"Gott" ist die Summe allen Seins und Nicht-Seins und des Nichts.
Doch dort, wo "Gott" erlebbar wird, im "göttlichen", nimmt "Gott" doch bestimmte, klar erkennbare Eigenschaften an.
In diesen Eigenschaften, besser Eigenschaftsbündeln, wird "göttliches" konkret erfahrbar. Es zeigt sich hier, im Erscheinenden.
Im Prinzip sind deshalb alle Religionen "Göttinnen". Sie sind erscheinde Formen des Göttlichen in der Zeit. Damit sind sie Göttinnen. Sie gebären im Menschen göttliche Erfahrungen, sie sind die Form, innert derer sich das Unbeschreibliche, Dao oder wie man es nennen mag, offenbart.
Die Sehnsucht des spirituellen Menschen geht schnurstracks direkt nach "Gott". Da kommt er her, da zieht es ihn hin. Es ist noch nicht einmal das eigene Wollen, daß diese Bewegung erzeugt. Es ist nur ein sanfter Lockruf im Herzen. Die Verführung des Menschen durch "Gott", durch das absolut Unnennbare.
Auf seinem Weg muß er jedoch auch zwangsläufig, weil er hier in der Welt ist, eine "Form" wählen. Er kann nicht einfach hier und jetzt sagen: "So! Nun bin ich erleuchtet." Und dann geschieht Erleuchtung, geschieht Vereinigung mit diesem Unnennbaren. Es braucht eine Form.
Wir können dies im Spiegelbild des weltlichen Treibens daran sehen, daß man einen Beruf benötigt, um Geld zu verdienen. Selbst wenn man keinen Beruf hat, bezieht man sein Geld irgendwoher. Und selbst wenn man gar kein Geld benutzt, ißt man doch etwas und nimmt dies irgendwoher. Und wenn man gar nichts mehr essen würde, nichts mehr trinken würde, wäre immer noch der Körper da. Man ist körperlich anwesend und damit in einer bestimmten Umgebung, in einer bestimmten Zeit, in bestimmten Umständen und Situationen anwesend. Dann ist das die "Göttin".
Man kann nicht einfach - um beim einfachsten Beispiel zu bleiben - sagen: Ich will alle Berufe machen. Das wäre so "instant erleuchtung auf knopfdruck". Das ist so wenig möglich wie alles auf einmal essen. "Klar, jetzt, sofort, ich kann alles." Man muß doch wählen, es zeigt sich doch im Erscheinenden eine Wahl. Der eine meditiert, der andere nicht. Der eine folgt einem Ritus, der andere nicht. Der eine liest Heilige Schriften, der andere lieber Comics oder schaut aus dem Fenster oder guckt Fernsehen oder hört lieber Musik oder macht Musik oder schweigt lieber.
Und selbst wenn das absolut unglaubliche geschieht, die spontane Erleuchtung, wird danach trotzdem eine körperliche Anwesenheit dasein, Situationen, Kontakte, Begegnungen. Dann ist das die "Göttin", die Form, in der sich das Göttliche im Menschen offenbart... für ihn und andere.
Das ist das erste Fahrzeug der Göttin.
Nicht, daß die Göttin sich dann noch als Göttin bezeichnen würde. Sie erkennt, wie alle Formen Fahrzeuge sind, und ist ihnen gleich, kann sich in ihnen spiegeln und völlig erkennen. Doch für die "anderen", die dies nicht erlebt haben, geschieht nun genau dies: eine neue Göttin wird geboren. "Schüler" kommen. Anhänger kommen. Eine neue Religion entsteht. Die "Göttin" "will" das gar nicht. Sie ist doch nichts besonderes, erkennt sie. Doch es geschieht von alleine. Und es ist wieder einfach eine weitere Form in der göttliche Erfahrungen möglich sind.
Das ist das zweite Fahrzeug der Göttin.
Um danach weiterzugehen, bedarf es einer Transformation dieses Fahrzeugs. Der Körper wandelt sich in den Lichtkörper. Dieser ist weder von Ort noch Zeit noch Körperlichkeit abhängig. Er kann Körperlichkeit annehmen und Fisch essen, wie Jesus nach der Auferstehung mit den Jüngern. Oder er kann körperlos, nicht hier im Erscheinenden bleiben, und trotzdem im Erscheinenden wirken.
Nach dieser Transformation in den "Auferstehungsleib", in den "Diamantleib" folgt die nächste Transformation. Symbolisch mit "Himmelfahrt" beschrieben. Die "Göttin" wird unsichtbar und bleibt unsichtbar. Doch sie hinterläßt "Kraft". Die Strahlen dieser Verwirklichung des Göttin in der Zeit sind so kraftvoll, daß sie ins überzeitliche gehen. Von dort her wirken sie als "Heiliger Geist".
Das ist das dritte Fahrzeug der Göttin. Dann ist es Göttin/Gott kombiniert, sowohl im Nicht-Sein als auch im Sein als auch im Nichts.
Dann sind alle Religionen eine Religion, und alle Göttinnen eine Göttin, ein Gott, das Unbeschreibliche. Und trotzdem... das Ende ist es nicht..., nur ein Anfang. Wie es geschrieben steht: "im Anfang..."