lichtbrücke;3119463 schrieb:
Hallo
Ehrlich gesagt, ich finde diese Entscheidung ungeheuerlich. Da wird auf Menschen, die eh schon am Boden liegen, noch drauf rumgetrampelt. Diskriminierung pur. Und ja, für mich kommt es einer Entmündigung gleich. Sicher, es ist Geld vom Staat. Dafür wurde der Sozialstaat ja eingerichtet, um Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen. Ihnen aber vorzuschreiben, was sie damit tun dürfen, wofür sie es ausgeben dürfen - sprich: jegliche Eigenverantwortlichkeit wegnehmen - das geht entschieden zu weit! Einerseits meckert "ganz Deutschland", Hartz4-Empfänger würden zu wenig tun, würden nur rumhocken, andererseits, schreibt man ihnen vor, was sie zu tun und zu lassen haben. Hallo?
Wie gross ist der Schritt von diesen Vorschreibe-Sanktionen hin zu Essensmarken/Versorgungsmarken (Naturalien) für Hartz4-Empfänger? Wohl kleiner als Otto und Lieschen Normalverbraucher sich das vorstellen *können/wollen*.
lichtbrücke
Sehe ich ebenso.
Nachdem nun auch Alkohol und Zigaretten limitiert werden sollten für Harz 4. Wunderbar!
Ich beziehe es derzeit auch.
Ich hab mal studiert, meinen Job gemacht. Jetzt bin ich Mensch zweiter Klasse. Das ist so.
Ich sag mir, ich bin Vogelfrei. Ich mache was ich möchte, wenn auch wirklich wirklich extrem eingeschränkt. Einkaufen, geht, ja, bei der tafel, für 20 Euro im Monat.
Parties, nein, geht nicht.
Kneipen, nein geht nicht, zu teuer und hab ich keine Klamotten für.
Fernsehn, nein, geht nicht, zu teuer.
Auto fahren, nein, geht nicht, auch zu teuer.
Bus fahren oder Zug, dasselbe Problem, ist zu teuer, ist nicht drin.
Klamotten kaufen, geht nicht, ist zu teuer.
Zum Arzt gehen, geht nicht immer, ist zu teuer.
Medikamente kaufen, geht nicht immer, ist zu teuer, auf beides muss ich sparen, mir einen "Notgroschen" bereit halten.
Ich hab mal Lotto gespielt, da hatte ich vier richtige und 16,- mehr in der Brieftasche. Davon hab ich Katzenfutter gekauft.
Ich selbst kenne ein paar ähnlich gestrandete Existenzen wie ich, die ab und an Tippen. Das was sie gewinnen, setzten sie um in Lebensmittel.
Ja, man wird unmündig.
Ja, man wird diskriminiert, das geht sehr schnell.
Und ja, das macht keinen Spass.
Job finden, manchmal schwierig, aber ich geb die Hoffnung nicht auf, und bis es soweit ist und dann mal klappt, übe ich mich darin, Selbstversorger zu werden. Effektiv gesehen ist das momentan ein guter Weg.
Soviel dann von der Armut.
Das schlimmste ist meines Erachtens, dass es auch immer mehr Kinder betrifft. Die sehen, wie ihre Eltern verzweifeln, alles irgendwie hinschustern müssen, nicht wissen, ob es stiefel gibt zum Abendbrot, oder doch mal was anderes.
Spielsucht muss jeder Einzelne bekämpfen. Sucht im allgemeinen ist was, was nur der Einzelne kann.
In diesem Sinne
LG