Ich versuche mich mal in einer themenbezogenen Antwort, da ich mit den "Gott"-Bezügen hier nichts am Hut habe. Ich bin Polytheistin.
Na dann hast du es ja eh verstanden.
Es ging mir darum aufzuzeigen, dass die Degradierung der alten Göttinnen (siehe Link in meinem ersten Beitrag, da sind noch einige alte Göttinnen mehr zu finden) zur heiligen Jungfrau Maria (eventuell) für die Spaltung in der Weiblichkeit verantwortlich ist.
Dazu paßt ja dann auch zur talmudischen Geschichte von Lilith als erster Frau Adams, die sich weigerte, beim Sex unten zu liegen
Und weil das mit Lilith so schiefging & Adam rumgenörgelt hat, wurde die fügsame Eva erschaffen.
Es geht mir auch nicht darum nun entweder die brave dem Manne unterwürfige oder die wilde, freie Frau zu sein, sondern darum die Göttinnen-Trinität wieder miteinander zu vereinen.
Ich hab da diese Bild im Kopf mit den 3 Monden "zunehmend-Vollmond-abnehmend" für mich übersetzbar in "Geburt-Leben-Tod"
Ja, letztendlich wir dadaurch eine pervertierte Form des Systems "Jungfrau (im Sinne von nicht gebundener Frau) - Mutter - Crone/weise Alte" als "Heilige/biologische Jungfrau/ehrenhafte Frau ohne Sex - Hure oder aufopferndes Muttertier - häßliche Alte ohne Mann & Wert".
Wenn die Verkörperung des abnehmenden Mondes & des Schwarzmondes nicht gänzlich abgespalten wird - mir fällt hierzu die gesellschaftliche Unsichtbarkeit älterer Frauen ein.
Wenn Mann nun Frau und Frau sich selbst zugestehen würde (auch) Lilith sein zu dürfen, wäre Lilith vermutlich wirklich frei und müsste nicht mehr als "verdrängte Wunschvorstellung" und Verführerin oder Dämonin in Erscheinung treten.
Das ist eben die Frage: Löst sich der Lilith-Konflikt automatisch auf, wenn wir sie in uns entdeckt, anerkannt & integriert haben oder steht die astrologische Lilith als dunkler Mond auch allgemein für das Unerreichbare, die quälenden Wünsche, die niemals erfüllt werden können. Oder gäbe es diese quälenden Wünsche gar nicht, wenn die Gesellschaft eine andere wäre?
Was für mich nicht zugleich bedeutet, das Patriarchat abschaffen zu müssen, sondern Matriarchat und Patriarchat zu vereinen.
Wahrscheinlich haben wir nur andere Begrifflichkeiten & meinen das Gleiche. Mir geht es nicht um eine Vereinigung, sondern ganz simpel um den Traum einer absolut gleichberechtigten Gesellschaft.
anstatt mich selbst damit zu begrenzen.
Aber das darf ja jeder selbst entscheiden.
Nur kurz zum Abschluß: Im ersten Satzteil liegt für mich eine Wertung, die ich so nicht akzeptiere. Das hieße ja weitergeführt, ich würde mich selbst begrenzen & das sehe ich nicht so.
Wollte ich mal am Rande angemerkt haben...
Ich glaube, das Thema "Verdrängung" wird zu wenig tief verstanden. Wann immer ein Mensch eine Persönlichkeit hat, dann verdrängt er.
Soweit würde ich mitgehen.
Indem ich mich mit etwas identifiziere, beispielsweise mit meinem Geschlecht, muss ich automatisch eine Wahl treffen, die alle Alternativen ausschliesst.
Nein, es hat immer Menschen gegeben, die sich in dieser Dualität nicht wiedergefunden haben & soweit es gehen, versuchen, alternative Entwürfe zu leben.
Aber in der Konsequenz heisst das, dass es letztlich keine Frage des Patriarchats oder Matriarchats oder Sozialismus oder Kapitalismus oder sonst irgendeiner Gesellschaftsform ist, sondern hauptsächlich eine Frage der Persönlichkeitsentwicklung. Die Gesellschaft bildet nur den Rahmen, aber die Entwicklung wird in jedem Rahmen vollzogen werden (müssen). Entsprechend können in anderen Gesellschaftsformen die Verdrängungen anders gelagert sein, aber vorhanden werden sie trotzdem sein.
Jein. Sicherlich bildet die Gesellschaft einen Rahmen, in dem individuelle Entwicklungen dann verlaufen, aber die Gesellschaft ist ja auch nur eine Anhäufung von Individuen & wenn das Gros der Einzelentwicklungen oder einfach bedingt durch die wirtschaftliche oder politische Macht einiger weniger ein bestimmtes System - sei es nun Patriarchat oder Oligarchie oder sonstwas - gestärkt wird, wird es auch immer die geben, die nicht hineinpassen. Wo für mich dann Lilith ins Spiel kommt.
Insofern erscheint mir die Aufgabe von Lilith unabhängig von der konkreten Gesellschaftsform zu seinn. Lilith verweist auf das Verdrängte, nicht auf die Gesellschaftsform. Da das Verdrängte aber in einem Kontext existiert, verweist Lilith indirekt eben auch auf die Gesellschaftsform.
Das ist ein Gedankengang, der mir so noch nicht gekommen ist. Aber sehr spannend, wenn ich mal kurz meine dezidiert feministische Position verlasse & Lilith in einem Großzusammenhang betrachte.
Danke fürs Einbringen!