Liebe Regina!
Nun haben schon einige aus ihren Beziehungen geplaudert, so möchte ich es auch tun, vielleicht wird es dann klarer, warum ich glaube, dass Eifersucht kontraproduktiv wäre.
Ich war 15 Jahre lang in Deiner Situation. Das erste Mal, als ich bemerkte, dass mein Mann eine Freundin hatte, war blanker Zufall. Ich war damals mit dem 2. Kind schwanger - und sein Verhältnis ging bereits fast zwei Jahre, also hatte mit meiner ersten Schwangerschaft angefangen.
Vorher war mir schon immer aufgefallen, dass er sich, es wurde hier der Begriff schon verwendet, bei den Frauen "sonnte". Ich tat es als "typisch männlich" ab und dachte mir nicht viel dabei, so wie es mir brav von meinen Eltern beigebracht worden war: "Männer sind halt so".....
Es gab so viele Anzeichen, bereits vorher, die ich einfach nicht gesehen hatte oder sehen wollte. Ich ließ mich damals nicht scheiden, weil ich keinen Ausweg sah - wir hatten gerade ein Haus gebaut, das zweite Kind unterwegs, ich keinen Job..... Die Familienidylle, die ich im Kopf hatte, konnte doch nicht einfach so aus sein.....
Es ging immer so weiter mit seinen Frauen, ich zog anfangs alle Register, um die Situation zu ändern. Von Eifersuchtsszenen, massenhaftem Kauf von Dessous
über kurzfristigen Auszug mit den Kindern zu meinen Eltern bis hin zur Resignation, die ich die letzten Jahre empfand. Es ging zum Schluß so weit, dass er sich bei mir oft wegen seines Liebeskummers bei einer anderen Frau ausweinte. Soviel zum Thema Toleranz in der Beziehung. Er war mir egal geworden, denn nicht nur, dass ich IHN verloren hatte - er hatte auch MICH verloren.
Liebe Regina, ich hatte 15 Jahre Zeit, mir das Hirn zu zermartern, was ich falsch gemacht hätte, wo ich hätte anders reagieren können....war ich zuviel/zuwenig tolerant, war ich zu altmodisch oder zu verträumt.....
Fazit: Ich war zuwenig böse.
Nicht böse im herkömmlichen Sinne, sondern er wusste immer ganz genau, dass ich in Wahrheit ein braves Weibchen bin, dass zuhause die Kiddies hütet und ihn niemals betrügen würde. Er war sich meiner immer total sicher. Er hatte oft erlebt, dass ich Männern gegenüber, die versuchten, mir näher zu kommen, aggressiv wurde, weil ich das gegenüber einer verheirateten Frau als Frechheit empfand. Ich war wirklich ein Schaf wie aus dem Bilderbuch.
Bei mir war genau das eingetreten, was hier schon mal angesprochen wurde: Es ging ihm ZU gut, es war alles zu einfach und zu sicher.
Es klingt zwar nach wunderbarer Konstellation, wenn alles harmonisch ist und man sich auf den Partner verlassen kann, aber es gibt Menschen, wo das ins Auge geht.
Vor sieben Jahre ließ ich mich scheiden (es waren ziemliche Kämpfe, denn er wollte das absolut nicht), seit 5 Jahren habe ich nun einen Lebensgefährten.
Ich weiß heute, dass ICH ES MIR WERT BIN, ein Unikat zu sein. Sei es Dir auch wert! Sei "böse"!
Es darf neben Dir kein "Kribbeln" bei einer anderen geben - dann stehen SOFORT seine Koffer vor der Tür. Nicht morgen, nicht übermorgen, in 10 Sekunden. (Ich habe 15 Jahre dafür gebraucht).
Du BRAUCHST keine Eifersucht! Sie bringt Dich nicht weiter, sie hindert Dich nur am tatsächlichen Handeln.
Du kommst möglicherweise dadurch genau in die Schiene, in der ich 15 Jahre lang gelaufen bin. Eifersucht zermartert Dir Dein Gehirn, macht Dich zum Kasperl und er nimmt Dich irgendwann nicht mehr ernst.
Da wird überlegt, auf "Zeichen" geachtet, die für oder gegen eine Untreue sprechen, die Arbeitskollegen befragt, mit Freundinnen darüber diskutiert, was sie davon halten, man macht sich selbst damit fertig.
Nur, DAS, was man wirklich tun sollte, verhindert man elegant damit. Eifersucht bedeutet (für mich) zwar zu reagieren, aber immer mit der Absicht, die Beziehung erhalten zu wollen.
Und das ist der springende Punkt, da fehlt die Selbstachtung, die Wut, die Konsequenz.
Und solange er spürt, dass Du "ihm sowieso bleibst", wirds wahrscheinlich munter weiterkribbeln bei anderen Damen....
Liebe Grüße
Reinfriede