen, einen Erleuchteten als jemand beschreiben, der zunächst einmal frei ist von negativen Emotionen, jedoch nicht in dem Sinne, dass er die Emotionen nicht etwa hätte, sondern, dass er diese in ihrem Entstehen, ohne Anhaften wahr nimmt und wie Wolken am Himmel in seinem Bewusstsein einfach vorbei ziehen lässt.

Warum ist es so schwer sich vorzustellen, dass Erleuchtete tatsächlich frei von jeglichen negativen Emotionen sind?

Der Unterschied zwischen den Erleuchteten Frauen und Männern und den Unerleuchteten besteht grundsätlich darin, dass die Unerleuchteten in diesem Bestreben versuchen, das Glücklichsein durch Erreichen egoistischer Zielvorstellungen zu erreichen.

Was ist verkehrt daran? Dieses Bestreben hatten die Erleuchteten auch einst und sie haben das Ziel verwirklicht.

Ich würde Glücklichsein aber nicht dadurch definiere, dass ich nicht mehr zu arbeiten brauche und mir irgendeinen Schwächeren suche, der das für mich erledigt. Warum sollte Arbeit nicht genau so mit Vergnügen verbunden sein, wie die Freizeit? Eventuell muss ich die Arbeit erst finden, mit der ich mich identifizieren kann und die mir dieses Vergnügen bereitet.

Der Ausdruck Satori wird immer wieder gerne von Zen-Leuten zitiert. Was ist denn schon Satori? Es sind kurze Momente der Seligkeit, die einen Vorgeschmack davon geben, wie unser Normalzustand aussehen könnte. Er ist allenfalls ein Fingerzeig, auf dem man sich keineswegs ausruhen sollte und dem man nicht zu grosse Bedeutung beimessen sollte.

Wirklich grosse Bedeutung allerdings sollte man der Enthaltsamkeit beimessen, denn sonst bleibt es immer nur bei Satoris. Vielleicht wird der Ausdruck Satori auch darum so gerne von Zen-Leuten zitiert, weil "Erleuchtung" eigentlich nicht wirklich vorgesehen ist. Mit anderen Worten, ich glaube nicht daran, dass Zen zur Erleuchtung führt. Solange die Verhaftung an die Sexualität besteht, wird es keine Erleuchtung geben.

Weisst Du übrigens, wie man zum effektiven Egoisten ist? Indem man enthaltsam lebt und damit die sexuelle Energie für sein spirituelles Wachstum nutzt, aber alle ethischen und moralischen Regeln ausser acht lässt. Adolf Hitler ist übrigens wahrscheinkich auch ein Beispiel dafür. Auch er soll enthaltsam gelebt haben. Es könnte sein, dass er mit Eva Braun rein platonisch lebte. Nur har er seine sexuelle Energie in negative Bahnen gelenkt.

Alles Liebe. Gerrit
 
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