Bist auch Du PEGIDA? Menschen wie Du, aber ganz sicher nicht ich...

Ich bekomme regelmäßig die Krise wenn ich Vorurteile über das Leben in der DDR lese. Wenn man nicht da war kann man es nicht wissen, aber dann sollte man sich auch nicht so besserwisserisch hinstellen. Du hast es ganz gut getroffen. Wir wurden marxistisch-leninistisch erzogen, zumindest hat man das versucht. Die Nazis waren der Todfeind und unsere Lieder, Kinderbücher, Filme waren voll von Kriegsgrauen, KZ Berichten und Judenverfolgung. Schon als kleines Kind haben wir Lieder gesungen vom kleinen Trompeter usw. Für mich war klar: so etwas darf nie wieder geschehen.
Im Prinzip konnte man in der DDR gut leben solange man angepasst und genügsam war. Aber es gab zwei große Fehler : man durfte nur ins sozialistische Ausland reisen (Ungarn, Bulgarien, Polen, Tschechien und Russland waren unsere Urlaubsländer) und man wurde mundtot gemacht. Man hatte zu denken was man denken durfte und zu sagen was man sagen durfte. Genau diese Art Unterdrückung ist es welche genau das Gegenteil hervor brachte.
Was glaubt ihr eigentlich wer kurz nach der Wende her kam? Hochstapler, Leute die das große Geld witterten und auch Nazis die Frischfleisch schnupperten.
Es war für mich und auch andere keine gute Zeit. Mittlerweile ist die Wende solange her und bei der Jugend ist es auch egal ob Jemand aus Leipzig oder Hamburg kommt. Das ist meine Hoffnung. Soviel anders sind wir nämlich gar nicht mehr.
Und bei PEGIDA wird bayrisch , hessisch und sonstwas gesprochen.

Ich habe eigentlich auch nicht wirklich besonders viel Ahnung was das Thema betrifft. Aber m.A.n. gibt es zum einen psychologische Prinzipien die auf alle Menschen zutreffen, egal woher und egal welcher Kulturkreis. Als simples Beispiel das extrem destruktiv ist: Niemand reagiert positiv auf herablassende Behandlung und Demütigungen usw. Wenn man, egal in welchem Bereich, nur darauf achtet inwiefern ein hohes Maß an Demütigung stattfindet (oder nicht), kann man daran schon sehr viel erkennen.

Und es gibt eine "Ideologie" die alle anderen maßgeblich bestimmt: Kapitalismus/Materialismus. Nichts ist frei davon, weil das in gewisser Weise natürlich ist. Ein mehr an materiellen Werten ist ein Mehr an Sicherheit, Freiheit, Einfluss usw. Fast alle Menschen streben danach. Ideologisch ist es weil Menschen oft danach bewertet werden. Jemand der reich ist, egal wie er dazu kam, wird in aller Regel respektvoller behandelt als jemand der arm ist. Kontext wird zu oft unterschlagen und das hat insofern Methode als das Menschen dazu neigen eine Hierarchie herstellen zu wollen und das auch kollektiv.

Das West-Ost-Problem kann man m.A.n. zumindest ansatzweise daraus ableiten und beides (also "Psychologie" und Ökonomie) gehört zusammen, bedingt sich.

Die eigentlichen Ideologien halte ich ehrlich gesagt in ihren Auswirkungen für überschätzt. Die haben nie wirklich lange Bestand, denn Menschen wehren sich schon natürlicherweise dagegen. Ohne große Anstrengungen (Unterdrückung) sind Ideologien komplette Luftnummern und nachdem sie gebrochen wurden streifen die meisten sowas ab. Jenen die sich wirklich darüber identifizier(t)en fällt es natürlich schwerer, und natürlich jenen die sich in einem System schuldig machten. Aber dann ist man auch wieder eher im psychologischen Bereich.

Insofern halte ich Psychologie und Ökonomie (und Ökonomie ist im Kern Psychologie) für bedeutender als die offensichtlichen Ideologien und glaube dass das Kernproblem v.a. ökonomisch ist und wie das interpretiert wird. Viele Westdeutsche interpretieren eigene Verhältnisse oft zu selbstgerecht und jene vieler Ostdeutsche zu ungerecht.
 
