fckw schrieb:
Wie kommst du auf die Idee, dass Erleuchtung im Zusammenhang mit dem Verlöschen egoistischer Verhaltensweisen stehen würde?
Das Erlöschen egoistischer Verhaltensweisen scheint zwar Erleuchtung zu vereinfachen, aber es ist mit Sicherheit keine hinreichende oder notwendige Bedingung dazu (in meinen Augen wird hier Ursache und Wirkung miteinander verwechselt). Eben, wie gesagt, es gibt genug Erleuchtete, die alles in allem ziemliche Scheisskerle sind. Sri Chinmoy nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Sai Baba muss sich Vorwürfe der Pädophilie über sich ergehen lassen. Osho ist sowieso sehr umstritten. Usw. Das sind nur einige bekanntere Exemplare. (Natürlich kannst du jetzt einwerfen: "Ha! Die waren ja gar nicht erleuchtet." Nu dann, da müssten wir uns schon auf ein paar präzise Kriterien einigen, um einen gemeinsamen Nenner finden zu können.)
Es sind DEINE Vorstellungen davon, wie ein Erleuchteter zu sein hat. Sie sehen in etwa gleich aus, wie ein Kind die eigene Mutter immer wunderschön empfindet und den Vater als unendlich stark. Das Bild, das du von Erleuchteten zeichnest gleicht eher irgendwelchen strahlenden Köpfe ohne Körpern.
hi,
du hast aber auch nur eine Vorstellung von einem Erleuchteten und nicht die Erleuchtung selbst, also muss deine Interpretation auch nicht unbdingt den Tatsachen entsprechen. Du willst dir die Möglichkeit offen halten dafür, dass erleuchtet sein ganz anders ist, als wir uns das vorstellen. Das ist völlig in Ordnung.
Ich weiß schon, was du mit Kriterien meinst. Du willst die Dinge durch genaue Definitionen klären. Das sehe ich auch so.
Das Problem ist dabei allerdings, dass wir die Begriffe, die wir definieren auch wieder nur mit anderen Begriffen definieren, die dann ihrerseits auch wieder definiert werden müssen usw. So gerät man in einen Zirkelschluss, der sich bestenfalls nur selbst bestätigt, aber nicht mehr das erklärt, was wir eigentlich zu beschreiben versuchen.
Ich will aus den Erleuchteten natürlich keine Abziehbilder machen.
Aber andererseits, wenn es keinen qualitativen Unterschied zwischen der Bewusstseinslage eines Erleuchteten und dem eines Nichterleuchteten gibt, kann man sich getrost mit anderen Dingen beschäftigen.
Ich würde, um hier mal einen definitorischen Absatz zu versuchen, einen Erleuchteten als jemand beschreiben, der zunächst einmal frei ist von negativen Emotionen, jedoch nicht in dem Sinne, dass er die Emotionen nicht etwa hätte, sondern, dass er diese in ihrem Entstehen, ohne Anhaften wahr nimmt und wie Wolken am Himmel in seinem Bewusstsein einfach vorbei ziehen lässt. Er reagiert nicht darauf, weil er weiß, dass das Anhaften an den Gefühlen ihm selbst und auch anderen unötiges Leid verursacht.
Leiden zu vermeiden und beständiges Glücklichsein ist nach der Lehre des Buddha ein Bestreben, dass in jedem Lebewesen wirkt.
Der Unterschied zwischen den Erleuchteten Frauen und Männern und den Unerleuchteten besteht grundsätlich darin, dass die Unerleuchteten in diesem Bestreben versuchen, das Glücklichsein durch Erreichen egoistischer Zielvorstellungen zu erreichen.
Also, ich meine glücklich zu sein, wenn ich ein bequemes Leben führen kann.
Ich trachte danach, nicht mehr arbeiten zu müssen und suche mir irgendeinen
Schwächeren, der es für mich tut.
Das führt aber zur Unterdrückung. Oder ich glaube nur dann glücklich sein zu können, wenn ich die Liebe einer bestimmten Person habe, was durch die ständig drohende Verlustangst zu Eifersucht führen kann.
Es sind die allermenschlichsten Emotionen, die uns in die "Hölle" führen können, wenn wir uns auf sie einlassen. Ein Erleuchteter weiß das und wir wissen das auch, nur ist uns das in den meisten Fällen egal.
Wir identifizieren uns mit dem Körper und denken nur daran, wie dessen Bedürfnisse stillen können.
Ich habe von verschiedenen Erleuchtungselebnissen gelesen, die in unterschiedlicher Intensität von den Betroffenen erfahren wurden. Dies steht in dem Buch von Philipp Kapleau "Die drei Pfeiler des Zen".
Es ist ein wesentliches Faktum, das Erleuchtungselebnisse unterschiedlich intensiv sein können und den Mensche nachhaltig verändern. Das wird viel zu wenig beachtet. Man kann Satori sehr seicht oder sehr tiefgehend erleben.
Es ist nach den Aussagen des Roshi (Zenmeister) in dem Buch tatsächlich so, dass Menschen nach ihrem Erleuchtungserlebnis (Shikantaza) noch egoistischer wurden. Dies wird von den Meistern aber damit begründet, dass diese Menschen ihre Praxis des Meditierens aufgaben, weil sie meinten, alles verstanden zu haben. Das sei aber mitnichten der Fall. Sie sind einfach nur in Samsara zurückgefallen. Das ist auf dem Weg zur Erleuchtung nämlich ein Stolperstein. Du kannst Satori gehabt haben, bis zum Umfallen, die Erlechtung des Buddha ist tíefgründigerer Art und er fällt nicht in Samsara zurück.
Es ist undenkbar, dass jemand, der die Buddhanatur verwirklicht hat, die sich durch allumfassendes Mitgefühl ausdrückt, egoistischen Wünschen hinterher jagt. Sorry, aber so sehe ich das eben. Wenn die Erleuchteten genauso kleine Egomanen sind wie ich selber, dann können sie mir auch nichts beibringen.
Wenn es nur darum geht ein effektiverer Egoist zu werden,Sai Baba und Co, dann kann ich mir das notfalls auch allein beibringen.
Ich halte diese Leute nun mal einfach nicht für so tiefgründig verwirklicht, wie den Buddha. Was auch immer sie verwirklicht haben, es ist nicht die Buddhanatur.
" An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Hier musste ich leider mal biblisch werden, obwohl ich so etwas ja eigentlich nicht gern tue.
MfG
namor