hi eso
hört sich vielleicht blöd an, aber: irgendwie scheint es eine Voraussetzung zur Heilung zu sein, den Willen wirklich vollständig loszulassen.
Ich hab das selber so erlebt, Selbstmordgedanken etc. und habe begriffen, dass ich an meinen Gedanken überhaupt nix werde ändern können, dass ich sie erleben muss, wenn ich weiterleben will.
Man muss eben einmal wirklich auf die Erdoberfläche auftitschen, um zu merken, dass man eigene Gedanken hat, die nur einem selber gehören. Die stecken dann irgendwo "hinter" oder "über" oder "unter" dem Angstgefühl und im Normalfalle kann man diese Gedanken, welche die Angst begleiten oder vielmehr sogar anführen, hören.
Ich habe viele Erfahrungen mit alten depressiven Menschen gemacht, die im Rahmen einer Demenzerkrankung ggf. auch sehr ängstlich sein können und das sog "wertschätzende Gespräch" ist da in der Gesundheitspflege wohl zur Zeit das kommunikative Mittel, das "Up-To-Date" wäre.
Um so ein Gespräch zu führen, muss man lernen, jede, wirklich jede Regung des Gegenübers, sei es jetzt eine emotionale, ein Wort oder eine Bewegung, z.B. ein Weinen, als Zuhörer anzunehmen, ohne irgendetwas zu kommentieren. Schon gar unbedingt ohne zu denken, zu meinen oder zu bedeuten, dass irgendetwas in dem ängstlichen Menschen falsch sei oder verbessert werden müsse.
Von daher: gar nicht eingreifen, das kann man höheren Instanzen überlassen. Einfach nur bewusst und mit einer hohen helferischen Distanz wertschätzend auf das Gesamt-Individuum schauen. Und al Tip: dabei niemals den anderen in irgendeiner Weise als defizitär betrachten, immer alles als Ressource sehen. Und niemals den anderen irgendwohin haben wollen vom Verständnis her, emotional oder auch körperlich in Form eines "nun mach mal was".
Schwierig jetzt da eine Vorgehenweise zu sehen ausser der Kultivierung des "Inneren Freundes", gell?
Der Freund gegenüber ist krank geworden durch sein Leben, sein Kern ist ja nicht krank. Nur die Peripherie ist eben krank, durch das erlebte Leben. Sprichst Du mit dem Kern, dann gesundet die Peripherie automatisch. Durch "Öffnung" des Wesens, die dann irgendwann ggf. geschieht, wenn es dem Kranken denn genehm ist. Wenn aber von aussen jemand rumdoktort, dann ist das ein Mangel an Wertschätzung der Heiligkeit (Selbstheilung) des Gegenübers. Kann man das so sagen?
Ist aber eine sehr schwierige Praxis in der Kommunikation mit Mitmenschen, so in etwa der priesterlichen Begegnung ähnlich, aber ohne dahinterstehende Lehre. Der Mensch selber ist die Lehre, die kommunikativ "behandelt" wird. So nach dem Momo-Motto: jedes Kind hat seine eigene "Weise". Die muss nicht weisser gemacht werden, die will Jetzt SO gehört werden, wie das Individuum es auch fühlt.
Stichworte: Begleitung statt Therapie, Weg-Geleitung statt Weg-Bereitung, Hilfe zur Selbsthilfe statt Hilfe etc.pp.