Werbung:
Wahrscheinlich sowas wie....West Deutschland hat bis weit in die 70er gebracht um die Nazis aus Kopf und Herz zu vertreiben. Mann kann einfach nicht erwarten das "Ost"Deutschland einen vergleichbaren schweren Wandeln mit einem Fingerschnippen erledigt.

Es geht im Kern nicht um Nazis, sondern um den soziologischen und kulturellen Wandel eines ganzen Volkes, der einfach als Selbstverständlichkeit und zum Teil unnötig angesehen wurde.
Hätten wir uns zum Beispiel mit NordKorea vereinigt, würde sich niemand über die Unterschiede wundern und auch vieles nicht immer als individuelles Versagen der "NeuDeutschen" ansehen.
Einfach weil wir wissen, dass es lange Zeit braucht, bis Kulturelle und Traditionelle Eigenheiten sich "rauswachsen" Im Westen hat auch lange gedauert, bis über die Nazi Altlasten geredet wurde, 68er Revolution, etc pp. Von je weiter weg ein Eingebürgerter kommt, umso nachsichtiger und hilfsbereiter sind wir.

Bei der DDR wurde halt einfach so getan, als ob es nur den Einriss einer Mauer bedurft und alle sind Deutsche "wie wir". Und das ist halt einfach falsch. Es war ein eigenständiges Volk und es gab, bedingt durch fast ein halbes Jahrhundert Diktatur, unterschiedlich Kultur, Tradition und Politikverständnis. Es ging einzig alleine darum das ein Wandel einfach Zeit braucht.
Und das Thema Wirtschaft? Denkst Du nicht, dass wenn die Verhältnisse - nur mal als Gedankenexperiment - umgekehrt wären, so dass es Ostdeutschland wirtschaftlich wesentlich besser ginge und Westdeutschland wesentlich schlechter, das vielleicht auch großen Einfluss auf Themen wie AfD und Pegida etc. haben würde?

Das ganze Nazi-Gerede interessiert mich nicht. Wer oder warum es Ost-Deutsche gibt, die dazu tendieren rechts zu sein, führt zu nix und löst das Problem nicht
Ist aber das nicht irgendwie Thread-Thema? Immerhin hast Du ihn mit einem Beitrag zu Pegida-Versammlungen in Dresden eröffnet und selbst gleich nen witzigen Scherz gemacht ("An ihrem Dialekt sollt ihr sie erkennen! (1. Johannes 2,1-6)"). Und wenn nicht die Frage nach Ursachen, was löst dann Probleme?
 
ja weil sie garnicht erst hin durften.........oder wenn als Student , aber dann wieder gehen mussten.

ansonsten sind auch dort wenig nazibrüder verfolgt worden,
zumndest waren im Sed-führung einige dieser menschen vertreten.


einerseits nazi sein wegschieben, andererseits eigene Einwohner abschiessen, bespitzeln , verkaufen und einsperren wenn sie nicht genehm waren,

Es ging mir nicht darum die DDR besser darzustellen als sie war. Mich nervt aber wenn so getan wird als habe Westdeutschland in dem Bereich wesentlich mehr geleistet und das sei das Problem heute wenn es um Pegida und AfD geht.

Grundlegend halte ich das alles nicht für die Kernproblematik. Wie schon im vorherigen (oder vor-vor...) Beitrag gesagt, halte ich v.a. das wirtschaftliche Ungleichgewicht für bedeutend. Denn daraus folgen sehr viele andere Probleme und das hat eine kollektiv-psychologische Dimension die m.A.n. sehr oft unterschätzt wird.

Man kann es vielleicht mit Hartz4-Debatten vergleichen. In jeder größeren Diskussion darüber gibt es jemanden der sagt: "Aber es geht Hartz4-Empfängern doch sehr gut. Sie haben ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, insgesamt genug um zu leben.". Das Argument ist nicht falsch. Je nach Kontext ist es sogar sehr richtig (etwa im Vergleich mit den meisten anderen Ländern), es unterschlägt aber die psychologische Dimension, die v.a. in westlichen Ländern immer mitschwingt wenn es darum geht wie und auf welcher Basis Menschen einander bewerten. Die objektiven Verhältnisse sind nicht so sehr das Problem wie das Gefälle zwischen Menschen, die Überzeugungen die damit zu tun haben und Werturteile die daraus resultieren. Es greift tief in das Selbstbewusstsein von Menschen.

