Mondfinsternis ...
Langsam bricht der Abenddämmer über die Berge herein - irgendwo im Westen ist die Sonne bereits untergegangen. Auf einem begrasten Wiesenhügel in den Voralpen sitze ich und starre gegen Osten - irgendwo dort muß sich der Mond erheben. Heute jedoch trägt er zusätzlich den Erdschatten mit sich, und nur langsam hebt er sich über den bergigen Horizont, zuerst in unsichtbarer Röte, dann nur langsam heller werdend taucht er auf im fahlen Schein, der auch das ansonsten helle Kalkgebirge in Düsternis taucht ...
Lnagsam tröpfeln leichte und schwere Gedanken durchs Gehirn, während verlorene Sonnenstrahlen durch die Luft der Erde gesammelt und wieder zerstreut werden, um anschließend nach langer Reise gegen den Mond zu prallen ... Der Schatten im Mond ist aber stärker als sie, kriecht nur langsam, langsam, wie die Gedanken so langsam vom Rand in die Mitte, von der Mitte zum Rand ...
Leiser Wind kommt auf, umschmeichelt erst die nackte Haut und läßt ganz unauffällig die Kälte der begonnenen Nacht zurück ...
Mitternacht ist nahe ... der Schatten beginnt, den fast verschluckten Mond wieder freizugeben. Blendendhell erscheint dieser Teil zu sein, heller als sonst ... aber es ist nur eine Täuschung. Dunkel war die Nacht bisher, und so blinkt es scheinbar so viel heller als sonst im Auge, dass man es zukneifen muß.
Was nur hat es so gemacht, dass Mond und Erde und Sonne von Zeiten zu Zeiten auf einer Linie sich befinden? Ist's wirklich ein Zufall? Eine logische Entwicklung?
Egal, diese Zeit, dieses Ereignis war unseren Uralten immer heilig - lassen auch wir es deshalb einfach heilig sein!
Langsam nur gehe ich von dort fort ... frierend ...
cerambyx