Ich bin zur Zeit ganz froh, dass es die böse Pharmaindustrie gibt.
Das liegt daran, weil ich in dem Fall ganz klar ein Opportunist bin.
Wenn mir etwas hilft, dann nehm ich es und sag "Danke!"
Und wenn mir etwas schadet, dann sollte ich das erkennen und in den Müll kicken.
Meine Depression zum Beispiel hat sich Anfang 1996 so richtig entfaltet, unmittelbar nach der Trennung von meiner Alten. Da war es also schon mal nicht die Pharmaindustrie, die meine psychische Erkrankung verursacht hat, sondern ich selbst.. Ich war am Boden zerstört und der Griff zum Alkohol hat`s nicht besser gemacht.
Dann, viel später erst kam das Benzodiazepin dazu, das mir der Hausarzt - zugegeben - recht leichtfertig verschrieben hat. Genommen allerdings habe ich es selbst. Und die Dosis gesteigert habe ich auch selbst. Hier sehen wir also ganz klar: Immer ist auch eigenverantwortliches Handeln mit im Spiel.
Vor wenigen Wochen erst bin ich dann zur Fachärztin für Psychiatrie gegangen und hab ihr mein Problem mit der Tablettenabhängigkeit geschildert und sie gebeten, sie möge mir doch irgendwie aus dieser Benzo-abhängigkeit raushelfen, weil ich das Gefühl hatte, körperlich, geistig und seelisch immer weniger zu werden. Bin ja nur noch rumgelaufen wie ein Zombie.
Und siehe da - sie hat mir andere Tabletten verschrieben - ebenfalls Psychopharmaka aus der selben, teuflischen Industrie, nur dass diese Tabletten meine Denk und Handlungsfähigkeit nicht mehr beeinträchtigten, mich aus dem 24Stunden-Dämmerschlaf heraus holten, die Benzoabhängigkeit innerhalb kürzester Zeit aufhoben und mich gleichzeitig aus meiner fast 17 Jahre anhaltenden Depression raus holten, weil sie den Hirnstoffwechsel weitgehend normalisierten.
Also würde ich schon sagen: eine etwas differnzierte Betrachtung des Phänomens der psychischen Krankheit und der Pharmazie kann nicht schaden.