Insofern halte ich den ganzen offensichtlichen ideologischen Kram für überschätzt. Ich glaube auch nicht das es große kulturelle Unterschiede zwischen Ost und West gab. Die Menschen haben sich m.A.n. nie unterschieden, und Menschen sind sehr anpassungsfähig und auch resistent was Ideologien betrifft. Individuell gehen viele oft anders damit um als es kollektiv vielleicht scheint. Aber die wirtschaftlichen Verhältnisse haben sich unterschieden und das ist auch immer noch der Fall.
 
Ist aber das nicht irgendwie Thread-Thema?
ne..eigentlich nicht.

es ging den Journalisten auch nicht darum zu beweisen, das Pegida alles Nazis sind. Das ist auch nicht die Gefahr die von Pegida ausgeht.

Sondern dieses sehr "seltsame" bis nicht vorhandene Rechtsverständnis, das man normalerweise von einem demokratischen Staatsbürger erwarten würde und mit welcher Selbstverständlichkeit und wie hemmungslos das auch noch demonstriert wird. Jede Demokratie muss auch eine extreme Meinung (im gesetzlichen Rahmen) aushalten können. Pegida schafft es allerdings immer wieder diesen Rahmen zu sprengen und gleichzeitig den Eindruck zu vermitteln es wäre Normalität. Und das ist die Gefahr die von Pegida ausgeht.
 
ne..eigentlich nicht.

es ging den Journalisten auch nicht darum zu beweisen, das Pegida alles Nazis sind. Das ist auch nicht die Gefahr die von Pegida ausgeht.

Sondern dieses sehr "seltsame" bis nicht vorhandene Rechtsverständnis, das man normalerweise von einem demokratischen Staatsbürger erwarten würde und mit welcher Selbstverständlichkeit und wie hemmungslos das auch noch demonstriert wird. Jede Demokratie muss auch eine extreme Meinung (im gesetzlichen Rahmen) aushalten können. Pegida schafft es allerdings immer wieder diesen Rahmen zu sprengen und gleichzeitig den Eindruck zu vermitteln es wäre Normalität. Und das ist die Gefahr die von Pegida ausgeht.

Keine Ahnung wie Du das eine vom anderen trennen willst. Und noch mal: Du selbst hast doch auch die Verbindung zu Ostdeutschland und zu Nazis gezogen. Erstens durch den "Dialekt-Witz" und dann hast Du einen Beitrag über Unterschiede zwischen Ost und West und Nazis geschrieben.
 
Keine Ahnung wie Du das eine vom anderen trennen willst. Und noch mal: Du selbst hast doch auch die Verbindung zu Ostdeutschland und zu Nazis gezogen. Erstens durch den "Dialekt-Witz" und dann hast Du einen Beitrag über Unterschiede zwischen Ost und West und Nazis geschrieben.

Sorry dass ist dummes Zeug. Das ich mit dem Dialekt Nazis gemeint habe, ergibt sich nicht aus dem Beitrag. Den anderen Beitrag habe ich erst heute geschrieben und es ist offensichtlich das es nur um den Kulturwandel geht.
 
Sorry dass ist dummes Zeug. Das ich mit dem Dialekt Nazis gemeint habe, ergibt sich nicht aus dem Beitrag. Den anderen Beitrag habe ich erst heute geschrieben und es ist offensichtlich das es nur um den Kulturwandel geht.

Ich meinte nicht dass der Witz auf Nazis bezogen ist, aber auf Ostdeutsche. Worauf Du ihn letztlich wirklich beziehst, also was man am Dialekt erkennen sollte, hast Du ja offen gelassen. Das ist aber gar nicht der Punkt. Ehrlich gesagt verstehe ich gar nicht wirklich worum es Dir mit dem Thema überhaupt geht.

Was z.B. meinst Du mit Kulturwandel?
 
Werbung:
Zurück
Oben